Tag 46, 05.02.2024 – Natur pur.
Für den Morgen waren wir um 8te mit den Amis zum Frühstück verabredet, also verließ ich die Koje ne halbe Stunde früher, um Pancakes und Reis mit Gemüse vorzubereiten. Das die beiden am Ende verschliefen und deshalb erst deutlich später aufkreuzten, spielte mir in die Karten, da die Küche von den Hostelangestellten bereits ausgelastet war. Um Neun saßen wir dann am Tisch zusammen, verdrückten die Köstlichkeiten, und planten den Tag. Wir wollten innerhalb der nächsten beiden Tage mehrere Punkte in der Umgebung abhaken. Einen der Nationalparks des Vulkans Arenal, den Hike zum “Cerro Chato”, etwas illegal durch den Dschungel bis zum Vulkansee, in dem man Baden kann, dazu noch der große Wasserfall, der allerdings 20 Dollar Eintritt kostet. Wir entschieden uns heute erstmal für den Nationalpark und den Wasserfall und mussten dafür nochmal zu den Amis ins Hostel, damit die beiden ihr Badezeug einpacken können. Als wir dann dort auf den uber warteten, der uns zum Nationalpark bringen sollte, checkten wir den Wetterbericht für den Folgetag und stellten Regen fest. So wurde der Plan kurzerhand geändert und die rutschige Wanderung auf den Cerro Chato für den Mittag eingeplant. Bei Regen oder vorherigen Regentagen kommt man den eh schon schweren Weg aufgrund des Untergrundes noch schwieriger entlang. Lixmar, die den Berg bereits vor zwei Jahren bezwungen hat, riet deshalb absolut davon ab, es am Folgetag zu machen. Trotzdem ging es erstmal die halbe Stunde zum Nationalpark, an dem wir erstmal den Eintritt von sechzehn Dollar löhnen mussten. Wir entschieden uns alle Routen im oberen Teil des Parks abzulaufen und die an der Lagune am Fuße des Vulkans zu skippen. Zuerst ging es durch einen Waldabschnitt zum wohl besten Aussichtspunkt, der allerdings immer noch recht weit vom 1670 Meter hohen Gipfel entfernt war. Der Arenal gehört zu einem der aktivsten Vulkane der Welt, wächst jährlich aufgrund von ausfließender Lava um einige Meter und hatte seinen letzten Eruptionen im Jahr 2010. Am heutigen Tag zeigte sich nur Rauch um den Gipfel, was im Krater vor sich geht, darf man im Allgemeinen aber nicht begutachten. Der Aufstieg ist gesperrt. Zu Fuß ging es mehrere Kilometer über kleine Trails zu Aussichtspunkten, an denen versteinerte Lavareste des letzten Ausbruchs zu sehen waren, aber an sich nicht wirklich spektakulär. Beim Rückweg durch den Wald sollten wir an einem 400 Jahre alten Baum vorbeikommen, der vermutlich beim letzten Gewitter geköpft wurde. Sah tragisch aus, wie eine Baumhälfte da im Urwald lag. Zumindest entdeckten wir einige Schritte weiter noch einen Affen rumklettern und können dieses Geschöpf damit auch von der Liste der Tiere abhaken, die wir in freier Wildbahn gesehen haben. Da Lixmar, die Amerikanerin, über leichte Beschwerden im Arm und des Herzens klagte, entschied sie sich, den vor uns liegenden Aufstieg zum Cerro Chato nicht mitzumachen. Mikael schloss sich aufgrund seiner enormen Liebe zum Hiken, vorsicht Ironie, ihr an und so sollten die beiden Trails an der Lagune von den beiden unsicher gemacht werden. Seth und ich bestellten uns das nächste uber in Richtung des Wasserfalls, da von dort aus auch der Hike startet. Zuerst muss man allerdings über ein Grundstück eines Hotels rum Startpunkt der Wanderung. Das Hotel weiß dies natürlich und verlangt fünfzehn Dollar für die Benutzung des Privatgrundstücks. Dafür darf man auch den Pool und die Duschen verwenden. Die Dame an der Reception erklärte und natürlich, dass dieses Ticket nur für den Bereich des Hotels gelte und der Aufstieg über weiteres Privatterrain eines Nationalparks führt und daher illegal ist. Das jeder, der hier als Tagesgast die Reception passiert, genau das im Sinn hat, wird auch ihr bewusst sein. Gegen 2e am Nachmittag starteten wir mit dem Hike und mussten uns echt beeilen, damit wir vor Sonnenuntergang wieder im sicheren Bereich waren. Angesetzt sind für Auf- und Abstieg etwa vier Stunden, dazu wollten wir im See noch baden. Bei anfangender Dunkelheit gegen halb Sechs sportlich. Aber wir gaben Gas und passierten das Grundstück des Hotels recht zügig. Schnell kamen wir an einen großen Grillplatz und hatten eine wunderschöne Aussicht auf die komplette Area. Doch Zeit zum Genießen hatten wir keine, denn der erste schlammige Anstieg stand an. Am Ende dieses anstrengenden Teils stand das ersehnte Schild, welches den Zutritt in den Wald verbot. Naja, ich kann leider kein spanisch und Seth hats ignoriert. Unlucky. Das nach dem Passieren nochmal ein Schild, diesmal offiziell vom Nationalpark, stand, allerdings aus der Verankerung gerissen und an der Seite abgestellt, übersahen wir ebenfalls. Ups. Der Weg war tatsächlich mies schlammig und erinnerte eher an Tough Mudder als an Wandern. Trotzdem werde ich nicht müde zu erwähnen, dass New Balance die besten Wanderschuhe sind, auch für Wege wie diesen. Seth struggelte mit dem Anstieg etwas mehr als ich, so dass ich vornedraus lief und ihn motivierte. Die etwa 20 uns entgegenkommenden Touristen schüttelten teilweise die Köpfe, weil unser Anstieg ihrer Meinung nach wohl etwas spät sei. Andere wünschten uns viel Spaß, es sei ein absolutes Highlight. Mit dieser Motivation und natürlich der untergehenden Sonne im Kopf, hängten wir uns nochmal rein. Etwa zehn Minuten vor dem Erreichen des Gipfels begegneten uns noch zwei deutsche Mädels, die uns sagten, dass sie die letzten am See waren und es wirklich wunderschön sei. Sie wünschten uns viel Spaß in der Einsamkeit und versprachen auf uns am Pool zu warten, wenn wir sie nicht eh auf unserem Rückweg einholen würden. Allerdings warnten sie uns auch vor dem Abstieg vom höchsten Punkt zum etwas tiefer gelegenen Bergsee, der über das Hangeln von Wurzel zu Wurzel und nur über angebundene Seile erreichbar war. Das war ne Challenge und der Punkt, den Lixmar ansprach, als es um die Unerreichbarkeit bei Regen ging. Schnellen Schrittes ging es die letzten Höhenmeter hinauf bis auf 1.140 Meter, allerdings hat man aufgrund des bewachsenen Gipfels keine schöne Aussicht. Das Highlight liegt etwas tiefer. Alleine der Blick durch die Bäume auf den See war allerdings schon sehr geil. Der Gedanke an ein Bad darin noch besser. So machten wir uns also an den Abstieg und mussten uns dafür ziemlich konzentrieren. Nicht nur einmal rutschten wir den Hügel mit einem der gespannten Seile in der Hand einfach nur hinab. Doch nach etwa 25 Minuten waren wir an einem kleinen strandähnlichen Abschnitt der Lagune und entledigten uns unserer Kleidung. Danke Seth, dass ich jetzt “Skinny Dipping” kenne. Und holy war das Wasser kalt. Da wir alleine waren, genossen wir die Stille, den See, den Ausblick, den Moment. Als wir aus dem von kleinen Fischen bewohnten Nass wieder in Richtung Ufer gingen, waren wir verwundert, dass seit unserer Ankunft etwas mehr als eine halbe Stunde vergangen war. So hatten wir jetzt etwa ne Stunde Zeit bis die Dämmerung einsetzen sollte. Bis dahin wollten wir zumindest aus dem Teil des Dschungels sein und zogen uns direkt an und machten uns an den matschigen Aufstieg bis zum Gipfel. Der Weg hinab gingen wir enorm schnell an, so dass wir uns, wie zum Beispiel im Parkour, lediglich mit den Händen abstützten und über die kleinen Gräben sprangen. Das Ziel war klar. Wir wollten noch die beiden Mädels einholen. Auf halber Strecke kam uns eine weitere Gruppe entgegen. Es handelte sich um die Volunteers aus meinem Hostel, die den Sonnenuntergang im See zelebrieren wollten. Den Abstieg bei Dunkelheit wöllte ich nicht machen, aber have fun. Sie meinten, dass sie den Deutschen vor etwa fünfzehn Minuten begegnet seien und die beiden es langsam angehen würden. Perfekt. Vorbei an Stock und Stein schlängelten wir uns nach unten und erreichten die Verbotsschilder noch vor dem Einbruch der Dunkelheit. Insgesamt waren erst dreieinhalb Stunden vergangen, was mit der Badepause am See bedeutete, dass wir nur etwa drei Stunden vor Auf- und Abstieg benötigt hatten. Und im Augenwinkel entdeckte ich am unteren Teil des ersten steilen Abschnitts die Mädels. Auch dieser Wegesteil wurde zügig hinter uns gebracht und so gemeinsam die Aussicht auf der Plattform genossen. Die angestrahlten Wolken, gemeinsam mit dem orangenen Touch im Himmel, waren beeindruckend. Wir entschlossen uns die letzten Meter anzugehen und freuten uns auf den Pool, doch machten an einem weiteren Aussichtspunkt Halt, und machten auch hier nochmal zehn Minuten Pause und genossen die Stille. Genau die richtige Länge, denn als wir wieder aufm Weg waren und uns über unsere zukünftigen Reisepläne unterhielten, landete auf einem Baum vor uns ein Tukan, der gemütlich seine Melodien vor sich her sang. Mega schön. Wir verharrten einige Minuten an der selben Stelle und verließen diese erst wieder, als der Tukan wieder in den Wald flog. Nun ging es nach der Dusche, die für unseren mit Schlamm beschmierten Körper auch nötig war, in den Pool. Anschließend teilten wir uns mit den beiden noch den uber ins Ortszentrum von La Fortuna und verabschiedeten uns. Für Seth und mich war von unseren jeweiligen Reisebegleitern schon ein Festmahl gekocht und angekündigt worden, so dass wir uns im Hostel der Amis über Nudeln, Sauce, gebratene Kochbanane und separiertes Fleisch freuen durften. Sogar an den Vegetarierer wurde gedacht, absolute Weltklasse. Mit vollgeschlagenem Magen spielten wir einige Runden “Cards against Humanity”, ehe Mikael und ich uns gegen Zehne ins eigene Hostel und ins Bett verabschiedeten.
Tag 47, 06.02.2024 – DFB-Pokal unter der Brücke.
Auch am nächsten Morgen waren die Amis zum Frühstück eingeladen und so zeigte ich meine Künste an der Pfanne ein weiteres Mal. Von Tag zu Tag wirds besser, ich bin selbst überrascht. Heute wollten wir den Wasserfall angehen, beziehungsweise zuerst den illegalen Trail zum “Hidden Waterfall” ausprobieren. Nach dem kulinarischen Start in den Tag holten wir uns bei den Volunteers des Hotels noch einen Tipp, wie es an den Securitys, die den Weg absperrten, vorbeigehen könnte und anschließend fußläufig in die Richtung. An einem Supermarkt, an dem wir zufällig vorbeikamen, füllten wir den Sonnencremevorrat wieder auf und kamen nach ner guten Stunde laufen durch Wohngebiete am Rand der Stadt in eine Sackgasse. Allerdings führte wenige Meter vorher ein eigentlich abgesperrter Trail in den Wald. Wir probierten alle möglichen Wege, kamen aber immer recht schnell an die jeweiligen Ende der Trails. So entschieden wir uns umzukehren und den bekannten Weg zum großen Wasserfall zu gehen. Die Steigung dorthin machte der Gruppe zu schaffen, doch schlussendlich standen wir auf dem Besucherparkplatz. Auch von hier aus gibt es eine Möglichkeit zum versteckten Wasserfall zu kommen, doch nur wenige Meter nachdem wir auf dem Waldweg dorthin waren, wurden wir von Securitys wieder zurückgepfiffen. War ein Versuch wert. Die beiden Amis wollten nun den Eintritt von 20 Dollar für den Wasserfall, der sich aus 70 Metern in die Tiefe stürzt, zahlen. Mikael und mir war es das nicht wert, ausserdem war bereits Zweie am Mittag, was bedeutete, dass der VfB gerade gegen die Pillendreher im Pokal spielte. Wir entschieden uns deshalb zum “El Salto” zu laufen. Das war der Fluss, den wir auch am ersten Tag hier besucht hatten. Auf dem Weg hörten wir das Soccerway-Liveradio und freuten uns über die frühe Führung. Als wir am Ropeswing angekommen waren, sah es bereits leicht nach Regen aus, so entschieden wir uns sofort unter die Brücke zu gehen und dort lediglich die Füße in den Fluss zu halten, während das Spiel lief. Zeitgleich kündigte sich noch die Dänin, die ich beim Hike auf den Barú in Panama kennengelernt hatte, an. Irgendwie hoffte ich so, dass das Spiel aus war, wenn sie auftauchte, allerdings nicht auf die Art und Weise wie es dann kam. Gegentreffer im KO-Spiel in der Nachspielzeit ist bitter. Wir ließen uns die gute Laune aber nicht verderben, auch der mittlerweile aufkommende Regen hielt uns nicht vom gemeinsamen Sprung ins Wasser ab, denn kurz nach dem Ende der Partie war die Dänin mit ihrer Begleiterin dann da. Wir tollten etwas im Fluss herum, ehe wir uns entschieden zu den Hot Springs, die wir mit den Amis am ersten Tag besucht hatten, zu fahren. Erstmal liefen wir allerdings die guten 20 Minuten wieder nach La Fortuna und hofften, dass sich Seth und Lixmar noch meldeten, denn auch mit ihnen war die Abendplanung auf die Hot Springs ausgemacht. Zum Glück waren sie mit dem Wasserfall etwa zeitgleich fertig, so dass wir uns per uber seperat auf den Weg machten. Wir positionierten uns wieder an der selben Stelle wie zwei Tage zuvor und entspannten zu sechst komplett. Was ein schöner Abschlussabend in den warmen Quellen. Nach guten zwei Stunden voller Gespräche, Planungen von zukünftigen Besuchen in Europa und den USA sowie gespickt mit Memes fuhren wir mit dem digital bestellten Taxi wieder in den Ort. Mikael spaltete sich ab, da er etwas Zeit für sich brauchte und auch die Däninnen hatten sich bereits im Vorhinein verabschiedet, so dass die Amis und ich zu Dritt noch kochten und den Abschlussabend ausklingen ließen. Allerdings nicht allzu lange, den am Folgemorgen mussten wir aufgrund der zeitigen Busabfahrt früh raus. So lag ich gegen halb Elf im Bett und schlummerte zügig.
Tag 48, 07.02.2024 – Flutlichtausfall in der Prärie.
Unser Bus sollte um halb Sieben die Stadt verlassen, so wachte ich dementsprechend wieder viel zu früh dank eines Weckers auf. So fühlte ich mich zumindest. Der Blick auf mein Handy verriet mir aber, das es etwa zwei Stunden vor unserem Aufstehzeitpunktes war. Diesmal klingelte es im Stockbett über mir und die zwei Mädels, mit denen Mikael und ich das Zimmer teilten, durften noch früher das Hostel verlassen. Ich drehte mich wieder um und hoffte die restlichen beiden Stunden noch ruhen zu können. Das war zum Glück der Fall und so wachte ich mit dem Klingeln des eigenen Weckers erneut auf, packte mein Zeug und weckte anschließend Mikael, der noch tief in seinen Träumen von warmen Quellen und ohne Wanderungen steckte. Er bewegte sich schwerfällig, aber schaffte es nach dem Zähneputzen pünktlich mit seinem Gepäck an der Tür zu stehen, um das Zimmer zu verlassen. Gegen kurz nach Sechs waren wir so am Busbahnhof, wobei die Bezeichnung absolut übertrieben ist, da außer einem Bussteig vor dem Supermarkt keine Infrastruktur vorhanden war, da wir nicht einschätzen konnten, wie viele die Ortschaft bereits morgens verlassen wollten. Aber auch die Amis hatten sich angekündigt, für die es nach Puerto Viejo an die Karibikküste gehen sollte. So warteten wir auf den Bus nach Ciudad Quesada, wo wir umsteigen mussten. Irgendwann fuhr dieser ein, doch die einzigen Gringos die einstiegen waren wir vier und eine weitere Backpackerin. Der Rest der Passagiere bestand aus Einheimischen, die zum Großteil bereits im Bus saßen. Aber auch dieser Bus war wieder bis auf den letzten Platz ausgelastet, was für die Akzeptanz des ÖPNV hier spricht. Nach dem Umstieg, der aufgrund von Stau knapper war als geplant, saßen wir im Bus nach San José und holten uns nochmal ne Mütze Schlaf ab. Noch bevor der Kutscher seine Möhre aber wieder ans Terminal 7-10 lenkte, verließen Mikael nach längerer Verabschiedung von den Amis und einem weiteren ausgemachten Termin für Sonntagabend, den Bus, da er in der Nähe unseres Hostels hielt. Und wir konnten jede Minute Puffer benötigen, denn wir waren aufgrund eines möglichen Dopplers so früh in die Hauptstadt gekommen. Eigentlich war die Champions Cup Partie zwischen Herediano und Toluca aus Mexiko geplant, dafür hatten wir online bereits Ticket gebucht, doch die Ansetzungen der zweiten Liga waren besser. Ausserdem wurde die internationale Partie im Stadion von Alajuense ausgetragen, die am Folgetag ein Ligaheimspiel hatten. So konnte statt einer Champions Cup Partie in einem “fremden” Ground, sogar drei Partien und damit neue Grounds abgehakt werden. Schien lukrativer. Nach dem Check-In und dem Abstellen unserer Rucksäcke ging es wieder in Richtung des Terminals, den vor dort fuhr der Bus in den Nord-Osten nach Coronado. Ein Auswärtsspiel des ansässigen Teams “CS Uruguay de Coronado” hatten wir bereits in Santa Ana besucht, so wussten wir das wir den ungeschlagenen Tabellenführer in seiner Ranzbude mit zwei nebeneinanderliegenden Tribünen und einigen Stehstufen sehen würden. Doch nach der Ankunft mit dem Bus im Ortszentrum, in dem eine wunderschöne Kirche neben dem Dortplatz thront, musste sich Mikael erstmal ne Pizza rauslassen. Ich wollte auf das Essen am Abend warten und holte in nem Supermarkt lediglich ne Packung Cookies, die uns irgendwie durchgängig begleiten. Wir entspannten etwas im Park, besuchten die Kirche und machten uns 30 Minuten vor Kick-Off auf den kurzen Fußweg ins “Estadio Municipal de Labrador”, welches etwa 4.000 Zuschauer fasst. Zwei Eintrittskarten wurden nach Ankunft geordert und tatsächlich gab es Papiertickets. Ein Traum aus bedruckter Cellulose. Musik aus den Achtzigern schallerte uns aus den Lautsprechern bei den Tribünen entgegen und wir waren von dem Ground direkt begeistert. Mega Aussicht auf die Berge in der Umgebung, dazu die Verranztheit und der Blick auf die große Kathedrale. Große Empfehlung. Wir waren sehr froh, die Entscheidung für den Doppler getroffen zu haben. Und trotz der undankbaren Anstoßzeit von Mittwoch 14:00 Uhr fanden viele Fans der Heimmannschaft den Weg ins Stadion, insgesamt werden es sicher 250 gewesen sein. Es ging gegen den Tabellenletzten Turrialba, daher sollten die Machtverhältnisse nach der Hymne des Vereins und einer Schweigeminute schnell geklärt werden. Besonders gefiel mir in den ersten 25 Minuten, die absolut grottig waren, aber der offizielle Ordner, der den Linienrichter nicht nur einmal beleidigte und anpöbelte. Top Lad. Nach dem langweiligen Teil fingen die Gastgeber an den Druck zu erhöhen und belagerten den Strafraum der Gäste. Dies zahlte sich in der 28sten Minute aus, als man nach einem Angriff über links nach drei geblockten Schüssen den vierten Nachschuss aus zentraler Position etwa sechs Meter vor dem Tor endlich traf. Mit Torjiggle und großem Jubel auf den Knien vor perfekter Fotoposition mit Kirche und bewölkten Bergen im Hintergrund wurde der Treffer zelebriert und der Marsch in die Qualifikationsrunde in die erste Liga weiter fortgesetzt. Einer der Fans war mit ner nerivigen Tröte ständig am rumhampeln, ich wünschte mir wie bei der WM 2010 nen Vuvuzelafilter, doch allgemein war auf den beiden Tribünen und dem rechts davon angebauten Stehrang, der in Vereinsfarben angemalt war, eine gute aber unorganisierte Grundlautstärke. Das 2:0 fiel nach einer kurz ausgeführten Ecke und der anschließenden Flanke per Kopfballtor durch den Kapitän, das 3:0 kurz vor der Halbzeit nach einem richtig geil durchgesteckten Ball durch die Verteidigerkette in den klugen Laufweg des Stürmers, der nur noch den etwas spät herausrennenden Keeper lupfen muss. Nach dem Seitenwechsel kommen die Gäste etwas besser aus der Kabine und spielen sich die erste Chance heraus, die auch die erste Möglichkeit in diesem Spiel für sie darstellte. An sich eine offene zweite Hälfte, in der aber nichts mehr passierte. Beide Keeper konnten sich aber einige Male gut auszeichnen. Nach dem Schlusspfiff verließen wir den Ground langsam, denn für den Weg zum Folgespiel hatten wir etwas Zeit. Zuerst mussten wir mit dem Bus wieder nach San José, anschließend einige Schritte durch die Stadt zu einer anderen Haltestelle und von dort mit einem weiteren Collectivo nach “Vuelto de Jorco”, einem Bezirk von Aserrí, im Süden der Hauptstadt. Dort fand auf einem weiteren Gammelground der Kick zwischen “Aserrí FC” und den “Escorpiones de Bélen” statt. Während der Fahrt schlief ich ne entspannte Stunde und aufgrund des Staus aus der Großstadt mit 340.000 Einwohnern ins Umland wurde die Zeit doch deutlich knapper. Der Bus kletterte die steilen Straßen in die ländliche Provinz und so genossen wir die Aussicht und den orange-roten Sonnenuntergang. Etwa fünfzehn Minuten vor Kickoff waren wir am Ground und kauften unser Ticket, auch diesmal gab es wieder Papierfetzen, aus einem Wandloch, ganz stilecht. Die in einen Graswall gebaute Tribüne, beziehungsweise eher Steinstufen mit kleinem Verkaufsstand in der Mitte und einer seitlichen Überdachung war mit etwa 80 Zuschauern gefüllt. Ich startete jedoch noch vor Anpfiff mit meiner Bilderrunde und gelangte über den Parkplatz an der einen Hintertorseite ohne Probleme in den Innenraum. Während des Einlaufens der Mannschaften hielt ich mich zwischen den Trainerbänken auf, knippste ein paar Bilder, half einem Ordner anschließend ein Tor wegzutragen und komplettierte anschließend die Runde während das Spiel lief. Und es juckte keine Sau. Es juckte auch niemanden, dass die Platzverhältnisse absolut desaströs waren. Selten hab ich so verbrannten und trockenen Rasen gesehen. Auf diesem Platz fiel nach einer kurzgespielten Ecke und der anschließenden Flanke nach Gestocher im Strafraum das glückliche 0:1 für die favorisierten Gäste. Doch nach der Ecke, die auf den direkten Gegenangriff nach dem Anstoß folgte, fiel der Ausgleich. Der Keeper der Gäste verschätzte sich, konnte den Ball nur mit den Fingerspitzen berühren und ein heranstürmender Stürmer der 1940 gegründeten Gastgeber konnte den Ball am zweiten Pfosten ins Tor befördern. Es entwickelte sich ein offenes Spiel, allerdings auf Grund des schlechten Rasens ohne guten Spielfluss. Ein Gastspieler holte sich in der 40sten dank zweier übertriebener Fouls die Erlaubnis zur vorzeitigen Dusche ab, was seinen Trainer und den Stuff dazu verleiten lies, ewig mit dem Schirigespann zu diskutieren. Trotz dieser Unterzahl hielten sich die Gäste im Spiel und erzielten noch das vermeintliche Führungstor in Halbzeit eins. Doch unter großen Protesten wurde dieses wegen Abseits zurückgenommen. Während die Skorpione aus Belén noch protestierten, spielte Aserri weiter und kam zu einer guten Chance, die aber herausragend vom Keeper vereitelt wurde. Anschließend war Halbzeit und wir freuten uns auf ne offene zweite Spielzeit. Während des Pausentees mussten aber auch wir unsere Hausaufgaben machen. Während Mikael sich aufs Feld begab um Bilder zu machen und seine Jonglierkünste unter Beweis stellte, sprach ich einige Einheimische an und fragte sie nach ihrem Weg und ob sie uns bis in die Provinzhauptstadt mitnehmen könnten. Denn von diesem Teilort aus fuhr zur späten Stunde nichts mehr. Und tatsächlich fand sich ein sehr gut englisch sprechendes, etwa gleichaltes Mädel, dass mit ihrer Schwiegermutter dem Spiel beiwohnte. Der Freund und Sohn spielte bei den Gästen, daher musste man eh wieder nach Belén zurück, was sich ungefähr am Flughafen befindet. So war es kein Problem uns nach dem Spiel in Aserrí abzusetzen. Dankbar über die Möglichkeit und die Lösung für unser Problemchen, im schlimmsten Fall hätte uber geregelt, wurde die zweite Hälfte angegangen. Trotz der Unterzahl kamen die Gäste, denen wir jetzt die Daumen drückten, besser aus der Kabine. Nach einem wunderbaren Konter über rechts lag man in der 50sten Minute allerdings zügig zurück. Über mehrere Stationen wurde der Stürmer angespielt, der in der Mitte glockenfrei per Schusstäuschung den Keeper in die falsche Ecke lotste und nur noch einschieben musste. Ein weiteres Mal ließen sich die Gäste aber von dem erneuten Rückschlag nicht unterkriegen und liefen weiter an. Die Heimelf zerstörte den Spielfluss nun allerdings nicht nur mit ihrem schlechten Platzwart, sondern auch mit nervigem Zeitspiel. Man lies die Gäste ausserdem kommen und mauerte ab dem Sechzehner. Bis etwa zehn Minuten vor Schluss passierte nichts, dann fiel das Flutlicht aus. Erst eine Seite, dann die andere. Ganz kurz war es wieder hell, doch dann ging nichts mehr. Zufälligerweise wurde gerade mal wieder ein Spieler der Heimelf auf dem Rasen von den Sanis behandelt, die bereits eine Trage auf den braunen Untergrund getragen hatten. Die Zuschauer feierten das Ganze natürlich, Mikael und ich schauten uns den in der Dunkelheit gut erkennbaren Sternenhimmel an. Wie romantisch. Nach einigen Minuten sprach der Herr allerdings “es werde Licht”, und es wurde Licht. Und von irgendwoher kam plötzlich nen Typ mit ner Blechbüchse und nem Holzstock, der diesen an der Dose rieb. Junge, was waren das für nervige Geräusche. Absolut grauenhaft. Das dachten wohl auch die Spieler aufm Rasen, die sich von dieser Supportmöglichkeit absolut beeinflussen ließen und nicht mehr kicken konnten. Binnen weniger Augenblicke drehte sich das Spiel. Zuerst in der 86sten, als der Ausgleich nach einem Angriff über links fiel. Die Flanke erwischte einer der beiden Stürmer in der Mitte, der zum Seitfallzieher ansetzte, nicht richtig und so landete der Ball bei seinem Kompagnon, der genug Zeit zum Annehmen und Schießen ins Eck hatte. Die ungefähr zehn Gästefans jubelten und gaben sich ein weiteres Mal zu erkennen. Noch vor dem Ende der regulären Spielzeit befand sich die Mannschaft aus Belén ein weiteres Mal im Sechzehner der Heimelf und stocherten herum. Irgendwie gelangte der Ball an die Hand eines Verteidigers und noch bevor der Pfiff des Schiedsrichters ertönt war, schoss ein Stürmer den Ball ins Tor. Da einige der Kameraden wegen der vielen passierenden Dinge auf Elfmeter reklamierten, da sie den Fall des Tores nicht mitbekommen hatten, gab der Schiri diesen. Was natürlich auch wieder zu Diskussionen führte. Aus neutraler Sicht spannend anzusehen, als Fan will ich einfach das Tor haben. Gerade nach einem möglichen Dreher in Unterzahl in der mittlerweile laufenden Nachspielzeit. Der Elfer wurde aber entgegen aller Prognosen souverän rechts unten verwandelt, allerdings war der Keeper mit den Fingerspitzen dran. Die restlichen acht Minuten der Nachspielzeit bot nochmal Chancen auf einen weiteren Ausgleich durch Aserrí, doch sie vergaben ihre Möglichkeiten leichtfertig. So pfiff der Schiri mehr als zwei Stunden nach dem Anpfiff ein letztes Mal in seine Pfeife und wir warteten mit den beiden Gästefans auf den Spieler. Mikael war es aufgrund des Windes und seiner kurzen Hose so kalt, dass er die beiden schonmal bat ins Auto sitzen zu dürfen. Wir lachten gemeinsam und das Eis war gebrochen. Wir unterhielten uns über die unsere Reisen, was sie so macht, warum wir uns diese Partie anschauen und so weiter. Mit dem Spieler im Auto quatschen wir weiter, er bot uns sogar seine Vesperbrötchen an, da sie aber mit Fleisch belegt waren, nahm nur Mikael das Angebot an. Als wir erwähnte, dass wir in der Vorwoche auf das “Cruz de Alajuelita” gewandert waren, schlugen beide ihre Hände überm Kopf zusammen. Da sei eine der gefährlichsten Gegenden im Umkreis und kein Einheimischer würde sich aufgrund der hohen Kriminalität dorthin bewegen. Zu uns waren die Menschen allerdings super freundlich, weshalb ich das nicht verstehe. Das Gespräch war super cool, er erzählte uns einiges über die Ligen und wir verabredeten uns für sein Heimspiel am Samstag gegen den Tabellenführer Uruguay. Als Tabellenzweiter im Heimspiel gegen den Ligaprimus, könnte gut was gehen. Und auch ein späteres Abendessen wurde nicht ausgeschlossen, so dass wir Nummern austauschten und nach den Ansetzungen der anderen Ligen weiter schauen wollten. Tatsächlich brachte die Mutter des Spielers mit ihrem nagelneuen Dodge-RAM, also definitiv keine der ärmeren Familien in Costa Rica, bis an den “La Sabana Park”, in dem sich auch das Nationalstadion befindet. Von dort konnten wir ins Hostel laufen. Also nochmal etwas Geld gespart. Ohne weiteres Essen im Magen, die gemeinsam genutzten Räume in der Unterkunft sind ab 22:00 Uhr gesperrt, ging es ins Bett.
Tag 49, 08.02.2024 – Das erste Mal Atmosphäre.
Das Licht im Zehnerdorm weckte mich mal wieder um kurz vor sieben, und da ich nichts zu wirklich zu tun hatte, und wir für den heutigen Tag bis auf das Abendspiel von Alajuense in der ersten Liga auch keinen Plan hatten, setzte ich mich früh an den Laptop, erledigte einige Recherchen und ToDos. Auch das Frühstück und das selbstgekochte Mittagessen, ganz classic Reis mit Gemüse, fiel in den Zeitraum, sodass ich bis um halb Drei beschäftigt war. Dann kickte mich aber der Erkundungswille und ich motivierte Mikael mit mir bereits verfrüht nach Alajuela, etwa 40 Minuten mit dem Linienbus entfernt, zu fahren, um sich die Stadt, in der etwa 50.000 Einwohner leben, anzuschauen. Außerdem konnte ich noch zwei deutsche im Hostel ansprechen, die sich anschließend auch überlegten nachzukommen. Für 750 Colónes ging es in den direkt am Hostel abfahrenden roten Bussen also in die Provinzhauptstadt des gleichnamigen Distrikts und nach dem längeren Stau auf der Hauptverkehrsstraße kamen wir gegen halb Vier an. Unser erster Gang galt dem “Estadio Alejandro Morera Soto”, nach dem Nationalstadion und der Bude von Saprissa das drittgrößte Stadion des Landes. Für den Verein mit 29 Meistertiteln und damit auch der zweiterfolgreichste Costa Ricas, natürlich wieder nach dem Hauptstadtclub Deportivo Saprissa, eine würdige Spielstätte, in die knapp über 20.000 Zuschauer passen. Nach dem Knipsen einiger Bilder und dem Kauf der Tickets, es gab mal wieder Hardcovereintrittskarten, erkundeten wir die Stadt. Wobei der Ticketkauf doch recht witzig war. Ich fragte den knapp volljähringen am Schalter, ob er englisch könne, da ich die Bestellung, gerade wenn es um die Positionierung einer supportenden Gruppe ging, lieber in einer Sprache, in der ich mich sicher fühle. Und es ist ein schlechtes Zeichen, wenn er auf die Frage ob er die Fremdsprache kann, auf spanisch “ein bisschen” antwortet. Anscheinend kannste es dann nicht. Aber egal, Verständigung ging dann noch, der Standort einer Gruppe wurde ausgemacht und wir positionierten uns daneben. Die Erkundigung fing im Umfeld des Stadions an, an dem wir bereits ein offenes Tor fanden und die ersten Graffitis ablichteten. Anschließend ging es über die, wie in den USA, schachbrettartig angeordneten Straßen in die Innenstadt. Wir liefen die schönen Bauwerke ab, erkundeten einen weiteren Sportplatz auf dem Kinder trainierten und holten uns anschließend in einem Supermarkt ein Eis, mit dem wir uns in Ruhe auf den Marktplatz setzen wollten. Auf dem Weg dorthin hörten wir bereits mehrere Musikinstrumente spielen, was unseren Schritt etwas schneller werden ließ. Tatsächlich spielte unter einer kleinen Kumpel auf dem zentralen Platz ein Orchester und gab einige Stücke zum Besten. Nach jedem erklärte der Dirigent etwas zu dem Stück und verwies auf kommende Konzerte im historischen Museum. Die Atmosphäre war schon sehr beeindruckend. Zum Runterkommen ist diese Art der klassischen Musik wirklich perfekt, dass muss ich mal gestehen. Ich werde alt. Zum Glück gabs anschließend wieder Fußball. Etwa eine Stunde vor Anpfiff liefen wir wieder ins Stadionumfeld und lungerten herum. Alleine das Beobachten der heimischen Zuschauerschaft ist immer wieder ein Highlight, auch die Kneipenkultur schien hier sehr verwurzelt, denn wir liefen an einigen mit Wandmalereien verschönerten Pinten vorbei. Da Mikael aber keinen Bierdurst hatte, entschieden wir uns gegen einen Besuch. Stattdessen wurden wir Gringos mal wieder gespottet und von einem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Dude angesprochen. Ob der nun vom Verein oder einem Sponsor war, kann ich nicht bearbeiten. Auf jeden Fall gibts jetzt irgendwo nen Video wie Mikael und ich nen Ball jonglieren und anschließend nen Getränk geschenkt bekommen. Wers findet, bekommt nen Eis. Wir warteten noch einige Zeit auf eine Antwort der beiden Deutschen, doch nachdem auch eine halbe Stunde vor Kickoff keine weiteren Nachrichten gekommen waren, gingen wir durch dein Einlass und erkundeten dann das Innere des Grounds. Wir befanden uns auf der überdachten Gegengerade, links befand sich ebenfalls eine unüberdachte Seite, rechts und gegenüber jeweils überdachte Tribünen. Auf der links von uns befindlichen Nordseite hingen an die zehn Zaunfahnen, sprach für eine gute und traditionsreiche Kultur. Wir liefen bis nach hinten durch und erspähten im letzten Teil der Gerade, die mit einem Zaun von unserem Bereich abgetrennt war, eine übergroße Trommel. Das könnte was werden. Mikael setzte sich schonmal hin, während ich zum Einlaufen, der Schweigeminute und dem Anstoß Bilder machte. Mit dem Anstoß startete auch der Support, der nen verdammt nicen Vibe versprühte. Auch eine Glocke war Teil des Ensembles. Insgesamt gut 250 Supportwillige durften sich in diesem Bereich befunden haben, einige darunter Oberkörperfrei. Drei Vorsänger befanden sich um die große Trommel und heizten die Masse an, die ihre Lieder sehr lange und melodisch sangen. Auch vereinzelte Moshpits oder Sprungeinlagen waren während des durchgängigen Supports vorhanden. Vom Spiel bekam ich in diesem Zeitraum wenig mit, ich kann lediglich von zwei Abseitstoren, je einem auf jeder Seite, berichten, die von der Schiedsrichterin zurückgepfiffen wurden. In der 25sten Minute zählte dann der erste Treffer, die Gäste kamen konterten und spielten ihren Stürmer geschickt frei, der die beiden hinter ihm herrennenden Verteidiger gut abschüttelte und ins lange Eck einschiebt. Sein Jubel hält sich in Grenzen, stattdessen hebt er beide Hände zur Entschuldigung nach oben, der erst 21-jährige spielte von 2021 bis zu dieser Transferperiode für die Gastgeber. Trotzdem blieb natürlich noch der Dank im Himmel, diesmal auf den Knien. Die Supportgruppe der Heimelf, die auf den Namen “La Gloriosa Numero 12” hört, Übersetzung sollte selbstverständlich sein, supportete weiter und wir lauschten ihnen bis zum Halbzeitpfiff, da im Spiel nicht mehr viel passierte. Allgemein eine recht ausgeglichene Partie an diesem vorgezogenen Spiel des sechsten Spieltags, bei dem der gastgebende Fünfte auf den Neunten traf. In der Halbzeit versuchte ich mein Glück auf die andere Seite zu gelangen um dort einige Bilder zu machen und tatsächlich sprach mich niemand an. Leider sah der Haufen von dieser Seite deutlich kleiner und schwächer aus, als es vom Nebenblock den Eindruck gemacht hat. Deshalb entschied ich mich nach wenigen gespielten Minuten in der zweiten Spielhälfte wieder den Rückweg anzutreten. Auf Höhe der Mittellinie verfolgte ich dann einen Angriff des Heimteams über links, bei dem der Ball tatsächlich den Weg ins Tor fand. Der erste Schuss wurde zwar geblockt, doch nach dem Zurückspielen auf einen bereitstehenden Stürmer schloss dieser per Spann ab und versenkte den Ball. Ich klatschte mit den umstehenden Fans ab und zog anschließend weiter auf die Gegengerade. Doch wieder musste ich den Weg kurzzeitig unterbrechen, den die Gäste erzielten wieder die Führung mit einem Kopfballtreffer nach einem Freistoß. Die Partie nahm Fahrt auf und wir hofften auf ein Spektakel. Wieder am Platz angekommen, wir haben uns in die oberste Reihe neben den Zaun gestellt, stellten wir fest, dass im Support etwas die Luft raus war. Und auch auf dem Platz war nach dem zweiten Gegentreffer etwas weniger Motivation da. Schade. So plätscherte das Spiel vor sich hin und die ersten entschieden sich, ab der 80sten den Ground zu verlassen, da Puntarenas enormes Zeitspiel betreibt, welches den Spielfluss unnormal stört. Doch ab einer Kopfballgroßchance, die der Gästekeeper souverän pariert, ist die Belagerung des gegnerischen Strafraums wieder vorhanden und man beginnt wieder an sich zu glauben. Dies zeigt auch die Körpersprache bei einer Rudelbildung in der 86sten, die die Schiedsrichterin mit einem abgepfiffenen Konter auslöst, weil ein Gastspieler mal wieder am Boden lag. Natürlich konnte dieser weiterspielen, aber Karma hittet manchmal hart. Mit dem Angriff, der aus dem Schiedsricherball entsteht, fällt das 2:2, Flanke von links, Keeper verschätzt sich, Stürmer steht am langen Pfosten frei und muss nur einnicken. Verdienter Ausgleich. Doch man wollte mehr, das zeigte das Holen des Balls ausm Tor. Sieben Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt und so blieb genug Zeit auch noch den Siegtreffer vor dem eigenen Publikum zu erzielen, dass nun laustark hinter der Mannschaft stand. In der dritten Minute kam man wieder vors Tor, wieder eine Flanke, wieder ein Kopfballtor, wieder die Nummer 33 aus Paraguay. Das er sein Trikot auszieht ist verständlich, die Jubeltraube aufm Feld ist groß, auch die Ekstase auf den Zuschauerbereichen. Und wir freuen uns mit. den die Gastgeber sind verdammt sympatisch. Nach dem Wiederanpfiff dann verständlicherweise das umgekehrte Bild. Den nun hinten liegenden Gästen wird der Spiegel vorgehalten und das Zeitspiel vor ihrer Nase praktiziert. Das reicht für den Sieg und die drei Punkte, für uns das bisherige Highlightspiel in Mittelamerika und so verharren wir noch kurz auf unseren Plätzen, bekommen von Einheimischen noch Fäuste zur Verabschiedung, da wir mitgejubelt haben, und machen uns nach dem Applaus für die Mannschaft, die sich nicht gesammelt vor dem Block verabschiedet, sondern lediglich in die Kabine geklatscht wird, auf den Weg wieder zurück zur einer Bushaltestelle, an der nur wenige Augenblicke nach unserer Ankunft schon ein Gefährt in unsere Richtung einfährt. Im Hostel treffen wir noch auf die beiden Deutschen, die voller Stolz erzählen auch beim Spiel gewesen zu sein, allerdings kein mobiles Internet hatten, um sich bemerkbar zu machen. Doch sie gehörten zu den Leuten, die das Stadion in der 80sten verließen, da sie den sicheren Bus ohne viel Andrang nehmen wollten. Kreuz zählt damit nicht, aber das scheint die beiden nicht groß zu stören. Nach dem kurzen Plausch gings in die Heia, denn am nächsten Morgen wollte ich mal wieder eine größere Wanderung vornehmen.
Tag 50, 09.02.2024 – Vulkan for free.
Bis ich gegen Sieben aufwachte hatte ich mir noch keine Planung gemacht, welchen der beiden Nationalparks mit Vulkanen im Umfeld von San José ich besuchen wollte. Der Irazú in der Nähe von Cartago ist mit 3432 Metern der größte Vulkan Costa Ricas, dafür kann man ihn nicht wirklich besteigen, sondern muss eigentlich mit dem Auto hoch bzw. es fährt ein Bus direkt zum Park um 08:00 Uhr ab San José. Da mir das zu sehr ins gemachte Nest legen war, entschied ich mich für den Poas. An den Fuß, genauer in das Dorf “San Pedro de Poas” kommt man mit einem Umstieg in Alajuela, von dort kann man über eine Distanz von 16,5 Kilometern und 1400 Höhenmetern eine schöne Wanderung durch das Hinterland der Hauptstadt. Mikael nahm sich für den heutigen Freitag eine Offday und wollte lediglich ein Museum in San José besuchen, was mir aber zu langweilig war. Nach dem Frühstück setzte ich mich um kurz vor Acht in den Bus nach Alajuela, steig an der Endhaltestelle aus und lief zum nächsten Stop meines Anschlusses zum Startpunkt des selbstgewählten Hikes. Da mir der Busbahnhof zu unübersichtlich war, lief ich aufgrund von massig Zeit nochmal eine Haltestelle weiter, an der aber auch schon Mitfahrer warteten. Nachdem ich im richtigen Bus Platz genommen hatte, überlegte ich mir meine genaue Route. Ich sollte gegen zehn Uhr in San Pedro sein, der Aufstieg dauerte laut Google aufgrund des Höhenunterschiedes etwas über fünf Stunden. Bei einer Schließung des Parks um 15:30 Uhr war das natürlich knapp kalkuliert, da ich meine Tempo aber mittlerweile einschätzen kann, vergangenen Hikes sei dank, war mein Ziel vor 14:00 Uhr an der Einlasskontrolle zu sein, damit ich genug Zeit hatte um den Krater und die Lagune zu begutachten. Ein Ticket, dass hatte ich recherchiert, kann man nur online kaufen, das wollte ich beim Erreichen des Ziels vor Ort am Handy machen. Ich stieg also pünktlich aus dem Gefährt aus und machte mich auf den Weg, durch den Ort, Landstraße, nach etwa vier Kilometern weg von der Hauptstraße und durch die abgelegenen Wohnviertel. Wenn man drei nebeneinander stehenden Häuser als Viertel bezeichnen darf. Danach war damit aber Schluss und es ging durch den Wald, allerdings auf einer geteerten Straße. Vereinzelt kamen noch Häuser am Seitenrand, an denen mich einmal ein Hund verjagte und ich tatsächlich meine Beine in die Hand nahm. Kleine Sprinteinlage für zwischendurch. Scheiß unerzogenen Hunde. Ich betrete euer Grundstück doch nicht, sondern passiere nur die öffentliche Straße davor, naja. Für neutrale Beobachter bestimmt ein witziges Bild, wie der Ausländer vor einem bellenden und Zähne fletschenden Hund wegrennt. Ob er mich tatsächlich attakiert hätte, wenn ich normal weitergelaufen wäre, kann ich nicht sagen, denn obwohl er klar schneller war wie ich, stoppte er immer wieder, sobald er auf meiner Höhe war und zeigte mir nur seine Eckzähne und bellte. Wenn er mich beißen hätte wollen, dann wäre das easy möglich gewesen. Zumindest war ich meinem Ziel so etwas schneller näher, auch wenn das nicht mehr als hundert Meter waren. Leider fing danach ein unmenschlicher Anstieg über Serpentinen an, der es wirklich in sich hatte. Ein Blick auf mein Navi zeigte mir aber, dass ich bereits die Hälfte der Distanz hinter mir hatte und schon 13:45 Uhr als Ankunftszeit hatte. So nahm ich mir nach dem anstrengendsten Teil eine kurze Auszeit und bereite mich auf die zweite Hälfte vor. Nach weiteren Kilometern, in denen mich zwei Autos überholten und einer der beiden Fahrer mir anbot, mich mitzunehmen, was ich dankend ablehnte, kam ich an eine Kreuzung auf die Hauptverkehrsstraße zum Vulkan. Dieser musste ich nur bis zum Einlass folgen, mehrere Schilder auf diesem Weg erinnerten daran das Ticket online zu reservieren, was ich aufgrund meines guten Zeitmanagements nun machen wollte. Doch ohne Internet war das nicht möglich. Auch ein zweites Problem fiel mir in diesem Moment ein, denn ohne meine Securityapp auf dem zweiten Handy, dass sich sicher im Hostel befand, könnte ich den Kreditkartenkauf nicht freigeben. Mal wieder mit nem Experten unterwegs. Trotzdem wollte ich den Weg zuende laufen und mich über nen nettes Gespräch oder andere Möglichkeiten reinmogeln. Etwa drei Kilomter vor dem Ziel gelangte man an eine super Aussichtsposition über die Stadt und die Bergkette auf der anderen Seite. Hier erkannte man wieder perfekt, in welchem Kessel San José liegt. Umringt von Bergen. Die letzten Kilometer waren schnell abgespult und tatsächlich fand ich während des Laufens einen Spot mit Netz, wo ich mir einen Account auf der Seite der Nationalparks erstellte, aber mit beiden registrierten Mailadresse bis heute keinen Aktivierungslink erhalten habe. So konnte ich den Kauf, zu dem ich bereit war, leider nicht durchführen. Am Eingang um kurz vor Eins angekommen, also benötigte ich für die Distanz knapp unter drei Stunden, auf was ich tatsächlich mies stolz bin, sah ich direkt die Warteschlange für die Autos, aber auch andere Portale, die allerdings nicht besetzt schienen. So nahm ich das ganz Linke, welches am weitesten von der Autokontrolle entfernt war, und lief einfach durch. Mir schrie niemand hinterher und allgemein schien mich niemand zu beobachten. Nice. Ich schmuggelte mich wieder auf den Hauptweg und lief über den Parkplatz, vorbei an einem Besucherzentrum und wollte auf direktem Weg zum Krater. In der Menschenmasse angekommen, sollte ich unauffällig sein. Gedanklich machte ich mich über entgegenkommende Touristen mit Helmen lustig, ehe hinter mir ein Pfeifen ertönte. Natürlich ignorierte ich das, aber ich wurde doch noch gestoppt und gebeten, in das Besucherzentrum zu kommen. Ich dachte schon, dass hier die Ticketkontrolle auf mich wartete und ich das Areal wieder verlassen darf, aber nein. Stattdessen wurde mir einer der affigen Helme aufgesetzt, wurde in eine Art Kinosaal gesteckt, in der dann über Movie Maker ein Film über die Sicherheit am Krater abgespielt wurde. Erst auf spanisch, dann auf englisch mit deutschem Untertitel. Danke dafür. Danach ging es dann endlich an den Krater, der definitiv beeindruckend ist. Der Gipfel auf 2.708 Metern ist abgesperrt, allerdings hat man einen schönen Blick in den dampfenden Krater. Der Blick auf die Wolkendecke, die sich rund um die Berge gebildet hat, ist auch sehr schön. In der Ferne hab ich den Vulkan Arenal, denn wir in La Fortuna besucht hatten, erspäht, ausserdem sah man auch von hier aus den Atlantik. Nach gut fünfzehn Minuten voller Fotos und gedankenverlorener Blicke, machte ich mich wieder auf den Rückweg zum Besucherzentrum, denn ich wollte noch die Lagune “Botos”, benannt nach einem Ureinwohnervolk aus der Gegend, die gute zwei Kilometer Fußweg durch den Wald entfernt war, anschauen. Und das war absolut worth, richtig schöne Aussicht. Baden kann man darin allerdings nicht. Zurück ging es wieder durch den Wald, der einige Vögel und Kleintiere beherbergt, und anschließend gute 12 Kilometer den Berg hinab nach Fraijanes. Dort versorgte ich mich in einem Supermarkt mit Eis und kalten Getränken, ehe ich mich über San Pedro und Alajuala wieder auf den Weg ins Hostel machte. Voller Hunger kochte ich mir mein neues Leibgericht, Reis, Bohnen, Mais und verabschiedete mich nach dem Duschen schon gegen halb Neun ins Bett.
Tag 51, 10.02.2024 – Fehlende Absprache.
Aufgrund der gestrigen frühen Schlafenszeit war ich bereits um Vier hellwach. Weiter schlafen ging aber auch nicht, das probierte ich kurz, so dass ich mich nach dem Schauen einiger YouTube Videos an den PC setzte und ein paar ToDos abarbeitete. Meine Liste wurde leider immer länger und ich kam irgendwie nicht hinterher. Muss ich mir für die Zukunft mal anders organisieren. Doch ich war einigermaßen produktiv und schaffte ein paar Sachen bis zum Frühstück um Achte weg. Irgendwann erwachte auch Mikael von seinem ewig langen Schlaf und wir machten uns nach seinem Aufstehen und ersten Essen des Tages auf den Weg nach “Santa Ana”, genauer an die Hacienda La Chimba, eine Kaffeeplantage mit eingebautem Hike. Wir entschieden uns dafür mit dem Bus in die Nähe zu fahren und in das Anbaugebiet zu laufen. Lief ohne Probleme, lediglich ein paar auf der Straße feiernden Christen kamen wir vorbei, die mit Trommeln und Pfeifen auf die Liebe von Jesus aufmerksam machen wollten. Sollen se machen, viel Spaß dabei. Als wir am Eingang angekommen waren, holten wir uns erstmal kein offizielles Ticket, sondern versuchten erstmal den Hike zu starten. Klappte zum Start auch einigermaßen, allerdings wurden wir nach ein paar Kurven von einem Guide aufgehalten und nach unseren Armbändern gefragt. Da wir die natürlich nicht hatten, mussten wir die Rückkehr antreten und uns am Tickethäuschen registrieren. Dort wurden wir erstmal mit den verschiedenen Routen konfrontiert. Mikael wollte nur eine kleinere drehen, so dass mir die fünfzehn Dollar Eintritt, die jede Route kostet, es nicht wert waren. Auch kostenlos kamen wir nicht mehr rein, da unsere Gesichter nun bekannt waren. So standen wir da und waren uns nicht einig, hätten wir über ne Online-Recherche allerdings auch schon vorher machen können. Naja, wir einigten uns schlussendlich darauf, den Hike beim Heimspiel von Saprissa in der nord- und mittelamerikanischen Champions League gegen Union Philadelphia zu machen, denn da hatten wir aufgrund des Abendsspiels definitiv genug Zeit und Kraft um die kompletten neun Kilometer abzustrampeln. Unverrichteter Dinge machten wir uns nun mit massig Zeit im Gepäck auf den Weg nach San Antonio, wo der Zweitplatzierte der zweiten Liga, Gruppe B “Escorpiones de Belén” ihr Heimspiel gegen den Favoriten und Tabellenführer, bisher ohne Punktverlust nach sechs Spielen, “CS Uruguay de Coronado”, austragen. Wir machten bei Supermärken halt, deckten uns mit Snacks zum sagenhaften Preis von 1.312 Colón ein und verspeisten frische Bananen an einem Flussufer. Auch mehrere wirklich übergroße Echsen kreuzten unseren Weg, einem trat ich, da er sich gut im Gras versteckte, ausversehen auf den Schwanz. Tut mir leid, mein kleiner Raptor, das wollte ich nicht. Irgendwann war die Zeit dann totgeschlagen, die Nachrichten an die beiden neuen Bekannten, die wir am vergangenen Mittwoch kennengelernt hatten und die Vorfreude auf ein Wiedersehen groß. Am Ground angekommen verwunderte uns erstmal ein Refillständer für Wasserflaschen, den wir aufgrund unserer bisher bereits knapp fünfzehn abgestrampelten Kilometer auch in Anspruch nahmen. Unser Trinkwasservorrat war dezent zur Neige gegangen. Außerdem gab es ein interessantes Kartenangebot, ein Ticket 3.000 Colónes, zwei für 5.000. Hier bring ich immer Freunde mit her, top Marketing. Das vergünstigte Ticket also geschossen und ab in den Ground. Dieser besteht aus einer großen Tribüne auf der Längsseite, die allerdings komplett unüberdacht ist. Da die Sonne absurd knallte, entschieden wir uns erstmal noch im Schatten zu bleiben und erkundeten die Umgebung. Gegenüber der Tribüne befand sich noch eine kleine Haupttribüne mit wenigen überdachten Sitzplätzen, die für Presse und Offizielle geöffnet hatte. Ausserdem gab es auf unserer Seite einen Essensstand mit Empanadas, Chicken und Burgern, was für ein Zweitligaspiel hier echt ganz nice ist. Da wir bereits vorher gegessen hatten, war das Angebot für uns aber nicht von Nöten. Wir drehten die Runde wieder zurück und suchten uns mit Anstoß einen Platz auf Höhe der Eckfahne aus, von wir im Sitzen durch einen Zaun das Geschehen auf dem Kunstrasen beobachten konnten. Die Escorpiones wurden 2021 gegründet und spielen seitdem recht erfolgreichen Fußball. Sie übernahmen die Spiellizenz von AD Municipal San Ramon und konnten sich so direkt in die zweite Liga einkaufen. In der letzten Saison verloren sie das Finale um den Aufstieg und die Zweitligameisterschaft knapp gegen Liberia, wobei sie das Hinspiel mit 1:0 gewannen, das Rückspiel allerdings 0:2 verloren. In diesem Jahr sollte es besser laufen. Und so fingen sie auf dem Plastikuntergrund auch an, die nur rund 100 Zuschauer, wobei es im Laufe der Partie stetig mehr wurden, sahen einen starken Auftakt der Heimelf. Doch nach einem Konter in der dreizehnten Spielminute rannten sie einem Rückstand hinterher. Durch einen Fehler im Aufbauspiel eroberte Uruguay den Ball, spielte einen Pass in die Spitze und der Stürmer hatte Glück, dass er das Gestocher im Strafraum für sich entscheiden konnte und den Ball mit der Picke im Tor unterbringen konnte. Für unsere Bekanntschaft mit der Rückennummer Drei, ein Verteidiger, natürlich unglücklich. Doch nach dem Jubel mit dem gesamten Team an der Eckfahne konnten die Gäste nicht lange vorne bleiben. Bereits vier Minuten später klingelte es auf der anderen Seite, als eine Flanke nach einem Freistoß mustergültig verwandelt wurde. Das Spitzenspiel verdiente seinen Namen absolut. Die etwa 40 Gäste hatten es sich auf der Tribüne gemütlich gemacht und waren aktiv mit dabei. Jede Aktion wurde bejubelt und mit Rufen bedacht. Nach dem Ausgleichstreffer egalisieren sich beide Teams im Mittelfeld und daher entstanden wenig Torchancen. Das nächste nennenswerte Highlight gehörte einem Ordner, dessen Aufgabe es war, uns, die wie ungefähr zehn andere Zuschauer im Schatten gegenüber der Tribüne saßen, von dort zu verscheuchen. Was ein Schmarn. Ich tat als dummer Tourist natürlich so, als hätte ich ihn nicht verstanden und bat ihn das Ganze nochmal auf englisch zu wiederholen, in der Hoffnung, dass er es nach mehreren Versuchen aufgab und wir uns nicht umsetzen mussten. Während er sich professionelle HIlfe holte, führten die Gäste wieder. Ein Angriff über rechts wird halbhoch reingebracht, der anschließende Kopfball vom Keeper geblockt, aber nicht festgehalten. So segelt der Ball durch den Strafraum und wird per Seitfallzieher abgestaubt. Schönes Tor kurz vor der Halbzeit. Spielerisch befanden sich beide Teams in der Spielhälfte auf einer Höhe, bei den Gastgeber fehlte aber das in diesen wichtigen Partien nötige Spielglück. Wir verzogen uns nach der undeutlichen und gestocherten Übersetzung mitsamt unseren Flaschen und Cookies an einem Baum vier Meter weiter hinten. Dort ließ uns jeder in Ruhe, vielleicht scheuten sie ab jetzt auch die Konfrontation, war uns aber egal. Wir konnten jetzt gemütlich der zweiten Hälfte beiwohnen, ohne uns Gedanken an Sonne oder Ordner machen zu müssen. Nur zehn Minuten waren gespielt, als der Gast die Führung ausbaute. Wieder ein Fehler im Spielaufbau, diesmal allerdings beim Keeper, der den Ball flach zu seinem Verteidiger auf der linken Seite spielen will. Dieser Pass wird allerdings abgefangen und kompromisslos eingeschoben. Tragisch. Nach einer Notbremse, wieder ausgehend von einem Ballverlust im Aufbauspiel und dem anschließenden Trikotziehen als letzter Mann, darf Belén auch noch in Unterzahl das Spiel beenden. Das Spiel scheint gelaufen. Das kommuniziere ich auch per Nachricht nach Hause und konzentriere mich ab dann auf mein Handy und pflege den Kontakt in die Heimat. Doch wenige Minuten vor dem Schlusspfiff der überraschende Anschluss. Angriff über rechts, Ball halbhoch in die Mitte und im Sprung abgeschlossen. Der Ball wird direkt ausm Netz gefischt und auf den Anstoßpunkt gelegt. Man will hier noch was holen. Und wird für das mutige Aufspielen belohnt. Nur zwei Minuten später klingelt es wieder. Angriff über die Zentrale, flach nach links, Stürmer zirkelt den Ball ins lange Eck. Booooom. Die Fans eskalieren, die gegnerischen Spieler am Diskutieren. Auch den Stadionsprecher, der am Mikrofon seine eigene Art des Torjubels preisgab, hörten wir das erste Mal. Das der Dank des Torschützen noch dem Mann im Mond galt, war auch selbstverständlich. Doch der Brei war noch nicht gegessen. Als gerade die Nachspielzeit angezeigt wurde, trauten sich die Gäste mal wieder nach vorne. Das runde Leder wurde über links nach vorne getrieben, von dort flach in die Mitte und vom Stürmer abgeschlossen. Keeper zur Stelle, allerdings wieder nicht sicher. Der Ball ist weiterhin frei im Fünfmeterraum und ein herranstümender Angreifer kann einschieben und rennt zur Eckfahne. Dort bildet sich eine große Traube mit Ersatzspielern, Trainern und natürlich der Elf auf dem Platz. Der Underdog rappelt sich auch davon nochmal auf und kommt in den verbleibenden Spielminuten mehrfach vors Tor, schafft es aber nicht mehr, den Ball über die Linie zu drücken. So bleibt Coronado weiter ohne Punktverlust Erster der B-Staffel in der zweiten Liga, in der wir mittlerweile fünf von neun Grounds angekreuzt haben. Ruft da die Komplettierung? Nein, leider nicht. Dafür sind manche der Plätze zu weit entfernt. Was aber nicht weit entfernt war, war das zweite Spiel für diesen Samstag. Die beiden Einheimischen hatten sich während der Partie nicht mehr gemeldet, beim Spieler verständlich, bei seiner Freundin, mit der wir vor dem Anpfiff nochmal Kontakt hatten, nicht ganz so. Wir entschieden uns auf Nummer sicher und nahmen den Bus nach Santa Ana, um von dort mit dem Bus nach San José zu kommen. Wobei wir vorher, genauer in San Rafael, aussteigen wollten. Von dort waren es nur gut zwei Kilometer zu Fuß bis zum Ground. Es gab auch die Möglichkeit die kompletten sechs Kilometer von hier aus zu laufen, doch da die Sonne schon am untergehen war, entschieden wir uns für die bequeme Busfahrt. Also an der von Moovit angezeigten Haltestelle warten, den Busfahrer fragen ob der angefahrene Bus in San Rafael hält und nach dem Kopfnicken mit gutem Gefühl im Sitz niederlassen. Doch nach der ersten Kurve war der Bus schon wieder auf einem falschen Weg. Einen älteren Passagier, der bereits im ersten Augenblick unseres Betretens des Busses auf englisch vor sich herredete, fragten wir nochmal nach San Rafael und er murmelte was von “School” und zeigte nach links. Ich fragte konkreter nach ob “San Rafael de Escazu” und der schaute mich schockiert an und schüttelte mit dem Kopf. Wir machten dem Busfahrer klar, dass wir im falschen Bus waren und er meinte, dass er nach seiner Runde in den Norden uns wieder in Santa Ana, wo wir nun nicht das erste Mal Busprobleme hatten, rauszulassen. Da wir es zeitlich nicht einschätzen konnten, entschieden wir uns lieber für den direkten Ausstieg und verbrannten so die 400 Colónes, die wir als Fahrpreis gezahlt hatten. Schnellen Schrittes ging es diesmal zu einer Haltestelle etwas ausserhalb des Ortes, an der nur der Bus, den wir benötigen halten sollte. Doch natürlich zeigte dieser sich über mehrere Minuten nicht. Als Mikael schon bereit war einen uber zu bestellen, hielt ein kleines Bussle und hupte. “San José,mil quinientos”, ich fragte ihn nach dem Preis ins richtige San Rafael, dass eh auf dem Weg lag und die zwei Dollar, die er mir anbot, mussten wir annehmen, wenn wir den Anpfiff noch sehen wollten. Also saßen wir im ersten privaten Collectivo, das ich in Costa Rica gesehen hatte, inmitten von Einheimischen. Manchmal scheint es, als seien die Dinger zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Fahrer ließ uns am gewünschten Punkt raus und die jeweils 600 Colónes, ich interpretierte die zwei Dollar als gesamten Preis, wechselten den Besitzer. Der Aquirierer und Türöffner gab uns noch zum Abschied die Faust, von mir gabs ein “Pura Vida” und die Wege trennten sich. Wir mussten uns beeilen die beiden Kilometer den Berg hoch abzuspulen, doch um 18:57 standen wir vor einem halboffenen Fluchttor, durch das wir uns frech drückten. Für solch einfache Möglichkeiten den eventuellen Eintritt zu umgehen ist der Groundhopper immer dankbar. Und bei diesem ersten von uns gesehenen Drittligaspiel wird es keine Eintrittskarte geben, da waren wir sicher. Doch schon bei der Groundrunde vor dem Anpfiff stellten wir fest, dass alle Tore offen waren und niemand kassierte. Auch egal, kostenloser Ground, der auch noch richtig was konnte. Eine überdachte Tribüne, dazu daneben mehrere Stufen und ein Grashang. Gegenüber ein paar Sitzschalen hinter einem Zaun. Der Anpfiff verzögerte sich ein wenig, weshalb fanden wir nicht heraus, war uns aber auch egal. Das Heimspiel von Anfang an besser im Spiel, doch die erste gute Chance gehörte den Gästen, die diese aber auch nicht nutzen konnten. Die erste halbe Stunde mit wenig Torraumszenen, so dass ich erst wieder von einem Elfmeter in der 30sten Minute berichten kann. Klassisch das Bein stehen gelassen, was von Angreifer dankbar mitgenommen wurde. Der Anlauf des Schützen sehr langsam und mit kleinen Schritten, so dass ein Gegenspieler seinem Torhüter lange auf das von ihm aus linke Eck zeigen kann, in das der Schütze auch tatsächlich zielt. Doch auch der Keeper springt dorthin und kann parieren. Starkes Ding! Danach passiert bis zum Pausenpfiff nichts mehr. Zehn Minuten sind in Halbzeit zwei gespielt, als es das erste Mal klingelt. Die Spieleröffnung fängt beim Keeper an, der den Ball links rausspielt. Über den Flügel wird der Angriff fortgesetzt, ehe die Kugel in die Mitte weiterläuft. Dort hat der Stürmer genug Zeit, den Pass zu verarbeiten und platziert ins lange Eck zu schießen. Gegenüber schien wohl ein Kommentator zu sitzen, denn wir bis jetzt nicht wahrgenommen hatten. Jetzt eskalierte er. Kurz darauf fast das 0:2, doch der Keeper der Heimelf, “Union Escazu”, zeigte seine Qualität. Über diese habe ich im Gegensatz zu den Gästen, “AF Lankester”, nichts im Internet herausgefunden. Lankester, aus der Provinz Cartago, wurde 1943 gegründet und rutschte im Gegensatz zu vielen anderen Traditionsvereinen nie in eine Insolvenz oder musste sich auflösen, da man immer in den Amateurligen blieb und nie größer träumte, als es die finanziellen Mittel hergaben. Sehr sympathisch. Sind in dieser Partie auch deutlich besser im Spiel und drängen auf dem Kunstrasen auf das 0:2, doch innerhalb der nächsten zehn Minuten rettet einmal der Pfosten und einmal die Fahne des Assistenten für die Gastgeber vor dem zweiten Gegentreffer. Die 35 Zuschauer, davon etwa zehn Gästefans, sehen ein spannendes Spiel ohne viel Zeitspiel. Auch Escazu will noch Punkte hier behalten, doch ein Spieler macht diesen Wunsch etwas schwerer, als er ohne Sinn seinem Gegenspieler den Ellenbogen ins Gesicht rammt. Der Hauptschiri, der die Situation nicht gesehen hat, läuft zu seinem Assistenten und bereits hier zieht der Übeltäter sein Trikot aus und macht sich auf den Weg in die Kabine. So hinterlässt er seinem Team eine Mammutaufgabe, die nicht lösbar scheint. Eine Minute vor dem regulären Ende gibt es mit dem 0:2 dann die Entscheidung. Wieder schön von hinten aufgebaut, diesmal allerdings über rechts. Ball zentral halbhoch, schöne Körpertäuschung während der Ball auf dem Plastikuntergrund aufprallt und dabei noch eine artistisch ansehnliche Drehung des Stürmers, die den Verteidiger komplett verwirrt. Abschluss mit dem linken Fuß ins Tor und zum Jubeln an die Eckfahne. Kurz darauf ist Schluss und wir machen uns auf den Weg zu einer Bushalte, in der Hoffnung recht schnell ins Hostel zu kommen. Mehr oder weniger bis vor unsere Haustüre sollte es einen Direktbus geben, doch nachdem das erste Gefährt an uns vorbeidüst und auch die Nachfrage bei den Locals neben uns die Angaben der App nicht bestätigen, zweifeln wir und überlegen besser in die Ortsmitte zu laufen. Doch in dem Moment hält gegenüber ein Bus, denn wir Dank eines kleinen Sprints erreichen. Der Busfahrer bestätigte uns das richtige San José und so konnten wir noch vor 22:00 Uhr die Eingangstüre unserer Unterkunft passieren und uns ablegen.
Tag 52, 11.02.2024 – Schwinger aufm Kunstrasen.
Der Sonntag startete gemütlich, aber trotzdem mit etwas Zeitdruck. Bereits um 10:15 Uhr sollte in Aserri, diesmal im Hauptort und nicht in Stadtteil Vuelta de Jorco, der Ball rollen. So ging es nach dem Frühstück und der morgendlichen Routine in aller Ruhe die halbe Stunde Fußweg zur Bushaltestelle. Da der Bus halbstündig fuhr, mussten wir uns entscheiden, ob wir planmäßig zehn oder 40 Minuten Aufenthalt haben wollen. Aufgrund des Staus, den wir unter der Woche in die Richtung hatten, entschieden wir uns für den größeren Puffer. Auch wenn wir diesmal ohne Verkehr durch die Berge kamen und so recht früh in dem verschlafenen Dorf aufschlugen, war es das wert. Von unserem Drop-Off Punkt ging es etwa 20 Minuten bergauf zum Ground, der uns bereits mit offenen Türen empfing. Die Ansetzung der Partie der dritten Liga lautete “MW-Acosta” gegen “Puntarenas San Luis FC”. Puntarenas befindet sich gut anderthalb Stunden entfernt, deshalb waren wir nicht verwundert, dass bis etwa fünfzehn Minuten vor geplantem Anstoß keine Gastmannschaft zu sehen war. Bei dem Verkehr, der sich rund um die Hauptstadt bilden kann, erwarteten wir eine Verspätung durch Stau. Doch dies schien nicht der Grund zu sein, denn man machte sich nur kurz warm und schritt dann zum Mittelkreis. Die Schiedsrichterin pfiff die Partie vor den etwa 50 Zuschauern, die sich auf der mittig überdachten Tribüne des “Estadio ST-Center”, 2007 eröffnet, platziert hatten, pünktlich an. Links davon gab es in Richtung Spielfeld noch einige Sitzschalen, recht der Überdachung noch unüberdachte Stehplätze. Das Spielfeld aber ganz klassisch im Käfig gehalten. Unter die menschlichen Zuschauer mischten sich aber auch zwei Straßenhunde, wovon sich einer vor mir bequem machte. Das man diesen dann minutenlang streicheln muss, ist glaub der natürliche Reflex. Das Heimteam war aktiver im Spiel, fingen sich nach gut fünfzehn Minuten aber einen Konter, als man im Spielaufbau einen Fehler machte. Der Stürmer wurde über mehrere Stationen schön freigespielt und kann den Ball aus fünf Metern flach ins lange Toreck schieben. Doch direkt nach dem Anstoß stehen die Gastgeber im Sechzehner ihres Gegners und bekommen nach einem stehengelassenen Bein einen Elfer zugesprochen, der rechts halbhoch souverän verwandelt wird. Puntarenas spielt nun richtig schönen Fußball. Anhand des Namens und der Trikotfarben würde ich fast davon ausgehen, dass es sich hierbei um die zweite Mannschaft des Erstligisten handelt, da aber kein anderer Verein eine Amateurtruppe stellt, ist es ungewöhnlich. Auch eine Neugründung oder einen Fanverein kann ich nicht ausschließen, im Internet habe ich dazu nichts gefunden. Ebenso wie zu “MW-Acosta”. Nach 35 Minuten fällt dann das mittlerweile verdiente 1:2 nach einem wieder sehr schön herausgespielten Angriff über beide Seiten, Verlagerung, Kurzpässe zum Räume schaffen und anschließenden Schuss. Auch das vermeintliche 1:3 fällt noch in Halbzeit eins, wird allerdings wegen Abseits zurückgepfiffen. Ein Foul mit dem Pfiff zum Pausentee sorgt nochmal für Aufregung auf den Trainerbänken, sodass eine heftige Rudelbildung entsteht, bei der sogar ein Spieler zu Boden geht. Dies schien das Schiedsrichtergespann aber kalt zu lassen, denn diese lassen unbeeindruckt weiterspielen, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, und pfeifen kurz darauf zur Halbzeit. In dieser versuchen einige fliegende Händler Wassereis, Früchte und Kaltgetränke unter die Besucher zu bringen, stoßen dabei aber auf wenig Interesse. Kurz vor Wiederanpfiff starte ich meine Runde und mache ein paar Fotos von der Tribüne und dem bergigen Hintergrund. Auf einer Seite hat man auch einen guten Blick in den Kessel, in dem die Hauptstadt liegt. An sich sehr sehenswert. Auf dem Weg zurück zu unseren Plätzen fällt der Ausgleich, absolutes Traumtor aus 25 bis 30 Metern flach ins lange Eck. Dies sorgte wohl für ordentlich Frust bei den Gästen, eventuell wurde auch ein wenig provoziert, denn zwischen den Innenverteidigern von Acosta und einem der Stürmer der Gäste ging es schon die ganze Zeit mit Trashtalk und überhartem Körpereinsatz hin und her. Ein hier traditioneller Ellenbogenschlag des Stürmers war da nur die logische Folge und absehbar. In der Unterzahl konnte Puntarenas ihren schönen Fußball nicht mehr so aufziehen wie gewünscht und musste nun den Ball öfter abgeben. Im Gegenzug drängte die Heimelf auf die drei Punkte und wurde nach einer guten gespielten Stunde auch belohnt. Ein Freistoß aus dem Halbfeld kann nicht gescheit geklärt werden und wird von ausserhalb des Sechzehners über alle im Strafraum befindlichen Spieler volley mit der Innenseite gehoben. Wieder so ne schöne Bude. Fußballerisch kann diese Partie hier echt was, vorallem sollten noch mehr als 20 Minuten offener Schlagabtausch kommen. Die Zuschauer sind aktiv dabei und werden öfters mal laut, allerdings unorganisiert und situativ. Das 4:2 fällt nach einem geflankten Freistoß aus 35 Metern, der in der Mitte versucht wird mit der Hacke zu verwerten. Diesen Abschluss kann der Keeper nicht festhalten, das anschließende Gestocher im Fünf-Meter Raum wird vom Heimteam besser genutzt und so landet der Ball etwas glücklich im Netz. Kurz vor dem Ablauf der Nachspielzeit, in der sich Puntarenas nochmal versucht aufzubäumen, spielt die Heimelf aber nochmal einen Konter nach einer Ecke perfekt aus. Auch die Verteidiger von Acosta rennen in die Jubeltraube und lassen ihrer Freude freien Lauf. Dabei provozieren sie wohl einige Gastspieler, die sich nun ebenfalls in die feiernden Spieler mischen und für eine größere Schlägerei sorgen. Tatsächlich auch mit Faustschlägen. Die bereits auf der Tribüne sitzenden ausgewechselten Gastspieler rennen wieder in den Innenraum und mischen sich ein, auch Betreuer, Securitys und Fans finden sich auf dem Kunstrasen wieder. Wer tatsächlich schlichten oder nur weiter draufhauen will ist nicht ersichtlich, wir sehen nur, wie mehrere Personen einen Gastspieler vom Spielfeld führen, der anschließend von Fans aus dem Zuschauerbereich angegangen wird. Wilde Szenerie, die von der Schiedsrichterin erst jetzt mit dem Abpfiff beendet wird. Bereits vor Ort stationierte Bullen schauen sich die Szenerie vom Auto aus an, rufen allerdings Verstärkung, denn nur kurz darauf fährt ein weiterer Wagen den Berg herauf, das Spielfeld wird betreten und für Ruhe gesorgt. Für uns ging es fußläufig wieder an die Hauptverkehrsstraße, nachdem wir am helligten Sonntag um Zwölf an einer vermeintlichen Bushaltestelle, zumindest laut “moovit”, von einem Betrunkenen angemacht und verfolgt wurden. Ausserdem fuhren von der Ortsmitte auch mehr Busse in Richtung San José. Es ging nämlich noch weiter in den Nord-Osten, genauer Guapilés. Dort sollte um siebzehn Uhr die Erstligapartie zwischen AD Santos und Sporting San José angepfiffen werden. Unser Weg dorthin führte von Aserri nach San José, dort einige Minuten Fußweg ans “Gran Terminal del Caribe”, von wo aus ein Direktbus innerhalb von etwas mehr als einer Stunde in die Stadt der zwei Flüsse in der Provinz Limón fährt. Etwa 40.000 Einwohner leben in dieser Stadt, wo wir uns nach Ankunft erstmal schlau machen mussten, wie wir wieder heimkommen. Denn der letzte planmäßige Bus fuhr quasi mit Abpfiff vom Terminal. Trotzdem kauften wir uns die Tickets für diesen neunzehn Uhr Bus, denn eine der Tribünen liegt direkt gegenüber der Busstation. So hofften wir auch Tickets für diesen Teil des “Estadio Ebal Rodríguez Aguilar”, welches 1964 eröffnet und 2008 renoviert wurde, zu erhalten. Das war Aufgabe zwei nach Ankunft. Auf instagram verkündete AD Santos de Guapilés den Verkauf der Zutrittsberechtigungen über einen Onlineshop und eine neben dem Stadion liegende Apotheke. Diese suchten wir nicht direkt auf, sondern liefen erstmal eine Runde ums Stadion und fanden auch hier etwa zweieinhalb Stunden vor Anpfiff eine Person, die Tickets verkaufte. Also die günstigen Tickets auf der Südseite geordert, Geld herübergeschoben und er schiebt die Eintrittskarten auf einer Papierquittung, ähnlich dem Kassenzettel ausm Supermarkt, zwei Flyer für ne Motocrossshow und meinen Scheinen wieder zurück. Ich schaue ihn verduzt an, während er langsam nickt. Strange. Dann pack ich mein Geld halt wieder ein, danke! Gegenüber des Stadions machten wir uns aufgrund der langen Wartezeit bis zum Anpfiff in einem “Soda”, einem lokalen Restaurant, bequem und aßen die klassischen Mahlzeiten. Diesmal kannte die Kellnerin sogar den vegetarischen Lebensstil und informierte mich, dass ihr Reis mit Bohnen mit Hähnchen angereichert wird und sie mir deshalb etwas Frisches machen würde, es würde aber dauern. So bekam ich eine nette Portion mit etwas Grillkäse am Rand. Mega, danke dafür. Nach der Stärkung erkundeten wir die Stadt, liefen etwas im gut bevölkerten Park herum und holten uns aufgrund der Temperaturen ein Eis. Auch der kurz darauf auftretende Regen kühlte uns gut ab, so dass wir auf den Niederschlag nicht böse waren. Etwa eine dreiviertelstunde vor Anstoß konnten wir Trommeln und Rasseln vernehmen und folgten den Lauten. An einer Straßenkreuzung fanden wir eine große Gruppe Musiker und Tänzerinnen, die sich wohl auf einen kommenden Auftritt vorbereiteten und nochmal alles probten. Netter Zeitvertreib für uns, doch nach einigen Minuten mussten wir in Richtung Ground weiterziehen. Nach der laschen Kontrolle der Ordner fanden wir uns so im Stimmungsblock auf der Gegengerade wieder, hatten aber dafür die Einfahrt in den Busbahnhof im Blick, um im schlimmsten Fall rechtzeitig reagieren zu können. Während wir uns ganz oben positionierten, trugen drei Personen immer mehr Trommeln in den unteren Bereich. Am Ende standen sieben Supportwillige in Karnevalshirts mit Vereinslogo an den insgesamt im Block gefindlichen Trommeln, auch für Südamerika typische Bänder wurden gespannt, allerdings eher als Regenschutz genutzt, da es immer wieder mit Tröpfeln anfing. Die Partie des Neunten gegen den Elften startete mit einem Zusammenstoß zweier Spieler in der Luft und damit der ersten längeren Unterbrechung bereits nach wenigen Augenblicken. Perfekt. Wir machten uns nun schon auf eine lange Nachspielzeit bereit. Nach groben zehn Minuten hatte die Karnevalstruppe ihr Equipment auch mal aufgebaut und startete mit dem Support. Und ich muss ehrlicherweise sagen, dass dies ziemlich stabil war. Auf dem Rasen passierte allerdings nicht viel, die beiden Teams eliminierten sich im Mittelfeld. Nach etwa der Hälfte der Spielzeit in Hälfte eins konnte Sporting nach einer Ecke, die am zweiten Pfosten nochmal per Kopf gefährlich in die Mitte gebracht und von dort frei eingenickt werden kann, in Führung gehen. Die erste Chance für die Gastgeber gab es nach 35 Minuten, dementsprechend unzufrieden waren auch die Zuschauer, als es mit dem Rückstand in die Pause ging. In unserem Block hatten allerdings nahezu alle Besucher ein “Invitation”-Armband, daher nehme ich mal an, dass wir aufgrund unserer kostenlosen Karten auch so eingeladen wurden. Gracias an der Stelle. Die zweite Hälfte startete wesentlich offensiver und mit guten Chancen für die Gastgeber, die diese Druckphase aber nicht nutzen konnten. Auch etwas Pech kam dazu, denn ein vermeintlicher Elfer wurde nicht gegeben, was ein Wortgefecht zwischen Bank und Schiedsrichtergespann zur Folge hatte. Dieses endete mit einem Feldverweis für einen Coach. Sporting konnte sich aber auch in den nächsten Minuten aus dem Druck der Gastgeber kaum entlasten und nutzt ihre kurzen Ballbesitzphasen nur für Zeitspiel und lange Bälle aus der eigenen Hälfte. Bei einem dieser langen Bälle entsteht allerdings ein Angriff, und dies mit Beginn der siebenminütigen Nachspielzeit. Die Offensivaktion kann zwar zur Ecke geklärt werden, allerdings wird diese schwach verteidigt und so fällt das unverdiente 0:2 per Hacke nach dieser Ecke. Viele der etwa 600 Zuschauer, Gäste erkannte ich keine, verlassen bedröppelt das Stadion. Wir sehen noch einen Lattenschuss von Sporting, denn AD Santos, 1961 gegründet, Vereinsfarben Rot und Weiß, hat seinen Namen vom brasilianischen FC Santos, der im Gründungsjahr zwei Freundschaftsspiele in Costa Rica durchführte, hatte sich trotz der noch immer musizierenden und rufenden Fans aufgegeben. Die Eigentumsverhältnisse des Clubs sind wechselnd. Mal hatte man einem privaten Eigentümer, mal war im Besitz des Bezirks. Mittlerweile ist man wieder unter der Führung von Aktionären, allerdings ist Eigentümer der Bezirks Pococí. Kompliziert. Wir verließen das Stadion im Sprint um 18:57 Uhr, als der Schiedsrichter endlich den Schlusspfiff verlauten ließ. Doch am Busbahnhof erwartete uns ausser einer langen Schlange nichts. Kein Bus, keine Anzeige, nothing. Also hieß es warten. Gegen 19:15 Uhr fuhr der Bus, der hier anfing, dann ein und ließ uns einsteigen. Ich connectete mich noch mit den in La Fortuna kennengelernten Amis, die ebenfalls am Abend in San José ankommen wollten, allerdings aus Puerto Viejo, der Karibikseite. Nach unserer Ankunft am Terminal lief ich die paar Meter zu deren Terminal und fand sie nach Einfahrt des zweiten Busses. Mikael war schon ins Hostel weitergezogen, da er für einen letzten gemeinsamen Abend keine Kraft hatte. Nachdem wir das Gepäck der beiden Amis weggebracht hatten, gingen wir gemütlich Tacos essen, der Laden hatte sogar Vegetarische, und genossen die letzten gemeinsamen Augenblicke in Costa Rica. Auch wenn wir insgesamt nur knapp drei Tage in der Zusammenstellung verbracht hatten, fühlte sich das viel intensiver und länger an. So machten wir bereits Termine und Treffen in den USA und Europa aus. Gegen 23 Uhr verabschiedeten sich die Beiden ins Bett und ich lief die gute Stunde durchs nächtliche San José, in der Hoffnung diesmal nicht ausgeraubt zu werden. Dies gelang ohne Probleme, doch ohne es zu wissen, war ich zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon wieder Opfer eines Diebstahls geworden.
Bilder:
Nationalpark „El Arenal“ und Wanderung „Cerro Chato“ Spiel CS Uruguay de Coronado Spiel Aserri FC Sightseeing Alajuela Spiel LD Alajuelense Wanderung Vulkan Poas Spiel Escorpiones de Belén FC Spiel Union Escazu Spiel MW Acosta Spiel Guapilés
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Besser geht es nicht, oder?