Woche 1. Schwarzmarkt und Terrorverdacht in UK.

Weltreise. Wie geht man dieses Projekt an? Wann beginnen die Planungen?

Für mich steht damit ein absoluter Lebenstraum vor der Erfüllung. Doch vorher musste einiges von der ToDo gestrichen werden. Job kündigen, check. Geld ansparen, check. Reiseimpfungen einverleiben, check. Plan ausarbeiten, check. Zumindest für Etappe eins. 

Beginnen sollte der Spaß allerdings in UK, ein geplanter Urlaub mit Freunden aus dem Groundhopperumfeld, perfekt über den Boxing-Day und Silvester. Gepaart mit einem Flug von London nach Spanien und von dort, nach einigen Liga- und Pokalspielen auf der iberischen Halbinsel, geht es weiter Übersee nach Panama, wo das erste große Abenteuer wartet. 

Tag 1, 22.12.2023 – Deutsche Bahn.

Doch angefangen mit meinem letzten Arbeitstag. Wie immer waren meine Planungen punktgenau, so dass am Abend meiner Verabschiedung, nach mehr als sieben Jahren in der Firma, noch mein Zug nach Köln fuhr. Mit mehr als 30 Minuten Verspätung rollte der Zug aus München ein, aber durch den DB Navigator war man bereits über diesen Zustand informiert, so dass man das spannende Darts-WM-Match von Flo Hempel noch zuhause anschauen konnte. Auch einige Geschenke konnten noch in Briefkästen geworfen werden, was zugleich die letzte Fahrt meiner geliebten Möhre bedeutete. TÜV abgelaufen, Kupplung mehr oder weniger kaputt, Riss in der Frontscheibe. Die Zeit des Abschieds war gekommen und die letzten Meter für den Einwurf von Geschenken zu nutzen, war mir für die Symbolik einfach wichtig. Die Zukunft des Autos, welches mich über mehr als 250.000 Kilometer in, so habe ich es nachgerechnet, 20 Länder begleitet hat, liegt nun bei Azubis einer Werkstatt, die daran so viele Teile tauschen können, wie sie wollen. Hauptsache sie lernen was dabei. Irgendwann war dann auch die Zeit gekommen, sich in Richtung Hauptbahnhof aufzumachen. Die Freifahrt, die ich aufgrund von genug Bahnpunkten bekommen habe, fand in dieser letzten Fahrt in Deutschland auch ihre perfekte Verwendung. Für mich ging es mit der späten 22:00 Uhr Verbindung nach Köln, um von dort mit Onkel Rainer kostengünstig auf die Insel zu kommen.

Tag 2, 23.12.2023 – Millwall bringt auswärts was mit. Denkste.

Nach ungefähr zwei Stunden tiefem Schlaf torkelte ich aufgrund der noch vorhandenen Müdigkeit aus dem ICE, schaute mir den Dom bei Nacht an und stieg in die nächste S-Bahn Richtung Airport. Der Flughafen Köln/Bonn ist auch eine ausgezeichnete Nachtdestination, so dass der Sicherheitsbereich und -check dauerhaft auf ist. Für einen knausernden Schwaben perfekt. So konnte um Einse die Kontrolle passiert und sich für einige Stunden nochmal im Flugbereich lang gemacht werden. Geweckt wurde ich dann von einer Putzkolonne, die um halb fünf einmal den Flughafen auf links drehen wollte. Was ne Grütze. Aber bei noch anderthalb Stunden bis Abflug war es nicht ganz so schlimm, die meiste Wartezeit war bereits vergangen. So kümmerte ich mich nochmal um die Zahnhygiene, die optimale Verteilung meines Gepäcks und das Wohlergehen meines Magens. Zum Abschied im Geschäft gab es noch einiges an Süßkram, dass den Weg in mein Handgepäck gefunden und nun in mein reichhaltiges Frühstück, bestehend aus einer Tafel Ritter Sport, geschafft hat. Mit dem Boarding um halb sechs wuchs meine Anspannung, ob das Handgepäck als solches durchging oder ob ich nachzahlen müsse. Aber ging durch und es konnte erleichtert ein Platz irgendwo in dem Flieger eingenommen werden. Ich entschied mich für den Notausgang, da ich Bock auf Beinfreiheit hatte und da noch einige Plätze frei waren. Der Vogel flug nach Bristol, von wo aus mich ein megabus bis nach Birmingham bringen sollte. Beides war zeitlich unkritisch, so dass ich wirklich entspannt in diesen Abschnitt starten konnte. Nach der Landung im Westen Englands, nahe der Grenze zu Wales, zog ich mir das Ticket für einen lokalen Bus in die Innenstadt, wovon mein Coach dann in den Norden fuhr. Auch hier lief alles wie geplant, meine kleine Runde durch Bristol begeisterte mich nicht so wirklich von der Stadt, die aufgrund ihrer weitreichenden Fußballvergangenheit aber nochmals besucht werden muss. Nach dem Ritt mit dem Reisebus nach Birmingham, mittlerweile eine Art zweites Zuhause nach so vielen Besuchen, entschied ich mich direkt meinen Rucksack im Hostel abzugeben, bevor mich ein weiteres Verkehrsmittel, der Zug, zum heutigen Spiel bringen sollte. Die Abgabe lief unproblematisch, die lediglich 20 Minuten Fußweg waren überschaubar, und auch der auf dem Weg liegende Supermarkt wurde für ein Meal-Deal angesteuert. Getränk, Sandwich, Nachtisch für 3,50 Pfund, das ist vollkommen akzeptabel. Noch von der Abfahrt meiner Lok nach Stoke-on-Trent, einer Industriestadt zwischen Birmingham und Manchester, waren alle Komponenten dieser britischen Schöpfung von Mittagessen bereits vertilgt. Der Zeiger stand mittlerweile auf halb 12 und mein Verlangen nach Fußball war an diesem Samstag recht hoch. Nach mittlerweile einer Woche ohne Spiel, abseits des eigenen Vereins, musste die Durststrecke schnell fallen. Mit Ankunft in Stoke wurde auch hier die Innenstadt besucht, die aber mal wirklich gar nichts hergab. Also direkt zum Stadion der “Potters”, des 1863 gegründeten Stoke City FC. Der 1997 eröffnete Neubau mitten in einem Industriegebiet hatte für mich erstmal nichts von besonderem Fußballcharme. Er ersetzte das Victoria-Stadium, in dem die Potters von 1868 bis 1997 ununterbrochen spielten. Sowas bricht einem etwas das Herz, aber auch die Geschichte dieses Stadions ist nun auch schon knapp 30 Jahre vergangen. Verrückt. Für mich ist Stoke, trotz der wirklich sehr langen Vergangenheit in der zweiten englischen Liga, irgendwie ein Prem Club. Liegt an meinem ersten Spiel auf der Insel, 2016 im “Theater of Dreams”, dem “Old Trafford” gegen Manchester United. Für Stoke lief damals noch der legendäre vier Meter Mann Peter Crouch auf. Auch Winfried Bony, Arnautovic und Shaqiri trugen das Trikot von Stoke. Das hat sich eingebrannt. Daher war es für mich auch sehr verwunderlich, heute zwei Teams im Abstiegskampf aus der Championship zu sehen. Mit Millwall war ein supportwilliger Mob zu Gast, zumindest hatte ich diese Erwartung. Mein Ticket hatte ich mir bereits im Vorhinein online bestellt und konnte es am Stadion abholen, funktionierte super. Mit mehr als anderthalb Stunden zu Kick-Off nutze ich die Zeit und schaltete mal wieder in den Ally Pally. Pietreczko, für die Darts Nerds auch Pikachu, spielte sein Zweitrundenmatch gegen Callum Rydz und schlug den Favoriten in fünf Durchgängen, der gesamten Spieldistanz. Eigentlich hätte dies bedeutet, dass der Öhringer, eine weitere Begleitung dieses Trips, und ich, den diesjährigen deutschen Wunderknaben live sehen würden, aber die PDC, der Veranstalter der Darts-WM, hat nochmal alle Partien durcheinandergewürfelt. Dazu aber Ende Dezember mehr. Nun erstmal rein in den Ground und auf den Platz in Reihe 5, Höhe Mittellinie. Nach ein paar geschossenen Fotos der Haupttribüne, die einzeln und mit zwei Rängen etwas über den anderen, miteinander verbundenen Hintertortribünen und der Gegengerade thront. So könnte man von der einen Ecke der Hintertor bis zur anderen Ecke der gegenüberliegenden Seite laufen, was für eine Groundrunde nahezu perfekt ist. Spoiler, habe ich nicht wahrgenommen. Ich habe lediglich ein Eck für ein gutes Foto im Sonnenuntergang genutzt, was eigentlich auch das Highlight des Besuchs war. Ein kleiner Mob neben der Gästezone, die einen wirklich übertriebenen Pufferbereich bekamen, machte ab und zu durch Schlachtrufe auf sich aufmerksam, aber ansonsten passierte garnichts. Millwall blieb fantechnisch komplett blass, was ich sehr enttäuschend fand, Ich hoffe bei ihrem Heimspiel Ende Dezember sind die Zuschauer etwas besser aufgelegt. Auch die Spieler auf dem Rasen zeigten nicht ihre Glanzleistung. Einzig eine Parade des Heimkeepers gegen den frei auf ihn zulaufenden Stürmer von Millwall, tief in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte, blieb mir in Erinnerung. Damit sicherte der Schlussmann seiner Mannschaft den Punkt in einer Partie, die wohl beiden Vereinen im Überlebenskampf nichts bringt. Für mich ging es wieder zurück in die Innenstadt, diesmal komplett entlang eines Kanals, der quasi genau zum Bahnhof führt. So erreichte ich einen Zug, der zwei Stunden vor meiner eigentlichen Abfahrt wieder in Richtung Süden fuhr. Da keine Drehkreuzkontrollen waren, enterte ich und hoffe auch im Zugesinneren auf keine Kontrollen. So kam es, und eine Stunde später stand ich wieder in Birmingham. Der erste Weg führte mich in mein Hostel, in dem ich endlich eincheckte, einen kostenfreien Drink an der Bar zu mir nahm und den Mitarbeiter nach guten Pubs zum Darts schauen fragte. Seine Tipps waren trash, jede Kneipe zeigte Highlights des bereits abgepfiffenen Premier League Topspiels und mein Ausflug in die Innenstadt daher mehr oder weniger sinnlos. Dafür kaufte ich etwas Tiefkühlstuff und machte es mir in der Küche des Hostels per VPN und Livestream gemütlich. Die Pizza und Baguettes gingen runter wie Wasser und auch der Stream ging schnell vorbei. So ging der erste komplette Tag der Reise zuende und ich schlief, nach der zur Tradition werdenden abendlichen Memo in die Heimat, auf der wirklich sehr weichen Matratze in diesem zehn Mann Dorm ausgesprochen bequem. 

Stadion von Stoke City, das Britannia-Stadium am 23.12.2023.

Tag 3, 24.12.2023 – Heiligabend bei Premier League, Pizza und Bollywood.

Der nächste Morgen startete entspannt. Es war der heilige Morgen, 24.12. Für mich hies es dieses Jahr aber Premier League Fußball, denn Wolverhampton, unweit meines derzeitigen Aufenthaltsortes, empfing Chelsea FC. Nach einer ausgiebigen warmen Dusche und den sonstigen morgendlichen Ritualen führte mich mein Weg zu einer nahegelegenen Tramstation, von wo mich die Bahn, die ich im November noch nach West Brom genutzt habe, diesmal nach Wolverhampton bringen sollte. Gegen 10 Uhr schlug ich in der Innenstadt auf, fragte die ersten mir vor die Linse kommenden Fans nach Tickets und bekam schon optimistische Antworten. Sollte einiges möglich sein. Da die Beschaffung der Eintrittskarte meine klare Priorität war, zog es mich direkt ans „Molineux-Stadium“. Der Standort dieser Arena ist seit 1889 unverändert. Natürlich wurde es mehrfach umgebaut und renoviert, den Stand von heute hat es seit 1993, mit der Ausnahme von manchen provisorischen Stahlrohrkonstruktionen an den Ecken. Am Ticketshop angekommen fragte ich erstmal nach, ob es noch reguläre Tickets geben würde. Dies wurde mir bejaht, so dass ich gerne eins gekauft hätte. Da ich aber weder Mitglied, noch Dauerkarteninhaber war, war mir das verwehrt. Ein paar Minuten später, ich hatte einige vorbeilaufende Fans angesprochen, stand ich wieder vor dem Mitarbeiter und diktierte meine Bestellung. Neben mir stand nun ein älterer Herr, der als SeasonTicketHolder zwei weitere Tickets kaufen konnte. Wenn ihr das so wollt, dann bekommt ihr das so. Da ich natürlich noch unter 21 bin, hust, zahlte ich so auf einer der Stahlrohrtribünen lediglich 23,50 Pfund, und konnte mich ab sofort für Sightseeing und Nahrungsaufnahme kümmern. Die Innenstadt ist tatsächlich ganz ansehnlich, auch der große Marktplatz vor der City Hall und vor allem die St.Peters Church sind sehr schön. Was ich Tagesgästen noch empfehlen kann, ist der große Park westlich des Stadions. Im Sommer kann man sicher einige Zeit nur mit dem Beobachten von Eichhörnchen und Vögeln verbringen. Irgendwann stand ich dann wieder auf dem Fanfest, zog es aber vor, mich noch um etwas zum Essen zu kümmern. In direkter Nähe zum Stadion gibt es einen großen Supermarkt, der auch am 24.12. noch offen hat. Zu einem Spezialpreis wechselten einige Sandwiches den Besitzer. Natürlich wurden die meisten davon noch vor dem Entern des Stadions verdrückt, nur eins schaffte unbemerkt den Weg in den Ground. Die Kontrolle meines Gepäcks war, wie bisher immer in England, wirklich lash. Zu nem Supervisor gegangen, meine Situation erklärt und das Go bekommen. Ohne den wirklich eng gepackten Rucksack auch nur aufmachen zu müssen. Das ist einerseits natürlich super angenehm, weckt aber auch ein unbehagliches Gefühl. Mir sollte es für den Moment egal sein, ich war drin und durfte nun Fußball an Heiligabend schauen. Erstaunt stellte ich fest, dass die “Category A”-Preise, die das gastgebende Team hier aufruft, dem Tabellenstand des Gastes überhaupt nicht entsprechen. Chelsea rangiert auf Rang Zehn, während die Wolves mit drei Punkten Abstand auf dem dreizehnten Tabellenplatz stehen. Nach dem erzwungenen Verkauf des Vereins von Roman Abramovich an ein Konsortium ging es gut bergab. Für die Fans aber zumindest heute kein Grund, die drei Stunden Fahrt aus der britischen Hauptstadt auf sich zu nehmen. Außerdem war Mottofahrt, denn der gesamte Gästeblock, der sich über den kompletten Unterrang der Gästetribüne erstreckte, hatte blaue Nikolausmützen auf. Sehr cooles Bild! Auf der Heimseite gab es diese Einheitlichkeit nicht, dafür war man umso wortgewandter und supportwilliger. Das habe ich definitiv nicht erwartet. Neben den klassischen britischen Schlachtrufen und, ich nenne es mal vorsichtig den immer gleichen Melodien, gab es auch echt geile Pöbeleinlagen, vor allem gegen Raheem Sterling, der sich gleich mehrfach zu Schwalben, häufigen Bodenrollen nach Körperkontakten und schlechten Torabschlüssen hinreißen ließ. Aus humoristischer Sicht sehr gut zu beobachten. Das die Gäste sich dann nach der sehr ausgeglichenen ersten Hälfte aber nach der Halbzeitpause direkt das Gegentor fangen, war wohl nicht im Matchplan. Die Ekstase auf den Rängen entsprechend groß, auch meine Sitznachbarin und ich klatschten ein. Natürlich siegt auch hier der Voyeurismus wieder und es mussten meinerseits Bilder des Jubels vor der eigenen Eckfahne gemacht werden. Die Wolves hatten das Spiel bis zur 80sten Minute in der eigenen Hand, gaben Chelsea dann aber mehr Räume. Das nutzen die “Blues” aber nicht aus, sondern kassierten in der dritten Minute der Nachspielzeit den eigentlichen K.O. Doch da insgesamt elf angezeigt wurden, bleib genug Zeit um das Momentum noch auf die eigene Seite zu ziehen. Der eingewechselte Nkunku zeigte das nur drei Minuten später und verkürzte. Danach passierte allerdings nichts Nennenswertes mehr und die Wolves feierten den unerwarteten Heimsieg! Für mich etwas schade, dass der ehemalige VfBler Sasa Kalajdzic nach seiner Verletzung nicht für die Wolves auflief, aber zumindest konnte ich ihn beim Aufwärmen erspähen. Da sich in UK die Stadien immer so absurd schnell leeren, konnte ich recht zügig ein gutes Bild der leeren Schüssel mit der beeindruckenden Hintertorseite schießen und verschwand anschließend wieder Richtung Supermarkt. Einen Einkauf mit einem großen Wasser und stark rabattierten Donuts später, fand ich mich auf dem Weg zu einer Autobahnauffahrt in Richtung Norden. Ein Hotel hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gebucht. Mein einziges Ziel war am 26.12., dem viel zitierten Boxing-Day, in Newcastle aufzulaufen. Von Wolverhampton mit dem Auto aus gute vier Stunden Fahrt, über Manchester sogar etwas mehr. Ich stellte mir vor, einige Erfahrungen beim Trampen zu sammeln, so dass ich das auch später nochmal anwenden kann. Mein erstes Schild beschriftete ich mit Stoke, um erstmal auf die Autobahn zu kommen. Bei leichtem Nieselregen musste ich aufgrund der guten Positionierung nur wenige Minuten warten, bis mich jemand mitnahm. Mein Fahrer war aufgrund von Weihnachten auf dem Weg zum Treffen mit seinem Sohn in Stoke, also perfekt. Es machte ihn sofort sympathisch, dass er erstmal sein Auto aufräumen musste, damit ich auf dem Beifahrersitz Platz nehmen konnte. Durch zwei Hunde auf der Rückbank war alles recht eng, aber angenehm. Die knapp 40-minütige Fahrt ging wie im Flug vorbei und er ließ mich an einer Autobahnraststätte raus. Ich hatte Glück, dass gerade ein Mitarbeiter der Tanke mit einigen Pappkartons auf dem Weg in Richtung Müll war, so dass ich mir ein neues Schild beschriften konnte. Mit Leeds und Manchester wählte ich diesmal zwei Optionen aus, die für mich vollkommen fine waren. Und nach wenigen Minuten hielt das erste Auto an. Der Fahrer streckte mir nen zwanzig Pound Schein entgegen, damit ich den Zug nutzen kann. Meine Erklärung vom Trampen fanden er und seine Mitfahrer, allesamt Pakistanis und Inder, aber sehr interessant und boten mir an, mich in Richtung Manchester mitzunehmen. Es stellte sich schnell raus, dass die beiden Insassen neben dem Fahrer, sich gut zuzechen und gerade auf dem Weg zu einer Wochenendunterkunft sind, wo sie die Feiertage mit weiteren Freunden verbringen. Auch ich wurde spontan eingeladen. Die Unterkunft in Bolton war nur etwas nördlich von Manchester, so dass ich dieser spontanen Abendplanung zusagte. Als Dank kippte mir mein Nebensitzer in einer ungeschickten, vom Alkohol gesteuerten Armbewegung, Wodka E auf die Hose. Geil, das brauch ich nach zwei Tagen on Tour. Die knapp einstündige Fahrt verging wie im Flug, die Gespräche waren angenehm und die Vorfreude auf den Abend gemeinsam mit den Freunden der Autobesatzung groß. In dem Haus angekommen, wurde mir erstmal ein Zimmer zugewiesen, meine Wunschpizza aufgenommen und ein Bollywoodfilm angemacht. Natürlich mit englischen Untertiteln, damit der Gast auch was versteht. Allgemein war die Kommunikation eher so semi, aber darauf haben mich die listening comprehensions in der Schulzeit bereits vorbereitet. Nach dem ersten Film, dem Verdrücken meiner vegetarischen Pizza und dem mehrstündigen Spielen von Kartenspielen ging es an diesem, mir als sehr besonders in Erinnerungen bleibenden Weihnachtsabend, ins Bett.

Tag 4, 25.12.2023 – Autobahnrasten laden zum Verweilen ein.

Auch der erste Weihnachtsfeiertag startete entspannt. Die Gruppe war bereits großteils wach, ich schüttelte in meinem Zimmer mehrfach ungläubig den Kopf, was gestern eigentlich passiert ist, und startete anschließend wieder den Prozess der Körperhygienene. Damit abgeschlossen packte ich mein Zeug, verabschiedete mich anständig von den Atzen und wollte meines Weges gehen, in der Hoffnung, recht schnell in den östlichen Teil der Insel zu kommen. Nach kurzer Diskussion musste ich aber Einiges des Frühstücks einpacken, auch wenn ich kein Morgenesser bin. Was die Pakistanis und Inder mir in diesen Stunden an Gastfreundschaft erwiesen haben, war beeindruckend. Zu Fuß ging es dann zu einer Position, die ich auf den ersten Blick als vielversprechend einordnete, aber recht schnell korrigierte. Einen längeren Fußmarsch hinter mich gebracht, wartete ich an einer neuen Position an einer direkten Auffahrt Richtung Leeds nur eine knappe Viertelstunde, bis mich ein freundliches Ehepaar mitnahm. Auch die beiden waren auf dem Weg zur Verwandschaft und hatten neben absurd viel Gepäck auch zwei Hunde dabei. Auch hier verging der über eine Stunde dauernde Ride super schnell und die beiden gaben mir sogar ihre Adresse, falls ich mal in der Gegend vorbeischaue und eine Übernachtungsmöglichkeit bräuchte. Das sind Erfahrungen und Einblicke, die man beim normalen Reisen einfach nicht bekommt. Der Drop-Off war leider etwas unglücklich, da ich auf einem Kreisel ausstieg, der nur von Autobahnauf- und abfahrten genutzt wird. Fußläufig komm ich so quasi nicht heraus und die Chance mitgenommen zu werden war auch gering, da die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Autos doch recht hoch ist. Diese Gefahr erkannte wohl auch ein aufmerksamer Bürger, oder eine aufmerksame Bürgerin, wer weiß, und rief die Bullen. Die packten mich in ne Zivikarre und fuhren mich zu ner anderen Auffahrt. Die war aber genauso trash, und so schrieb ich gute sieben Stunden später von dieser Raste gerade diese Worte. Die Raste war allerdings top. Es lief NFL über eine Leindwand, es gab kostenfreies WLAN, saubere kostenlose Toiletten und mit dem richtigen Adapter auch Strom. Der ist allerdings nicht eingepackt gewesen. 

Tag 5, 26.12.2023 – Das doppelte Ticket in Newcastle.

Irgendwann war ich anscheinend weggeratzt und erst um Sieben durch das Klingeln meines Weckers wieder wach geworden. Und ich kann von dieser Raste nur schwärmen. Man wird die ganze Nacht über in Ruhe gelassen und kann gemütlich pennen. Chapeu! Aber es sollte jetzt weitergehen. Um den Boxing-Day sicher in Newcastle verbringen zu können, buchte ich mir noch in der Nacht den Flixbus weiter in den Norden. Ich wollte mich aufgrund der knappen Zeit nicht noch unnötig stressen und bevorzugte deshalb den sicheren Weg über den Flixer. Die grobe Stunde Fußweg von der Raste bis zum Busstop verging schnell, ich informierte mich ein wenig über meine Möglichkeiten den Doppler an meinem Ziel zu schaffen. Am Busstop in Leeds angekommen, kümmerte ich mich erstmal ums Sightseeing fürs Gewissen und suchte anschließend den Flixer. Auch megabus und National Express standen mit Coaches Richtung Norden bereit, der grüne Bus stand allerdings auf der anderen Seite hinter einem kleinen Tunnel. Muss man auch erstmal finden. Im Bus angekommen, legte ich mich erstmal nochmal hin und ruhte für die nächsten zwei Stunden. In Newcastle angekommen, gib es schnurstracks zum “St. James Park”, um sich um die Beschaffung der Eintrittskarte zu kümmern. Tickets gab es diesmal, im Gegensatz zum Spiel an Heiligabend, keine mehr zu kaufen. Auch nicht für Member und SeasonTicketHolder. Also musste knapp eine Stunde vor Anpfiff wieder ein Schild bemalt werden und nach nur wenigen Minuten hatte ich das erste Angebot. Eine Familie kam auf mich zu und bot mir ein Ticket an, dass der kranke Bruder nicht verwenden konnte. Zwar war der angebotene Originalpreis mit 47 Pfund etwas hoch, aber besser als nachher draussen zu stehen. Leider handelte es sich hierbei um ein digitales Ticket über die Wallet, so dass ich den Verkäufern vertrauen musste, diese nicht doppelt zu verkaufen. Aber die Familie war definitiv vertrauenswürdig. Mein Weg nach dem Kauf führte mich nochmal ums Stadion, um ein paar Bilder zu machen. Als ich dann an meinem Gate war, kam der Schock. Rotes Lämpchen, kein Zutritt. Ich hatte direkt die Befürchtung, dass die Damen das falsche Ticket für den eigenen Einlass genutzt haben und ich so weiter keinen Zutritt erhalten würde. Auch mein Gang in den Shop war unnötig, da die Dame an der Rezeption nichts machen konnte, ohne dass der ursprüngliche Besitzer da war. Da ich durch die Weiterleitung die Mail-Adresse der Verkäuferin hatte, textete ich sie an, in der Hoffnung, dass sie meine Nachricht noch vor Kick-Off liest. Auch am Gate positionierte ich mich nochmal, und bat eintretende Menschen darum, an meinem eigentlichen Platz nach der Dame zu fragen, damit sie mich mit dem unbenutzten Ticket reinholen kann. So harrte ich ungefähr 25 Minuten vor dem Gate aus und wartete auf ein Weihnachtswunder. Ungefähr zehn Minuten vor Anstoß fasste ich mir dann ein Herz und schrieb ins Notizfeld die selben Worte wie eine Stunde zuvor. “Search Ticket” und damit rannte ich wieder mal durch die Menge. Diesmal machte ich auch noch akustisch auf mich aufmerksam, da es dringlich war. Und auch hier war ich innerhalb weniger Minuten erfolgreich. Allerdings hatten die vier Jungs aus Nottingham, dem heutigen Gegner, nicht wirklich großes Interesse an meinem Angebot von 30 Pfund und liefen sogar weiter, als ich erstmal nicht auf die gewünschten 40 erhöhte. Meine Bitte, es dann anschließend für 40 zu verkaufen, kamen sie nicht nach. Mein kleiner Sprit mit den Scheinen überzeugte sie aber doch noch, und so ging es für knapp über dem Originalpreis in den Gästesektor. Mein Rucksack wurde wieder einmal kaum beachtet und so rannte ich die vielen Stufen in den obersten Bereich des ursprünglich 1892 eröffneten, aber mehrfach erneuerten Stadions des neuarabischen Newcastle United FC. Spätestens seit der Übernahme des saudischen Scheichs ist der Verein in aller Munde und spielt Champions League. Dieses Jahr in der Gruppenphase auch gegen Dortmund. Ganz oben angekommen, erwartete mich ein Panorama, dass Vergleichbares sucht. Dukla Prag kommt da hin, wahrscheinlich auch First Vienna. Aber der Blick über die Stadt ist von hier oben wirklich beeindruckend. Während ich geflasht in die Weite schaute, liefen die Mannschaften ein und damit war ich mal wieder perfekt pünktlich. Einige der Rollstuhlplätze nahe des Eingangs waren frei, so dass ich mich stehend dort niederließ. Der Ordner hatte nichts dagegen, zumal ich es mit meinem Rucksack begründete, der ja in der Masse an Menschen sicher stören würde. Einige Minuten nach Anpfiff erreichte mich eine Mail der Verkäuferin meines ersten Tickets, dass sie jetzt unten auf mich warten würde. Einer der von mir angesprochenen Fans hatte sie tatsächlich gefunden und nach unten geschickt. Da ich aber bereits im Stadion war, schrieb ich ihr, dass es sehr nett aber mittlerweile unnötig. Lieber hätte ich mein Geld wieder. Spoiler, im Laufe des Nachmittags kam es per PayPal nach einigen, nicht ironisch gemeint, netten Nachrichten tatsächlich wieder. Durch die klare Tabellensituation sollte das Spiel eigentlich schnell geschwätzt sein, gerade nachdem die Magpies als Sechster der Premier League in der 20sten Minute per Elfmeter in Führung ging. Doch die Fans rund um Ebby, einer Legende aus der Groundhopping-Doku von DSF, aus dem rund drei Stunden entfernten Nottingham gaben ihre Mannschaft nicht auf und feuerten von oben aus an. Noch vor der Halbzeit, auch wenn die Nachspielzeit bereits angezeigt wurde, fiel der verdiente Ausgleich für die 1865 gegründeten Gäste. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie lang die Historie der englischen Mannschaften ist. Und Forest, die 1979 und 1980 mit dem Europapokal der Landesmeister, den Vorgängerwettbewerb der Champions League, gewannen, kam besser aus der Kabine und übernahm als akut abstiegsgefährdeter Außenseiter plötzlich das Zepter in die Hand. Nach nichtmal zehn gespielten Minuten in Halbzeit zwei war das Spiel gedreht. Und es kam kurz darauf noch dicker, als das 1:3 geschossen wurde. Die Stimmung in meinem Block war natürlich überragend. Das letzte Tor wurde zwar auch nochmal durch den Kölner Keller überprüft, aber blieb bestehen. Also hatte ich quasi vier Auswärtstorjubel. Auch Gesänge schepperten gut durch den Oberrang, auch wenn durch die klassischen britischen Schlachtrufe wenig Abwechslung zu bereits gehörten Chants auszumachen war. Hängen geblieben ist natürlich “Can we play you every week?”, “We are winning away” und “Where is your famous atmosphere?”. Auch der Doppeltorschütze Wood wurde mehrfach durch Gesänge geehrt. Der Gastgeber drückte zwar ab zehn Minuten vor dem Ende noch auf den Anschluss, schaffte aber auch die sechs Minuten Nachspielzeit nicht zu nutzen. So ging diese eigentlich im Vorhinein klare Angelegenheit doch sehr deutlich und verdient an die Gäste aus East Midlands, die sich damit wichtige Punkte für den Klassenerhalt sicherten. Es war mir ein Fest, so dass ich, trotz enger Terminplanung, zum Jubeln noch etwas stehen blieb. Nachdem sich die Mannschaft aber verabschiedet hatte, ging es im Sprint die Treppen herunter und ab in die Innenstadt. Von dort sollte mich eine Bahn innerhalb weniger Minuten nach Gateshead bringen. 15:00 Uhr sollte hier der Pfiff des Schiedrichters zum Kick-Off ertönen. Durch meine gute Planung erreichte ich das Gate des “International Stadiums” um 14:58 Uhr und passierte es, als sich die Kapitäne gerade zum Münzwurf beim Schiedsrichter trafen. Mal wieder perfektes Timing, dass aber auch einem Ausweis geschuldet war, der mir anscheinend auch in der “National League”, der fünfthöchsten englischen Spielklasse freien Eintritt bescherte. Das die Mannschaften dieser Ligenhöhe noch immer durchs ganze Land fahren müssen, finde ich sehr beeindruckend. Durch Zufall stand ich nun im Gästeblock. Die Gäste waren aus York und für mich sehr überraschend, ziemlich zahlreich erschienen. Der Stadionsprecher zählte sogar genau 523, bei knapp 1600 Zuschauern schon echt stabil. Der Mob des 19ten der Tabelle sorgte aber für gute Stimmung, besonders die in der Gegend herumfliegenden Schuhe und das dazugehörende Gejubel hinterließen einen bleibenden Eindruck. Das ein Bulle das Spielgerät nach einigen Minuten wegnehmen musste, passt wohl in den Berufsethos. Auf dem Platz erlebte ich kein gutes Spiel. Gateshead, ins Spiel als Fünter, und damit auf einem Relegationsplatz in die League Two, die vierte Liga, stehend, übernahmen schnell die Kontrolle, konnten die Überlegenheit aber nicht ausnutzen. Dies bestraften die Gäste und führten plötzlich vollkommen überraschend. Nach dem Pausentee waren die Kräfteverhältnisse wieder ausgeglichen, doch mit fortwährender Spielzeit nahm der Favorit wieder das Zepter in die Hand. Die Masse auf der Haupttribüne des 1955 gebauten und 2010 erweiterten Stadions tobte beim Ausgleich kurz vor dem Ende. Doch die Spieler auf dem Feld wollten mehr. Allerdings passierte auch in der vierminütigen Nachspielzeit nichts mehr, sodass die Punkteteilung am Ende in Ordnung ging. Der Ground ist echt ganz cool, mit knapp 12.000 Plätzen für die fünfte Liga klar überdimensioniert, doch bei Konzerten oder Leichtatlehtikveranstaltungen wird diese Kapazität wohl benötigt. Für den Ticketsammler in mir gab es hier leider keine Befriedigung, da auch vor Ort zahlende Zuschauer kein Papierticket erhielten. Gegenüber des Stadions schaute ich kurz in einen Supermarkt, um mich wieder mit Lebensmitteln für die kommende Nacht und den Tag einzudecken. Außerdem benötigte ich noch den Adapter für den UK Stromanschluss. Den fand ich leider in diesem Shop nicht, doch auf dem Weg in den nächsten Wetherspoon, in dem ich einige Stunden beim Schreiben von Berichten verweilte und gutes Essen und Getränke konsumierte, fand ich noch einen Tesco, der zum Glück einen Adapter im Angebot hatte. So konnte auch mein Laptop wieder geladen werden. Nachdem ich nach getaner Berichterstattungsarbeit mal auf den Zeiger schaute, stellte ich erstaunt fest, dass es bereits 20:00 Uhr war. Kick-Off für United gegen Villa. Und so steuerte ich einen naheliegenden Sports-Pub an, und zog mir auch noch dieses Spiel rein. Die Gruppe am Nebentisch, die in der Halbzeit kam, hatte aber absolut kein Interesse an dem Spiel und lallte mich betrunken zu. Auch auf die britischen Mädels, zumindest die, die aktiv in die Clubs gehen, komm ich gar nicht klar, Kälteempfinden gibts nicht, auftakeln muss man sich auch wie Sau, und dann am Besten 24/7 kreischen. Wem es gefällt… Ich war tatsächlich recht froh, als die Partie rum war und ich den Laden voller Vorglüher guten Gewissens verlassen konnte. Der Wetherspoon, in dem ich mich danach niederließ, hatte dieses Problem nicht. Auch einen Tisch mit Steckdose fand ich sofort, so dass ich auch hier wieder ungestört schreiben konnte. Mit meiner Busabfahrt um kurz vor halb fünf musste ich die Nacht aber irgendwie gescheit rumbringen, daher war ein Pubaufenthalt bis zum Rausschmiss eingeplant. Die letzten beiden Stunden nach eben diesem verbrachte ich mit weiterem Sightseeing, gerade die Burg im Stadtzentrum ist nochmal einen Besuch bei Helligkeit wert. Das muss aber ein anderes Mal passieren, den irgendwann war die Zeit vergangen und mein Bus nach Edinburgh rollte mit einer Verspätung von 30 Minuten ein. Megabus, wir lieben dich.

Tag 6, 27.12.2023 – Der Zweitmarkt von Hibernian FC macht aggressiv.

Nach den guten zwei Stunden Fahrt, von denen ich natürlich komplett gepennt habe, war ich sehr überraschend, dass es bei der Ankunft regnete. Was gibt es also für andere Optionen, sich bis zur Ankunft der weiteren Tourbegleitung in einen Wetherspoon zu setzen und sich mit unendlich, da Refill, heißer Schokolade aufzuwärmen. Allerdings war nach meinem Fußmarsch zur nahegelegenen Bahnstation “Waverley” die Enttäuschung groß, als mir dort verkündet wurde, dass der Automat kaputt sei. Hilft ja nichts, also zum Nächsten geschlappt und währenddessen schon mal nach Banken im Umkreis gesucht, die mir alte Pfundnoten, die ich von zuhause mitbekommen habe, zu neuen Scheinen umtauschen kann. Direkt neben meiner zweiten Anlaufstation befand sich eine “Bank of Scotland”, die allerdings um diese Zeit, es war circa acht Uhr, noch nicht auf war. Also in den Pub ins letzte Eck, Laptop auf und hot Chocolate in den Schlund kippen. So brachte ich einige Bericht auf Vordermann, startete meine Excel mit der Kostenaufstellung und plante die nächsten Tage weiter. Irgendwann waren anderthalb Stunden vorbei und der Heilbronner stand in der Tür. Die Vorfreude auf die vor uns liegenden Tage war groß, so dass wir uns direkt an unseren Plan setzen und diesen weiter verbesserten. Nach ungefähr vier weiteren Gängen zur Maschine, die uns das Zuckergesöff ausspuckte, entschieden wir uns wieder dem Sport zu widmen. Dazu mussten wir aber ein paar Meter in einen anderen Pub laufen, in dem Darts lief. Die Ausgangslage für die deutsche Dartselite war so gut wie noch nie, allerdings schafften es zwei der vier noch bei der WM verbliebenen deutschen Spieler innerhalb dieses Vormittags auszuscheiden. Nebenbei futterten wir Nachos und verließen bei mittlerweile nicht mehr ganz so schlimmem Wetter enttäuscht den Pub. Da es nun schon kurz nach 15 Uhr war, entschieden wir uns das Sightseeing in dieser Stadt auf dem schnellen Weg durchzuziehen und liefen innerhalb von gut drei Stunden alle wichtigen Punkte in einem guten Marsch ab. Vom Castle über St. Giles auf den Carlton Hill. Auf diesem angekommen fing es wieder wie aus Eimern an zu schütten, was für uns ein absolutes Worst-Case-Szenario war. Da wir eine Flughafennacht vor uns hatten, malten wir uns schon den schlimmsten Schnupfen aus. Aber mussten wir erstmal durch. Das Ziel nach dem Sightseeing war die “Easter Road”, das Stadion von Hibernian FC, dem 1875 gegründeten erstem irisch-katholischem Verein Schottlands. Damit diente der auch Celtic als Vorbild. Der heutige Gegner war niemand Geringeres als der Stadtrivale Heart of Midlothian, deren Derby im Gründungsjahr 1875 das erste Mal ausgetragen wurde. Die 1893 gebaute “Easter Road” wird von den Fans liebevoll “The Leith San Siro”, in Anlehnung an das legendäre Mailänder Stadion genannt. Weshalb habe ich leider nicht herausgefunden. Die letzte große Renovierung fand 2010 statt. Um diese Begutachten zu dürfen, mussten wir für das ausverkaufte Spiel aber erstmal Tickets finden. Und das sollte sich als komplizierter herausstellen als gedacht. Unsere Bemühungen im Vorfeld an Karten zu kommen waren alle vergebens, so dass wir unsere gebastelten “Search Ticket” Schilder wieder auspackten und uns an zwei Spots positionierten. Gleichzeitig behielt ich den Zweitmarkt im Auge, da Dauerkarteninhaber weiterhin über diesen ihre Tickets zurückgeben konnte. Allerdings konnten sie dort auch nur von Mitgliedern wieder gekauft werden. So musste ich, falls ich ein Ticket in den Warenkorb legen würde, ein Mitglied ansprechen, der mir die Bestellung dann abschließt. Gesagt getan fand sich nach nichtmal 5 Minuten eine Zutrittsberechtigung in meinem Basket, ein Mitglied wurde gefunden und der Bestellprozess beendet. Denkste. Die deutschen Kreditkarten, die ich bei der Bezahlung versucht habe zu verwenden, wurde allesamt abgelehnt. Dann wurde es meinem Besteller zu shady, also sprang er für diesen Kauf ab. Mein nächster Versuch musste also auch noch die Nachfrage nach einer schottischen Kreditkarte beeinhalten. Zum Glück fand ich auch hier recht schnell wieder jemanden, der mir hilfsbereit zur Seite stand und über seinen Account die Karte, die auch aus meinem Warenkorb wieder löschte, bestellte. Der ganze Bestellprozess dauerte zwar gut und gerne 30 Minuten, da die Website einfach Schmutz ist, aber schlussendlich hatte ich ein eTicket für 45 Pfund aufm Handy. Gleichzeitig versuchte ich meine Begleitung zu erreichen, der mich in dem Moment anrief, dass ihm von einem Rentner ein Kinderticket in die Hand gedrückt wurde. Kostenfrei. Jackpot. Da es nur noch gut eine halbe Stunde bis Anpfiff war, machten wir uns auf den Weg zu unseren Plätzen, die allerdings auf zwei verschiedenen Tribünen waren. Für mich ging es auf die Haupttribüne, für ihn auf eine der Hintertorseiten. Mein Versuch, den QR-Code aufm Handy am Schalter noch zu einem Hardcoverticket umzutauschen, klappte problemlos, so dass ich auch mein Souvenir für dieses Spiel direkt in der Hand hielt. Der Einlass war auch mit Rucksack wieder super easy. Bei Hibernian machte auf der Gegentribüne, von meiner Seite aus gesehen ganz rechts, also RIchtung Gästeblock, ein kleiner Mob gut Stimmung. Auch die Gäste, die zahlreich erschienen waren, sprudelten vor Motivation. Lange sah das Spiel aber trotz der Intensität nach einer torlosen Nullnummer aus, vorallem als innerhalb der ersten 20 Minuten zwei Handelfmeter verschossen wurden und man so die Lautstärke des Kessels spürte, ohne das Tore fielen. Zuerst verschossen die Gäste einen Videobeweis gegeben Strafstoß an den linken Aussenpfosten. Durch die dann aufkommende Lautstärke des Heimanhangs pushten sich die Gastgeber und kamen besser ins Spiel. Einen gut ausgespielten Angriff konnte ein Verteidiger von Hearts nur mit der Hand abwehren und erhielt dafür die verdiente gelbe Karte, da ihm keine Absicht vorgeworfen wurde. Und auch diesen Elfmeter lenkte der Keeper an den Pfosten. So sah es über die restliche Spielzeit, trotz dem offensiven Spielstiel beider Teams nach einen torlosen Endergebnis aus. Doch ein Stürmer der Gäste fasste sich in der Nachspielzeit ein Herz, danke, auf das Wortspiel mit dem Vereinsnamen bin ich auch Stolz, und drosch das Leder in den Winkel. Die Ekstase im Block, auf die das Tor auch fiel, war unglaublich. Das zu beobachten machte unheimlich Spaß! Diese eigentlich sehr ausgeglichene Partie fand doch noch einen Sieger und ich war froh, kein 0:0 gesehen zu haben. Bis zur endgültigen Räumung des Grounds lauschte ich den feiernden Gästen, die es schafften, den Heimanhang gut zu provozieren. Auch auf dem abgesperrten, aber einsehbaren Zugang zum Gästeblock wurde weiter provoziert. Als neutraler Beobachter ein absolutes Fest, ich denke als Derbyverlierer aber schon verletztend. Irgendwann war die Straße wieder offen und wir konnten zur Bahnstation laufen. Von dort ging es Richtung Edinburgh Airport. Jedoch stiegen wir bereits eine Station früher aus, da wir so pro Person 3 Pfund sparen konnten. Für 15 Minuten Fußweg ist das ein NoBrainer, also ging es die letzten Meter bis in den warmen Flughafenbereich a pied. Warm war es am Ende zwar wirklich, zumindest die Raumtemperatur, doch der Boden, auf dem wir es uns für die nächsten vier Stunden bequem machten, war arschkalt. Mit Jacken konnte Abhilfe geschafft werden, so dass die nächsten Stunden im Traum verbracht wurden.

Tag 7, 28.12.2023 – In Brighton stehe ich an der Wand.

Mit dem Öffnen des Starbucks, in dem wir lagen, wurden wir verscheucht und machten uns auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Natürlich durfte ich mal wieder in die Nachkontrolle, da ich meinen Laptop nicht von allem anderen in einem neuen Schälchen separiert, sondern neben meinen Rucksack gelegt habe. I am sorry. Der Flug nach Stansted verging schnell, bereits um kurz nach halb acht befanden wir uns am Lieblingsflughafen der Groundhopperbubble. Und da ein Bus von dort nahezu mehr kostet als ein Flug dorthin, muss man kreativ werden, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. Mit einem Schild fanden wir einen Fahrer, der uns an die nächste große Raststätte brachte, von der wir nach wenigen Minuten Wartetzeit einen Ride bis London Wimbledon angeboten bekamen. Schlugen wir natürlich direkt zu. Die beiden Spiele an diesem Donnerstag waren mit Arsenal gegen West Ham und Brighton, das ungefähr eine Stunde südlich von London liegt, gegen Tottenham sehr attraktiv, aber natürlich ausverkauft. Unsere Fahrerin verfuhr sich jedoch auf ihrem Weg nach Wimbledon und musste dann an einer für uns eigentlich ungeschickten Raststätte ihr e-Auto laden. Wir entschieden uns dann, von dort separiert weiter zu reisen. Der Heilbronner marschierte zur nächstgelegenen Bahnstation und fuhr nach London, um dort im Hostel einzuchecken und Arsenal zu probieren. Ich machte mich mit einem weiteren Schild auf die Suche nach einem Ride nach Brighton. Diesmal dauerte es zwar etwas länger, doch nach einer halben Stunde hatte ich auch hier eine Direktfahrt bis ins Stadtzentrum. Ein Geschwisterpaar nahm mich auf ihrer Fahrt zu ihrem Dad mit. Da der Sohnemann in Berlin lebt, konnten wir uns sogar ein bisschen auf Deutsch und über deutsche Bräuche unterhalten, ansonsten hatten wir viele Gesprächsthemen über die kompletten anderthalb Stunden Fahrt. Ganz klar meine bisher angenehmste Fahrt, aber auch alle anderen waren sehr entspannt! Gut 4 Stunden nach der Landung in Stansted stand ich also ohne weitere Kosten in Brighton und verabredete mich hier, nach einer kleinen Sightseeingrunde im windigen Brighton über, den in deutschen Schulen allseits bekannten, Pier, der Cathedral und einem Palast, mit weiteren Stuttgartern. Die Zeit im Pub war super angenehm, auch das anschließende Essen in einem guten Burgerladen war überragend. Auch ein weiterer Stuttgarter gesellte sich kurz zu uns, musste dann allerdings wieder weiter in Richtung Stadion. Auch wir fuhren mit ordentlich Zeitabstand zum Ground, da ich mich mit meinem Schild wieder auf Ticketsuche machen wollte. Diesmal klappte es aber nicht so wie gewollt. Das die Suche nach Eintrittsbeschränkungen in England etwas reguliert ist, ist mir bekannt. Das dagegen aber mit Ordern und, die Erfahrung machte ich im Laufe des Abends noch, Bullen vorgegangen wird, war mir neu. Nach einer nahezu kompletten Stadionrunde wurde ich von Securitys des Vereins zur Seite gezogen und darüber aufgeklärt, dass das Herumlaufen mit dem Schild verboten sei. Ich versprach Ihnen, dieses ab sofort in meiner Tasche zu lassen, verschwieg aber, dass ich natürlich weiter nach Tickets suchen würde. Gelogen habe ich hier nicht, ganz wichtig! Um nicht direkt weiter auffällig zu sein, deponierte ich meinen Rucksack in einem nahegelegenen Waldstück, was sich als abartiger Fehler herausstellen sollte. Dazu nachher mehr. Mein nächster Anlaufpunkt waren die Gästebusse, von denen allerdings nur zwei da waren, wie mir später gesagt wurde. Der Rest des aus London kommenden Mobs kam per Zug, so dass ich mich auf die Coaches des Heimanhangs konzentrierte. Meine unregelmäßge Nachfrage an vorbeilaufende Fans wurde jedoch wieder den Sicherheitskräften gemeldet, so dass mich diesmal die Bullen aufgegriffen. Nach dem aufnehmen meiner Daten wurde mir, nach einem Gang zum Ticketoffice auf die andere Seite, um sicherzugehen, dass es keine Tickets mehr gibt, ein Platzverweis erteilt. Da ich aber noch meinen Rucksack auf der anderen Stadionseite hatte, und ich dort nicht ohne über das Gelände zu laufen hinkam, musste ich den Bullen vorsicht erklären, dass ich nochmal auf die andere Seite müsse. Mein abgestellter Rucksack sowie ich wurden dabei allerdings unter Terrorverdacht gestellt, da ein unbeaufsichtiger Gegenstand bei einem Spiel vor einigen Jahren wohl zu verletzten Zuschauern geführt hat. Keine 5 Minuten später fand ich mich mit dem Gesicht an die Wand gestellt und wurde auf gefährliche Gegenstände durchsucht. Geil, so hab ich mir das vorgestellt. Gefunden wurde allerdings nichts, so dass ich die beiden Cops zu meinem Rucksack führen durfte, der natürlich auch nochmal durchsucht wurde. Da ich nichts zu verbergen hatte, ließen sie mich irgendwann gehen. Von ausserhalb des Umfelds bekam ich noch den Führungstreffer für das Heimteam mit, verließ dann aber das Areal in Richtung Innenstadt, um mit dem Zug wieder nach London zu fahren. Ich bekam von meinem Heilbronner allerdings mit, dass auch er, neben absolut überteuerten Angeboten, für das Heimspiel der Gunners kein Ticket gefunden hat. Um kurz vor Mitternacht trafen wir uns dann im schäbigsten Hostel Londons und schliefen sofort ein. Was dieser Tag für mich noch für Konsequenzen haben könnte, erfuhr ich bereits am nächsten Abend. 

Tag 8, 29.12.2023 – Freundlicher Empfang bei Millwall.

Dieser Freitag, 29.12.2023, sollte ein Highlight des Jahres werden. Nachdem wir in den weichen Betten des dreistöckigen 20 Mann Dorms aufgewacht ware, machten wir uns nach der Katzenwäsche, duschen wollte ich im verschimmelten Badezimmer nicht, auf den Weg in den Norden Londons. Ally Pally is calling. Mit Bussen brauchten wir dafür gut anderthalb Stunden und waren dann eine Stunde vor Einlass vor den Toren. Auch einen weiteren Begleiter trafen wir dort, mit dem wir uns direkt ablichten ließen. Die Aussicht von hier über die Stadt war gut, auch ohne eine Veranstaltung empfehle ich eine Spaziergang durch den Alexandra Garden. Die Vorfreude auf eine Live-Session der Darts-WM war bei uns allen spürbar, so dass wir uns direkt in die Schlange zum Eingangsbereich stellten. Die begehrten Tickets konnten wir kurzfristig über den Zweitmarkt der PDC, dem Veranstalter, erwerben. Wir hatten dabei aber auch viel Glück und Geduld. Danke fürs Aussitzen nach Heilbronn! Die ganzen Kostüme der feierwütigen Crowd machten uns beim Beobachten schon glücklich. Außerdem war klar, dass ich wohl als Einziger mit unter 3 Promille den Alexandra Palace verlassen würde. Was im Vorraum bereits an Pitchern gekippt wurde, war unfassbar. Zuerst musste ich mich aber an der Gepäckabgabe anstellen, da wir unsere Rucksäcke nicht im Hostel lassen wollten. Dafür war es zu shady. Nach unserer anschließenden Getränkebestellung ging es direkt in die heiligen Hallen des Darts, und wow, der erste Blick entwickelte so viele positive Gefühle. Das hatte ich bisher auch nur in wenigen Fußballstadien. Der Platz unseres Begleiters war an einem der Tische, dort fand er direkt Anschluss an eine deutsche Gruppe, die ihn ordentlich abfüllten. Unsere Plätze waren auf der Tribüne neben der VIP- und Familyarea. Das war definitiv kein Stimmungsblock, aber perfekt zum Beobachten. Für das erste Mal Ally Pally mit Sicherheit am Besten. Falls ich nochmal Karten bekommen sollte, würde ich diese aber am Tisch oder auf der gegenüber liegenden Seite bevorzugen. Das erste Match ging sogar in den Decider, also war sehr spannend. Die Crowd ging gut mit, wie man es eben aus dem Fernsehen kennt. Die wahren Highlights fanden aber ausserhalb der Bühne statt. So feuerte der gesamte Raum einen Zuschauer beim Exen eines Pitchers an, während oben die Weltmeisterschaft gespielt wurde. Surreal. Spiel zwei bekam am wenigsten Aufmerksamkeit, war vom Sport her aber auch am schlechtesten. Das Highlight war das dritte Spiel, eine der Darts-Legenden Raymond van Barneveld, Spitzname “Barney”, musste sich gegen Jim Williams, einen walisischen Dartsprofi, durchsetzen. Das schaffte er auch, allerdings war auch hier die Spielqualität nicht besonders hoch. Seinen Fans, der “Barney-Army”, was auch mehrfach sehr laut durch die Räumlichkeit schallte, war das aber egal. Nach dem Ende des dritten Spiels machten wir uns erstmal auf den Weg zu unserer Begleitung, die definitiv Unterstützung brauchte, und holten das Gepäck ab. Mit dem Öffis ging es diesmal in den Süden der Stadt, denn am Abend hatten wir noch ein Spiel bei Millwall geplant. Eine Pause bei einem Lidl um etwas in den Magen zu bekommen eingerechnet, saßen wir circa zwei Stunden in Bussen, bevor wir vor “The Den” standen. Hier hatte ich bereits im Vorhinein Tickets online bestellt. Abholung vor Ort an einem Schalter. Dieser wurde durch ein bereits anwesendes Hopperpaar schon ausgemacht und nur noch auf unsere Ankunft gewartet. Ihre Karten hatte ich mitbestellt. Also an den Schalter und den Umschlag überreicht bekommen. Denkste. Ich wurde kurz vertröstet, dass die Karten noch gedruckt werden müssten und wurde kurz darauf von zwei Bullen gepackt und auf die Seite gezogen. Kurz darauf befand ich mich auf einem danebenliegenden Parkplatz, umringt von einigen Bullen, Ordnern und Vereinsangehörigen. Der Verein, genau wie “alle anderen in England”, so wurde es meinen Begleitern erklärt, habe am Morgen einen Hinweis bekommen, dass ich “suspicios” sei. Da man auf meinen Namen eine Bestellung fand, müsse zuerst geklärt werden, dass von mir keine Gefahr ausgehe, bevor ich ins Stadion gelassen werden kann. Also wurde sowohl ich, als auch mein Rucksack noch an Ort uns Stelle komplett durchfilzt. Ich hab ja nur für die nächsten acht Monate gepackt, das bekomme ich sicher auf dem nassen Parkplatz alles so wieder reingefaltet. Ficker. Zu Gute halten muss man den Bullen aber, dass mir die trockene Stadionwache angeboten wurde, ich aber aufgrund der fortschreitenden Zeit lieber die Variante vor Ort wählen wollte. Das Spiel begann nämlich gut 40 Minuten später. Welch Wunder, bei der Kontrolle wurde nichts gefunden, die Bullen gaben dem Verein für meinen Besuch grünes Licht und nach dem Aufzahlen für ein Ticketupgrade, da ich “ausversehen” kostengünstigere Kindertickets im Familienblock bestellt hatte, konnte wir die Turnstils ins 1993 eröffnete Stadion von Millwall passieren. Aber auch da waren wir ein wenig glücklich, da offiziell alle Plätze verkauft waren und die Vereinsoffiziellen uns nicht in den Familienberich lassen wollten. Aber es gab wohl genug Zweitmarkttickets, um uns vier nebeneinander zu setzen. Komische Version von ausverkauft, zumal während des Spiels sicher 20 Prozent der Plätze leer waren. Millwall, vor allem bekannt für seine gewaltbereiten Fans in diversen Filmen, befand sich im Abstiegskampf. Der heutige Gegner aus Norwich im Niemandsland der Tabelle, also sollte ein spannendes Spiel vor uns liegen. Zumindest Körperbetont war es, fußballerisch aber kein Leckerbissen. Die zahlreich erschienenen Gäste, knapp zweieinhalb Stunden aus dem Nordosten Englands angereist, machten von Anfang an auf sich aufmerksam. Doch auch der Heimanhang, der lautstarke Teil steht auf der Hintertorseite namens “Cold Blow Lane”, hauchte dem Stadion Leben ein. Vor allem der Klassiker “No one likes us” wurde mehrfach laut durch die Ränge geschmettert. Definitiv beeindruckend, das mal live zu hören. Bereits nach nicht einmal 20 Minuten wurde es aber richtig laut, als der zu diesem Zeitpunkt verdiente Führungstreffer fiel. Die Pegel hielt zwar nicht das ganze Spiel über an und flachte zwischendurch gut ab, konnte aber gerade bei guten Angriffen, starken Balleroberungen und auch bei Rangeleien auf dem Feld wieder aufgenommen werden. Kurz vor dem Ende der Partie gab es, nach einem eigentlichen taktischen Foul, für uns unverständlich die glatt rote Karte für einen Spieler des Gastgebers. Der Schiedsrichter wertete das Einsteigen als grob und zog den roten Karton. Den hätte es, zumindest nach Meinung der Millwallfans aber bereits mehrfach für Tätlichkeiten des Gegners geben sollen. Unter anderem einen Schlag mit dem Ellenbogen übersah der Schiedsrichter und sein Gespann, die kein gutes Spiel machten. Den VAR gibt es in der zweiten englischen Liga nicht, was aber für deutlich mehr Emotionen sorgte. Gott sei Dank. Millwall konnte die knappe Führung und die damit verbundenen drei Punkte über die Zeit bringen und gewann so nicht unverdient gegen den eigentlichen Favoriten. Für uns ging es nach der Verabschiedung von dem Rest der Gruppe, die wir zu Silvester wieder sehen würden, zum Busbahnhof Victoria Station, beziehungsweise zu einem Wetherspoon in der Nähe, in dem wir uns nochmal etwas zum Essen bestellten und ich etwas arbeiten konnte. Der Fußmarsch um kurz vor Mitternacht war dann schnell erledigt, denn um 23:59 Uhr fuhr unser Bus nach Glasgow. In der schottischen Metropole sollte ein weiteres Highlight, welches zwar unrealistisch aber nicht unmöglich war, warten. 

Tag 9, 30.12.2023 – Kneipengast nach dem „Old Firm“.

Der megabus war verdammt leer und sollte mit nur einem Zwischenstop in Edinburgh innerhalb von 8 Stunden nach Glasgow ballern. Da die letzte Reihe komplett frei war, machte ich mich dort lang und wachte erst kurz vor dem ersten Stop auf. Kann bei langen Fahrten gerne übers so laufen. In Edinburgh erwartete uns dann aber eine Überraschung, denn wir sollten den Bus räumen und auf den nächsten warten, da es sich anscheinend nicht lohnt bei nur noch 10-15 Fahrgästen nach Glasgow zu fahren. So warteten wir ungefähr eine Viertelstunde bis ein weiterer Bus einfuhr und uns weiterbrachte. Mit Ankunft fing es leicht an zu tröpfeln, was für uns ein guter Indikator für ein gutes Derby war. Nur wenige Minuten später wandelte sich der Regen in Schnee um, und in kürzester Zeit waren wir in einem weißen Paradies. Unser Fußweg zum Celtic Park, den ich bereits im Oktober beim Champions League Spiel gegen Lazio Rom besucht habe, war so deutlich länger und rutschiger als geplant. Unser Ziel war heute ein Ticket für das 438. “Old Firm”, das am häufigsten ausgetragene Derby Europas. Die Spiele sind immer ausverkauft, die Chance es als neutraler Zuschauer zu sehen ohne irgendwelche Kontakte zu haben, ist gering. Doch wir wollten unser Glück versuchen. Durch meinen Besuch wenige Monate zuvor hatte ich ein paar Ecken im Kopf, an denen ein Schwarzmarkt funktionieren könnte. Oder an der Menschenmassen unterwegs sind, die vielleicht ein übriges Ticket haben. Rund eine Stunde vor Anpfiff kamen wir an der Kreuzung vor dem Busparkplatz an, der uns bereits als Tipp genannt wurde. Ich ging weiter in Richtung der Bahnstation und hob dabei etwas Geld hoch. Der Heilbronner schlenderte über den Parkplatz und versuchte dort sein Glück. Nach einiger Zeit tauschte ich das Geldbündel gegen mein Handy aus und schrieb darauf, wie bereits im Oktober “Search Ticket”. Das schien besser zu funktionieren, denn keine 10 Minuten später hatte ich eine der begehrten Zutrittsberechtigungen in der Hand. Eine Gruppe ungefähr gleichaltriger hatte ein Ticket über, da der Vater von einem der Jungs “Rücken” hat. Sie verkauften es mir zum Originalpreis von 55 Pfund, was wirklich unglaublich schien. Die grobe Dreiviertelstunde bis zum Anpfiff verbrachte ich mit ihnen und connectete weiter, da es eine witzige Clique war. Sie luden mich auch in ihren Pub nach dem Spiel ein, um den kommenden Derbysieg zu feiern. Der Plan von David und mir war allerdings eher noch den “Hampden Park”, das Nationalstadion zu kreuzen, welches um 15:00 Uhr, also ungefähr 45 Minuten nach Abpfiff des ersten Spiels bespielt wurde. Da die Zeit dieses Schmankerl zu erreichen aber knapp war, ließen wir es mal noch offen. Während ich mit den neuen Kontakten noch quatschte, ergatterte mein Kollege auch ein Ticket, auch dies zum Originalpreis von 50 Pfund. Was uns definitiv in die Karten spielte, war ein Gästeverbot der Rangers-Fans. Zwar versprach das dann eine weniger hitzige Atmosphäre, allerdings ist der Hass auch ohne den Rivalen im Stadion defintiv spürbar. Der katholisch irisch geprägte Gastgeber konnte so auch das Gästekontingent an die eigenen Supporter ausgeben. Eines dieser Tickets konnte der Heilbronner ergattern. Für mich ging es auf die doppelstöckige Gegentribüne, von dessen Oberrang ich einen sehr guten Blick über Glasgow hatte. Mein Platz war in der letzten Reihe, leider etwas sichteingeschränkt, aber vollkommen in Ordnung. Die links orientierte Ultrá-Gruppierung “Green Brigade”, die nach einem Eklat bei einem Champions League Spiel, bei dem sie die im Vorhinein untersagte palästinänsische Landesflagge wehen ließen, waren nach ihrem Verbot wieder zurück und zeigten direkt wieder die angesprochene Fahne. Noch vor Anpfiff ließen sie auch den ersten Rauchtopf angehen und sorgten für gute Stimmung von ihrem Eckblock. Das “You’ll never walk alone” nach dem Einlaufen der Teams sorgte, wie auch beim letzten Mal, wieder für Gänsehaut. Was 60.000 singende Kehlen alles erreichen können. Im Spiel zeigten die Gastgeber gleich, warum sie aktueller Tabellenführer sind und nahmen den Ball unter ihre Fitiche. Die herausgespielten Chancen waren allerdings allesamt schlampig vollendet, so dass man von Glück sprechen musste, dass die protestantisch geprägten Rangers die Kontermöglichkeiten nicht nutzten um in Führung zu gehen. Noch in Halbzeit eins wurde es aber richtig laut im Celtic Park. Nach einer Ecke, die nur halbherzig vom Pfosten geklärt wurden und dann durch Strafraum segelte und an die niemand so richtig hinwollte, vollendete ein Spieler der in grün auflaufenden Heimmannschaft per Direktabnahme. Für den Keeper unhaltbar und damit das verdiente 1:0. Mehr oder weniger im Gegenzug hatten auch die Rangers ihre größte Chance auf einen Treffer in Halbzeit eins. Einen schlechten Querpass des Außenverteidigers fing der Stürmer der Gäste ab und marschierte eigentlich alleine aufs Tor zu, ließ sich aber von den hinterher sprintenden Verteidigern einholen. Die Atmosphäre war wirklich stark, gerade bei längeren Passstaffeten oder härteren Tacklings ging das ganze Stadion mit, jeder stand auf und machte sich mit Lauten bemerkbar. Ganz großes Kino. Vor dem Pausenpfiff gab es noch eine strittige Situation, als ein Spieler der Gastgeber im Strafraum den Ball bei einer Verteidigungsaktion mit der Hand spielte. Nach kurzem Check mit dem Kölner Keller, der hier größtenteils akzeptiert und sogar oft von den Fans, bei aus ihrer Sicht strittigen Situationen, gefordert wird, wurde die Entscheidung auf keinen Penalty aber bestätigt. So ging es zum Pausentee. Celtic kam aber auch wieder besser aus der Kabine. Keine fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff stand es nach einem Traumtor, einem Schuss aus 20 Metern in den Winkel, 2.0. Stimmung auf dem Höhepunkt. Die Tabellenführung schien so gut wie behauptet, der Stadtrivale in die Knie gezwungen. Danach plätscherte das Spiel vor sich hin. Bis es in der 70sten Minute wieder einen Konter für Celtic gab, den ein Verteidiger der Rangers nur mit einer Notbremse stoppen konnte. So dezimierte man sich auch noch selber. Sehr zu meiner Überraschung schien das aber als Weckruf für das Team gezogen zu haben, denn plötzlich übernahm man das Zepter in die Hand und kam nach einen wunderschönen Freistoß der Allzweckwaffe Tavernier zum Anschluss. Das Zittern der im Stadion befindlichen Fans begann, man stelle sich vor, dass es jetzt noch Gästeanhang gegeben hätte. Es wäre wahrscheinlich mein bestes Spiel aller Zeiten. Aber so war es nun einmal, die Rangers schafften in Unterzahl auch den Ausgleich nicht mehr, so dass meine Begleitung und ich zusammen mit meinem Ticketverkäufern doch tatsächlich noch in den Pub sind. Vorher haben wir aber dank dem mangelhaften Netz und Internetempfang ewig gebraucht um uns zu finden, haben es dann aber doch geschafft. Der Fußmarsch zum Pub war mit gut 30 Minuten perfekt um das Erlebte zu verarbeiten und ausserdem lag noch ein Supermarkt auf dem Weg, bei dem wir uns mal wieder einen Meal Deal einverleibten. Die Stunden im Pub will ich nicht groß ansprechen. Dazu war die Zeit zu magisch. Ich glaube wir dürfen und sollen sogar wieder kommen. Wenn jemand also mal mit mir / uns zum Old Firm will, einfach melden, die Clique bekommt das sicher gedeichselt. Doch auch nach dem Nachmittag im Pub, den wir gegen 18 Uhr aus eigener Kraft verließen, war noch nicht die Zeit gekommen wieder nach London zu fahren. Ein Programmpunkt stand noch auf der heutigen Liste, und das war das Eishockeyspiel von Glasgow Clan. Mit dem Bus fuhren wir an den äußersten Stadtrand und standen gut fünfzehn Minuten vor dem Beginn in einem Einkaufszentrum. Mein Kollege, den ich jetzt einfach mal auch als Icehopper bezeichne, war über die Lage im “Braehead Center” begeistert und knippste vom Eingang in die Eishalle, der sich zwischen einem KFC und Pizza Hut befindet, erstmal einige Bilder. Die Studententickets, die wir gezogen haben wurden tatsächlich auch auf die Ermäßigung überprüft, aber der seit acht Jahren abgelaufene Schülerausweis und die Krankenkassenkarte wurden nach Rückfrage akzeptiert und so waren wir drin. Zum Spiel schreib ich nicht viel, die Gastgeber gewannen gegen den Tabellenletzten “Fife Flyers” recht deutlich, schon noch etwas mehr als einer Minute fiel das erste Tor. Das Highlight gab es aber für mich vor dem Spiel, als eine kleine Garde im Schottenrock, Dudelsack und mit Trommeln ein paar Lieder zum Besten gaben und so auch die Nationalhyme anstimmten. Überragend. Nach dem Kick ging es schnurstracks wieder zum Busbahnhof, um unser eingeschlossenes Gepäck zu befreien und um anschließend wieder in einem Pub den Abend ausklingen zu lassen. Dieser sehr erfolgreiche Tag wurde dabei Revue passiert. Das Fazit war ganz klar, dass wir auf dieser Tour viel Glück haben. Es sollte nicht das letzte Mal sein. 

Tag 10, 31.12.2023 – Silvester-Loveparade in London.

Um 23:30 saßen wir schon wieder im Bus nach London, allerdings war dieser bereits schon übervoll, so dass wir uns in die letzte Reihe mit zwei anderen Passagieren quetschen mussten. Dem Schlaf tat das allerdings keinen Abbruch, erst mit Ankunft in Victoria wachte ich auf. Dann hatte ich es nötig. Zu Fuß ging es in die Richtung einer Unterkunft der Stuttgarter Kollegen, die wir bereits bei Millwall getroffen haben. Kurz vor Ankunft gingen wir aber noch Frühstücken, da auch bei denen der Abend etwas länger wurde und man noch nicht bereit für Gäste war. Der Plan des Tages wurde also mal wieder an einem Wetherspoontisch geschmiedet. Nach dem Duschen und Frisch machen sollte es für den Unterländer und mich zu Fulham gehen. Auch dort wollten wir den Schwarzmarkt mal ausprobieren, allerdings mit kleinem Budget. Das Heimspiel der “Cottagers” gegen Arsenal sollte ein guter, aber nicht zwingender Abschluss des Jahres werden. Anschließend sollte es in größerer Gruppe zu einem Silvesterbuffet und dem Feuerwerk an die Themse gehen. So der Plan. Irgendwann im Laufe des Vormittags kam das Go, dass wir vorbei kommen können und so wurde der geschundene Körper wieder auf Vordermann gebracht. Vielen Dank dafür! Zu Fuß ging es dann durchs Viertel “Hammersmith” an die Themse zum “Craven Cottage”. Was eine alte geile Bude. Zumindest von außen schonmal. Unsere Analyse zur Ticketbeschaffung war aber sehr ernüchternd, gerade bei unserem Budget von 50-60 Pfund. Die altbewehrte Taktik mit “Search a ticket” zog ich nur am Handy durch und wartete ungefähr 45 Minuten vergeblich. Doch ungefähr fünfzehn Minuten vor Anpfiff fand sich ein vorbeilaufender Dauerkartenbesitzer, der eine weitere, für dieses Spiel unbenutzte, Karte neben sich hatte. Die von mir gebotenen 50 Pfund nahm er dankend an und so befand ich mich wenige Minuten später im Ground. Yes. Die Plätze waren auf der Hintertorseite, gegenüber des Gästeblocks. Die sehenswerte alte Tribüne, der “Johnny Haynes Stand”, beziehungsweise die danebenliegende, namensgebende Jagdhütte “Craven Cottage”, die als V.I.P. Area dient, war auf der linken Seite und daher perfekt für den so wichtigen Fotowinkel. Auch die darüberfliegenden Maschinen im Landeanflug auf Heathrow konnten so eingefangen werden. Also perfekte Plätze. Das 1896 eröffnete Stadion befindet sich gerade aber auf der anderen Seite im Umbau. Der alte “Riverside-Stand”, der sich direkt an der Themse befindet, wurde abgerissen, die neue Tribüne steht schon komplett, darf aber noch nicht vollständig besetzt werden. Das ist schade, den draussen standen noch Interessenten für Karten, darunter meine Begleitung, die leider nicht das Glück hatte, ein so günstiges Ticket zu erhalten. Beim heutigen Gegner aber auch nicht selbstverständlich, die “Gunners” grüßen noch immer aus der Führungsgruppe, auch wenn sie die Spitzenposition nach der Niederlage wenige Tage zuvor abgegeben haben. Der Favorit in dieser Partie waren sie trotzdem, und so traten sie auch auf. Die Gastgeber als der älteste noch aktive Fußballclub Londons, 1879 gegründet, zeigten bei dem Druck, den die Gäste auf sie ausübten wenig Gegenwehr. Nach erst fünf gespielten Minuten durfte Bernd Leno, der Keeper der Gastgeber, das erste Mal hinter sich greifen. Mit zunehmender Spieldauer kam Fulham aber besser ins Spiel und kam nach einer einer halben Stunde etwas überraschend zum Ausgleich. Nach der Halbzeit sollte es aber noch besser werden, den zur 60sten drehte Fulhalm das Spiel. Ich lag meinen Sitznachbarn in den Armen und wurde von allen Seiten gedrückt. Zum Glück hab ich geduscht. Fulham brachte den Sieg bei mittlerweile strömendem Regen über die Zeit, auch wenn das Zeitspiel schon unangenehm frech war. Am Ende interessiert sich aber niemand dafür und so blieben die drei Punkte in Fulham, bei Arsenal hingegen bahnt sich eine Krise an. Mit dem Abpfiff leerte sich das Stadion, wie auf der Insel üblich, sehr schnell, so dass ich noch ein paar schöne Fotos im leeren Ground machen konnte. Auch ein nur leicht beschädigtes Hardticket fand ich auf den Rängen, so dass auch meine Sammelleidenschaft befriedigt werden konnte. Im Regen zog es mich nach dem Verlassen des Stadions weiter die Themse entlang in den nächsten Wetherspoon zum Heilbronner. Er erwartete mich mit einer heißen Schokolade und nach dem Posten der finalen Jahresstatistiken machten wir uns von dort wieder auf den Weg nach Soho. Als wahre Schwaben und Groundhopper liefen wir auch diesen Fußweg von neun Kilometer im Marschtempo und kamen überpünktlich zum Treffpunkt mit den Anderen in den reservierten Pub. Das Ambiente war nicht so wie gewünscht, die Motivation des Barpersonals ließ zu wünschen übrig und auch vom Buffet war keine Spur. Naja, egal. Wird schon passen. Nachdem alle da waren, fragten wir an der Theke nochmal nach, es würde kein Buffet geben, jeder müsse á la carte bestellen, ausserdem kommen um 22 Uhr weitere Gäste, da müssten wir den Tisch räumen. Stark. Das die Küche noch gut ne Stunde für die Zubereitung der Speisen braucht kam noch on top. Zum Glück hatten wir mit 19:30 Uhr einigermaßen rechtzeitig reserviert, aber frech ist das trotzdem. Den Abend bis zum Verlassen des Pubs verbrachten wir trotzdem sehr gut, einige Runden des “DWIDS-Spiels” wurden gespielt, ausserdem viel gelacht und über die letzten Tage geredet. Um kurz vor halb Zehn verließen wir nach einem kleinen Disput mit dem Personal, dass eines unserer Gruppenmitglieder nicht mehr bedienen wollte, den Laden und machten uns in Richtung Themse auf. Dort hatten wir Karten für die Sicht auf das Feuerwerk am London Eye. Während des Laufens merkten wir schon die überfüllte Stadt, je näher wir allerdings zu unserem Treffpunkt kamen, desto voller wurden alle Gassen. Zu unserem Eingang ging es nur mit geübtem Vordrängeln, wobei das nicht alle unserer Clique konnten. So wartete die Hälfte nach dieser persönlichen Loveparade-Experience auf den Rest. Unsere Vermutung, dass mehr als genug Personen ohne Karte in dieser Schlange ständen wurde recht gegeben, den weiter unten wurden die Tickets nicht nur oberflächlich kontrolliert sondern gescannt. Vor dieser Barriere versammelte sich aber auch eine große Crowd, die keinen Zugang zum abgesperrten Gelände bekam. Was uns verwunderte, war die große Anzahl an Minderjährigen und Buggys, die laut Veranstalter eigentlich verboten seien. Aber da man mit mehr Tickets einfach mehr Geld macht, war es dann wohl doch okay. Nach dem Einlass suchten wir recht lange nach den richtigen Plätzen, fanden dann hinter einer gut betrunkenen Gruppe Inder, die uns nach einer kleinen mündlichen Auseinandersetzung über die Ausdehnung unseres in Anspruch genommen Platzes auf Sambuka und Cider einluden, eine Location zum Verweilen. Auch ein alkoholfreies Heineken hatten sie noch in ihrer Tasche, so dass jeder ein Getränk zum Anstoßen hatte. Unser Versuch vor dem Einlass noch etwas zu kaufen, ist dank den Regularien der Stadt London gescheitert. So waren wir dieser Gruppe doch sehr dankbar, auch wenn die Sympathien am Anfang nicht da gewesen waren. Das Feuerwerk um Mitternacht selber war schon schön anzusehen, ob es die 20 Pfund Eintritt am Ende aber wert war, will ich eher bezweifeln. Dresden bekommt das bei einem Jubiläum besser hin. Falls ich mal wieder an Silvester in dieser Stadt sein sollte, würde ich mich an den Ally Pally im Alexandra Garden stellen. Die Sicht dort muss gut sein, sofern das Wetter mitspielt. Für das diesjährige Silvester hat aber alles gepasst und nach einem längeren Spaziergang durch die überfüllte Londoner Innenstadt machten wir uns wieder auf den Heimweg, um in der Unterkunft der Gruppe noch bis Vier UNO zu spielen.

So kann 2024 starten. In diesem Sinne ein frohes Neues Jahr, viel Spaß beim Lesen der weiteren Artikel auf diesem Blog und vorallem viel Erfolg, wie auch immer du diesen definierst.

Bilder:

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Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. L. Magnin

    Geiler Text, geile Erlebnisse!

  2. Julián

    Wow! Diese Bericht is ein absolutes Krimi. Ich lerne viele Tricks für Groundhopping! 😉 Und deine Reise hat nur begonnen. 🙂

    1. Freeezy1893

      Hi Julián, danke für deinen Kommentar! Freut mich, wenn du etwas mitnehmen kannst! 😀 die nächsten Wochen werden hoffentlich genauso interessant!

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