Woche 11. Die beste Entscheidung der Reise.

Tag 74, 04.03.2024 – Einmal unbequem durchs Land.

Eine dreiviertel Stunde vor Abfahrt des Busses kam ich aus meinem Versteck heraus und machte mich auf den kurzen Fußweg zum Busbahnhof. Der Kutscher stand schon neben seinem Gefährt und ließ Passagiere herein. Auch ich bat um Einlass, wurde aber zurückgehalten. Nur mit Ticket. Shit. Das ist wirklich das Letzte, was ich erwartet hatte. Ich bitte darum mich trotzdem mitzunehmen, auch im Stehen. Ich musste diese Mitfahrt eigentlich bekommen, denn sonst wird es mit der Ankunft bei Tageslicht auf Ometepe, einer Insel im Lago Cocibolca, einem großen Vulkansee inmitten von Nicaragua, knapp. Ometepe ist die einzige Insel der Welt mit zwei Vulkanen. Der Aufstieg zum Höheren der beiden war auch fest eingeplant. Doch erstmal musste ich ankommen. Ich durfte den Bus glücklicherweise betreten, nahm einen Sitzplatz ein und schon fünfzehn Minuten vor eigentlicher Abfahrt fuhr der Fahrer sein Gefährt vom Parkplatz. Nach einer Tour durch den Ort, in dem weitere Passagiere aufgegabelt wurden, war der Bus voll und ich musste mich mit einem Sitzplatz auf der Treppe zufriedengeben. Dieser war wirklich verdammt unbequem, so dass ich beim Sitzen richtig Schmerzen bekam. Umso dankbarer war ich, als nach etwa zwei Stunden ein Sitzplatz für mich frei wurde. Dort konnte ich auch etwas schlafen, ehe ich in Tipitapa, einem größeren Vorort von Managua, den Bus verließ. Nach etwas Sightseeing und dem Kauf von traditionellem Fast-Food, einem Teiggebäck gefüllt mit Käse und belegt mit Sauerkraut und Chili, suchte ich die nächste Verbindung nach Masaya. Jedoch nicht ohne mir weitere Portionen des leckeren Essens zu bestellen. So günstig so gut vegetarisch essen muss ausgenutzt werden. Außerdem versprach ich mir auf meinem Weg in den Norden am Ende der Woche dem Stand einen weiteren Besuch abzustatten. Ich positionierte mich mit vollem Magen an einer guten Haltestelle und wurde vom nächsten Fahrer aufgelesen. Der alte Schulbus hatte allerdings nicht ganz so viel Lust, so dass nach einer guten halben Stunde Fahrt der Assistent des Fahrers aussteigen musste und nach einem Halt, nachdem der Motor nicht mehr wollte, den Bus zum Einlegen des Ganges mit anderen anschieben musste. Diese Taktik funktionierte, es schien als hätte das Team es nicht das erste Mal gemacht. Aber bei den alten Bussen kann ich mir das defintiv vorstellen. In Masaya angekommen, wurden wir vom Fahrer am Ortsausgang rausgeworfen, was für mich aber kein Problem darstellte. Andere Passagiere motzten ordentlich, aber stiegen aus und in den nächsten Bus ein. Für unseren Bus ging es wohl direkt in die Werkstatt, für mich hingegen in die Stadt um auch hier in Masaya die Highlights wie Kirche, Marktplatz, Vulkansee und den Central Market anzuschauen. Bei letztgenanntem schoss ich mir noch Flip-Flops, um die nächsten Tage meine Füße etwas zu entspannen, da ich bisher 24/7 mit meinen New Balance rumgerannt bin. Da die ausgesuchten Treter aus Plastik schon eine leichte Beschädigung aufwiesen, handelte ich sie noch runter und war so noch zufriedener mit dem Kauf. Von dort ging es wieder zur Hauptstraße um den nächsten Bus in Richtung Rivas zu bekommen. Auf dem Weg bekam ich noch was zwischen die Zähne, denn einige Quesillas wechselten den Besitzer. Fünf Minuten nachdem ich die anvisierte Haltestelle erreicht hatte, kam schon ein weiterer Chickenbus nach Penas Blancas, dem Ort an der Grenze zu Costa Rica, die ich in der letzten Woche passiert hatte, der über Rivas fuhr. Dankbar stieg ich ein, denn damit würde ich Ometepe ohne Probleme zeitig erreichen. Im Bus durfte ich zuerst stehen, konnte mir aber nach wenigen Minuten wieder den Arsch platt sitzen. Einen sitzen hatte wohl auch einer der Passagiere, der plötzlich anfing vorne zu predigen. Mit Querverweisen auf seine in der linken Hand befindlichen Bibel und natürlich auch mit abschließendem Gebet. Anschließend sammelte er Spenden von den anderen Mitfahrern ein, die tatsächlich reichlich gaben. Den Rest der ewig dauernden Fahrt verschlief ich, so dass ich froh war vor Rivas aufgewacht zu sein. Nochmal zur Grenze wollte ich nicht. Ich drehte in der Stadt, in der zwar nicht direkt das Fährterminal liegt, aber die bekannteste Stadt für die Überfahrt nach Ometepe ist, eine Runde, schaute auch hier die Highlights an, und stellte mich an eine weitere Bushaltestelle um nach San Jorge, etwas weiter östlich, zu kommen. Ein Reisebus nahm mich zum Glück kostenfrei mit, ansonsten hätte ich einige Cordoba für eines der Rikscha-Taxis ausgeben müssen. Von San Jorge fuhr die Fähre, die umgerechnet etwas mehr als einen Euro pro Weg kostete. Dazu noch die Touristensteuer von einem Dollar, trotzdem vollkommen fair für die etwa eine Stunde dauernde Überfahrt. Die Vulkane wurden auf der Überfahrt immer größer und kamen näher. Viele Backpacker und Touristen auf dem Schiff knipsten immer mal wieder Bilder, mich nehme ich davon nicht aus. Nach Ankunft auf der Insel lief ich direkt ins nahe gelegene Hostel, checkte ein und lernte einen Kanadier kennen, von dem ich nach nur wenigen Minuten eine Verbindung zu Branton, meinem Kontakt aus den USA, mit dem ich die Grenze nach Nicaragua passierte, feststellte. Er lernte ihn in Leon kennen, einen Tag nachdem ich abgereist war, und plante mit ihm den Aufstieg zum Vulkan Conception, dem höheren der beiden auf Ometepe befindlichen, am Folgetag. Ich meldete mich beim Guide der beiden an, denn ein Aufstieg war nach einigen Unfällen in der Vergangenheit nur noch mit einem Local möglich. Einer der 30.000 Einwohner auf der Insel fand sich auch für uns, so dass wir das Ganze fix machten. Mit Charli, dem Kanadier, ging es noch in meinen neuen Flip-Flops zum Supermarkt, wir kauften ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage und für unser Abendessen, kochten dieses anschließend, und genossen unsere “Grilled Cheese”, Toasts mit gegrilltem Käse und Ei, und die überbackenen Nachos mit gesundem Gemüsedip. Leider gab es keine Avocados für Guacamole, aber trotzdem waren wir sehr zufrieden mit dem Mahl. Recht früh ging es anschließend ins Bett, damit der morgige Aufstieg auf den Vulkan nicht in Gefahr kam.

Tag 75, 05.03.2024 – Wolkig mit Aussicht auf Insel.

Um 05:40 Uhr sollten wir abgeholt werden, dementsprechend früh klingelte mein Wecker um noch etwas zu frühstücken und die wichtige hygienischen Grundpflege hinter ich zu bringen. Mit geschnürrten NB ging es dann mit Charlie, der etwas verschlief, zur Hauptstraße um dort auf den bereits wartenden Branton mitsamt unseres Shuttles, einem Tuk-Tuk, zu treffen. Damit ging es dann zum Einstieg des Hikes, wobei wir noch auf unseren Guide warten mussten. Vor Ort warteten bereits zwei Mädels, die den Aufstieg auf eigene Faust probieren wollten, allerdings von der Parkaufsicht zurückgehalten wurden, da kein Guide gebucht wurde. Also hofften sie, dass unser Begleiter sie mitnehmen würde. Nachdem dieser mit etwas Verspätung eingetrudelt war, konnten wir nach Bezahlung der Nationalparkgebühr endlich starten und liefen den ersten Kilometer, der noch sehr eben über etwas Schotter ging, als große Gruppe. Erst als die Vegetation dichter wurde und der erste Anstieg die Geschwindigkeiten der einzelnen Teilnehmer reduzierte, halbierte sich die Gruppe. Branton, Charlie und ich liefen vorne drauss, während der Guide mit den Mädels unterwegs war. Nachdem er mehrfach versucht hatte, unser Tempo zu drosseln, machten wir ihm klar, dass wir an einem schnellen Aufstieg interessiert waren und dementsprechend nicht alle fünfzehn Minuten warten wollten, ließ er uns gehen. Vorbei an schönen Pflanzen und tatsächlich recht wenig Wildtieren, wandelte sich die Vegetation nach gut einer Stunde von dem Urwald in Vulkanlandschaft. Viele Steine, blanke Sonne, die allerdings bei uns von den Wolken gut abgeschirmt wurde, was sich dementsprechend aber auch auf die Sicht auswirkte. In diesem Terrain hatte ich mit meinen Schuhen ohne Profil deutlich mehr Probleme, da ich auf den glatten Steinen, die bei Druck immer mal wieder nachgaben, regelmäßg wegrutschte. Doch die Pflanzen, die sich auf dem Weg hinauf immer wieder am Rand des Trails aufmachten, motivierten uns im schnellen Tempo weiterzumachen. Zumindest Charlie und mich, Branton ließen wir an einem der Wartepunkte zurück, da er bei unserer Geschwindigkeit nicht mithalten konnte. Einen richtig guten Moment erwischten wir, als es komplett aufklarte und wir gerade an einem Valley aus Wildblumen waren, die man mit Worten garnicht beschreiben kann. So etwas hatte ich bisher nie gesehen. Das entschädigte für meinen schmerzenden Fuß, der mir seit einigen Tagen Probleme machte. Ich führte es auf zu viel Bewegung zurück, wollte den Hike aber unbedingt beenden. Mit nahezu offener Sohle ging es also über den Kamm zur Spitze, die wir aufgrund der Wolkenlage quasi nie sahen. Dementsprechend waren wir auch nicht enttäuscht, als wir am von uns ausgemachten Gipfel ankamen und keine Sicht auf die Insel unter uns hatten. Nachdem wir die von mir mitgebrachten Kekse und von Charlie gestellten Bananen als Belohnung für den schnellen Aufstieg in zwei Stunden und fünfzehn Minuten verspeisten, machten wir uns wieder an den Weg nach unten. Dabei verliefen wir uns etwas, merkten es aber, da uns Branton auf einer anderen Route entgegenkam. Der Fehler konnte schnell behoben werden, allerdings löste er in mir etwas Zweifel aus, ob wir tatsächlich am höchsten Punkt waren. Da wir durch den Nebel und die Wolken, in denen wir uns am Gipfel befanden, nichts sahen, war ich mir unsicher. So fragte ich nach weiteren Minuten des Abstiegs, sicher waren wir bereits 30 Minuten vom Gipfel entfernt, den nun entgegenkommenden Guide, ob es oben ein Gipfelkreuz gäbe und es verschiedene “höchste Punkte” gibt. Er verstand meine Frage nicht so richtig, und bejahte beides. Shit. Ein Kreuz hatten wir nicht gesehen, daher waren wir wohl auf einem anderen Peak, aber nicht auf dem Höchsten. Da Charlie das Wasser ausging, entschied er sich für den weiteren Abstieg, ich wollte den Aufstieg nochmal auf mich nehmen um sicherzustellen, dass ich den “Conception”, mit 1610 Metern der dritthöchste Berg Nicaraguas, auf meine Liste der erklommenen Berge aufnehmen kann. Nachdem wir nach etwa 20 Minuten des Aufstiegs Branton mit einer anderen Gruppe entgegenkam und bestätigte, dass es oben kein Gipfelkreuz gab und mir Bilder bei klarerer Sicht zeigte, war klar, dass der Kanadier und ich während unserer Rushes am höchsten Punkt waren und es kein Kreuz gibt. Dies bestätigte auch ein anderer Guide, der die Führung dieser Gruppe inne hatte. Der Weg runter hatte es im Allgemeinen ziemlich in sich, der Schotter und die glatte Oberfläche der steinigen Vulkanseite machte es schwierig nicht hinzufallen. Für das klassische Herunterrennen war es aber zu steil, so dass ich den für mich spaßigsten Teil des Wanderns hier nicht ausprobieren wollte. Ich schloss mich der etwas langsameren Gruppe um Branton an, hatte dadurch aber nette Gespräche mit anderen Deutschen und ihm und so verging die Zeit bis zur Ankunft am Start des Trails, an dem Charlie gemeinsam mit einer der beiden Damen vom Morgen wartete. Sie brach ab und lief schonmal herunter, der Kanadier war einfach super schnell. Nach einigen Minuten des Wartens kam gegen halb Eins auch schon unser Tuk-Tuk, welches uns zurück nach Monogalpa, der Hafenstadt in dem unser Hostel war, brachte. Wir ließen uns zum Supermarkt fahren und wollten es nochmal mit der Avocado probieren, um nach der anstrengenden Wanderung erfrischende Guacamole zu machen. Doch auch diesmal war der Pali bereits leergekauft. Beziehungsweise hatte keine neue Lieferung erhalten. Spoiler, dies sollte auch bis zu meiner Abreise am Freitag so bleiben. Dafür holten wir eben nochmal Brot und Käse um uns neue “Grilled Cheese” zu machen. Nachdem wir diese in uns gestopft hatten, machten wir es uns für den restlichen Nachmittag in den Hängematten des Hostels gemütlich und entspannten. Am Abend trafen wir uns mit Branton, der in einer anderen Unterkunft untergekommen war, in einer Kneipe. Ursprünglich wollten wir eine Lokalität etwas außerhalb des Zentrums ansteuern, doch ein angesprochener Local riet uns davon ab. Da wir auf ihn hören wollten und keine Gefahr eingehen wollten, ging es doch in die Ortsmitte, die allerdings verdammt tot war. In der ersten Bar saßen zwar noch drei Mädels, die aber nur kurz nach unserer Ankunft die Lokalität verließen. Nachdem wir unsere Runde Kaltgetränke georderte hatten, machte uns der Wirt aber auch klar, dass danach Feierabend sei und er den Laden zumachen würde. Also ließen wir uns etwas Zeit und wechselten nach dem Leeren der Gläser und Flaschen die Straßenseite und gesellten uns für ein weiteres Getränk in die nächste Bar, die allerdings komplett leer war. Da es Brantons letzter Abend auf der Insel war, war die Zusammenkunft erst deutlich später beendet als geplant, so dass Charlie und ich erst gegen halb Zwölf in unserem Dorm lagen und einschliefen.

Tag 76, 06.03.2024 – Auf Schotter gehen Scooter kaputt.

Recht unsanft wurden wir von den Bauarbeiten in unserem Hostel geweckt, und das bereits um Sieben. Was ne Kacke. Wer fängt um diese Zeit an zu Morteln? Naja, egal. Nach dem ausgiebigen Frühstück mit dem bekannten “Grilled Cheese” ging es fußläufig in die Innenstadt um die Preise für Scooter zu erfragen, damit wir die Insel erkunden können. Nachdem wir mehrere Anbieter angefragt hatten, entschieden wir uns für einen, der uns seine Roller für 24 Stunden für 15 Dollar zur Verfügung stellte. Passte für uns. Ich entschied mich für eine große rote Hondamaschine, die in der Spitze bis zu 85 km/h fahren konnte, Charlie aufgrund seiner geringeren Erfahrung für einen kleineren Roller, so dass ich meinen Speed nicht ausfahren konnte. Schade. Trotzdem machte der Ride unglaublich Spaß. Das Ziel des Tages war die Umrundung der kompletten Insel, dabei der Hike zum Wasserfall von San Ramón auf der anderen Seite, der Besuch der Schokoladenfabrik sowie ein Strand auf dem Weg. Der Sonnenuntergang sollte auch noch auf dem Rückweg nach Monogalpa am Punta de Jesus Maria entsprechend zelebriert werden, also war der Tag gut gefüllt. Nachdem wir erstmal nur in Richtung Norden unterwegs waren, um die Insel von der Seite aufzurollen, verpassten wir erstmal die Abfahrt um auf der Hauptstraße zu bleiben. Beziehungsweise anders gesagt, wir nahmen die Abfahrt geradeaus, anstatt auf der Schotterstraße, die sich über diesen Teil von Ometepe zog, zu bleiben. Den Fehler bemerkten wir erst, als der Weg aufhörte. Also zurück. Es gab zwar eine Verbindungsstraße von dort auf die Hauptstraße, doch der Weg sah so schlecht aus, dass wir es garnicht erst probieren wollten. Guten Gewissens fuhr ich vornedraus und merkte erst an der vorher verpassten Kreuzung, dass meine Begleitung fehlte. Nach kurzer Wartezeit fuhr ich wieder zurück und fand ihn etwa einen Kilometer entfernt mit Panne. Starten ließ sich das Moped noch, allerdings kam es zu keiner Kraftübertagung zwischen Motor und Rad. Keine Ahnung wie das technisch funktonierte beziehungsweise welches Teil verreckt war, aber es ging auf jeden Fall nicht mehr weiter. Das zeigte mir mein Laienblick sofort. Ich bat Charlie erstmal bem Moped zu bleiben, während ich wieder zu unserem Anbieter bretterte um HIlfe zu holen. Ich genoß die Fahrt bei der schnellen Geschwindigkeit komplett und war sogar echt dankbar dafür, auch wenn ich wusste, dass dabei wohl unser Tagesplan einstürzte. Allerdings machte ich mir auch etwas Sorgen, denn ich hatte meinen Ausweis als Sicherheit für die beiden Maschinen hinterlegt. Ich hoffte nicht, dass sich ein Streit um die Reparaturkosten entwickelte. Am Verleiher angekommen, schilderte ich das Problem und bekam sofort Hilfe angeboten. Einer der beiden Verantwortlichen schmiss sich auf ein weiteres Moped, ein Ähnliches wie ich hatte, und folgte mir zur Pannenstelle. Er stellte ebenfalls fest, dass die Automatik wohl kaputt war und ließ uns mit dem neuen Moped ziehen. Perfekt. Nachdem wir den nordwestlichen Teil der Insel abgefahren waren, ging es über die Verbindungsstraße zwischen Ost- und Westseite der Insel, an der sich auch der beste Strand befindet. Diesen wollten wir für nach dem kleinen Hike zum Wasserfall aufheben und fuhren weiter auf diesen zu. An der nächsten Kreuzung in Richtung Süden, und weitere 30 Minuten später standen wir an dem Eingangsportal und wurden um Bezahlung der Nationalparkgebühr gebeten. Witzig ist hierbei, dass man den halben Trail mit dem Moped noch fahren kann, dafür allerdings das Doppelte zahlt. Wir entschieden uns für das Parken am Start des Parks und den längeren Fußweg. Uns wurde die Wanderung mit etwa anderthalb Stunden schön geredet, also rechneten wir damit, nach etwa einer Stunden wieder am Moped zu sein. Ausserdem wollte ich nun meine Flip-Flops auf Offroadfähigkeiten testen und ging den Trail zum Wasserfall mit diesen an. Long Story Short, die anderthalb Stunden waren One-Way, also waren wir mit dem halbstündigen Badestop in dem bis zum Knie tiefen Wasser etwa zweieinhalb Stunden unterwegs. Top, weitere Verzögerung. Allerdings war die Wanderung auch wirklich schön und ihr Geld wert. Neben bunter Vegetation sahen wir einige Affen, farbige Vögel und eine schöne Geräuschkulisse. Der Wasserfall selbst trug nicht wirklich viel Wasser, auch wenn er recht tief fällt, ist eine Anreise wohl eher in der Regenzeit, wenn er mehr Wasser trägt, empfohlen. Auch bekannte Gesichter kamen uns entgegen beziehungsweise wurden überholt. So ist auch dieser Teil des Inselerlebnisses eine absolute Empfehlung. Wieder am Scooter angekommen machte sich bei Charlie der Hunger breit, also ließ ich ihm den Vortritt bei der Fahrt und er sollte einfach anhalten, wenn er ein gutes Restaurant sah. Wir bretterten an einigen Lokalitäten vorbei, bis er seine Geschwindigkeit irgendwann verringerte. Allerdings nicht bewusst. Der nächste Schaden. Diesmal hatte er am hinteren Rad einen Platten. Ein paar Locals, die uns kurz darauf passierten, sahen unsere Verzweiflung und kamen kurz darauf mit Luftpumpe wieder. Doch bei Loch im Schlauch hilft diese leider auch nicht. So blieb uns nicht viel übrig als das Moped in einer sicheren Umgebung stehen zu lassen und uns zu Zweit auf meinem Gefährt auf den weiteren Weg zu machen. Da wir keine Nummer der Verleiher hatten, mussten wir ihnen am Abend vom Verlust berichten. Da wir uns ausserdem auf der komplett entgegengesetzten Seite des Eilands befanden, malten wir uns schon jegliches negatives Szenario aus. Aber was willste machen. Der nächste Stop, die Schokofabrik direkt am Wasser wurde angesteuert und nach einer Stunde erreicht. Nach kurzer Parkproblematik setzte sich meine Begleitung an einen Tisch, bestellte einen viel zu teuren Burger und einen Schokodrink, während ich die Umgebung erkundete. Das Restaurant und das dazugehörige Hotel mit Bungalows und Dorms sah wirklich gut aus und war auch preislich vollkommen in Ordnung, Dazu noch in dem Teil der Insel, in dem Abends die Parties abgehen. Für einen eventuell nächsten Besuch eine Übernachtungsidee, da die Atmosphäre echt angenehm war. Nachdem sich auch die regionale Tierwelt mit den Vögeln mit Kamm, Eichhörnchen und vorallem Moskitos zeigte, machten wir uns auf den Weg zum Strand in Santa Domingo, auf der Verbindungsstraße. Uns bleiben etwa fünf Minuten im Wasser, in dem man einen richtig schönen Blick auf beide Vulkane, jeweils nach links und rechts hatte, ehe wir in Richtung des Punta de Jesus Maria aufbrechen mussten, um dort den Sonnenuntergang zu sehen. Leider kamen wir trotz meiner schnellen Fahrweise etwas zu spät um den Dipp der hellen Kugel ins Meer zu sehen, bekamen aber den farbigen Himmel komplett am Strand mit. Auch das war wirklich beeindruckend und für Charlie einer der besten Sonnenuntergänge bisher. Gerade weil man beide Vulkane von hier aus sehen konnte, zumindest wenn man sich von Untergang abwandete, machte diesen Ort zu einem speziellen Punkt auf der Karte. Doch das sollte am Folgetag noch getoppt werden. Nach guten zwanzig Minuten am Pier marschierten wir wieder zum Scooter und kamen zum spannenden Teil des Tages. Nochmal volltanken und dann ab zum Verleih und die zweite Beschädigung ohne eigene Schuld melden. Die beiden Verleiher nahmen die Nachricht zwar ganz okay auf, allerdings verlangten sie für den Transport des Mopeds von der anderen Seite der Insel zur Station eine Gebühr, die Charlie versuchte herunterzuhandeln. Ausserdem bräuchten wir die Scooter auch für den Folgetag und machten so mit den Besitzern einen Deal aus. Dankbar für das Entgegenkommen und ohne größere Probleme ging es nochmal zum Supermarkt, doch auch diesmal konnte, wie bereits gespoilert, keine Avocado gefunden werden. So wurden es wieder Nachos mit gesundem Dip ohne Guacamole und dazu ein “Grilled Cheese”. Nachdem ich mich anschließend noch etwas an meinen Laptop gesetzt habe, da das Hostel ungewöhnlich leer war und ich mich mal konzentrieren konnte, ging es gemeinsam mit der neusten Folge DWIDS ins Bett.

Tag 77, 07.03.2024 – Sonnenuntergang im See.

Wieder wurde man von den Arbeiten am frühen Morgen geweckt, diesmal war ich aber darauf vorbereitet und deshalb bereits am Vortag recht früh in die Heia gegangen. Nach dem Frühstück ging es wieder zum Bikestore, wo wir beiden Mopeds fahrbereit auffanden und entgegennahmen. Nach einem Schlenker zum Hostel, da ich mein Trinken vergessen hatte, traf ich Charlie an der Tanke wieder, da der Tank seines Gefährts leer war. Genauso wie die Tanks der Spritverkäufer. Also wieder einige Kilometer zurück, ehe man endlich in Richtung des Ojo des Agua, einer Art Schwimmbad mit Wasser aus dem Vulkan, aufbrechen konnte. Wieder fuhr man zur Verbindungsstraße der beiden Instelteile, machte eine Zwischenstop bei einigen am Vortag gespottenen Fotopositionen wie dem Airport, der allerdings seit Corona still steht, sowie einem Sportplatz mit richitg schöner Sicht zum Vulkan Conception. Nach Ankunft an der Wunschdestination, Parken mit Einweiser, Bezahlung des Eintritts von zehn Dollar, wovon fünf als Gutschein für den Verzehr genutzt werden können, ging es endlich ins schön kalte und erfrischende Wasser. Mit unserer Ankunft um etwa Zehn waren wir früh dran, noch hatten sich kaum andere herverirrt, was sehr angenehm war. Mit der Zeit wurde es aber immer voller, unter den Besuchern waren für uns auch erstaunlich viele Familien, die sich wie Locals verhielten. Allerdings fanden wir keine Preisnachlässe für Anwohner, weshalb es uns wunderte, dass man sich diesen, für die lokalen Verhältnisse, teuren Spaß erlaubte. Aber alles gut, die Kinder waren aufgrund des nun vorherschenden Dauerpegels etwas nervig. Nachdem wir den Swing von einem etwa drei Meter hohen Sprungbrett mehrfach probierten und ich meine Arschbombe perfektionierte, zogen wir noch einige Bahnen in dem Becken, ehe Charlie sich einen Quesadilla mit Pommes bestellte und unsere beiden Gutscheine damit einlöste. Zufällig sah ich, während wir am Essenstisch saßen, ein bekanntes Gesicht aus Granada, die sich schon zu unserem Tisch orientierte. Nach etwas Smalltalk setzte sie sich zu uns, holte ich einige Tipps zum Aufstieg des Vulkans ab und gab uns den Tipp für den Sonnenuntergang zu einem anderen Spot zu kommen, als an den Gestrigen. Nachdem die Teller geleert waren, ging es nochmal ins Wasser, ehe der Kanadier Charlie und ich uns wieder auf unsere Mopeds schwangen und zum bereits gestern besuchten Strand Santa Domingo fuhren. Diesmal wollten wir hier länger Zeit verbringen und entspannen. Nachdem hier ein Merchandiseartikel von einem Surfshop mit meinem ausgeliehenen Bargeld den Besitzer wechselte, Charlie hatte keine verfügbaren Barmittel mehr, ging es auf eine kleine Aussichtsplattform überhalb des Strandes. Nach einem kurzen Moment der Ruhe wurden wir von einem darunter liegenden Mädel angesprochen, die das Gespräch suchte. Die Schweizerin nahm hier in den Morgenstunden immer die Kite-Surfstunden und entspannte den Rest des Tages am Strand. Wir gesellten uns zu ihr, quatschten lange und bekamen noch Besuch von einer älteren deutschen Dame, die einen sehr homoöpatischen Eindruck machte, hier auf der Insel lebte und viel über Seelenheil und anderes Zeug quatschte. Wir hörten zwar aufmerksam zu, waren aber froh, als sie wieder das Weite suchte. Nach dieser Begegnung blieb uns nicht mehr allzu viel Zeit bis zum Sonnenuntergang, deshalb gingen wir zügig ins Wasser, während sich auch die Schweizerin zum Essen verabschiedete. Allerdings verabredeten wir uns noch zum Sonnenuntergang an dem empfohlenen Spot, zu dem wir uns nach dem Baden aufmachten. Vorher deckten Charlie und ich uns noch mit Getränken an einem lokalen Supermarkt ein, da die vor Ort befindliche Bar absolute Mondpreise für die Touristen aufrief. Zumindest wurde uns das weitergetragen. Die schöne Atmosphäre dieses Spots merkte man sofort. Nachdem man einen längeren steinigen Pfad mit den Mopeds in Richtung Wasser fuhr, stellte man sein Gefährt kurz vor dem Strand ab. Wir machten es uns auf einem etwas höher gelegenen Holzdeck bequem, dass zu unserer Überraschung noch nahezu leer war. Trotzdem merkte man gleich, was hier für ein Vibe herrschte, 90 Prozent Touristen. Der Sonnenuntergang mit Sicht auf einen der beiden Vulkane, wieder den Conception, war hier nochmal besser als am gestrigen Tag. Noch dazu befindet sich im Wasser eine kleine Plattform, die man anschwimmen kann und auch dort Zeit verbringen kann. Die Schweizerin fand uns kurz nachdem die Sonne im See verschwunden war und wir vertieften uns in ein langes Gespräch. Charlie flüchtete davon auf die Insel und nutzte die Zeit für sich alleine. Kurz bevor der Dämmerzustand zuende war und die komplette Dunkelheit die Insel einholen sollte, entschieden auch die Eidgenossin und ich uns noch für den Besuch der Plattform und wir schwamen die etwa 100 Meter heraus. Wirklich schön und magisch, einer der besten Sonnenuntergänge meines nicht mehr ganz so kurzen Lebens. Auch auf dieser redeten wir noch lange, ehe wir uns wieder auf den Weg zum quasi Festland machten und nach dem Abtrocknen und Leeren unserer Getränke den Rückweg zum Hostel antraten. Nach dieser schönen Erfahrung ging es nach einem weiteren Festmahl mit “Grilled Cheese” nochmal an den Laptop ehe um kurz nach Mitternacht wieder die Augen zufielen. 

Tag 78, 08.03.2024 – Feierabend um halb Zwei.

Naja, was soll man zu den morgendlichen Baugeräuschen noch sagen? Auch an diesem Freitag begleiteten mich die Umstände aus dem Bett. Ich war aber nichtmal so böse, da ich früh von der Insel wollte. Heute war Abreise, leider. Ometepe war eine der besten Entscheidungen der Reise. Eigentlich wäre am Mittwoch tatsächlich das Sechzehnterfinale des nicaraguanischen Pokals angesetzt. Und ein Spiel hätte in den Plan und mit weiterer Natur, dem Besuch eines Valleys im Norden an der Grenze zu Honduras, gut gepasst. Oder ein anderes Spiel, nur gut 50 Kilometer von Ometepe entfernt, mit einem Tagestrip gut erreichbar, war möglich. Doch bewusst entschied ich mich gegen den rollenden Ball, was eigentlich nichts besonderes sein sollte. Doch leider muss ich sagen, dass es etwas besonderes ist. Ich glaube tatsächlich, dass ich mich in einer Sucht nach dem nächsten Kick, im wahrsten Sinne des Wortes befinde. Dies stellte ich in der Vorwoche, nach der Abreise aus Granada am Freitag um die bestmögliche Position für ein eventuelles Spiel am Folgetag zu haben, fest. Nach diesem mentalen Dämpfer wollte ich mich bewusst für die Natur entscheiden. Und ich war froh es gemacht zu haben, dieses Resümee wurde mir auf der Fähre aufs Festland bewusst. Doch first things first. Nachdem die Schulden im Hostel beglichen wurden und ich mich nach der Abgabe der Scooter, dem Erhalt meines Passes, und der kleinen Diskussion wegen der Tankverteilung, der Kanadier erhielt seinen Roller am Vortag mit nur halbem Tank, von meiner mehrtägigen Begleitung Charlie verabschiedet hatte, suchte ich den Verkaufspunkt der Fährtickets. Dieses ist etwas versteckt im letzten Eck des Hafens, doch nachdem das Monopolygeld den Besitzer gewechselt hat, erhält man ein eigentlich schönes Ticket, dass man beim Betreten der Fähre in seiner Gänze wieder abgeben muss. Glücklicherweise fand ich eines im Umfeld des Hafens während des Wartens auf dem Boden. Der Schwabe in mir war etwas traurig, dass ich bereits Geld ausgegeben hatte, doch der Sammler in mir war glücklich. Die Stunde Überfahrt zog sich etwas, doch an sich genieße ich das Geschaukel auf so kleinen Kuttern immer. Verbinde ich immer mit Reisen, daher ist es wohl positiv assoziert. Mit Einlaufen des Schiffs umwarben einige Taxifahrer die Passagiere und mich, doch da ich mich zeitlich in Sicherheit wog, entschied ich mich für den einstündigen Marsch mit Sightseeing des kleinen Örtchens vom Hafen nach Rivas. Lohnte sich schon, nichtmal nur wegen der Geldersparnis, sondern auch von den angesehnene Punkten. Welcher Tourist macht das schon? In Rivas angekommen suchte ich den ersten Bus nach Masaya, um den selben Weg einzuschlagen, wie bereits am Montag, als ich vom kompletten Norden auf die Insel wollte. Diesmal sollte es aber nicht wieder nach Jalapa gehen, sondern ab dem Umstieg in Sébaco weiter in den Osten nach Matagalpa. Doch ich stand noch in Rivas und fand erstmal keine Bushalte. Also fußläufig weiter in Richtung Masaya, ehe ich eine Verbindungsstraße zwischen der Haupt- und Einfahrtsstraße zum Busbahnhof fand. Dort hielten auch Busse, also entschied ich mich da zu warten. Wieder wurde ich von einem Taxifahrer angehupt, allerdings machte ich ihm schnell klar, dass ich kein Interesse an seinem Angebot hatte. Da die nächsten Busse alle unbeschriftet entlanggebrettert kamen, half mir ein Local auf den Richtigen aufzuspringen. In diesem durfte ich zwar erstmal wieder stehen, konnte nach kurzer Zeit aber einen Platz auf der Treppe ergattern. Dort kaufte ich mir wieder Mangos, wurde allerdings vom Überstreuen von Salz enttäuscht. Widerliche Kombi. Während ich versuchte das Salz von der Frucht zu entfernen, stand der Bus etwas im Stau, weshalb ich mir doch noch Sorgen um ein rechtzeitiges Erreichen meiner Schlafdestination machte. Doch irgendwann schob sich die Blechlawine weiter und ich konnte im Speckgürtel von Masaya den Bus verlassen, gut geplant an einer Kreuzung, an der der Bus nach Tipitapa hielt. Auf diesen musste ich zwar länger warten, doch schlussendlich saß ich darin und lief nach Ankunft in der Vorstadt wieder ins Zentrum, um die am Montag gemachte Erfahrung mit dem lokalen Essen zu wiederholen. Doch ich glaubte meinem Blick nicht. Die Verkäuferin saß nicht an ihrem Platz, der Grill war leer und ein jüngerer Mann säuberte mit Dampfstahler den Boden. Es war halb Zwei, was für Feierabend? Ich hab Hunger. Also ging es weiter über den Markt auf der Suche nach etwas Essbarem. Nur auf die Teigfladen hatte ich keine Lust, auch wenn ich diese mehrfach bekommen hätte können. Dann vielleicht etwas im Bus. Ich fand mich an der Hauptstraße ein und hörte schon den Ruf eines Assistenten nach Esteli. Schnell zeigte ich auf und wurde über den Hintereingang des alten Schulbusses eingeladen. Wieder durfte ich stehen, aber das Erreichen dieses schnell abfahrenden Busses gab mir einen guten Zeitboost. Was ich noch kurz anmerken muss, ist der Umgang der Einheimischen mit Müll. Wenn sich bei fliegenden Händlern oder anderen Geschäften etwas gekauft wird, dann ist das meistens in Plastik eingepackt. Dieses Plastik landet zu 98% auf dem Boden oder wird während der Busfahrt einfach aus dem Fenster geworfen. Was ist das für ein Verhältnis zur Umwelt? Extrem schade und wirklich traurig. Aber mein verurteilender Blick macht da leider keinen Unterschied. Bei einer der fliegenden Händlerinnen kaufte ich mir zwei Stücke Kuchen, allerdings sah ich vorher nicht um was es sich genau handelte und fragte deshalb vorsichtig nach, um was es sich bei dem von ihr vertriebenen Gebäck handelt und ob es Hähnchen oder anderes Fleisch enthält. Neben der negativen Antwort erhielt ich vorallem einen verwirrten Blick. Die zwei Stück machten mich nicht satt, sondern eher Lust auf mehr. Tragischerweise war die Verkäuferin schon ausgestiegen und die nächsten Angebote von Verkäufern für mich nicht interessant. Nach dem Umstieg in Sébaco, wo ich eine kleine Runde durch den Park und an einer Kirche vorbei drehte, aber in einem Pali noch Kekse und einen Schokodrink aus einer Plastiktüte genehmigte, fand ich mich im letzten Bus des Tages nach Matagalpa wieder. Dort angekommen stellte ich fest, dass sich meine Unterkunft am Arsch der Welt, gepaart mit einem anstrengendem Anstieg auf einen Berg, befindet. Nach einer kurzen Runde durch die Innenstadt, vorbei am Park Ruben Dario, benannt nach dem berühmten nicaraguanischen Dichter und Wortakkrobaten, und der Kirche ging es den Berg hinauf. Mit den verwinkelten Treppen direkt an den Hauseingängen fühlte ich mich wie in einer Favela, allerdings hatte ich keinerlei Sicherheitsbedenken, auch wenn es kurz vor Sonnenuntergang war. Dieses Viertel war komplett in den Hang gebaut und begeisterte mich. Mein Plan mir nach dem Ansehen der Küche nochmal Lebensmittel in der Ortsmitte zu kaufen begrub ich nach dem zwanzigminütigen Marsch allerdings. Nachdem Google Maps etwas die Orientierung verlor und ich die letzten Meter grob aus dem Kopf lief, stand ich tatsächlich vor dem Eingangstor des botanischen Gartens, welches auch Dorms für Touristen anbietet. Eine Klingel fand ich nicht, deshalb versucht ich das Areal zu umrunden und einen anderen Eingang zu finden, was misslang. Also klassisch klopfen, Recht zügig wurde das Portal geöffnet und mir Einlass geboten. Nach der Führung durch die wichtigsten Bereiche entschied ich mich zum Sonnenuntergang auf einer Wiese niederzulassen und diesen alleine zu genießen. Sehr erholsam. Ich überlegte mir auch den Anstieg zum über der Stadt befindlichen Aussichtspunkt mit Kreuz, sah allerdings bei den Bewertungen auf google, dass ein Hike wohl nur mit Eintritt und auch mit einem Guide empfohlen wird. Umso glücklicher war ich, als mir meine Gastgeberin offenbarte, dass es einen direkten Pfad vom Garten zum Kreuz gibt. So nahm ich mir dies am Morgen des Folgetages vor. Nachdem ich den Sonnenuntergang genossen hatte und in der Dunkelheit der Nacht zum Hauptgebäude stolperte, setzte ich mich noch kurz an den Laptop ehe ich den Weg in den Dorm, in dem ich alleine lag, fand. Dort kämpfte ich kurz mit dem Moskitonetz, in der Hoffnung es nicht zu benötigen, und schlief dann schnell ein.

Tag 79, 09.03.2024 – Bock auf Pizza.

Ausgeschlafen fand ich den Weg aus dem Bett und entschied mich recht schnell den Weg auf den Berg zu suchen. Der Pfad vom Garten aus war allerdings durch eine mobile Absperrung versperrt. Dies war am Vorabend nicht der Fall. Naja, mobil heißt, dass man sie verschieben kann. Gesagt, getan. So befand ich mich um halb Acht bereits in höchster sportlicher Aktivität durch den Wald. Etwas problematisch waren die vielen verschiedenen Wegmöglichkeiten und Kreuzungen, die sich im Laufe des Trails ergaben. In der Hoffnung immer die groben richtigen Abzweigungen zu finden, entschied ich mich immer selbstbewusst für eine der Möglichkeiten. Mein Gespür sollte mich richtig leiten, denn nach einer guten Dreiviertelstunde, einem dickeren Schottertrail und nur noch einer Möglichkeit des Aufstiegs befand ich mich am Kreuz auf der Spitze. Die Aussicht war schön, meine Gedanken an den Tag positiv und die Stimmung meiner Psyche gut. Aufgrund des Profils der besten Wanderschuhe, meiner New Balance, hatte ich beim Rückweg wieder leichte Probleme, konnte aber auch dieser Widrigkeit wieder trotzen und fand auch durch das Labyrinth im Wald den Weg zu Unterkunft ohne Probleme. Nach der fälligen Dusche setze ich mich nochmal an den Laptop, bezahlte meine Aufenthalt und tauschte meine übrigen Cordoba gegen Dollar. Charlie hatte seine Schulden bei mir in Cordoba abgezahlt, was mir aufgrund meines nur noch eintägigen Aufenthalts leider wenig brachte. So war ich der Dame an der Reception sehr dankbar, dass sie mir die Landeswährung zu einem sehr fairen Kurs abnahm. Der Weg von der Unterkunft in die Innenstadt war schnell abgespult, anschließend ging es über die am gestrigen Abend nicht besuchte Kathdrale und den Fluss in Richtung einer Kreuzung, an welcher der Bus nach Ocotal halten sollte. Sollte. Nachdem ich etwas gewartet hatte, entschied ich mich lieber mal in Richtung des Stadions, welches sich zwischen Matagalpa und Ocotal befindet und von beiden Teams bespielt wird, zu laufen. der Neubau sollte an diesem Samstag um Zwölf von der Jugendmannschaft von Ocotal bespielt werden. In Nicaragua ist es normal, dass die U19 in Vorbereitung drei Stunden vor dem Erstligaspiel gegen die Nachwuchsmannschaft des selben Gegners spielt. Das spielt natürlich extrem in die Karten, wenn um 19:00 Uhr ein weiterer Kick in Esteli, also noch weiter in Richtung Honduras stattfindet. Mit diesem eigentlich perfekten Dopplerplan lief ich nun die Verbindungsstraße zwischen Matagalpa und Esteli entlang und wartete an einer eigentlichen Haltebucht. Doch nachdem auch der zweite Bus an mir vorbeifuhr, veränderte ich meinen Standort und lief noch etwa einen Kilometer weiter, in der Hoffnung, dass es zeitlich noch zum Anstoß reichte. Denn bei etwa fünfzehn Minuten Fahrt, war dieser nur noch 25 Minuten entfernt. Doch natürlich hatte ich mal wieder Glück und wurde von einem regionalen Bus eingeladen, verkündete dem Assistenen mein Ziel und wurde vor dem Stadioneingang abgesetzt. Nachdem ich von dem neuen Areal mit Stadion, Skateanlage und einem noch in Bau befindlichen Baseballstadion Bilder machte, versuchte ich Einlass zu erlangen, musste mir vorher aber noch ein Ticket kaufen. Nur das Jugendspiel zu besuchen ist wohl unüblich. Also stand ich da mit meinem Hunderter, auf den mir der Kassenwart nicht herausgeben konnte. Bei einem Tickerpreis von 50 recht schlecht. Er wechselte bei den fliegenden Händlern vor dem Eingang meinen Schein und ließ ich anschließend mit Papierticket wieder ziehen. Ich machte dem Ordner am Eingang klar, dass ich mein Ticket aus Sammelgründen gerne im Ganzen behalten würde und erhielt anschließend mit ganzem Papierstück zutritt zum Ground. Dieser besteht aus einer großen überdachten Haupttribüne, einem Stehplatzbereich auf einer der Hintertorseiten, sowie auf der Gegengeraden aus einem Gebäude mit Sprecherkabine, Kamerapodest und Umkleiden. Wirklich was aufm Kasten hat nur die bergige Umgebung des Grounds, welche ich vom Innenraum direkt fotografisch festhielt. Zugang erhielt ich auf eigene Anweisung, denn keiner der Zugänge war bewacht. Pünktlich zum Anpfiff stand ich hinterm Tor und konnte knipsen, die etwa 25 Zuschauer auf der Tribüne, darunter einige im Trainingskittel der Gäste aus Ocotal. Das Spiel tröpfelte etwas vor sich hin, nach etwas mehr als zehn Minuten die Heimelf mit der ersten schön herausgespielten eins gegen eins Situation, die aber der Keeper für sich entschied. Nach 30 Minuten klingelte es dann auf dem Kunstrasen erstmals, als ein Elfmeter nach einem klaren Foul souverän unten links eingeschoben wurde. Die Gastgeber freuten sich entsprechend, wurden aber nur fünf Minuten später wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht. Nach einem guten Abschluss kann der Heimkeeper den Ball nicht festhalten und der Rebound per Kopfball landet in den Maschen. Da half auch das Hechten nicht mehr. Nach dem Seitenwechsel kam die Jugend von Sebaco wieder in Front, allerdings habe ich die Entstehung des Tores nicht mitbekommen. Mit der Führung im Rücken mummelte man sich in der eigenen Hälfte etwas ein und ließ Ocotal kommen. Während im Kabinentrakt auf der gegenüberliegenden Seite die beiden jeweiligen ersten Mannschaften die Musikboxen komplett auftreten und ihre Parties feierten, kämpften die Jugendspieler auf dem Platz um jeden Fall. Mit besserem Ausgang für die Heimelf, auch die letzte Chance, ein Freistoß aus 25 Metern, kann vom Keeper entschärft werden. So verließ ich das Areal rund um das Stadion zügig, denn ich wollte schnell nach Esteli kommen um mir vor dem Erstligaspiel noch die Stadt anzuschauen. Ich kam einigen Bullen entgegen, die wohl für die Sicherheit bei der im selben Ground stattfindenden Partie der ersten Mannschaften sorgen sollten. Nachdem ich etwa zehn Minuten in der prallen Sonne vor mir her grillte, kamen die ersten Busse angefahren. Ein regionaler, sowie einer mit der Aufschrift Esteli. Perfekt. Per Handzeichen zeigte ich mein Interesse an einer Mitfahrt auf und einer der beiden Busse hielt. Der Regionale. Obwohl ich nach dessen Stop noch hinter den Bus lief um dem Fahrer meines Wunschbusses zu signalisieren, dass ich ihn brauche, drosselte er seine Geschwindigkeit nicht und rauschte vorbei. Super. Auch ein kurz darauf folgender Bus nach Managua, der in Sebaco, einem für mich möglichen Umsteigebahnhof, halten würde, hatte kein Interesse mich mitzunehmen. So entschied ich mich dafür, einige Minuten weiter zu laufen und nach einer offiziellen Haltestelle umzuschauen. Nach einer Viertelstunde hatte ich eine gute Position gefunden, allerdings war auch hier kein Hinweis von einem offiziellen Haltepunkt. Egal, als nach wenigen Augenblicken ein Fahrzeug angefahren kam, stand als Enddestination wieder Esteli drauf und diesmal wurde gehalten. Perfekt. Im Bus stellte ich dann das Fehlen meiner Kopfhörer fest. Nicht perfekt. Ich musste sie wohl in Matagalpa liegen lassen haben. Abends lege ich Sachen oft unter mein Kissen, gerade wenn ich in den oberen Betten schlafe. Das wurde mir nun zum Verhängnis. Auch so gingen die zwei Stunden Fahrt aber ganz gut herum. Nach der Ankunft in der neuntgrößten Stadt des Landes, zumindest nach der Einwohnerzahl, lief ich vom südlichen Busbahnhof zum Nördlichen, um die Abfahrtszeit des ersten Busses am nächsten Morgen nach Ocotal zu erfragen. Von dort würde ich mit einem lokalen Bus am einfachsten an die Grenze zu Honduras kommen. Die Antwort “vier Uhr am Morgen” machte mich unentschlossen. Das ist eine Zeit, in der ein Hotel unnötig ist, das Gammeln auf der Straße aber verdammt lange dauert Ich entschied mich kurzerhand dafür, dass Geld für eine Unterkunft zu sparen und das unbegrenzte Internet meiner Flatrate die Nacht über zu nutzen um mir sinnlose Videos auf der dafür vorgesehenen Plattform von google hineinzuziehen. Dafür brauchte ich aber Kopfhörer. Also wurde kurzerhand shoppen gegangen und ich durfte kurz darauf wieder welche in meinen Besitz integrieren. Mit diesen im Ohr ging es in die Innenstadt von Esteli, die mich nicht so wirklich vom Hocker haute. Weiter zum Stadion, in dem noch das Jugendspiel stattfand. Diesmal sogar mit freiem Eintritt. So war der Ticketverkauf für die darauffolgende Partie noch nicht offen und ich wandte mich nach einer kleinen Runde durch den schmücken Umbau von 2012 wieder den wichtigen Dingen zu. Essensbesorgung. Ich hatte Lust auf Pizza, ausserdem musste ich Bargeld loswerden. So zog es mich zu Little Caesars, deren Pizzen nicht nur preiswert sondern vor allem verdammt groß sind. Mit dieser unterm Arm ging es wieder in den Stadtpark um von dort beim Essen den Sonnenuntergang zu genießen. Neben einiger neidischer Blicke von Kindern fiel mir ein anderer Tourist auf. Das Gesicht hatte ich schonmal irgendwo gesehen. Ausserdem ist Esteli keine Stadt für touristische Aktivitäten. Er hatte das gleiche Gefühl bei mir und kam rüber. Es stellte sich heraus, dass der Holländer und ich uns bereits in Boquete, dem Bergdorf in Panama, getroffen hatten und im selben Hostelzimmer geschlafen hatten. Was ein Zufall. Er bot mir etwas von seiner Cola an, erzählte, dass er hier zur Sprachschule geht und für zwei Wochen diese Stadt sein Zuhause nennen darf. Allerdings wohnt er bei einer Gastfamilie, was eine spontane Übernachtung von mir unmöglich machte. Heute war ausserdem sein erster Tag, deshalb konnte er meine Einladung zum Fußball nicht annehmen. Wir verabredeten uns allerdings für den Abend, wenn das Spiel abgepfiffen war. Mittlerweile war mein Wagenrad verspeist und der Anpfiff etwa 40 Minuten entfernt. Da ich meinen Rucksack dabei hatte, wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen und alles rechtzeitig abklären. Das Ticket für das Heimspiel des 1961 gegründeten Traditionsvereins wurde natürlich vor Ort geschossen. Es gab Papiertickets, allerdings zeigten diese das Pokalfinale oder Playofffinale des Vorjahres gegen den Diriangen FC, den Klassiker dieses Landes. Seinen letzten Titel holte man in der Saison 22/23 mit dem Sieg der Apertura und Clausura. Ausserdem nimmt der Verein regelmäßig an der Gruppenphase des CONCACAF Champions Cups teil, wie auch dieses Jahr als man Club America aus Mexico zu Gast hatte und diese im Hinspiel sogar mit 2:1 besiegen konnte. Im Stadion angekommen, den Rucksack juckte keine Sau, fand ich erstmal eine kleine Abordnung Bullen wieder, die gerade zu den Aussenblöcken marschierten. So konnte ich auch gleich sehen, dass man von der Gegengerade, auf der ich mich befand, auf die Hintertortribüne, auf der die Barra Kamikaze, 1999 gegründet, gerade ihre Fahnen aufhing, laufen konnte. Offenes Stadion, schön. Und die Barra wohl am Start, auch schön. Als die Spieler vor den etwa 500 Zuschauern einliefen, kam aber noch keine Action von Seiten der unterstützenden Fans. Das war etwas enttäuschend, nachdem man drei Zaunfahnen aufhing hatte ich mehr erwartet, auch weil eine Person mit Trommel noch meinen Weg kreuzte. Naja, sei es drum. Der Tabellenzweite war klarer Favorit gegen die Letzten aus Masachapa, ganz im Westen an der Küste des Landes gelegen. Diese Mannschaft hatte erst einen mickrigen Punkt nach acht Saisonspielen geholt. Schon in den ersten fünf Minuten zeigte der Gastgeber, was es heißt, Favorit zu sein. Doch noch konnten die Chancen nicht genutzt werden. Erst in der 35sten klingelte es nach einem gut herausgespielten Angriff über rechts. Zum Feiern hörte man einige Anschläge auf die Trommel, doch damit war recht schnell wieder Schluss. Erst in der 60sten gab es wieder einen Schuss aufs Tor, aber von den Gästen. Ein direkter Freistoß wurde sowas von präzise in den Winkel gemeißelt, dass neben dem Frust für den Ausgleich auch etwas Erstaunen in den Augen der Fans zu sehen war. Wirklich ein geiles Ding! Von dann an entwickelte sich ein hitziges Spiel. Organica Masachapa legte sich richtig ins Zeug, was Zeitspiel und das Zerstören des Spielaufbaus der Gastgeber anging. So viele unsportliche Szenen hatte ich selten erlebt. Und das es nichts mehr mit Zustellen zu tun hat, damit sich die eigene Abwehr sortieren kann, wenn man ne Minute vor dem Ball bei einem Freistoß steht, sondern es einfach nur unsportlich ist, ist auch klar. Sollte viel härter bestraft werden. Etwas kurios ging es zu, als ein Freistoß von Esteli wiederholt werden musste, obwohl sich bei der Ausführung alle auf den Ball konzentriert hatten und auch der Keeper der Gäste schon zum Abstoß bereit stand. Auch die Mittelfeld- und Abwehrreihen von Esteli waren bereit, den Ball aus der Luft zu pflücken. Blöd nur, dass der Schiedsrichter während der Ausführung an den Trainerbänken war und dort diskutierte. So gab es nach kurzer Irritation aller auf dem Feld befindlicher Spieler die Wiederholung, die aber nichts einbrachte. Das wäre es gewesen. Esteli drückte weiter aufs zweite Tor, der Gast zerstörte wo er nur konnte. Selten hat sich eine Mannschaft mit ihrer Spielweise bei mir so unbeliebt gemacht. Auch zwei sich gegenüber stehende Spieler gerieten immer wieder aneinander, so war es auch stimmungsmäßig in Halbzeit zwei am lautesten, als der Gastakteur bei einem Konter den Ball absolut laienhaft vertendelte und ohne Not stolperte. Naja, Masachapa gelang es tatsächlich, das Unentschieden über die Zeit zu bringen und feierte diesen zweiten Punkt wie einen Sieg. Der Abstieg ist ihnen allerdings auch sowas von gewünscht, zumal ich deren Ground, der nicht mal Ausbau hat, noch nicht gekreuzt habe und aufgrund meiner morgigen Ausreise auch nicht mehr kreuzen werde. Nach dem Pfeifkonzert für die Gastmannschaft verließ ich den Ground und laufe zum Treffpunkt mit dem Holländer, der kurz nach mir am Marktplatz eintrifft. Gemeinsam gehen wir zu einem Bäcker, der sich auf Nachtische spezialisiert hat, da er nach seinem Abendessen noch Lust auf etwas Süßes hatte. Vorher irrten wir allerdings noch etwas durch die Stadt, da seine Gasteltern eine Empfehlung hatten, die wir allerdings nicht finden konnten. Im Umfeld des Stadions hatte ich bereits im Vorhinein einen kleinen Park und eine offene Diskothek gespottet, darum lenkte ich uns in diese Richtung. Wir saßen gut anderthalb Stunden im Park zusammen, quatschen über viele Dinge, ehe er sich in Richtung des Gasthauses verabschiedete und mir eine gute Weiterreise wünschte. Ich versuchte in die Bar zu gelangen um dort bis zur Abfahrt meines Busses zumindest in guter Gesellschaft zu sein, doch die Eintrittskosten waren mir zu hoch. So setzte ich mich mit meinen neu erworbenen Kopfhörern vor einen 24/7 Supermarkt, dessen Türe von einem Security bewacht wurde. Dort fühlte ich mich sicher, auch wenn währen der Nacht einige kuriose Dinge im Umfeld passierten. Zwei Betrunkene schlagen sich mit Glasflaschen die Schädel ein, ehe der Security bei von ihren Waffen befreit, sie allerdings nicht voneinander trennt. Dazu eine Einheimische, die mich vor Dieben wart und dabei mein Instagram haben will, einige kuriose Gestalten die Ein- und Ausgehen, sowie eine Mutter mit Kind, welche die komplette Zeit auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs sitzt und genau das Selbe macht wie ich. Warten. 

Tag 80, 10.03.2024 – Honduras, eine Perle der Natur.

Gegen 03:30 Uhr lief ich dann mal zum Busbahnhof, in der Hoffnung, dass der Bus nach Ocotal bereits mit offener Türe auf seine Passagiere wartete. Diese Hoffnung wurde nach dem etwa zehn minütigen Marsch zwar zerschlagen, aber dafür traf ich auf einen Venezuelaner, der genau keine Ahnung hatte, wie es in RIchtung Grenze ging. Und das obwohl der die selbe Muttersprache besitzt, wie die Einheimischen. Ich erklärte ihm den Weg, Ocotal, Umstieg nach Los Manos, dort über die Grenze. Doch er beharrte darauf, das dieser Bus bis nach Los Manos durchfahren würde. Wenn du meinst. Nachdem der Bus einigermaßen gefüllt war, rollte er in Richtung Norden los und kam nach guten zwei Stunden, in denen ich gut geschlafen hatte, an meinem Zielbahnhof an. Ich sah bereits einen Bus nach Los Manos in der Einfahrt stehen und packte deshalb meine Habseligkeiten schnell zusammen. Der Venezuelaner schaute nur blöd als ich wie ein Bessesener aus dem Bus sprintete und den Assistent des abfahrenden Busses gerade noch so auf mich auf aufmerksam machen konnte. Nach dem Einstieg über die hintere Tür in den Schulbus döse ich, bis die Grenzregion startet. Nach und nach sehe ich immer mehr Flüchtlinge aus Venezuela, die rund um den Bus den Weg über die Landgrenze suchen. Nachdem der Bus mehrfach vor der Grenze hält, damit die Flüchtenden ihren Weg durch den Wald suchen können, erreichte er schlussendlich sein Ziel vor dem Grenzposten und kurz vor Sieben. Perfekte Uhrzeit um heute noch Tegucigalpa zu erreichen und den Länderpunkt mit einem Abendspiel zu zelebrieren. Also ab in die lange Schlange, die sich vor dem ersten Gebäude auf nicaraguanischer Seite gebildet hat. Doch plötzlich kam Bewegung auf. Nahezu jeder in der Schlange war venezuelanischer Staatsbürger, das sah man daran, dass nach dem Kommando einer Person alle aus der Schlange entfernten und einen kleinen Berg in Richtung eines Waldes herabliefen. So stand nur noch ich vor dem Gebäude und legte dem Officer meinen Pass vor. Dieser machte ein Foto meines Passes und dem Einreisestempel und schickte mich dann weiter in Richtung Gebäude Nummer zwei. Dort durfte ich dann drei Dollar Ausreisesteuer bezahlen, bekam aber wegen der 90-Tageregel der Länder Guatemala, Honduras, El Salvador und Nicaragua keinen Ausreisestempel. Lediglich eine Quittung über das Bezahlen der Gebühr und einen anderen Wisch, der meine Tasche noch voller machte. Während der Officer seinen Job machte, unterhielt ich mich mit einem Amerikaner, der ebenfalls nach Honduras wollte, allerdings mit seinem Auto. Nachdem mein Zeug erledigt war, ging ich weiter zum Grenzer auf hondurianischer Seite. Dieser wollte ebenfalls erstmal Geld zur Einreise, welches ich bei einem der Geldwechsler erstmal besorgen musste. Nachdem das Bargeld den Besitzer gewechselt hatte bekam ich meinen Stempel und wartete auf den Ami. Dieser bot mir an, mich mit nach Tegucigalpa zu nehmen, da er selber auf dem Weg in den Nationalpark rund um den höchsten Berg des Landes, Cerro Las Minas, war. Diese Einladung nahm ich natürlich gerne an und wartete mit ihm, bis die Registrierung seines Autos abgeschlossen war. Etwas besorgt war ich, als er anfuhr und eine größere Anzahl an Geldwechseln auf ihn zugerannt kamen, um ihn zum Wechsel des Geldes zu bewegen. Aber er machte ihnen recht schnell klar, dass er das Angebot nicht in Anspruch nehmen würde. Nachdem das Organisatorische geklärt war, ging es über die schlechten Straßen, vorbei an zahlreichen Flüchtlingscamps und Zeltstädten durch die schöne Natur voller Berge und Aussichtspunkte. Das Ziel meines Fahrers war ein kleines Café, in dem man den morgendlichen Wachmacher bei einem schönen Ausblick genießen konnte. Doch dieses fanden wir während der Tour lange nicht, so dass wir nach etwa zwei Stunden einen kleinen Stand am Straßenrand ansteuerten, der Kuchen verkaufte. Ich kaufe als Frühstück eine Packung für uns beide, den Kaffee gab es kostenfrei dazu. Und obwohl ich nicht wirklich ein Trinker dieser schwarzen Spezialität bin, muss ich sagen, dass der verdammt gut war. Drei Mal holten wir nach, ehe wir uns ins Auto setzen und weiterfuhren. Das man für 60 Kilometer knapp anderthalb Stunden benötigt, daran habe ich mich im Laufe meiner Reise bereits gewöhnt. Das die Straßenverhältnisse aber so katastrophal waren, erlebte ich hier zum ersten Mal wirklich hautnah mit. Naja. Irgendwann erreichten wir den Stadtring rund um die Hauptstadt und besuchten einen Supermarkt, an dem ich mich verabschiedete und in mein Hostel lief. Etwas angespannt, da ich mit gesamtem Gepäck unterwegs war, lief ich die Stunde ins Zentrum. Im Hostel angekommen, checkte ich ein, musste aber nochmal raus, um mir mehr Scheine der Landeswährung zu besorgen. Die Zahlung in Dollar war zwar möglich, aber der Wechselkurs nicht ganz optimal. Die erste Bank wollte absurde Gebühren, in der Zweiten fand ich nur eine lange Schlange vor einigen Schaltern mit persönlichen Betreuern. Also auf zum nächsten ATM. Doch dann hielt ein schwarzer Pick-Up ohne Aufschrift neben mir. Drei mit Maschinengewehren bewaffnete Personen stiegen aus und drängten mich an eine Wand. Niemand um mich herum, außer diese bewaffneten Personen. Zwar wurde mir eine Marke von irgendetwas mit Abstand vor die Nase gehalten, trotzdem war ich verdammt angespannt. Auf spanisch quasselte einer was von Militär und sie müssen mich kontrollieren. Ich bat die Gruppe, dass wir zurück zum Eingang der Bank gehen, damit andere Personen um mich herum waren. Sie merkten, dass ich mich sowas von unwohl fühlte und tatsächlich auch Angst hatte. Es ging ihnen aber um meinen kleinen Brustbeutel. Nachdem ich diesen vor ihren Augen entleerte und das Sonnenbrillenetui aufmachte und dort, oh Wunder, eine Sonnenbrille zum Vorschein kam, ließen sie von mir ab. Crazy. Als sie gerade wieder beim Einsteigen waren, fragte ich den Rädelsführer, ob er wisse, wo es hier einen guten ATM gäbe. Dies konnte er mir nicht beantworten und fuhr ab. Was zum Henker. Etwas geschockt von dieser ersten Erfahrung in Honduras machte ich mich auf dem direkten Weg zum Hostel und bezahlte lieber in Dollar. Als ich mich ins Bett legte, staunte ich nicht schlecht, als der Berliner aus Nicaragua im Bett neben mir lag. Das wir uns für heute verabredet hatten war klar, aber dass es so schnell gehen sollte nicht. Nach kurzer Ablage im Bett entschied ich mich in die Innenstadt zu marschieren und die Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Ich hatte bereits gehört, dass die Hauptstadt nicht so viel zu bieten hat, allerdings wollte ich trotzdem alles mitnehmen. Vorbei an der Kathedrale, dem großen Marktplatz, auf dessen kleiner Bühne ein Breakdance-Turnier stattfand, und einem Park, ging es über eine Kirche zu einem lokalen Restaurant, an dem ich mir einen Tortilla mit Bohnen und Käse gekauft habe. Dieses verspeiste ich bei guter Sicht auf das Tanzturnier. Anschließend marschierte ich schonmal in Richtung des Stadions, um vielleicht schon Karten oder andere Sachen auszumachen. Ausserdem wollte ich eine Haltestelle für den morgigen Bus Richtung des Yojoa-Sees finden. Ich entdeckte einen Markt und eine weitere Kirche, dessen Kuppel bereits gut beschädigt war. Ich überlegte, ob ich diese umrunden soll und entschied mich aufgrund der uneinsichtigen Laufwege erstmal dagegen. Sicherheit sollte vorgehen. Nachdem aber einige Personen an mir vorbei gingen, lief ich doch hinterher. Und was soll ich sagen? Beste Entscheidung. Etwas rechts von der Kirche gelegen, aber von meiner Position nicht einsehbar, lag ein Sportplatz, auf dem gerade gezockt wurde. Nach dem Check der Uhr und dem Fragen einiger Zuschauer sollte es nach dem Spiel eine weitere Partie geben, Anstoß 15:00 Uhr. Da wir bereits 15:03 Uhr hatten, rechnete ich mit einer kleinen Verspätung, nichts Ungewöhnliches. Ich hoffte nur, dass ich die Partie im Gesamten verfolgen könnte, da um 17:15 Uhr das Erstligaspiel in direkter Umgebung startete. Aber von der Planung und der Zeit schien es aufzugehen. Nur das der Schiri etwa dagegen hatte. Erst um 15:30 Uhr war das Spiel vorbei, eine Viertelstunde später startete die Partie zwischen Liverpool und einer Mannschaft im Tottenhamtrikot, allerdings mit Chelsea-Flock. Der Platz, ehemalig wohl Rasen, war mittlerweile komplett staubig, die Linien etwas ungerade gezogen aber wirklich ikonisch. Eine kleine Tribüne auf der einen Längsseite machte den Ausbau perfekt. Viele schauten auch von einer Brücke zu, die sich hinter einem der Tore befand. Auch darunter versammelten sich neben unzähligen Müllbergen einige Zuschauer. Dazu hinter der anderen Seitenlinie ein Fluss, allerdings passten zwischen Spielfeld und Wasser auch nochmal Zuschauer und die Mannschaftsbänke. Auch der Berliner hatte sich auf meinen Call bereits eingefunden und wir staunten nicht schlecht, als die Partie zwischen Sipile FC und dem FC Jireth mit einem Böllerwurf startete. Was ein Fest. Fußballerisch tatsächlich okay, aber verdammt ruppig. Der Schiri ließ einiges durchgehen. Von der Brücke machten wir einige Fotos des Panoramas rund um den Platz. Berge, die Kuppel der Kirche, abgefuckte Gebäude, der Fluss. Alles in allem überragend. Auch die krummen Linien konnten von oben nochmal genau begutachtet werden. Nachdem wir uns wieder am Seitenrand befanden, wurden wir von einigen Einheimischen angequatscht und redeten mit diesen etwas länger. Auch Bilder wurden mit und von ihnen gemacht. Vor der Halbzeit fiel glücklicherweise noch das 1:0 mit einem stabilen Strahl in den Winkel. Wieder wurden Böller gezündet und auf den Platz geworfen. Leider mussten wir mit dem Pfiff zum Seitenwechsel diese großartige Kulisse in Motagua verlassen und zum Hauptspiel aufbrechen. Da der ursprüngliche Anpfiff allerdings um 15:00 Uhr geplant war und ich so in der Theorie beide Halbzeiten der Partie hätte sehen können, habe ich für mich entschieden, das Spiel zu zählen. Wir liefen die etwa zehn Minuten zum 1948 eröffneten Nationalstadion von Honduras. Dort traf der seit Ewigkeiten zuhause ungeschlagene Rekordmeister CD Olimpia, 1912 gegründet, auf einen kleineren Verein aus Comayagua, CD Genesis. Die Ticketkauf war etwas teurer als gedacht, allerdings wollten wir auf keinen Fall in der Barra stehen. Einige Einheimische wollten uns nach dem Kauf der Karten in ihre Fittiche nehmen, da sie sich um unsere Sicherheit Sorgen machten. Sehr nett und freundlich, aber wir wollten rein. So schnell wie möglich. Zehn Minuten vor Anpfiff passierten wir so unser Gate im Süden, ehe wir unser Ticket, was tatsächlich aber auch nur ein Kassenbon war, wieder abgeben mussten. Schade. Nach der Kontrolle unseres Körpers erhielten wir Einlass und staunten nicht schlecht ob der größe des Grounds. Allerdings war die Gegengerade im vollkommenen Umbau, so dass die Stehstufen abgerissen waren und nur das Grundgerüst sichtbar war. Die Barra kam kurz nach uns in ihren Block und machte mit den mitgebrachten Instrumenten direkt gute Stimmung. In unserem Block waren viele Luftballons verteilt, die beim Einlaufen der beiden Mannschaften auch in die Höhe gestreckt wurden. Unter den acht gezogenen Stoffstreifen rund um die “Ultras Fiel”, die mit großer Zaunfahne präsent waren, zogen die Fanatischen ein stabiles Programm ab. Schwenker, Hüpfeinlagen, durchgängiger Gesang bei Trommeln und Trompeten, dazu Rasseln. Guter Auftritt in den ersten Minuten, der Lust auf mehr machte. Die etwa 7.000 Zuschauer, die es sich im Stadion, welches 2003 das letzte Mal renoviert wurde, gemütlich gemacht hatten, sahen ein starkes Olimpia, allerdings ohne sich für die Dominanz zu belohnen. Der Dritter der Tabelle empfing den Siebten, die ersten Sechs schaffen es in die Playoffs der Clausura. Erst nach einer halben Stunde klingelte es das erste Mal. Und das aufgrund eines katastrophalen Abwehrfehlers, als der Verteidiger versucht den Ball für seinen Keeper abzuschirmen, aber dieser nicht herauskommt. Beziehungsweise zu spät. So kann der Stürmer den Ball einfach an ihm vorbei legen und ins leere Tor schieben. So kann es manchmal gehen. Nun wachte die Barra wieder auf, der monotone Rhythmus der letzten Minuten ließ die Stimmung etwas einschlafen. Es war wieder Feuer im Gesang. Kurz darauf befand sich der Ball ein weiteres Mal im Netz, top Flanke, guter Kopfball entgegen der Laufrichtung des Keepers und plötzlich singt das ganze Stadion. In der Halbzeit wechseln wir unseren Standort und gehen näher an die Barra. Wir erwarten Großes. Das ich mich in einen Kaugummi setze hat noch gefehlt, kann durch etwas Arbeit aber wieder behoben werden. Beim 3:0 kurz vor Schluss wird hinter uns von einem kleinen Jungen unvermummt ein roter Rauchtopf entfacht, beim 4:0 gibt es hinter der Tribüne ein längeres Feuerwerk. Wirklich perfekt. Die Stimmung in der zweiten Hälfte ist durchgängig laut und klar, so macht das Freude. Am Zaun wurde mir noch Weed abgeboten, welches ich aber dankend ablehne. Mit der Stimmung auf dem Peak, der kompletten Kurve am durchdrehen und dem Stadion im Rücken vergehen die letzten Minuten bis zum Abpfiff viel zu schnell. Doch die Barra bleibt auch nach dem Verlassen der Spieler noch in ihrer Kurve und singt die Lieder. Stark. Auch wenn sich keiner der Akteuere dankbar bei der Barra zeigt und zu ihnen kommt oder zumindest in deren Richtung applaudiert, wird gefeiert, was das Zeug hält. Wir verlassen den Ground langsam und hoffen auf noch etwas Action auf den umliegenden Straßen. Und tatsächlich. Am Ausgang der Kurve sehen wir Teile des Anhangs, die auf den Hauptmob, bestehend aus etwa 70 Personen, wartet und bereits mit einer Trommel die restlichen Anhänger motiviert. Es werden noch einige Lieder gesungen, ehe wir durch die Dunkelheit mit dem Stadion im Rücken den Weg ins Hostel antreten. Jedoch nicht, ohne vorher noch einige Bilder der Flutlichtmasten zu machen. Über einige Baustellen und eine sehr schön hergerichtete Seitengasse, die überhaupt nicht in die Umgebung passt und eher ins Stadtbild der Altstadt von Valleta passt, laufen wir, ohne uns unsicher zu fühlen. In der Unterkunft angekommen, falle ich sofort ins Bett und schlafe im Dorm ein. Länderpunkt abgehakt.

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