Woche 6. Das zweite Wochenende ohne Fußball in Folge.

Tag 39, 29.01.2024 – Neue Frisur.

Nachdem ich am Vortag nahezu das Zeitliche gesegnet hatte, entschieden wir uns, den Montag etwas entspannter anzugehen. Außerdem war das Wetter während des Aufenthalts in Bocas nicht ganz so gut, so dass wir uns aufgrund der besseren Prognose für den Folgetag dafür entschieden, einen Tag auf der Karibikseite zu verlängern. Das war super einfach möglich, zwar nicht im selben Hostel wie bisher, aber dafür mehr im Ort. Spielte uns in die Karten, da wir bei dem guten Wetter eine Ganztagestour auf entlegene Inseln und Beobachtungsspots für Tiere buchen wollten. Nachdem ich also den ganzen Vormittag vor dem Laptop hing und alle ToDos für die Woche erledigte, sattelten wir unser Gepäck und marschierten wieder gute fünf Kilometer nach Bocas Downtown. Natürlich zog auch hier wieder ein kleines Unwetter über uns herein, dass wir gekonnt in einem Supermarkt, in dem wir Kekse und Eis kauften, abwarteten. Auch Straßenhunde wollten sich während des Schauers unterstellen, doch der Besitzer des Ladens war mit den Vierbeinern leider nicht so gnädig wie mit den zahlenden Touristen. Dieses Schauspiel zwischen Mensch und Tier zu beobachten, gerade wie die Hunde es immer wieder versuchten, ließ die Wartezeit recht kurz vorkommen. Nach einer groben Viertelstunde war der Spuk wieder vorbei und die zweite Weghälfte konnte bei leichtem Nieselregen angegangen und beendet werden. Im für diese Nacht gebuchten Hostel erhielten wir die klassische Einweisung und bekamen jeder einen Schlüssel für die Eingangs- und Zimmertür in die Hand gedrückt. Ob das so eine gute Idee war? Mit abgestellten Sachen planten wir den Resttag und kamen zum Ergebnis, dass wir einerseits die Tour für morgen buchen wollten und andererseits beim mittlerweile wieder sonnigen Wetter noch die Nebeninsel “Carenero”, die man mit dem Wassertaxi für nen Dollar besuchen kann, einmal umlaufen wollen. So fanden wir uns also gegen halb Vier in der Hochburg des Tourismusses, einem Informationsgebäude mit lauter Touriagenturen und Bootsanlegern und ließen uns so ne Tour aufschwatzen. Für 25 Dollar handelten wir eine siebenstündige Tour mit Badestop an einer entlegenen Insel, Schnorcheln im Meer, einem Halt an einer Bucht mit “100% Dolphinchance” und noch paar kleinen anderen Sachen aus. Wahrscheinlich bekommt die Tour jeder für den Preis, aber fürs gute Gefühl war das Handeln wichtig. Außerdem mussten wir von diesem Spot auch das Wassertaxi auf die Nebeninsel nehmen, daher waren wir in diesem Gebäude richtig. Das einem fliegende Händler auch Transfers nach Costa Rica, Panama City, Puerto Viejo, etc. anbieten wollen und diese Orts- und Ländernamen ständig ins Gesicht geschrien bekommt, gehört zur Erfahrung sicher dazu. Die erste Nussschale wurde geentert und keine Minute später standen wir schon in der “Aqua Lounge”, dem Restaurant, dem der offizielle Anleger auf die Insel gehört. Von diesem liefen wir durch die Lokalität zum Ausgang und dann einmal um die nur etwas weniger als einen Quadratkilometer große Insel, die über keine Straßen oder für Autos ausgelegte Wege verfügt. Alles wird hier zu Fuß oder per Boot transportiert. Wir fingen unseren Weg gen Nordwesten an, kamen hierbei erstmal durch das Wohnviertel der Einheimischen, die allesamt in höhergelegten Holzhütten wohnen. Leider roch diese Gegend sehr unangenehm und war mit Plastikabfällen übersät. Ob dies mit den Touristen oder dem eigenen Umgang mit Recycling zu tun hat, mag ich nicht beurteilen. Als wir diese Area hinter uns gelassen hatten, fing es an, schön zu werden. Einerseits mussten wir uns, immer noch nah am Wasser, mehr durch Wälder schlagen, hatten aber immer noch einen Trail unter uns, andererseits war nun weniger und unregelmäßiger Infrastruktur vorhanden. Und wenn, dann war diese ganz klar touristisch geprägt und wunderschön. Dementsprechend fanden wir kaum mehr Müll vor und konnten diese paradiesischen Zustände komplett genießen. Nach einem perfekt gemachten Strand mit Pier, auf dem auch einige Amerikaner die letzten Sonnenstunden des Tages genossen, ging es nur noch mit großen Schritten an Palmen ohne einen wirklich offiziell aussehenden Weg weiter. Dementsprechend erwarteten wir nun hier das Ende der Insel und den Weg zur Ostküste. Doch daraus wurde nichts, denn das Kap war privatisiert und ein Ende des für die Öffentlichkeit zugelassenen Bereichs per Schild angekündigt. Gerade dieser letzte begehbare Punkt war aber nochmal super schön, und so nahmen wir uns die Zeit, diesen Spot am gefühlten Ende der Welt mit Posen fotografisch festzuhalten, ehe wir denselben Weg wieder zurückgingen. Wir mussten bis zum Spot an dem die Amis entspannten und konnten dann von dort eine neue Route über einen Steg in den Osten einschlagen. Dieser führte durch einen schönen Blumen- und Früchtegarten, in dem viele Tiere, vor allem Schmetterlinge herumflogen und wuselten. Dieses Insektenwildlife war in diesem Moment auch etwas ganz Besonderes. Im Inneren der Insel sah man allerdings wieder die Auswüchse des Tourismus. Einige komplett aus Holz gebauten Hütten wurden gerade fertiggestellt und warten nur darauf, reiche Personen der ersten Welt zu beherbergen. Die Lage und Umgebung ist definitiv schön, aber will ich es in Kauf nehmen, dass dieses Ökosystem wegen mir, der hier ein paar entspannte Tage verbringen will, zerstört wird? Wahrscheinlich stelle ich gerade auch mir selbst die Frage, nachdem ich hier rumwandere, und auch auf einer Insel unterkomme, die sich dem Tourismus unterworfen hat. Wir genossen als Tagesgast von Carenero den Strand auf der Ostseite, der zeitgleich auf dem Wasser von vielen Surfern zum Reiten der Wellen genutzt wurde. Wir machten uns langsam, immer am engen Abschnitt zwischen Wald und Wasser auf den Weg zum Fähranleger und wurden dabei nicht nur einmal an den Füßen nass. Aber das machte uns an diesem Tag nichts aus, der Regen hatte sich komplett verzogen und die Sonne neigte sich zum Untergang. Wunderschöne Bedingungen für einen Spaziergang im Sand. Auch der Versuch einer Kokosnussöffnung, die arg frischer nicht hätte vom Baum fallen können, wurde unternommen, aber recht schnell wieder ad acta gelegt, da wir dafür nicht qualifiziert genug waren. Die letzten 15 Minuten des Weges waren wieder von Touristen bevölkert, die sich nicht auf den längeren Marsch um die Insel trauen, allgemein waren wir auf dem Trail, neben drei Joggern, alleine unterwegs. Wir überlegten kurz vor dem Steg noch, ob wir den Sonnenuntergang von der Insel aus schauen wollten, entschieden aber aufgrund der Bewölkung vor der Sonne lieber für eine Rückkehr zum Hostel. In diesem Moment überflog eine kleine Propellermaschine unsere Köpfe und machte sich zur Landung auf dem Airport von Bocas bereit. Was ein Bild. Die Kamera war nicht ganz so schnell gezückt, aber die Momentaufnahme im Kopf ist wunderschön. Mit dem Überflug der Maschine war für uns das Kapitel der Nebeninsel Carenero beendet und wir fuhren für nen Dollar pro Person wieder auf die Hauptinsel und liefen von dort über einen von uns noch nicht genutzten Weg zum Hostel. Des restliche Tagesplan sollte eigentlich nur noch die Aufnahme von Nahrung an dem bereits besuchten karibischen Restaurant und dem Kauf von einiger Snacks für die morgige Tour beinhalten, wurde nach dem Spotten des Fliegers aber noch um den Besuch des sehr naheliegenden Flughafens erweitert. Zu unserer Überraschung lag direkt daneben der Fußballplatz mit Tribüne, auf dem ein paar einheimische Jugendliche mit kleineren Toren kickten. Die Wiese war auch komplett unter Wasser und die Großfeldtore ohne Netz. Hier hat definitiv lange niemand mehr offiziell gekickt, wenn überhaupt. Die noch größere Überraschung lag aber hinter der Rasenfläche. Die Start- und Landebahn, beziehungsweise das Rollfeld waren weder umzäunt noch bewacht. Die darauf stehende Maschine wurde gerade mit Surfbrettern beladen und machte sich dementsprechend bereit zum baldigen Abflug. Und direkt daneben suhlen sich ein Hund und drei Kinder in ner Pfütze und weitere rennen nem Ball hinterher. Ganz skurrile Geschichte. Als der Flieger mit den Passagieren und dem Stuff beladen war, rollte sie die Piste entlang und startete auch noch in Richtung des Bolzplatzes, so dass wir von dort perfekte Aufnahmen machen konnten. Und nun das Kurioseste von allem. Nachdem die Propellermaschine von “Air Panama”, die in die Hauptstadt flog, weg war, marschierte das halbe Dorf auf die Piste und fuhr dort Fahrrad, spielte Ball oder ähnliches. Und niemand juckte es. Die Securitys beziehungsweise Vorfeldarbeiter standen unter ihrem Dach am Flughafengebäude und kümmerten sich um ihren Kram, während wir uns auch auf den wohl einzigen asphaltierten Streifen der Insel bewegten und natürlich in Top Gear Manier einige Bilder von uns schossen. Ich habe die Vermutung, dass nach dem letzten Flieger der asphaltierte und deshalb perfekte Boden von den Kids als gute Radpiste und zum Bolzen genutzt wird, da er, im Gegensatz zur kompletten anderen Insel, eben keine Unebenheiten aufweist. Aber deshalb den Weg dann uneingezäunt lassen? Ich weiß ja nicht. Irgendwann machten wir uns in halber Dunkelheit dann auf den Weg zum Restaurant, in dem wir bereits einige Tage vorher gespeist hatten, und bestellten wieder dasselbe. Mein Finne wollte eigentlich Fisch, da dieser aber bereits ausverkauft war, musste er wieder auf Hähnchen zurückgreifen. Ich entschied mich für die vegetarische Variante mit Reis, Patacones, Linsen und Salat. Nachdem die Rechnung beglichen war, wurde es doch nochmal Zeit für etwas Spontanität. Während meiner Reise habe ich genug Zeit, mir meine Haarpracht wieder so wachsen zu lassen, wie ich sie haben will. Aber Friseurgänge sind für mich im Allgemeinen meistens eher eine Last. In direkter Nachbarschaft zu unserem Hostel, tatsächlich auf dem Weg vom internationalen Airport von Bocas zu unserem Schlafplatz, sind wir an einem Barber vorbeigelaufen, bei dem ich mich über die Preise informiert habe. Und ja, für sieben Dollar, mit Trinkgeld inkludiert, habe ich mir die Kopfhaare nahezu komplett abrasieren lassen. Und scheiße sind meine Geheimratsecken tief. Muss bald mal nen Trip in die Türkei gebucht werden. Ganz wichtig, der Bart ist natürlich dran geblieben, ich will nicht mehr wie 15 aussehen. Mit diesem ganz neuen Gefühl auf dem Kopf ging es ins Hostel, erstmal unter die Dusche und von da an recht zügig aufs Sofa zum Entspannen und anschließend ins Bett. Denn der morgige Tag sollte recht früh losgehen und auch abwechslungsreich werden. Da wollten wir lieber fit sein.

Tag 40, 30.01.2024 – Inselparadies mit Tierschau.

Nicht wirklich ausgeschlafen, aber umso gespannter auf den Tag erwachten wir am Morgen und freuten uns auf das ausgeschriebene kostenfreie Frühstück. Da ich bereits wusste, dass uns lediglich die Zutaten für Pancakes zur Verfügung gestellt wurden und wir diese dann selbst zubereiten durften, schicke ich Mikael vor, um uns einen Platz in der Schlange zu reservieren. Mit mehr als anderthalb Stunden Zeit bis zum Treffpunkt war ich optimistisch, dass wir imstande waren, einige essbare Köstlichkeiten herzustellen. Mikael war leider nicht so positiv gestimmt und gab den Platz sofort wieder auf, um sich im Supermarkt etwas zu kaufen. Anscheinend vertraute er meinen Koch- und Backkünsten nicht. Sauerei. Da ich selbst auch noch nie Pancakes gemacht hatte, vertraute ich meinem Instinkt und kippte einfach mal etwas Mehr mit wenig Zucker in ne Schüssel, verdünnte das mit Wasser und, da es weder Milch noch Backpulver gab, verrührte das ein wenig, bis es dickflüssiger wurde und ich die Masse in ne Pfanne geben konnte. Das Ergebnis war echt gut, bis auf den Erste, der scherzeshalber in Kaiserschmarrn verwandelt wurde. Da ich nebenher auch noch meinen Rucksack packte, da dies unser letzter Tag auf Bocas war, verging die Zeit wie im Flug. Ich hatte aufgrund der ungewissen Mischmenge auch deutlich zu viel Teig gemacht, so dass sich auch die Zeit am Herd deutlich verlängerte. Erst fünf Minuten vor Treffpunkt schaffte ich es so die Pfanne und meine Schüssel zu spülen, den gepackten Rucksack in den videoüberwachten Abstellraum des Hostels zu legen und die fertigen Teigfladen in eine Plastiktüte zum Mitnehmen zu stopfen. Zum Essen im Hostel reichte die Zeit definitiv nicht mehr aus, so entschied ich mich, eben einen Snack für unterwegs zu haben. Wenigstens war dieser im Hostelpreis enthalten und daher kostenfrei. Und ich weiß nun auch, wie man Pancakes macht. Der kochinteressierte Leser und wahrscheinlich jeder andere auch, wird wissen, dass dies keine Raketenwissenschaft ist, aber für das groundhoppende Muttersöhnchen ist das schon ne Leistung. Nur ganz kurz nach offiziellem Treffpunkt, aber nicht als Letzte, erreichten wir fußläufig das gestern besuchte Infohäuschen und verkündeten unsere Ankunft. Uns schlug wildes Rumgeschreie und versuchte Organisation entgegen, allerdings wirkte alles hier ziemlich nach Chaos. Jeder Tourverkäufer versuchte sein eigenes Boot zusammenzustellen, also widmeten wir uns unserem Tourifänger, der uns zeigte, dass unser Schiff bald kommen würde. Zwei deutsche Mädels aus unserem Hostel, die die selbe Tour, allerdings über einen anderen Verkäufer gebucht hatten, saßen schon in einer Nussschale und schipperten dem Horizont entgegen. Etwas beunruhigte uns dass, aber nachdem ein weiteres Motorboot anlegte und unser Verkäufer darauf zeigte, stiegen wir mit guten Gefühl in die erste Reihe. Insgesamt fanden sich 13 Touris in dem Boot, darunter auch ein paar kleine Kinder. Die ersten 20 Minuten ballerte der Kapitän mit vollem Speed über die Wellen und tatsächlich holten wir auf irgendeiner verlassenen Insel nochmal zwei Mitfahrer ab. Mit denen an Bord gings zum ersten Spot. Einer Bucht mit “100% Chance of Dolphins”. Zusammen mit ungefähr zehn weiteren mit Touristen gefüllten Booten fuhren wir auf und ab, ließen uns treiben und versuchten weitere Manöver. Doch ein Säugetier des Wassers wollte sich nicht zeigen. Leicht enttäuscht, beziehungsweise etwas wütend über mich selbst und dem Hereinfallen auf den Scam versuchte ich mich auf die noch folgenden Punkte zu konzentrieren. Zuerst ging es an eine Insel, auf der Faultiere ihr Zuhause gefunden haben, da sie dort keine Feinde haben. Teilweise, so unser Guide und Bootsführer, würden sie von anderen Inseln auf diese schwimmen, da sie hier sicher seien. Das Boot verlassen durften wir nicht, aber wir sahen auch von unseren Sitzen einige der wirklich süßen Tiere in den Baumkronen hängen. Nachdem einige Bilder im Kasten waren, fuhren wir weiter übers Meer, dass von vielen kleinen Inseln gespickt ist. Man hat auch einen Blick auf die Berge in der Ferne, so dass allein die Fahrt durch diese Region ein schönes Erlebnis ist. Der nächste Stop war ein Restaurant, in dem jeder, der mittags etwas essen wollte, sich dies schonmal vorbestellen konnte. Ich kam in Kontakt mit einem weiteren Deutschen und zwei Norwegern, die sich aufgrund der gehobenen Preise der Lokalität dafür entschieden, ihre Teller zu teilen. Ich hatte für später zum Glück meine eingepackten Pancakes, so dass ich nichts bestellen musste. Nach dieser kurzen Pause ging es zum längsten Teil des Ausflugs. Wieder gute 20 Minuten übers offene Meer auf die Insel “Zapatilla 2”, die vollkommen am Arsch der Welt von unzähligen Touristenbooten angesteuert wird. Die fünfköpfige Gruppe aus Deutschen und Skandinaviern entschied sich, nach dem obligatorischen Eintragen des Namens in eine Liste für Statistikzwecke, für eine Umrundung der Insel und lief erstmal einen Steg in den Westen ab. Während unserer Einfahrt mit dem Schiff sahen wir bereits einen super schönen, aber bereits bevölkerten Strand im Osten, so dass wir erstmal einen menschenleeren Abschnitt aufsuchten wollten. Uns kamen nach etwa zehn Minuten Fußweg aber die beiden deutschen Mädels aus dem Hostel entgegen, die meinten, dass der Steg nach der nächsten Kurve abrupt enden würde. Doch die von Vertrauensbrüchen geprägten Norweger wollten sich davon selbst ein Bild machen und so folgte der Rest der Gruppe den beiden. Tatsächlich hörte der gut ausgebaute Steg dort auf, aber Trümmerteile des ursprünglich mal längeren Weges lagen noch im Matsch und Morast des Bodens. So stiegen wir vorsichtig hinab und staunten nicht schlecht, wie tief man im Schlamm versinken kann. Eine Badeschlappe wurde dabei sogar verloren und ganze Unterschenkel waren nun von Dreck überzogen. Doch langsam und bedacht bahnten wir uns den Weg zum Strand, der nicht allzu weit entfernt liegen sollte. Mikael hingegen hatte für dieses Abenteuer nichts übrig und widmete sich lieber der entspannten Fotografie am anderen Ende der Insel. Wir erreichten in der Zwischenzeit den vollkommen verlassenen Strandabschnitt und sprangen das erste Mal ins Wasser. Und das war so erfrischend. Leider baute sich recht schnell, wir waren nur bis zum Bauchnabel im kalten Nass, eine natürliche Barriere auf. Ein mit Pflanzen bewachsener Stein machte es schwer weiter hinauszuschwimmen und so entschieden wir uns weiterzuziehen. Die Nordspitze der Insel hinter uns gelassen, entdeckten wir einen noch schöneren Sandstrand, der auch nahezu leer war. Auch hier badeten wir erstmal, ehe ich mich abkapselte und meine Finnen suchte. Doch dieser war nicht auffindbar, so dass ich mich wieder der neuen Gruppe widmete. Diese hatte mittlerweile eine Kokosnuss als Ball umfunktioniert und wir spielten mit dem im Wasser über einen längeren Zeitraum, ehe wir auch wieder diesen Platz verließen und uns nahe den beiden deutschen Mädels niederließen. Dort zeichneten wir ein Fußballfeld ein und spielten im zwei gegen zwei Deutschland gegen Norwegen mit der Kokosnuss als Ball. Wenn das auf deiner Bucketlist noch nicht drauf steht, dann empfehle ich das hinzuzufügen. Mit einer Kokosnuss auf einer verlassenen Insel ein Fußballspiel austragen. Flipflopps als Tore, die ankommenden Wellen als natürliche Bande und ab dafür. Nach der Niederlage per Golden Goal, etwa 20 Minuten nach dem Start, waren unsere Knöchel offen, die Füße voller leichter Striemen und unsere Ausdauder am Arsch. Grund genug sich wieder in die Karibikwellen zu stürzen und die letzten Minuten vor der Abfahrt unserer Bootes zu genießen. Der Fußweg über das Inselparadies zum Steg war nochmal schön, das Besteigen des Bootes dann etwas traurig, da so eine Insel definitiv nicht mehr so oft besucht werden kann. Trotz dem mehrfachen Eincremen mit jeglichen Sonnenschutzmitteln spürte ich bereits die roten Flächen auf dem Rücken, so dass auch jetzt nochmal nachgebessert wurde. Spoiler, brachte nichts. Der nächste Punkt auf der Liste war eigentlich das Mittagessen, allerdings wurde spontan das Schnorcheln vorgezogen. Das gestellte Equipment war absoluter Rotz, trotzdem machte es extrem viel Freude an den Korallen und Fischschwärmen vorbei durch die Unterwasserwelt zu tauchen. Leider entdeckten wir an diesem Spot keine Seesterne, aber trotzdem stempel ich das als schöne Erfahrung ab. Während der Aufenthalts an dem Restaurant kam plötzlich von anderen Tischen Hektik auf. Viele verschwanden in Richtung Landesinnere und ein Teil unserer Gruppe machte es ihnen gleich. Schnell verbreitete sich die Nachricht, dass nur wenige Meter entfernt ein Ara auf einer Palme hocken würde. Den Fotoapparat präpariert und ab dafür, war es nicht schwierig den “Scharlachara”, einen roten Papagei, von dem in Mittelamerika nur noch gut 1.500 Tiere leben, zu spotten. Wunderschön machte er es sich auf der Palme bequem, stolzierte und hüpfte auf dieser umher, so dass wir einige Minuten damit verbrachten ihn zu beobachten. Alleine dafür hat sich die Tour gelohnt, auch wenn dieser Punkt nicht auf der offiziellen Liste stand. Zurück am Platz, dann die nächste Überraschung. Während ich mich mit Mikaal unserem mitgebrachten Vesper widmeten und die drei anderen sich darum stritten, wer jetzt wie viel der beiden gemeinsam bestellten Essen zu sich nehmen durfte, machte sich neben uns eine Familie breit und zeigte in den Horizont. Und tatsächlich, etwas weiter entfernt sahen wir eine Schule Delfine, ja so nennt sich die Tiergruppe der Wassersäugetiere, herumspringen. Was eine Aussicht. Leider war das doch weit entfernt, so dass die Kamerabilder aller Anwesenden nicht gut wurden, aber wir haben auf der “100% Dolphinchance”-Tour tatsächlich welche gesehen. Wenn auch außerhalb des eigentlichen Plans. Nach den letzten Happen des Mittagessens ging es nochmal, natürlich nicht ohne uns einzucremen, ins Wasser. Direkt am Pier war eine kleine Wasserrutsche aufgebaut, die von Klein und Groß bis zur Abfahrt unseres Bootes genutzt wurde. Letzter Stop, Hollywood Island. Eine kleine Insel, benannt nach dem Ort des Walk of Fames, einem mit Sternen verzierten Gang rund um die Filmstudios in Los Angeles. Der Name der Insel hat sich aufgrund der vielen Seesterne, die sich rund um die Insel breit machen, etabliert. Und tatsächlich, während wir langsam um das Eiland schipperten konnten wir links und rechts viele der auf dem Meeresgrund lebenden Tiere. Beeindruckend. Mit diesen vielen gesammelten Eindrücken ging es nach etwas mehr als sechs Stunden Tour wieder auf die Hauptinsel. Dort wurden wir, wie bereits die letzten Tage, von vielen Tourifängern umlagert, die uns ihre tollen Angebote unterbreiten wollten. Doch da wir bereits einen ausgeklügelten Plan in der Tasche hatten, prallten die Sätze der Verkäufer an uns ab und wir machten uns ein letztes Mal auf den Weg zu unserem Hostel. Gnädigerweise duften wir, obwohl wir keine aktive Buchung mehr hatten, nochmal duschen und sattelten unser bereits am vormittag abgestelltes Gepäck. Es ging wieder zur Fähre und damit aufs Festland, damit wir am Folgetag sehr einfach und zeitlich unkritisch nach Costa Rica weiterreisen konnten. Doch zuerst musste wieder das richtige Überfahrtsunternehmen gefunden werden. Aufgrund meines abgelaufenen Datenpakets lag die Verantwortung bei Mikael, der den Weg nach etwas einheimischer Hilfe fand. Im Wartesaal interessierte sich niemand für unser Ticket, genauso wenig wie beim Einstieg oder dem Ausstieg in Almirante. Wahscheinlich ist es sogar recht easy mit den Dingern schwarz zu fahren, falls man per Flugzeug auf die Insel gekommen ist und über den Seeweg zurückreist. In Almirante angekommen wurden wir klassischerweise mal wieder belagert, aber kämpften uns auch durch diese Traube mit dem magischen Wundermittel Nichtbeachtung. Unser Ziel war wieder das “Hotel Cristo Colón”, in dem wir bereits am Freitag der Vorwoche nächtigen. Für fünfzehn Dollar war das Doppelzimmer unschlagbar und ermöglichte uns zeitig an der Bushaltestelle im Ort zu stehen und trotzdem noch ein ausgiebiges Frühstück am guten Restaurant in der Dorfmitte zu genießen. Soweit der Plan für den Folgetag, doch nun zurück zum Bericht. Nach dem Check-In mit der wiedermals sehr freundlichen Dame am Empfang und dem Ablegen unserer Habseligkeiten widmeten wir uns der Nahrungsaufnahme und fanden unweit unseres Domizils einen Foodtruck, der neben HotDogs und Hähnchen auch Pommes mit Käse und Chili versprach. Diese geordert und sich auf den Plätzen davor breit gemacht, war ich mir beim Verspeisen nicht sicher, ob nicht auch Hackfleisch Teil dieser Kombination war. Angeschrieben war es nicht, dementsprechend war ich mir sicher, dass es sich um veganes Mühlenhofhack gehandelt hat. Das ich während des Trips aufgrund eines Missgeschicks auch mal Fleisch oder Fisch vorgesetzt bekommen werde, habe ich einkalkuliert, dass dies aber das erste Mal ausgerechnet am letzten Abend in Panama passiert, ist natürlich ärgerlich. Trotzdem genossen wir den Abend mit im nahegelegenen Supermarkt gekauften Kaltgetränken im Hotel und gingen anschließend recht zeitig ins Bett.

Tag 41, 31.01.2024 – Länderpunkt am ersten Tag.

Früh morgens, mit dem Krähen der nicht weit von uns wohnenden Hähnen und den ersten Sonnenstrahlen wachten wir erholt auf. Zumindest Mikael. Mein Sonnenbrand, der punktiert über den halben Rücken immer mal wieder schmerzte und auf ungenaues Eincremen durch meinen Tourpartner zurückzuführen werden könnte, hielt mich von langen Schlafphasen ab. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich okay, denn heute sollte ein neues Land betreten werden. Mit dem Gepäck verließen wir das Zimmer gegen halb Acht und setzten uns in das vom Samstagmorgen bekannte Frühstücksrestaurant und bestellten dasselbe wie in der Vorwoche. Drei Empanadas mit Fleisch, sowie einen Kaffee für den Finnen und für mich drei Hojaldas mit Käse. Das all dies zusammen unter fünf Dollar kostet, ist schier unglaublich, aber tatsächlich wahr. Mit vollem Magen ging es die letzten Meter zum Busbahnhof, von dem gerade ein Bus nach Changuinola abfuhr. Dies wäre auch unsere Zieldestination für den Umstieg in den Bus an die Grenze, aber wir hatten ja Zeit. Der Assistent des Fahrers, der für das Ein- und Aussteigen der Passagiere und die Abwicklung der Zahlungen zuständig ist, entdeckte uns aber noch und brachte den Bus zum Stehen, so dass wir dieses doch noch erreichten. Bei noch drei freien Sitzplätzen behielten wir unsere Taschen trotzdem lieber am Mann und nahmen es auf den Schoß, als es in irgendeine Gepäckluke zu stopfen und nachher nicht mehr wieder zu erhalten. Die gute Stunde Fahrt wurde das Bussle immer voller und von den gut zwanzig Sitzplätzen waren nicht nur alle belegt, sondern es wurde auch von mindestens fünf Personen gestanden. Diese Art von Transport ist immer wieder ein Erlebnis. Am grenznahen Busbahnhof angekommen, mussten wir nun nur noch das Bussle nach Guabito beziehungsweise auf Costa Ricanischer Seite Sixaola finden. Diesmal fuhr ein tatsächlicher Bus, der noch relativ leer an einem Bussteig wartete. Nachdem sich dieser über die nächsten Minuten füllte, kurvte uns der Fahrer durch die entlegenen Käffer der Prärie, bis, ungefähr zehn Kilometer vor der Grenze, ein erster Kontrollgang des Grenzschutzes durch einen Mitarbeiter durchgeführt wurde. Natürlich wurden nur unsere beiden Pässe angeschaut und auf den Einreisestempel kontrolliert. Nach getaner Arbeit erhielten wir die Papiere zurück und der Bus durfte die letzten Kilometer ungestört weiterfahren. Etwa 500 Meter vor der offiziellen Grenze erreichte der Bus sein Ziel und wir liefen diesen letzten Abschnitt auf Panamas Gebiet. Die Passkontrolle befindet sich etwas versteckt in einem Gang auf der rechten Seite, den wir zuerst nicht fanden. Dank der Hilfe eines Securitys standen wir dann aber vor dem richtigen Häuschen und kamen sofort dran. Nochmal Fingerabdrücke abgeben, Foto machen lassen und der Ausreisestempel wanderte auf eine der Seiten im Pass. Anschließend noch die vier Dollar Ausreisegebühr an den Staat abdrücken und über die Brücke ins Nachbarland. Doch auf dieser Brücke kontrollierten weitere Beamte des panamaischen Grenzschutzes, ob wir auch den Ausreisestempel korrekt im Pass hatten. Diesen konnten wir dank der vorher durchgeführten Prozedur vorweisen und daher ging es nun ungestört über den “Rio Sixaola”. Die erste Amtshandlung in Costa Rica war das Ablassen von unnötigem Ballast, daher wurde noch im Transit von uns beiden das WC aufgesucht. Anschließend zum Grenzer, der weder das eigentlich vorgeschriebene Einreiseformular, noch das Weiterflugticket, dass wir wieder als Onwardticket gebucht hatten, gecheckt hat. Er wollte lediglich unseren jeweiligen Beruf wissen und hämmerte dann den Stempel mit 90 Tagen Aufenthaltsberechtigung in den Pass. In 30 Sekunden erledigt. Easy. Nun befanden wir uns ausserdem in einer anderen Zeitzone als in Panama, die Uhr wurde nochmal eine Stunde vorgestellt, also mittlerweile sieben Stunden Differenz nach Deutschland. Unser Endziel des heutigen Tages war die Hauptstadt San José. Im Vorfeld hatten wir uns bereits über Busse von der Grenze in eben diese erkundigt, so dass wir genug Zeit hatten, um uns Bargeld zu beschaffen. Um elf Uhr Ortszeit sollte ein Bus abfahren, wir hatten es nun aufgrund der deutlich unkomplizierten Einreise erst kurz nach Neun. Also erstmal nen Geldautomaten aufgesucht, Getränke gekauft und anschließend zum Busterminal um zwei Fahrkarten zu ziehen. Auch hier waren diese recht günstig, so dass wir für knapp sechzehn Euro die guten sechs Stunden Busfahrt antreten durften. Die Wartezeit am Busterminal wurde dank des kostenfreien WLANs mit dem weiteren Planen des Tages und Folgetages verbracht, dabei entdeckte ich leider die Verschiebung von zwei Erstligaspielen, die wir genau an diesen Tagen geplant hatten. Die Alternativensuche entpuppte sich als etwas schwieriger als gedacht. Zumindest für den heutigen Tag. Die zweite Liga hatte für den Folgetag angesetzt, auch ein Spiel des größten Vereins, Deportivo Saprissa, fand am Folgetag statt. Doch diese wollten wir ein anderes Mal besuchen. Von Deportivo Saprissa spielte allerdings die Frauenmannschaft ein Auswärtsspiel auf dem eigenen Trainingsgelände. Also wurden alle Optionen und Mittel gesucht, um den Weg dorthin so kostengünstig und einfach zu ermöglichen. Und es schien machbar. Länderpunkt mal wieder etwas räudiger als geplant, aber wenn das anvisierte Spiel nicht stattfindet, dann muss eben die Alternative herhalten. Irgendwann durften wir den Bus dann besteigen, allerdings befanden sich nur sechs weitere Passagiere in dem großen Fernbus. Doch nach den Haltestellen und Puerto Viejo und Puerto Limón war der Bus bis auf den letzten Platz voll. Interessanterweise lief nach jedem Stop ein Offizieller durch den Gang und zählte die Passagiere und gab die Liste anschließend dem Busfahrer. Nichts für Flixbussitzenbleiber, die gemeinten Personen dürfen sich angesprochen fühlen. Die sechs Stunden in die Hauptstadt zogen sich, vorallem da wir ab etwa 30 Kilometern vor dem Ziel im Stau standen. Aus geplanter Ankunft 16:30 Uhr wurden schnell etwa anderthalb Stunden später, so dass aus dem geplanten längeren Stop im Hostel nur ein schneller Check-In und das abwerfen unserer Rucksäcke wurde, ehe wir fußläufig zu einer Bahnstation etwa vier Kilometer entfernt wanderten. Von dort sollte eine Bahn recht nahe an die Anlage von Saprissa fahren, allerdings war auch hier der Puffer eng und eine Ankunft nur etwa fünf Minuten vor dem geplanten Kick-Off möglich. Ohne zu wissen, wie die Einlasssituation vor Ort war, natürlich spannend, aber wir wollten es versuchen. Am Bahnhof angekommen, wollten wir die zehn Minuten Puffer, die man laut Google Maps hatte, nutzen, um die Fahrkarten für diesen Zug zu besorgen. Auf Nachfrage war schnell klar, dass man diese Berechtigung erst im Schienenfahrzeug erwerben kann, also ging es in die recht lange Schlange der Pendler, die aus der Hauptstadt wieder zum Wohnort fahren wollten. Wir hatten etwas Angst, dass der gewollte Zug aufgrund des Menschenandrangs nicht bestiegen werden kann. Einige Minuten vor der Abfahrt fuhr der Zug ein und wurde von den Massen in Reih und Glied gestürmt. Da es sich um die Starthaltestelle der Linie handelte, erwarteten wir eine Abfahrt on time und naja, was soll man sagen. Es ging sogar mehrere Minuten vorher los, was uns definitiv in die Karten spielte. So erreichten wir unsere Endhaltestelle, nachdem wir tatsächlich im Zug kontaktlos den Fahrpreis bei herumlaufenden Kontrolleuren beziehen konnten, gute fünfzehn Minuten vor dem Plan. Zwei Dinge habe ich hier gelernt. Die Einwohner lieben, genau die Engländer, das Bilden von Schlangen und Fahrpläne der Öffis werden absolut überbewertet. Da wir nun gute 25 Minuten für etwa zehn Minuten Fußweg bergauf hatten, wurde noch ein naheliegender Supermarkt angesteuert und mein Kumpane zog sich nen viel zu überteuerten Sandwich, kombiniert mit ner drei Liter Bottich Cola, Länderpunktrunde, in der Hoffnung, dass wir diese an den Platz mitnehmen können. Am Eingang fragten wir uns bei einem Security als durch, er ließ uns durch ein offenes Tor passieren und so standen wir an einem umzäunten Kunstrasen, neben dem es sich einige Saprissafans mit Campingstühlen gemütlich gemacht haben. Obwohl die Damen des bekanntesten Hauptstadtvereins ein Auswärtsspiel in dieser zweiten Runde des Torneo de Copa hatten, spielte man auf dem eigenen Trainingsgelände, das nur aus diesem Kunstrasen besteht. Heimverein war Morpho FC, die lediglich eine Frauenmannschaft und einige weibliche Jugendteams unter ihrem Namen spielen lassen. Mikael und mich zog es auf Höhe der Mittellinie, an der sich die Kommentatoren an einem Plastiktisch mit aufgebauten Bildschirmen bequem gemacht haben. Selbstverständlich hinter dem Zaun. Auch drei Radioreporter hatten sich in einem Nahe dem Spielfeld abgestellten Pick-Up positioniert, aus dem sie das Spiel kommentierten. Was ein Bild, perfekt für den Länderpunkt. Doch dieser musste erstmal noch ein wenig warten, einer der Linienrichter verspätete sich, so wurde die Partie erstmal gute 20 Minuten später angepfiffen. Uns war das egal, wir hatten noch keine Rückfahrt herausgesucht und ohne mobiles Internet waren wir eh aufgeschmissen. Daher sahen wir alles recht entspannt und uns war egal wann wir uns wieder an die Bahnstation stellten und hofften, dass dort noch Eine fährt. Doch dazu später mehr. Irgendwann liefen die Damen dann vor den grob 70 Zuschauern ein, einige hatten sich mit ihren Autos auch auf einem oberhalb gelegenen Parkplatz hingestellt und genossen von da einen besseren Blick auf die Partie, in der Saprissa in den ersten fünfzehn Minuten besser im Spiel war. Am Wochenende ging die selbe Partie 9:0 für die Gäste aus. Diese Überlegenheit konnte sie nach etwa einer Viertelstunde auch in ein Tor ummünzen, Steilpass auf die Stürmerin, die die Hüterin umkurvt und einschiebt. Die sich um uns befindlichen Reporter eskalieren und schreien das weltweit bekannte “Golaso” mehrfach in ihre Mikrofone. Neben uns stand auch ein Dude, der jede Situation, Ballbesitzwechsel und auch die Position des Balls an eine Person am Telefon weitergab. Ob das für einen Wettanbieter oder einen Liveticker war, kann ich nicht sagen. Kam mir aber recht shady vor. Das 0:2 für Saprissa fiel nach ner halben Stunde, Ecke halbhoch, rutscht durch und die als Aussenverteidigerin aufgestellte Asiaten schiebt ein. Die Reporter um uns ziehen sich gegenseitig an den Augen, um sich zu signalisieren, wer das Tor gemacht hat. Mies befremdlich. Während ich die Notizen ins Handy schrieb, schoss der Gast das 0:3, vor der Halbzeit noch das 0:4. Der Gastgeber, bei denen die Trikotnummer 1 auf dem Feld und nicht im Tor stand, ging unter. Ich machte mich in der Halbzeit auf den Weg zu den oberhalb abgestellten Autoschauern, um einige Bilder des Kunstmurus zu machen. Als ich wieder am Platz stand, lächelte Mikael mich an. Er hatte einen Hotspot geknackt und deshalb nun Internet. Während ich also unsere Heimfahrt recherchierte, die Züge fuhren natürlich nicht mehr, schoss Deportivo das 0:5. Auch das Sechste und Siebte fielen bis zum Abpfiff, definitiv ein Spiel der Kategorie “Hoppen muss wehtun”, aber der Länderpunkt stand. Für uns ging es nun heimwärts. Ich fand eine Buslinie, von der ich aber nicht wusste, ob diese noch fuhr. Also ging es ein paar Meter aufwärts in Richtung der Hauptstraße, an der wir auch recht zügig eine Haltestelle fanden, von der wir einen guten Blick über die beleuchtete Stadt hatten.. An dieser positioniert, kamen auch andere Fans, die wir fragten, ob überhaupt noch Busse fahren würden. Einer bestätigte mir, dass hier in einigen Minuten noch was in Richtung Stadtzentrum abfahren sollte. Da die anderen Fans wohl nahe des Trainingsplatz wohnten, standen wir alleine in diesem verlassenen Kaff am Rand der Metropole. 20 Minuten nach der Bestätigung war noch immer keine Spur von einem Bus, doch unser Geduldsfaden war zum Glück recht gut gespannt. Also standen wir noch ein wenig rum und tatsächlich fuhr irgendwann eine Klapperkiste ein, die uns ins Stadtzentrum brachte, von dem wir in gut einer halben Stunde wieder ins Hostel liefen. Wir hatten etwas Sorge, dass wir dort vor verschlossener Türe standen würden, doch uns wurde nach dem Klopfen sofort die Türe geöffnet und wir konnten ins Bett fallen.

Tag 42, 01.02.2024 – Ungeplante Länderpunktrunde als Wettbewerb.

Im Hostel war von halb Acht bis um Neun Frühstück inkludiert, also mussten wir recht früh aufstehen um dieses mitzunehmen. Da wir aber um Zehn bereits den ersten Termin, die Free-Walking-Tour am anderen Ende der Stadt, hatten, war dies sowieso geplant. Das Frühstück bestand aus Reis, Bohnen, Rührei, Streifen von gebratener Kochbanane und einer kleinen Portion frischer Früchte. Für den Preis, den wir die Nacht hier bezahlen, ist das ein absolutes Brett und daher auch eine Empfehlung. Nach der Stärkung ging es die Stunde zu Fuß ungefähr in die Gegend, in der sich auch der Abfahrtsbahnhof des Vortages befindet. Obwohl wir nicht auf der Liste des weiblichen Guides standen, durften wir gnädigerweise teilnehmen. Danke Hostelworld für diesen kurzen Struggle. Aber die Dame war auch um jeden Teilnehmer dankbar, da dieses Konzept von den Spenden lebt. Bei den rund 30 Touristen, die an dieser gut zweistündigen Tour teilnahmen, handelte es sich bei der einen Hälfte um ne Rentnergruppe aus Australien und bei der anderen um sparende Backpacker. Also war recht schnell geklärt, wer den größten Teil der Spenden übernimmt. Während unseres Spaziergangs durch die Stadt, die mir von vielen Reisenden schon als hässlich und unlebenswert vorgestellt wurde, besuchten wir einige interessante Punkte und erhielten interessante Fakten über die Entstehung. Um hier ein bisschen was zu nennen, Costa Rica hat keine Armee, ist eines der Länder mit der glücklichsten Bevölkerung, hat eine sehr renommierte Universität, ist ein Sozialstaat mit kostenloser Schulbildung. Allgemein was diese Sachen angeht sehr europäisch, aber deshalb auch preislich nicht mit dem Rest Mittelamerikas vergleichbar. Das merkten wir beim anschließenden Mittagessen, denn dieses gab es ToGo für umgerechnet sechs Euro. In Panama waren es nur Drei bis Vier. Aber sei es drum, lecker war der extra vom Koch für mich angebratene Gemüsemix mit Reis und Salat trotzdem. Der Finne ließ sich sein Hähnchen schmecken, dazu erhielten wir aufs Haus, Touristenbonus in einer nicht touristisch geprägten Gegend der Hauptstadt, ein kleines einheimisches Erfrischungsgetränk, dass eine Mischung aus Eistee und Milch war. Leider habe ich den Namen nicht aufgeschnappt, aber lecker wars definitiv. Einen Punkt mussten wir aber nun noch erledigen, denn wir wollten auch unterwegs mobil bleiben und vorallem Busverbindungen checken. Also ließen wir uns Wegwerf-SIMs raus, wobei auch das ein Act war. Zu einem Store unseres gewünschten Anbieters, wir entschieden uns für Kölbi, dort eine Nummer ziehen, ewig warten, wobei wir Glück hatten, da wir eine Nummer auf unserem Sitz fanden, die bereits eine gute Dreiviertelstunde vorher gezogen wurde und bald dran war. Damit zu einem Mitarbeiter, der etwa ne halbe Stunde braucht alle Daten in seinen Laptop zu klopfen und dann legt er nicht mal die SIM ins Handy, sondern gibt uns nur ein eingeschweißtes Päckchen mit. Die Prepaidkarte bot einen Monat mit wenigen Gigs für etwa fünfzehn Euro. Wieder teurer als in Panama, dazu war es dort unlimitiert. Naja, man nimmt was man kriegen kann und damit ging es wieder zum Hostel. Dort angekommen, aktivierten wir die SIM und testeten das mobile Internet, machten wir mal wieder Pläne für die Folgetage und entschieden uns nach dem Aufenthalt in San José nach La Fortuna weiterzuziehen. Die Gegend rund um dieses Backpackerdorf verspricht viel Natur, Hikes, warme Quellen, Vulkane. Also Buchung des Hotels und Vorfreude. Während ich also bereits am Laptop gammelte, erledigte ich gleich ein paar ToDos und connectete währenddessen mit einem Deutschen, der ebenfalls im Aufenthaltsraum rumsaß. Ihn lud ich zum am Abend stattfindenden Zweitligaspiel etwas außerhalb von San José ein, das Mikael und ich geplant hatten. Er sagte spontan zu und verließ kurz darauf mit meinem Finnen das Hostel, um noch ein paar Besorgungen vom Supermarkt zu holen. Als dies erledigt war, marschierten wir zur Bushaltestelle. Den obwohl der Anpfiff erst gut anderthalb Stunden vor uns lag und die Busfahrt mit etwa 30 Minuten kurz war, wollten wir lieber auf Nummer sicher gehen. Also zur Richtungen Bushaltestelle, in einen Bus auf dem “Santa Ana” stand, die paar Münzen, umgerechnet nen Euro, dem Busfahrer gegeben und hoffen, dass wir ankommen. Ich verfolgte die Fahrt über die App Moovit, auf der alle Fahrpläne in San José verfügbar sind. Schon nach der zweiten Kreuzung fuhren wir etwas anders als es mein eigentlicher Fahrplan vorsah und so wusste ich recht zügig, dass wir zu weit in den Süden fahren würden. An einer für den Umstieg geeigneten Station verließen wir den Bus und hatten nun tatsächlich etwas Zeitdruck. Das unser Folgebus nun auch noch mehr als 20 Minuten lang nicht auftauchte, ließ den sparsamen Schwaben tatsächlich dazu veranlassen ein uber zu buchen, damit der Anpfiff gesehen werden kann. Auch der Standort der Abholung wurde perfektioniert um so viel Zeit wie möglich herauszuholen. Mit unserem Fahrer, der erst noch eine andere Person an ihrem Ziel absetzen musste und daher zuerst an uns vorbeifuhr, erreichten wir das “Estadio de Piedades de Santa Ana” etwa fünf Minuten vor Anpfiff, holten uns für etwa sechs Euro das Armband als Ticketersatz und machten es uns zuerst auf der Haupttribüne bequem. Von dieser hatte man wieder einen schönen Blick auf die beleuchtete Hauptstadt. Nach dem Einlaufen drehten wir direkt die Bilderrunde und endeten auf der unüberdachten Gegentribüne, auf der es sich auch einige Gleichaltrige bequem gemacht hatten. Die bisher ungeschlagenen Gäste wurden von etwa 40 Gästen begleitet. Tabellarisch stand man daher natürlich auf der Poleposition, die Gastgeber hingegen auf Platz vier von neun Mannschaften in der halbierten zweiten Liga. Der Favorit legte direkt gut los und schoss nach fünf Minuten die erste Kiste. Ein Angriff über links wurde mit einem Querpass und dem daraus folgenden Schuss aufs Tor perfekt vollendet. Ansonsten bekamen wir in den ersten 25 Minuten nicht viel mit, da wir viel redeten. Stimmung war okay, etwas Gepöbel aber ansonsten unauffällig. In der zweiten Hälfte der ersten Spielzeit bekamen die Gastgeber jedoch ein klares Übergewicht. Mehrfach landeten Bälle am Aluminium, einmal wurde der Ball von der Linie gekratzt. Diese Aktion wurde vom angreifenden Team genutzt, um ihrem Unmut gegen den Schiri zum Ausdruck zu bringen, so wurde energisch auf den Linienrichter gestürmt. Eine kleine Diskussionspause war die Folge. Auch nach der Halbzeit war man spielerisch besser und drängte auf den Ausgleich, konnte diesen aber nicht erzielen. Ein Flugkopfball landete über dem Querbalken. Nach etwas mehr als einer Stunde ließ ein Spieler seinem Frust nach einer Provokation freien Lauf und sein Ellenbogen landete bei einer Offensivaktion seines Teams im Gesicht des Gegners. Eine rote Karte und der Ballbesitzwechsel waren die Folge. Geschwächt gab sich Santa Ana FC, 1993 als Municipal Santa Ana gegründet, immer noch nicht auf, doch es war ausgeglichener. Vor allem die etwa 200 Zuschauer, abzüglich der Gästefans, pushten ihr Team, allen voran bei Offensivaktionen wurde es laut. Vorallem vom Herrn rechts von uns lernten wir einige neue spanische Wörter, teilweise aber auch Laute, die tendenziell dem Schiri oder den Gegenspielern galten. Herrlich. Die Heimmannschaft drückte auch die letzten zehn Minuten ununterbrochen, CS Uruguay de Coronado als Tabellenführer ohne Punktverlust, 1936 gegründet und 1963 Meister der Costa-Ricanischen Liga, dazu Rekordmeister der zweiten Division, stand in Überzahl hinten drin und bettelten, eine Entlastung fand quasi nie statt. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit noch ein großer Aufreger, als sich direkt vor unseren Augen ein Frustfoul, dass uns sehr an die Grätsche von Paulo Guerrero, einst beim HSV, gegen den Stuttgarter Keeper Sven Ulreich erinnerte. Zwar fand diese Aktion nicht an der Eckfahne, sondern an der Mittellinie statt, doch die Sohle war genauso offen und definitiv gleich unnötig. Doch der Schiri zeigte für dieses klare überharte Einsteigen nur Gelb. Naja, nicht unser Bier. Es machte umso mehr Spaß dem Anrennen der Gastgeber zuzuschauen, dazu die Hoffnung des Mobs und das mittlerweile pausenlose Gepöbel. Gerade unser zufällig mitgenommener dritter Mann fand richtig Gefallen an dem Kick and Rush und dem Drumherum. Je näher es dem Abpfiff ging, desto emotionaler wurde es, aber beidseitig. Rudelbildungen, Schwalben und Wortgefechte. Die letzten Minuten hatten es in sich, doch der Gast konnte sich die drei Punkte unverdienterweise sichern. Frustriert verließen die Anhänger zügig den Ground, auch wir machten uns auf den Weg zu einer nahegelegenen Bushalte. Direkt gegenüber fanden wir einen Minisuper, der aufgrund der Zeitsituation angesteuert wurde. Laut meiner Busapp sollte der nächste Bus Richtung Hostel erst in etwas mehr als einer Viertelstunde fahren, daher entschloss sich der Neuhopper aus Berlin, seine erste Länderpunktrunde im Hopperleben auszugeben. Zu meiner Überraschung hatte der lokale Brauer “Imperial” auch alkoholfreie Dosen im Angebot, die direkt eingepackt wurde. Danke nochmal hierfür nochmal nach Berlin und Glückwunsch zum Länderpunkt. Mal sehen, ob noch weitere hinzukommen. Mit den kalten Dosen in der Hand stellten wir uns an die Haltestelle und zu unserer Überraschung für gerade ein Bus ein. Gute zehn Minuten vor Fahrplan. War uns egal, rein da und “Kippis” im Dreiachser. Naja, zumindest fast. Das Anstoßen war noch vollkommen entspannt, auch das Aufmachen der Dose klappte reibungslos, doch dann schaltete sich der Busfahrer von vorne ein, dass Trinken im Bus nicht erlaubt sei. Bei offenen kalten Dosen Bier und guten 30 Minuten Fahrt etwas schwierig. Also machten wir nen Wettbewerb daraus, wer seins als erstes leer hatte, ohne sich erwischen zu lassen. Durch meine geschickte Positionierung im toten Winkel konnte ich die, wie andere alkoholfreies Bier nennen, Wasserverschwendung, normal genießen, während der Finne und Robin etwas kämpfen mussten. Der Busfahrer hatte auf seiner Strecke nicht ganz so viel Spaß wie wir und ließ uns das auch spüren, als er unseren Haltewunsch am Hostel nicht berücksichtigte und erst wieder anhielt, als auch Einheimische aussteigen mussten. Danke dafür. Der nun etwas längere Weg in der Dunkelheit wurde aber souverän hinter uns gebracht und so wurden wir im Hostel bereits lachend empfangen. Wir wurden von den Besitzern gefragt, wie denn das Spiel war und wie wir es fanden. Da wir keine Ahnung hatten, wie sie darauf kommen würden, eröffnete einer der Familie, dass er Sportkommentator sei und bei diesem Spiel gearbeitet hat und uns gesehen hatte. Was ein Zufall. Im Laufe des Gesprächs kam auch heraus, dass er bei dem am Vortag besuchten Frauenspiel ebenfalls vor dem Monitor saß und auf einem meiner Videos zu sehen war. Natürlich wurde noch etwas gefachsimpelt, aber danach ging es in den Dorm und der Tag endete erfolgreich.

Tag 43, 02.02.2024 – Sonnenuntergang im Hilton.

Auch dieser Freitag sollte erfolgreich werden. Ziel war ein Doppler mit einem Zweitligaspiel am Mittag und dem Freundschaftsspiel der Nationalmannschaft am Abend. Doch zuvor wollten wir in der Innenstadt einige regionale Speisen, die uns am Vortag bei der Walking Tour empfohlen wurden, in der Markthalle probieren. Also ging es nach dem Frühstück ins Viertel “Coca Cola”, in dem sich diese befindet. Dort testeten wir uns durch Chorreadas mit Sourcream, etwas größere Salzkartoffelpfannkuchen, tranken Aguadulce, warmen Zuckerrübentee, und genossen den Vibe dieser Räumlichkeit. Auch Straßenmusiker kamen einfach in das Café, spielten ihre Lieder und baten anschließend um Spenden. Schöne Atmosphäre. Weiter ging es mit Sightseeing vorbei an der “Catedral Metropolitana”, die wir während des Gottesdienstes betraten und eine besondere Atmosphäre vorfanden. Gefangen von dieser ließen wir die Gegenwart Gottes einige Minuten auf uns wirken, widmeten uns dann aber lieber wieder dem Kauf von kalten Kokosnüssen, deren erfrischendes Wasser wir per Strohhalm tranken. Nachdem ich dies bereits in Panama, genauer auf der Insel Taboga, gemacht hatte, musste ich Mikael diese Köstlichkeit natürlich zeigen. Er war davon nicht ganz so geflasht, war aber zumindest von der Erfrischung angetan. Fußläufig machten wir uns von der Innenstadt jetzt auf den Weg in den Nordosten, genauer gesagt nach Guadalupe, einer Nachbarstadt von San José mit 20.000 Einwohnern. Da wir zeitig sehr gut dran waren, verbrachten wir noch einige Minuten im lokalen Park ehe wir ins “Estadio José Joaquin “Colleya” Fonseca” weiterzogen. Der Ground von Guadalupe FC, bis letztes Jahr Erstligist, wurde heute gleich doppelt bespielt. Am Abend sollte der Absteiger spielen, doch MIttags wich bereits “PFA Antioquia” hierher aus. Auch der Erstligist “Herediano FC”, die wir in der Folgewoche in der CONCACAF Champions League besuchen wollten, trägt in der etwa 5.000 Zuschauer fassenden Schüssel teilweise seine Heimspiele aus. Unserem Spiel wohnten allerdings nur etwa 100 Interessierte bei, davon fünfzehn in orange gekleidete Gäste. Als ich mit Anpfiff meine Bilderrunde startete, hatte ich noch einen kurzen Schnack mit dem Heimkeeper, der mir stolz seine Englischkenntnisse präsentierte. Du sollst dich aufs Spiel konzentrieren, Junger. Doch die ersten 20 Minuten hätten wir wohl ein gutes Gespräch führen können, denn passiert ist bis zur Trinkpause, die bei diesen Temperaturen notwendig war, nichts. Die Gäste, als Tabellenzweiter klarer Favorit gegen den Siebten dieser Zweitligadivision, waren etwas besser im Spiel, doch kassierten kurz vor der Halbzeit ein Gegentor. Gewusel im Sechzehner mit dem besseren Ende für den Stürmer des Heimteams, der den Ball einfach richtig trifft, so dass dieser langsam ins Tor trudelt. Im Kollektiv wird sich auf den Knien für dieses Geschenk beim Messias bedankt. Wahrscheinlich sehen wir das die nächsten Monate öfter. In dieser Kulisse, mit den Bergen im Hintergrund, sah dies schon sehr nice aus. Im Gegenangriff nach dem Anstoß trafen die Favoriten noch die Latte, anschließend war aber Halbzeit. WIr wechselten unsere Plätze von der überdachten Hintertortribüne, die tatsächlich nur auf einer Länge von fünf Metern ab der Eckfahne überdacht war, auf die unüberdachte Gegentribüne, die Mittig allerdings einen höher gelegenen VIP-Bereich hat. Diese Konstruktion erinnerte mich an absolute Ostblockexperimente. Richtig nice. Neben uns machten es sich auch etwa gleichaltrige Einheimische bequem, bei denen immer mal wieder Freunde dazu kamen und auch uns dann mit Handschlag begrüßen. Zum Glück entstand dabei nie eine Situation voller Cringe, eher war es einfach angenehm und ein Zeichen der Akzeptanz. Die zweite Hälfte war zumindest den Großteil absolut uninteressant. Das Geschrei von der Haupttribüne war dabei noch am aufregendsten. Und die ständigen Verletzungen. Insgesamt drei Spieler mussten per Trage vom Spielfeld geholt werden. Aufgrund dessen gab es natürlich ewig Nachspielzeit, in der es immer wieder kleine Schubsereien und Wortgefechte gab. Das Ganze gipfelte in einem Frustfoul eines Gästespielers vor der Heimbank. Ein Betreuer des Gastgebers sah nach der anschließenden Rudelbildung die rote Karte, ansonsten gab es nur ewig lange Diskussionen. Mittlerweile war es die zwölfte Minute der Nachspielzeit, die Tribüne am Eskalieren und am Warten auf den Abpfiff. Doch der Unparteiische hatte noch nicht genug und gab nach einem klaren Foul des Heimteams eine Freistoß etwa 20 Meter zentral vor dem Kasten. Gespannt schaute das ganze Publikum zu, wie der Schütze den Ball absolut in die Wolken schoss und der Schiri den Bumms kurz darauf abpfiff. Überraschungssieg für die eingemieteten Gastgeber, etwas Frust bei den Gästen, aber davon entlud sich deutlich weniger als sich während des Spiels angedeutet hatte. Für uns ging es fußläufig wieder ins Hostel, denn wir hatten uns mit Leuten von Hostelworld für das Länderspiel verabredet. Nach einem kleinen Stop bei einem Supermarkt um uns mit Eis, Nudeln, Sauce und Keksen eindecken, kamen wir perfekt zum Treffpunkt mit Isaac, einem Aussie, der heute sein zweites Fußballspielen sehen wollte. Er hatte nen Sechserträger Bier dabei, dessen Entleerung Mikael nicht abgeneigt war. Fußläufig erreichten wir das Nationalstadion, welches 2011 eröffnet wurde und eine Kapazität von etwa 35.000 Zuschauern fassen kann. Da der Sonnenuntergang im vollen Gange war, entschieden wir uns zuerst zum gegenüber liegende Hilton Hotel zu laufen, von dessen Rooftop Bar man einen perfekten Blick aufs Stadion, über die Stadt und auf den Sonnenuntergang hat. Wir kamen leider etwas zu spät, konnten aber trotzdem noch zufriedenstellende Bilder knipsen. Nach dem Verschwinden der Sonne ging es mit dem Aufzug wieder auf Ebene eins, natürlich ohne eines der überteuerten Getränke zu konsumieren. Einerseits warteten wir noch auf die Ankunft eines weiteren Backpackers, andererseits mussten wir noch Tickets für das Testspiel besorgen. Da Mikael und ich auf Hardcover-Tickets vor Ort hofften, hatten wir uns online noch nichts besorgt, hatten aber auch keinen Stress, da noch mehr als genug Plätze frei waren. Doch ein angesprochener Security nahm uns direkt jegliche Hoffnung, als er meinte, dass es die Zutrittsberechtigungen lediglich online gab. Also wurden Vier der Billigsten in den Warenkorb gepackt und versucht per Kreditkarte zu zahlen. Nach dem Diebstahl meines Handys hatte ich auf das Neue allerdings keine meiner Bankapps installiert, so dass ich die nun aufkommende Freigabebestätigung nicht durchführen konnte. Dies habe ich sicherheitstechnisch nun anders laufen, so dass der Ticketkauf damit vor dem Stadion unmöglich war. Zum Glück hatte Mikael seine Karte zur Hand und konnte mir aus der Patsche helfen. Mit den QR-Codes aufm Handy warteten wir auf das Eintreffen von Michael, dem vierten im Bunde, und fuhren mit ihm nach seiner Ankunft auch nochmal auf den Balkon des Hiltons um ihm die Aussicht zu zeigen. Anschließend gings zu nem Supermarkt, in dem sich ein weiteres Mal mit Kaltgetränken, aka “Imperal”, eingedeckt wurde und, nachdem wir von den Bullen aufgrund des Alkoholkonsums vor dem Laden verscheucht wurden, in Richtung des Eingangsbereiches. Wir verquatschten uns gemeinsam etwas, so dass aus den insgesamt anderhalb Stunden Puffer nur noch 20 Minuten wurden. Die Schlange vor der Kontrolle war trotzdem angenehm kurz und so waren wir zügig drin. Eventuell wurden Mikael die Kekse weggenommen, doch da sich der etwas verpeilte und ältere Security anschließend auf die Banane des Nürnbergers Michael, bei den Namen wird es kompliziert, ich weiß, konzentrierte, konnte ich die Cookies doch noch wieder zurück in unseren Jutebeutel zaubern. Sorry not sorry. Anschließend befanden wir uns im weitläufigen Außenbereich des Nationalstadions, suchten aber trotzdem unsere Plätze hinterm Tor auf. Eine Umpositionierung, die aufgrund der super vielen Eingänge in alle Blöcke einfach möglich war, wollten wir in der zweiten Spielhälfte vornehmen. Auf unseren Plätzen angekommen wurden erstmal von den beiden Begleitern des Spieles Erinnerungsbilder geknipst, ehe in unserem Rücken ein mehrminütiges Feuerwerk startete. Das war wirklich spektakulär. Mit dem Ende der Leuchtraketen liefen die Mannschaften ein und nach dem Abspielen beider Hymnen rollte der Ball endlich. Die nur etwa 8.000 Zuschauer in der unverkennbar gebauten Arena sahen ein absolut langeweiliges Drecksspiel. Zumindest der Ground macht was her. Die beiden Gegengeraden sind langezogen konvex von Spielfeld gebaut, doppelstöckig und überdacht, während die Hintertorseiten unüberdachte, aber ebenfalls über zwei Ränge, Sitzschalen bietet. Nach einer Ecke geht der Gastgeber unter großem Jubel in Führung, verdient war es nicht so ganz, den die beste Chance hatte El Salvador. als sich nach einer Unordnung im Strafraum aber niemand so wirklich ans Herz fasste und den Abschluss suchte. So entstand die Ecke per Konter, als der Flügelstürmer sich von einem versuchten tatktischen Foul nicht beirren ließ und den Abschluss suchte, der allerdings pariert wurde. Der Kopfball nach der Ecke landete in den Maschen und die anwesenden tobten. Unser Australier, der sich vor dem Einlass noch nen Schal für nen Fünfer hat andrehen lassen, freute sich mit den Einheimischen und alle waren happy. Im Laufe der ersten Halbzeit leerten wir außerdem noch die geschmuggelten Kekse, allgemein waren wir ne ziemlich entspannte Truppe, die sich von dem miesen Gebolze auf dem Platz nicht beirren ließ. In der Halbzeit wechselten wir wie geplant den Standort und machten es uns mittig auf dem Oberrang der Gegentribüne bequem. Ich verabschiedete mich für eine kurze Bilderrunde und kam wieder dazu, als dem Australier gerade auf englisch versucht wurde Abseits zu erklären. Im Kollektiv schafften wir es zumindest zu etwa 90%. Wir verkamen also immer mehr zu Trashtalk, was den Abend aber umso witziger machte. Währenddessen wurde auch noch Fußball gespielt und die Gastgeber drängen auf den zweiten Treffer. Ein Kopfball zischte knapp drüber, ein weiterer Schuss wurde auf der Linie geklärt. Mit diesen Großchancen kam etwas Stimmung ins weite Rund, das erste Mal nahmen wir sowas wie kollektiven Gesang war. Davon beflügelt fiel tatsächlich nach einer zwei gegen eins Situation das zweite Tor. Quergelegt und eingeschoben, einfacher kann mans nicht machen. Die Gäste hatten ihre erste und einzige Chance der zweiten Halbzeit etwa eine Viertelstunde vor dem Ende, als man einen Freistoß kurz ausführte und der anschließende Schuss nur knapp am Kasten vorbei flog. Costa Rica machte noch Druck auf das Dritte, doch dies wollte nicht mehr fallen. Mit dem Schlusspfiff verließen wir den Ground, verabschiedeten uns gegenseitig und fuhren in unsere unterschiedlichen Hostels. Witzige Truppe, top Tag. Mit der Erkenntnis kamen wir gut gelaunt am Hostel an und wurden wieder von den Kindern der Besitzer empfangen, von denen wir wussten, dass auch sie im Stadion waren. Per Fistbumb beglückwünschten wir sie zum Sieg und fielen anschließend müde ins Bett.

Tag 44, 03.02.2024 – Über Stock und Stein.

Der Samstag fing entspannt an. Nach dem mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen Frühstück hatten wir keinen wirklichen Plan für den Tag, so dass ich im Umland von San José nach interessanten Sachen schaute. Für den Vulkan “Irazú”, der noch auf meiner Liste steht, war es allerdings bereits zu spät. So schaute ich bei maps ein bisschen umher und entdeckte einen nett aussehenden Hike zum “Cruz de Alajuelita”. Mit dem Bus zum Startpunkt der Wanderung erstmal gute 45 Minuten in den Süden, von da, zumindest laut Maps etwa sieben Kilometer, in denen etwas mehr als 800 Höhenmeter bezwungen werden müssen. Hörte sich anstrengend, aber schaffbar an. Die etwa 30 Minuten zum Bus waren schnell abgespult, allerdings hielten wir noch kurz beim Terminal 7-10, von dem wir am Folgetag nach “La Fortuna” fahren wollten, und planten bereits Tickets für diese Fahrt zu kaufen. Doch der Mann hinter der Scheibe ließ uns nur wissen, dass diese nur im Bus gekauft werden können. Im schlauen Internet stand es anders, aber wir mussten uns auf seine Aussage verlassen und entsprechend früh am Folgetag wieder da stehen. Mit der Sonne im Nacken ging es anschließend zur Abfahrtshaltestelle in den Süden weiter. Schlau wie wir sind, hatten wir uns nicht nur eingecremt, sondern die Sonnencreme auch dabei, so dass wir uns während des Erklimmens des Gipfels immer wieder einschmieren konnten. Nachdem wir im richtigen Bus saßen, so dachten wir zumindest, freuten wir uns auf die Wanderung, auch wenn ein Tag ohne Fußball, vor allem ein Samstag, leider etwas sinnlos erscheint. Da es insgesamt aber nur drei Spiele an diesem Tag gab, zumindest fand ich nur diese, und alle verdammt weit entfernt waren, mussten wir heute wieder etwas körperliches und tourimäßiges machen. Zwei Drittligaspiele waren in der Gegend um Limón, dazu am Abend ohne Möglichkeit wieder sinnvoll in die Hauptstadt zu kommen, dass andere ein Abschiedsspiel eines verdienten Spielers in Liberia, kurz vor der Grenze zu Nicaragua. Da wir am Folgetag in den Nordwesten, in dem La Fortuna liegt, wollten, passte alles nicht in den Kram. Mit diesen Gedanken im Bus fuhren wir nach Alajuelita und hofften, dass uns der Bus an unserer gewünschten Endstation rausließ. Nachdem er in der Ortsmitte gehalten hatte und anschließend anders fuhr als es mir die App “moovit”, entschieden wir uns auszusteigen und diese wenigen Kilometer zum Startpunkt auch noch zu marschieren. Entgegen unserer Erwartungen ging es nun schon absurd steil nach oben, so dass mein Kollege bereits vor dem eigentlichen Trail mit Murren anfing. Doch die Perspektive auf eine wunderbare Sicht über die Stadt ließ ihn weitermachen. Als wir den ersten etwas schlammigeren Weg hinter uns gelassen hatten, konnten wir einer Hauptstraße bis zu einer Gabelung, an der das Kreuz von Alajuelita bereits angeschrieben war, folgen. Und dann fing der Anstieg aber komplett an. Die ersten Meter waren noch geteert, dann nur noch geschottert und anschließend lehmig und mit größeren Steinen gesät. So hangelten wir uns von Kurve zu Kurve, durch einen kleinen Wald und anschließend eine etwa vier Meter Graswand hoch, um weiter auf dem Weg zu bleiben. Leider hörte dieser irgendwann auf und war von einem Privatgrundstück abgesperrt. Ich kenne es teilweise, dass dann kleine Öffnungen für Wanderer vorhanden sind, aber Tiere die Wiese nicht verlassen können. Eine solche Türe fand ich hier aber nicht. Eine weitere Steilwand bot uns aber die Möglichkeit dieses Grundstück zu umgeben, und da sich dort bereits ein leichter Pfad an Spuren entwickelte, waren wir wohl nicht die Ersten mit dieser Idee. Wirklich viele Wanderer scheinen dieses Erlebnis aber nicht zu machen. Lediglich einer Personen begegneten wir auf dem Weg nach oben, während diese nach unten sprintete. Die Aussicht auf die Stadt war während des Weges und den vereinzelt auftretenden Plattformen bereits wunderschön, doch was uns am Ersten der beiden Kreuze erwartete, war nochmal ein besseres Level. Mehrere Minuten verharrten wir dort und genossen die Aussicht. Das Kreuz selber war allerdings abgebrochen, hoffentlich durch den Wind und nicht durch menschliches Zutun. Von diesem Wegespunkt waren es nur noch gut 700 Meter nach oben, für die wir allerdings mehr als 20 Minuten brauchten. Mikael war an seiner Leistungsgrenze und brauchte nach jeder Kurve etwas Luft. Für mich vollkommen okay, da wir keinen Zeitdruck aufgrund der Dunkelheit hatten. Oben angekommen, auf insgesamt 2035 Meter über Normalnull, schossen wir ein Foto vom Kreuz, feierten den Sieg gegen die Badenzer aus Freiburg und futterten unsere als Belohnung mitgebrachten Cookies. Der Müll wurde natürlich wieder eingepackt und, fragten dort eine Gruppe Einheimischer Wanderer, die von einem anderen Weg gekommen waren, ob dieser ebenfalls lohnenswert war. Man muss ja nicht immer den Selben gehen. Außerdem war der andere Weg nicht in maps eingezeichnet, so dass wir diesen nicht auf dem Schirm hatten. Ohne zu wissen, wohin der Weg schlussendlich wirklich führt, aber er schien sich zu lohnen, gingen wir ihn nach der halbstündigen Erholung an. Und tatsächlich, die Aussicht, gerade am Anfang, als wir eine Viehwiese kreuzten, war nochmal besser als auf dem Hinweg. Wieder kam uns eine Gruppe älterer Einheimischer mit Stöcken entgegen, die etwas verwirrt waren, dass in dieser Einöde Gringos unterwegs waren. Aber mit dem Erreichen des Gipfels hatten wir uns wohl den Respekt erarbeitet, um freundlich begrüßt zu werden. Der Weg ging weiter in einen Wald und nach einer kurzen Abstiegsphase wieder bergauf, so dass Mikael erneut am Fluchen war. Finnische Beleidigungen, 10/10. Der schlammige Trail im Wald wich immer mal wieder kurzen Phasen der Wiesen und Steinwege, die aber ebenfalls vorsichtig angegangen werden mussten. Nach etwas mehr als einer Stunde befanden wir uns wieder in der Zivilisation und mussten uns an einer Weggabelung entscheiden, ob wir wieder in den Ort des Startpunktes, diesmal über einen anderen Weg, oder in ein noch unbekanntes Dorf laufen wollten. Auf Offlinemaps erkannte ich zumindest eine Bushaltestelle, so dass eine kostengünstige Rückkehr ins Hostel garantiert sein sollte. Wir entschieden uns für die Tour in das unbekannte Dorf “Montana”. Doch bereits nach wenigen Metern schien Schluss zu sein, denn ein weiteres Privatgrundstück, bewacht von einem bellenden Hund, schien den auf maps eingezeichneten Weg zu versperren. Doch der Eigentümer kam schon auf uns zu, lächelte und schloss uns das Tor auf. Nach kurzem Smalltalk durften wir weitergehen und hofften, dass keine weiteren Hindernisse auf uns warteten. Es ging vorbei an einem kleinen Fluss, der als Fotomotiv diente, durch malerische Ortschaften am Rand des Waldes. Allgemein ziemliche Idylle. In Montana angekommen, fanden wir aber eher ein totes Dorf ohne Bushaltestelle vor, so dass wir uns entschieden nach “Poas”, eine Ortschaft weiter, zu laufen. Zwischendurch konnten wir an einem Wasserspender sogar noch unsere Flaschen auffüllen, allgemein ziemlich entspannt gewesen. Auch alle Menschen und vorallem die unzähligen Hunde, waren entspannt und freundlich. In Poas war die Station sofort erkennbar, wir setzen uns auf die Wartebank und kurz darauf kam bereits ein Bus angefahren. Dieser kam aus San José, endete aber hier, so dass uns der Fahrer noch einen kurzen Moment warten ließ, da er seine Pause im leeren Bus genießen wollte. Anschließend boardeten wir aber und er kutschierte uns souverän in die Hauptstadt. Von der Haltestelle aus liefen wir wieder ins Hostel, machten uns Pasta mit Sauce und Nüssen, die wir uns nach dem anstrengenden Marsch auch verdient hatten, und ich arbeitete noch einige Sachen am Laptop ab. Recht früh ging es ins Bett, denn am Folgetag war nicht nur Check-Out, sondern auch Reisetag. Und die starten bekanntlich recht früh. So packte ich bereits meinen Rucksack und erledigte alles, damit wir uns schnell in Richtung Busbahnhof aufmachen konnten, um die Situation nach der unklaren Antwort am Morgen lösen zu können.

Tag 45, 04.02.2024 – Warme Quellen am Abend.

Um kurz nach Sieben klingelte der Wecker, damit wir nach der Morgenroutine pünktlich am Frühstückstisch sitzen konnten. Dies sollte ab halb Acht starten, wir hofften aber bereits etwas früher einen vollen Teller vor uns zu haben, was aber leider nicht der Fall war. Da unser Bus um halb Neun das Terminal verließ und wir gute 20 Minuten Fußweg vor uns hatten, wollten wir um spätestens Viertel vor Acht das Hostel verlassen. Dies misslang knapp, durch schnelles Laufen holten wir die Zeit aber wieder ein. Am Busbahnhof schlug uns absolutes Chaos entgegen und wir teilten uns auf die beiden vorgefundenen Schlangen auf. An den Drehkreuzen fanden wir einmal die Aufschrift Nicaragua und Fortuna / Carlos vor. Die Schlange mit den Backpackern, die nach kurzer Rücksprache alle nach La Fortuna fahren wollten, wartete alles bei Nicaragua. Die Mitarbeiter des Busbahnhofs öffneten diese Pforte und versicherten, dass der Bus in Richtung “Arenal”, dem großen Vulkan in der Region um La Fortuna fährt. Wir hatten allerdings nur drei weitere Personen hinter uns in der Schlange, allerdings etwa 50 vor uns. Mit den beiden vor uns unterhielten wir uns beim Warten und setzten uns aufgrund des mangelnden Platzes im Bus auch nahe aneinander. Jeder saß einzeln, so redete ich lange mit Seth aus den USA, genauer Salt Lake. Der Bus hielt mehrfach auf dem Weg nach Ciudad Quesada und ließ Passagiere einsteigen, so dass mehrere Personen in dem größeren Omnibus stehen mussten und unser Gespräch durch den besetzten Gang unterbrochen wurde. In Quesada sortierten wir uns neu, ich kaufte mir ein Empanada mit Käse und genossen die Pause an der frischen Luft. Ein Großteil der Fahrt bis La Fortuna war geprägt von wunderschöner Kulisse auf den Vulkan, die malerischen Dörfer, über schöne Flüsse, die von Touristen für Rafting genutzt werden. Ausserdem war in Costa Rica an diesem Sonntag Wahl, so dass aufgrund dessen wohl auch keine Spiele stattfanden. Wir sahen viele Wahlstände und Autos, die mit Fahnen in den Farben der Parteien herumführen. In der Stadt selbst fanden wir das auch, hier wohnen etwa 10.000 Einwohner, die meisten leben vom Tourismus rund um die Thermalquellen, Wanderungen, Wasserfälle und Flüsse. Einem davon widmeten wir uns nach der Ankunft und dem Einchecken im Hostel direkt. Uns war es nach der langen Busfahrt, trotz der nur gut 150 Kilometer brachte der Bus ungefähr vier Stunden, nach Erfrischung im kalten Wasser. Da bot sich “El Salto”, ein Ropeswing an einem Flusslauf, etwa 20 Minuten Fußweg von der Stadt entfernt, an. Dort angekommen, fanden wir viele Einheimische, aber auch ein paar Gringos. Gerade für Backpacker ist der Spot sehr beliebt, da er kostenfrei ist. Wir kleideten uns dem Wetter und der Umgebung entsprechend, Mikael spring über den Ropeswing ins Wasser, ich nahm den direkteren Weg über nen Sprung von nem Felsen. Das Wasser war überraschenderweise nicht so kalt wie gedacht, aber trotzdem erfrischend. Nach ewiger Zeit des Beobachtens der mutigen Springer entschlossen wir uns die Segel zu streichen und noch einen vom Host unserer Unterkunft empfohlenen Spot zur Suche von Sloths anzusteuern. Auf dem Weg zurück in die Stadt, den der Spot lag auf der anderen Seite des Ortes, trafen wir wieder auf Seth und seine Frau Lixmar, die gerade zum Ropeswing gehen wollten. Spontan schlossen sie sich uns an und wir marschierten die gute Stunde zu den Faultieren. Das Erste, dass wir sahen war eine Baustelle an der Brücke über die wir gehen mussten. Natürlich können wir Hinweisschilder auf spanisch nicht lesen und so überquerten wir diese um zum Zugang in den Wald zu kommen. Etwas glücklich fanden wir einen kleinen Trail, der uns tiefer in den Wald brachte. Zum Glück war es noch nicht allzu dunkel, so dass wir den Kontrast zwischen Blättern, Ästen und Tieren in den Baukronen gut sahen. Adlerauge Mikael entdeckte etwa 20 Meter über uns das erste Tier, kurz darauf lugte aus den Armen des Muttertiers auch ein Baby hervor, dass anschließend selbstständig herumkletterte. Auch ein weiteres Tier war nur wenige Meter davon entfernt, aber komplett am chillen. Während der guten halben Stunde, in der wir in der Gegend waren, bewegte dieses Wildtier sich nicht einmal, während Mutter und Kind sehr aktiv waren. Ein absoluter Glücksgriff und wir waren froh, hierher gekommen zu sein. Wir entschieden gemeinsam, dass wir als erfolgreichen Tagesabschluss noch zu den warmen Quellen, etwa 25 Minuten uber-Fahrt entfernt, gehen wollten. Der uber wurde für etwas mehr als nen Zehner schnell geordert und dem Fahrer schon mal entgegengelaufen. Unser Ziel bei Sonnenuntergang dort zu sein konnten wir zwar nicht mehr erreichen, aber wir wollten trotzdem so schnell wie möglich dort sein. Natürlich heizte der Fahrer erstmal stabil an uns vorbei, auch wenn er meine Standortkorrektur mit “Entendido”; also “verstanden” kommentierte. Seitdem bei uns ein Insider. Da die beiden Amis fließend spanisch sprechen konnten, verging die Fahrt super schnell und unser Kutscher konnte uns einige Tipps geben. Er bot auch an, uns nach dem Badespaß in den Thermalquellen abzuholen, da es nachts oft schwieriger sei ein uber zu bekommen, da man sich doch recht abgelegen befindet. Wir speicherten seine Nummer ein und versprachen uns zu melden. Doch nun freuten wir uns auf das Bad. Im Dunkeln ging es einige Stufen herunter, ehe man in einen Wald kommt, von dem aus das Naturbecken direkt anfängt. Etwa 50-70 Gäste befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Wasser, ebenfalls ein bunter Mix aus Locals und Touris. Da dieser Spot ebenfalls kostenfrei ist, und man nur hinkommen muss, ebenfalls sehr beliebt bei Sparfüchsen aus dem Ausland. Deshalb waren wir hier. Wir fanden einen Platz am hinteren Ende und balancierten durch das knietiefe Wasser, ehe wir das Zeug nahe unseres Badeplatzes loswurden. Die Temperatur war wirklich super angenehm und durch die Steine im Wasser und am Rand konnte man sich sogar noch etwas massieren und kratzen. Was eine Wohlfühlatmosphäre. Die erste halbe Stunde ging super schnell vorbei, wir redeten enorm viel mit den beiden Amis, connecteten direkt für die nächsten Tage und stellten Pläne auf. Irgendwann bemerkten wir Bewegung bei unseren Sachen und fanden einen kleinen Waschbär, der sich an unseren Taschen vergriff. Diese waren zwar weitestgehend geschlossen und boten kein Futter für das Tier, jedoch platzierten wir es nach dem heldenhaften Retten vor einem kleinen Zaun, den wir davor nicht sahen. War ja auch dunkel. Unser Nachbar fing irgendwann an, das Wildtier mit Keksen zu füttern. Absolut scheiße, aber wie der Racker die Kekse suchte, anschließend zweihändig zu seinem Essensspot trug und aß, sah schon enorm süß aus. Trotzdem der Reminder, Wildtiere füttert man nicht. Nach diesen niedlichen Bildern entschieden wir uns den Fahrer der Hinfahrt zu kontaktieren und die letzten 20 Minuten bis zu seiner Ankunft vollumfänglich zu genießen. Um halb neun saßen wir dann auf Handtüchern im Auto und ließen uns bei uns im Hostel absetzen. Mikael und ich machten noch Reis mit Bohnen und Mais und fielen anschließend erschöpft ins Bett. Denn auch die nächsten Tage sollten voll mit Programm sein, die Gegend um La Fortuna ist extrem ergiebig. Und auch Fußball war in der kommenden Woche wieder auf dem Plan.

Bilder:

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