Tag 81, 11.03.2024 – Reicht es noch?
Obwohl es am Vortag bereits gegen halb Neun ins Bett ging, wachte ich erst um halb Sieben auf. Den Schlaf habe ich wohl gebraucht. Etwa eine Stunde später verließ ich das Hostel und laufe in Richtung Stadion um dort den Aussichtspunkt, von dem man einen okayen Blick über das Zentrum und den Ground haben sollte. Allerdings wollte die Ordnungsmacht dafür Eintritt. Danke nein. So irre ich ein wenig in der Gegend umher, ehe ich ein Busunternehmen finde, das mich nach Siguatepeque bringen kann. Diese Stadt liegt gute zwei Stunden Fahrt entfernt und ist etwa die Hälfte des Weges bis zum Yojoa-See. Perfekt. Kurz nach meiner Ankunft am Terminal fährt der Reisebus, der bis nach Esperanza fahren sollte, bereits ab und so kann ich mich in Sicherheit wiegen. Die fliegenden Händler sind auch hier am Start, allerdings weniger als in Nicaragua, dafür deutlich aufdringlicher. Einer vergibt sogar Testproben seiner Backwaren, allerdings lehne ich ab, da ich nicht weiß, ob man dann zu einem Kauf einer kleinen Menge verpflichtet sein kann. Ich wollte es nicht probieren. Ein Kaugummiverkäufer verteilt seine Packungen sogar im ganzen Bus, drückt einem diese in die Hand und sammelt sie anschließend wieder ein. Jeder der diese geöffnet hat, darf blechen. Darauf lasse ich mich natürlich nicht ein und lasse die Packung unbeführt auf dem Sitz neben mir liegen. Irgendwann stellt einer eine Wundercreme vor, ein anderer Predigt von Jesus. Immer wieder spannend bei diesen Überlandfahrten. Ein kleiner Junge, der sich nach ungefähr der Hälfte der Fahrt neben mich setzt, isst irgendwann Chicken mit Reis, wo auch immer er das um kurz vor Zehn her hat, aber mit dem ganzen Sitz. Da musste erstmal ne Putzkolone durch, kein Witz. Nach diesem Fahrterlebnis lasse ich mich an einer Tankstelle am Ortseingang absetzen und laufe die restlichen Kilometer ins Zentrum, um mir auch dieses kleine Städtchen anzuschauen. Wobei klein auch nicht wirklich zutreffend ist, knapp 80.000 Einwohner leben in der Umgebung. Ich machte an einem Supermarkt Halt, deckte mich mit Bananen, Wasser und einem hervorragenden Schokokuchen ein, ehe ich den Weg in den Stadtpark suche. Die Sehenswürdigkeiten werden abgeknippst, die hondurianische Spezialität “Baleadas”, ausprobiert und sich direkt verliebt. Dünner Teig, gefüllt mit Bohnencreme, Ei und Käse. Was eine geile Mahlzeit. Davon konnte ich die nächsten Tage nicht genug bekommen, kleiner Spoiler. Da mein Offline-Maps wieder leichte Anfälle bekam, orientiere ich mich grob zum Busbahnhof und fand den Weg tatsächlich ohne mich durchzufragen. Glück gehabt. Ich fragte nach dem nächsten Bus in Richtung Pena Blanca und bekam ein Ticket für den Bus nach San Pedro Sula. Joa, Himmelsrichtung stimmt. Mir wurde erklärt, dass ich in Guama aussteigen muss, um dann den Bus nach Pena Blanca zu nehmen. Perfekt. Mein Ziel war heute noch der Besuch des Wasserfalls “Pulhapanzak” in San Buenaventura, dem Nebenort. Die Fahrt war recht angenehm, rund um den größten Binnensee des Landes allerdings stark bewölkt. In Guama angekommen verließ ich den Transporter und wurde quasi ohne eigenes Zutun in einen alten Schulbus geleitet, der kurz darauf die Ruckelpiste in die Provinz befuhr. Geile Scheiße. Meine Suche nach einer Bleibe war zuerst unerfolgreich, da die Jugendherberge nicht auffindbar war. So verschwendete ich gute 30 Minuten mit sinnlosem Umherlaufen, ehe ich in einem Hotel nachfragte, was der Preis für ein Einzelzimmer sei. Die angebotenen zwanzig Dollar klangen gut und waren mein Wunschpreis, weshalb ich direkt zuschlug. Der Herbergsvater nahm das Geld bar entgegen, wollte auf Nachfrage auch meinen Ausweis nicht und lachte mich nur mit “tranquillo” an. Jaja, das gute alte am Fiskus vorbeigeschleuste Geld. Mit dem Rucksack im Zimmer ging es in den nächsten Bus weiter in den Norden, allerdings wartete der Bus ewig auf seiner Position auf weitere Fahrgäste. Ich hatte bereits etwas Angst, dass ich die Eintrittszeiten verpassen würde, es war bereits 16:00 Uhr, doch irgendwann schlossen sich die Türen und der sehr entspannte Kutcher startete den Motor. Das auf dem Weg aber noch Stops bei einem Supermarkt, um Wasser zu kaufen, und ein kurzer Halt um sich Gel in die Haare zu schmieren, gemacht werden müssen, ist auch klar. An einer Baustelle zwischen den beiden Ortschaften warteten wir auch nochmal gute zehn Minuten, da diese Strecke nur von einer Seite passiert werden kann. So langsam fing der Struggle an real zu werden. Da ich am Folgetag eine Wanderung unternehmen wollte, hoffte ich dieses Highlight bereits heute abzuhaken. Ich wollte am Folgetag nicht nochmal hierher gurken. Zum Glück ging es bald weiter und ich lief den letzten Kilometer von der Bushalte zum Eingang im zügigen Marschschritt. So passierte ich um kurz vor Fünf das Eingangstor, zog mir mein Ticket und bewunderte den Wasserfall. Naja, nichts so wirklich besonderes, aber ganz schön anzuschauen. Viele Vögel, die den Luftzug des Wasserfalls als Spielwiese nutzen und ihre Runden um den kleinen Canyon drehten, dazu die Sonne im Gesicht und nur das Geräusch des Wassers. So lässt es sich aushalten. Nach einigen Fotos rund um die kleinen Wanderwege verließ ich den Park kurz vor Sechs, holte mir an einem kleinen Stand noch zwei Baleadas und zwei Tortillas con Quesillo und machte mich wieder auf zur Bushaltestelle. Nach kurzer Wartezeit hielt ein Chickenbus und brachte mich wieder zum Hotel. Dort wollte ich im WLAN etwas entspannen, allerdings hatte mein Gastgeber etwas Probleme das Passwort herauszufinden. Seine Tochter half ihm dabei, allerdings hatte das Netzwerk dann keine Internetverbindung. Naja, sei es drum. Ging es halt früh ins Bett. Nachdem auch die Dusche, die aus einem aus der Wand ragenden PVC Rohr bestand, auch nicht tat, fielen mir nach dem Ablegen im Bett wirklich verdammt früh die Äuglein zu.
Tag 82, 12.03.2024 – Wie viele Baleadas kann man essen?
Erst um Sechse verließ ich das Bett, auch wenn ich um einiges früher wach war. Was macht man dann so lange ohne funktionierendes Internet? Naja, nachdenken halt. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, meinen Rucksack im Wohnzimmer des Gastvaters abgestellt hatte und die letzten Stufen der kleinen Treppe hinter mir gelassen hatte, wollte ich den nächsten Bus in Richtung Las Vegas nehmen. Auf dem Weg dorthin befinden sich einige kleine Trails auf Berge, darunter auch der der höchsten des Landes, Santa Barbara, der aber nur mit Begleitung eines Führers bestiegen werden sollte, von dem ich mir eine gute Sicht auf den See versprach. Ich hatte natürlich nichts gebucht, wollte es aber trotzdem probieren. Nachdem aber nach gut einer Stunde Fußweg noch immer kein Bus an mir vorbeifuhr, änderte ich meinen Plan und ging auf kleine seenahe Trails. Einen fand ich super schnell, allerdings musste ich nach ungefähr der halbe Strecke umdrehen, da es ab hier zu verwachsen und keine Steckenführung mehr erkenntlich war. Schade. So lief ich weiter in Richtung Nord-Westen und dort einen Anstieg hinauf. Leider war auch hier aufgrund der Beebauung und später aufgrund des Waldes keine Sicht auf den Yojoa-See möglich. Etwas enttäuscht machte ich mich nach den gut drei Stunden Laufen durch das hondurianische Hinterland wieder auf den Rückweg. Glücklicherweise fand sich diesmal direkt ein Bus zurück nach Pena Blanca und ich änderte meinen Plan ein weiteres Mal. Der für morgen geplante Hike von PANACAM durch den Nationalpark Cerro Azul sollte heute bereits abgelaufen werden, damit ich morgen mehr Zeit in Comayagua haben kann. Ist nen Plan. So ging es also mit den lokalen Bussen wieder nach La Guama, anschließend eigentlich mit TukTuks den steilen Anstieg über etwa acht Kilometer bis zum Eingang. Aber ich war motiviert zu Laufen und tat das zur Verwunderung der lokalen Taxifahrer auch. Nach guten anderthalb Stunden stand ich am Eingang, grüßte einen wachhabenden Soldaten, und war verwundert, dass ich einfach passieren konnte. Ohne den auf der Website stehenden Eintrittspreis zu zahlen. Ich fragte aber natürlich auch nicht nach und verschwand auf dem markierten Weg im Wald. Der lange Weg, vorbei an Vogelbeoachtungsplattformen, zwei Wasserfällen, schönen Aussichtspunkten auf den noch immer vernebelten See und einigen Hängebrücken über den kleinen Bach, der sich durch die Landschaft zieht, ist defintiv empfehlenswert, zieht sich aber auch ganz schön. Über die Tierwelt kann ich nicht so viel berichten, ich sah einige Vögel, ein Rudel Stinktiere, die aber recht schnell den Trail überquerten und daher für ein Fotoshouting nicht zur Verfügung standen, sowie viel zu viele Moskitos. Nach Beendigung des Hikes ging es die acht Kilometer wieder zum Ausgangspunkt in Guama, diesmal bot mir ein TukTuk-Fahrer sogar die kostenfreie Mitfahrt nach unten an, die ich aber auch ablehnte. Ich hatte mir den kompletten Fußweg in den Kopf gesetzt, also ziehe ich diesen auch durch. Der Bus zurück zum Hotel, dass ich noch nicht verlängert hatte, stand bereits abfahrbereit da, allerdings waren nur zwei Passagiere im Inneren. Da würde sich ziehen, bis der Kutscher genug Fahrgäste zusammen hatte. Glücklicherweise kam nach guten zehn Minuten ein Minibus nach Las Vegas angefahren, der seine über Pena Blanca hat. So nahm ich diesen und lief nach der Ankunft erstmal ins Ortszentrum, in dem ich mir bei einem von vier einheimischen Frauen betriebenen Straßenverkaufsstand fünf Baleadas bestellte. Ich hatte Hunger. Dazu ausm Supermarkt ne Cola und zum Nachtisch Kekse. Was ein Festmahl. Mit meinem abendlichen Menü setzte ich mich an den Fluss, der durch den Ort lief und genoss den Sonnenuntergang nach diesen mehr als 35 Kilometern auf den Beinen. Eine gute Stunde und einen vollen Magen später lief ich ins Hotel, verkündete die frohe Botschaft über meine Verlängerung, sagte ein lachendes “Tranquilo” bei der Geldübergabe, welches der Gastgeber lachend erwiderte und schleppte meinen Rucksack wieder ins selbe Zimmer. Natürlich tat das Internet immer noch nicht, dafür konnte ich aber eiskalt aus dem PVC-Rohr duschen. Hatte auch was. Wieder legte ich mich früh in die Heia und schlief noch vor Neun Uhr ein.
Tag 83, 13.03.2024 – Geheimtipp mitten im Land.
Wenn man so oft, so früh schlafen geht, dann war es kein Wunder, dass ich bereits gegen halb zwei aufwachte. Nach endlosen zwei Stunden des Wachliegens und Gedanken machens, schaffte es mein Körper zum Glück nochmal Schlaf zu finden. Diesmal bis halb Sieben, ehe ich mein Zeug packte und mich nach der Verabschiedung vom Host, der mir etwas ans Herz gewachsen ist, auf den kleinen Fußweg ins Städtchen machte. Von dort ging es mit den altbekannten Bussen nach La Guama. Zu aller Verwunderung plante ich dort aber nicht umzusteigen, sondern suchte nach meinem Ausstieg fußläufig das Weite entlang der Schnellstraße. Ich wollte von diesem Punkt die etwa elf Kilometer bis zur nächsten Kreuzung, Pito Solo, im Süden laufen, komplett entlang des Sees. Dabei nochmal schöne Bilder machen, den ein oder anderen kleinen Hike suchen oder einfach mal am See hinsetzen und entspannen. Einen schönen Aussichtspunkt fand ich auf der Anhöhe eines Hotels, dort wären auch Startpunkte von Trails gewesen, allerdings konnte ich nicht einordnen, wie lang diese wären. Mit meinen guten zehn Kilo auf dem Rücken, wollte ich nicht noch mehr Kilometer machen, als ich es eh schon tat. Während des Marsches kamen mir auch einige Einheimische entgegen, wovon mich zwei direkt oder indirekt nach Geld fragten, was ich aber ablehnte. Ein anderer schüttelte nach einem kurzen Gespräch dankbar meine Hand. Wirklich spektakulär war der Fußmarsch nicht, trotzdem ganz cool ihn gemacht zu haben, Gerade das Ende, an dem sich viele Restaurant und lokale Shops befinden, von denen nahezu jeder seinen eigenen Zugang zum See, sowie ein Schild mit “Lago de Yojoa” in bunten Farben vor der Aussicht stehen hat. Sehr interessant zu sehen, ich frage mich aber, inwiefern das tatsächlich auch von dem angesprochenen Klientel, Touristen, genutzt wird. In Pito Solo angekommen warte ich etwa 30 Minuten auf einen Bus nach Comayagua. Mehrere Busse in die Stadt zwischen hier und dort, Siguatepeque, halten, doch ich bevorzuge eine direkte Verbindung. Nachdem der dritte Bus dorthin abfuhr, sagte ich mir aber, dass ich den nächsten trotzdem nehme um schonmal in die richtige Richtung unterwegs zu sein. Und natürlich kommt es wie es kommen muss. Der nächste Bus geht an mein Endziel. Perfekt. Auf der Hälfte der Strecke machte unser Minibus bei einem Restaurant einen kleinen Zwischenstop fürs Mittagessen, ich hole mir in der viertelstündigen Pause aber nichts. Gegen halb Zwei kehrte der Bus dann in der Stadt ein, allerdings nicht am Bahnhof, sondern alle Passagiere durften an einer der Hauptzugangsstraßen aussteigen, damit die Besatzung direkt wieder nach San Pedro Sula weiterziehen konnte. Auch okay. Fußläufig ging es für mich zuerst zu einem Supermarkt, in dem ich mich mit Früchten und Getränken eindeckte, von Äpfeln rate ich hier übrigens komplett ab, schweineteuer und mehlig ohne Ende, bevor ich zum einzigen Hostel der Stadt marschierte. Der Check-In war schnell erledigt, allerdings ohne Bezahlung, da das Kartenlesegerät gesponnen hat. Verschoben wir auf den Folgetag. Ohne Rucksack lief es sich schon viel einfacher, also in die Innenstadt, die mich komplett begeisterte. Ein schöner dekorierter Stadtpark, eine große Kathedrale, schöne und gepflegte Graftitwände, dazu ein Rathaus, dass in Vorbeitung auf ein nahendes Fest ebenfalls bunt zugehangen war. Auch die Gässchen, von denen eine mich an die Fußgängerzone in Sevilla erinnerte, Cafés, draußen sitzen, entspannen, waren dekoriert. Allgemein absolut schön und empfehlenswert. Und natürlich musste ich mir auch hier wieder Baleadas holen. Diesmal waren es vier, die ich im Stadtpark genüßlich verspeiste. Der Kauf der SIM-Karte, da meine Flat aus Nicaragua abgelaufen war, dauerte leider etwas Zeit. Dafür war ich anschließend wieder kostengünstig versorgt und konnte weiterziehen. Ich ging in meiner Runde zum Busbahnhof, um dort abzuklären wie die Busse nach San Pedro Sula, welchen ich am Folgetag benötigen würde, abfahren. Die Antwort, es gibt stündliche Busse ab Fünf, stellte mich sehr zufrieden, sodass ich mich innerlich auf den Bus um Neun einließ. Witzigerweise lief über den Fernseher im Terminal gerade das Champions League Spiel zwischen Inter und Atletico, welches allerdings in die Verlängerung ging. Das war für mich unpassend, denn ich musste bereits weiter in Richtung Ground. Die knappen zwei Kilometer ließ ich kurzerhand hinter mir und drehte eine Runde ums Stadion. Zwei Tribünen auf den Längsseiten, eine im Schatten, eine in der Sonne. Natürlich nahm ich die günstigere Karte in der Sonne und versteckte mich erstmal noch hinter einem Wall im Schatten. Das machte ein Local genauso, mit dem ich dann ins Gespräch kam. Er schaute gerade das Elfmeterschießen des vorher angesprochenen Champions League Spiels und ärgerte sich sehr, als die Spanier als Sieger hervorgingen. Machste nix. Nach einem längeren Gespräch mit ihm startete die Partie und ich machte mich auf meine Fotorunde. Zum Spiel brauch ich nix schreiben, es passierte garnix. Selbst die Bullen hingen 24/7 an ihrem Handy, einer videotelefonierte sogar mit der Frau zuhause. Etwa zehn Gäste aus La Ceiba machten es sich auf meiner Tribüne gemütlich, eine kleine Zaunfahne mit dem Vereinslogo wurde aufgehangen, ansonsten aber keine Präsenz von irgendwas. In der Mitte der ersten Hälfte vernahm ich ein paar Trommelanschläge und Trompeten auf der Gegenseite, aber das war es auch schon. Eine erkennbare Barra mit Zaunfahne war definitiv nicht am Start. Bei diesem Kick des Siebten gegen den Achten war das einzig Schöne der Sonnenuntergang gegen Mitte des zweiten Durchgangs. Vollkommen verdient endete die Partie ohne Tore, wobei das Highlight hier das Kaputtgehen der Fahne des Assistenten war. So eine Grütze hatte ich selbst auf den ausbaulosen KRs in Deutschland selten gesehen. Naja, egal. Ground drei in Honduras war eingetütet und so ging es durch die dunkle Stadt fußläufig wieder ins Hostel. Dort feierten ein paar Einheimische etwas, was mich in meinem geplanten Arbeiten am Laptop aber nicht stören sollte. Was hingegen absolut störte, war die Funktionsweise des WLANs. Wieder war der Wurm drin und ich entschied mich früh schlafen zu gehen, da ich mich in dem Dorm auch wieder alleine befand.
Tag 84, 14.03.2024 – Endlich wieder Karibikküste.
Dementsprechend früh war ich auch wieder wach. Zum Arbeiten konnte ich mich noch nicht motivieren, weshalb es wieder das sinnlose Anschauen von YouTube Videos gab. Naja. Wenigstens einige ToDos konnten vor dem Frühstück, welches aus Ei, Burritos mit Bohnencreme, Bananenstücken und Platanos bestand, noch erledigt werden. Etwas gehetzt ging es dann zum Busbahnhof, denn für die drei Kilometer hatte ich nur noch 25 Minuten Zeit. Gerade so konnte ich den Minibus erreichen, zum Glück brauchte ich kein Ticket, auch wenn diese im Inneren des Gebäudes verkauft wurden. Der Assistent des Fahrers dachte, zu meiner Überraschung, nach dem ich mit einem größeren Schein bezahlen musste und er kein passendes Rückgeld hatte, sogar noch an seine Schulden bei mir, als er nach einigen Minuten durch zugestiegene Gäste frisches Geld bekam. Hervorragend. Der verdammt kleine Sitzabstand war hingegen alles andere als schön, vorallem da sich die Fahrt über knapp drei Stunden zog. Auf der Windschutzscheibe des Wagens befanden sich einige Risse, sowie kleine Löcher die entweder Steinschläge oder Einschusslöcher waren. Hier wohl beides gleich wahrscheinlich. Ausserdem wurde sich mit einem anderen Kleinbus über mehr als die Hälfte der Strecke ein Rennen geliefert, wobei unser Fahrer deutlich umsichtiger fuhr und daher etwas hinterher war. Bei einer der mehrerer passierten Bullenkontrollen wurde der Kutscher des anderen Mobiles dann herausgezogen, was für kollektives Lachen im Inneren unseres Minibusses sorgte. Als wir allerdings in Guama neue Passagiere einsteigen ließen, überholte er uns hupend wieder. Ansonsten verging die Fahrt recht flott, meinen Rucksack konnte ich zum Glück neben mir abstellen und nach der Ankunft in SPS, wie San Pedro Sula hier überall abgekürzt wird, auch direkt an mich nehmen. Ich habe es nicht sehr gerne, wenn ich meinen Rucksack nicht bei mir habe. Da ich heute noch nach La Ceiba, der drittgrößten Stadt des Landes und etwa vier Busstunden im Nord-Osten an der Karibikküste gelegen, musste, suchte ich nach den nächsten Abfahrten dorthin. Das mir bereits bekannte Unternehmen “Christina” bot um Einse ein Fahrt an, das war etwas mehr als eine Stunde Wartezeit. Ich hörte mich bei anderen Unternehmen um, aber keiner fuhr früher. So buchte ich das Ticket, nutzte das kostenfreie WC im Warteraum, im Allgemeinen hätte es gekostet, und suchte in Vorbereitung auf meine Weiterreise nach Guatemala den Stand für den Nachtbus in die Hauptstadt des Nachbarlandes. In einem Hinterzimmer fand ich ein Unternehmen, dass diese Fahrt anbot. Ich fragte für den Folgetag an, da ich, so war mein Stand, am morgigen Abend noch das große Stadion hier in SPS mit einem Zweitligakick kreuzen konnte. Die Abfahrt um 23:00 Uhr kam mir so sehr gelegen. Auch in Dollar konnte ich zahlen, allerdings zu einem Wechselkurs, der absolut frech war. Aus so etwa 60 Dollar wurden knapp über 70. Also meinte ich, dass ich den Weg in eine Bank suchen werde, um dort zum offiziellen Kurs zu tauschen, und würde wiederkommen. Eine der Banken in dem Bahnhofsgebäude lief ich an, fragte den Security ob ein Wechsel möglich sei, wurde dabei aber schon von anderen EInheimischen belagert, die mir das verneinten und zu einem anderen Unternehmen lotsen wollten. Tatsächlich war der Tausch dort nur mit Konto möglich. Schade. Bei dem angesprochenen anderen Unternehmen, mittlerweile begleiteten mich zwei Locals, die natürlich auf eine kleine Geldspende aus waren, war der Tausch nach der Registrierung im System mit Ausweis und was weiß ich allem möglich. Der gute Kurs machte die Fahrt des Busses so deutlich erträglicher, auch wenn knapp unter 60 EUR für die Verhältnisse hier immer noch echt heftig sind. Nachdem ich den beiden sehr warme dankbare Worte ausgesprochen hatte, und meinte, dass ich nun noch andere Dinge erledigen musste, folgten sie mir auch noch bis zum nächsten Busstand, an dem ich meine Schulden für den Nachtbus beglich. Einer der beiden gab es anschließend auf, der andere versuchte es noch etwas länger. Als ich mir aber bei einem der Fressstände noch drei Baleadas für die Stärkung vor der langen Fahrt hole, ist auch er verschwunden. Im Wartesaal des Busunternehmens verschlang ich diese recht zügig und betrat dann meinen bereits wartenden Bus. Jeder Passagier wurde komplett durchsucht, auch die Gepäckstücke. Allgemein ein sehr hohes Sicherheitsbewusstsein, da die Gegend hier tatsächlich wohl nicht ganz ohne ist. Auch wenn ich mich bisher in Honduras sehr sicher gefühlt habe. Bis auf die Begegnung mit dem Militär in Tegucigalpa. Im Bus angekommen habe ich nochmal die Spielpläne gecheckt und festgestellt, dass das Spiel des Zweitligisten in SPS auf Samstag verschoben wurde. Scheiße, gerade erst so viel für den passenden Bus gezahlt und schon verkackt. Ich überlegte recht lange, wie ich vorgehen sollte. Ob ich versuche sollte am Folgetag, wenn ich wieder in SPS bin, den Bus auf den Samstag zu verschieben, dafür das Risiko des Nichtmachens des Länderpunktes Guatemala, der eigentlich am ersten Tag des Wochenendes auf dem Plan stand, eingehe, oder ich auf das Spiel in SPS einfach verzichte. Ich kam noch zu keinem Entschluss und wollte die Entscheidung spontaner machen. Ausserdem entdeckte ich für den folgenden Mittwoch ein Spiel in San Salvador. Perfekt für mich, da ich am frühen Donnerstagmorgen von dort aus in die USA fliege. Nice. Während der Fahrt, die von einem etwa eine Stunde dauernden Stau in El Progreso aufgehalten wurde, entspannte ich etwas. Nachdem wir aber auf halber Strecke nochmal ne halbe Stunde Pause an einer Raststätte machten, wurde die Zeit zum Anpfiff des heutigen Erstligakicks in La Ceiba, aber auch schon knapp. Obwohl ich so viel Puffer eingeplant hatte. Ich wollte vorher noch unbedingt in der Unterkunft vorbei, damit ich meinen Rucksack ablegen kann. Zum Glück verlief die zweite Fahrthälfte reibungslos, so dass ich um kurz vor Sechs in der Hafenstadt ankam. Ich holte mir zuerst das Ticket für die morgige Rückfahrt, ehe ich über die Strandpromenade, an der sich gerade dutzende Einheimische den Sonnenuntergang anschauten, zum Hostel lief. Da müssen als Hopper leider Prioritäten gesetzt werden. Der Check-In verlief reibungslos, auch hier tat das Kartenlesegerät aber noch nicht. Naja, dann halt morgen. Ohne Gepäck ging es fußläufig ungefähr zwanzig Minuten zum Stadion, dort sprach ich mit einer Vereinsangestellten über die Ticketsituation und sie empfahl mir die günstigeren Tickets auf der Sonnenseite. Beim Abendspiel würde es diese einerseits nicht geben, andererseits sind sie günstiger und man kann mehr herumlaufen als bei den anderen Möglichkeiten. Dankbar lief ich auf die andere Seite, stellte mich in der Schlange an und wartete auf den Berliner, der jede Minute eintreffen musste. Ich besorgte schon mal zwei Tickets, klärte mit dem diensthabenden Ordnungspersonal ab, dass unsere Zutrittsberechtigungen wegen der Sammelleidenschaft am Besten nicht eingerissen werden sollten und erhielt auch dafür die Freigabe. Meine Begleitung stand mittlerweile da und es ging ins Innere des Kessels. Was ein Ground. Bis auf die Haupttribüne nur Stehplätze, viele Reihen, verdammt verfallen. Auf unserere Seite eine kleine Barra namens “Marea Roja”, dazu eine witzige Zaunfahne mit einer Palme. Wenige gespannte Stofffetzen und eine große Trommel rundeten das Bild ab. Der Ground, hier sollen angeblich 20.000 Zuschauer hineinpassen, war nur mit etwa 2.500 Zuschauern gefüllt. Gäste waren keine erkennbar. Das “Estadio Nilmo Edwards”, oder auch “Ceibeno” genannt, 1956 erbaut, bietet nicht nur Vida, die wir heute besuchen, sondern auch Victoria, die ich am gestrigen Tag in Comayagua sehen konnte, eine Heimspielstätte. Auch der Zweitligist Atlantida trägt seine Heimspiele in dieser gammligen Bude aus. Vollkommen begeistert von dem Ranz und vor allem der überragenden Palmenzaunfahne, achteten wir kaum aufs Spiel und verpassten so fast das 1:0 nach gut einer halben Stunde. Steilpass auf den Stürmer, dass 1:1 gegen den Keeper gewonnen und den Stimmungsblock um die Barra zum jubeln gebracht. Stark. Zur Halbzeit gab es dann noch das 2:0 bei dieser Partie des Vorletzten gegen den Letzten. Besonders kurios sind die Gegenstände, die es bei Spielen in Mittelamerika ins Stadion schaffen. Hier fuhr ein Kind mit seinem Fahrrad ganz entspannt die Wege auf und ab. Für uns undenkbar. Aus der Kabine kamen die Gäste etwas stärker, die ersten beiden Chancen gehörten Ihnen. Allerdings konnten sie diese nicht nutzen. Erst in der Nachspielzeit gab es unter großem Jubel wieder etwas zu sehen. Einen Elfer für den Gastgeber. Dieser wurde aber verdammt kläglich vergeben, was dem Freudentaumel über den nehenden so wichtigen Sieg im Tabellenkeller keinen Abbruch tat. Eine Rudelbildung kurz vor dem Ende tat dann noch sein Übriges, schöner Griff ins Gesicht, dazu eines an Schubsereien und auf den Platz fliegende Bierdosen, die hier einfach von den fliegenden Händlern verkauft werden, runden den Abend ab. Das der Unparteiische hier nur gelbe Karten verteilt, grenzt an ein Wunder, aber gut, Auslegungssache. Zum Schlusspfiff gibt es von der ansonsten recht unauffälligen und blassen Barra noch ein paar Sprechchöre und Schlachtrufe, und dann wird auch schon das Flutlicht abgedreht. Spare musch. Nach dem Verlassen des Grounds reden meine Begleitung und ich noch ein wenig, ehe sich die Wege in unterschiedliche Hostels trennen. Auf dem Weg hole ich mir mal wieder Baleadas, die ich im Dorm, den ich mal wieder für mich alleine hatte, verspeiste. Anschließend machte ich mich wieder lang und fragte mich, wie ich den Folgetag planen sollte. In SPS bleiben oder nach Guatemala fahren. Mit dieser Frage im Kopf schlief ich ein.
Tag 85, 15.03.2024 – Heute war nix.
Nach dem Aufwachen und der täglichen Hygieneroutine wollte ich früh auschecken, damit ich meinen Bus um Zehn auch bekomme, und mir vorher in alle Ruhe noch die Stadt und seine Sehenswürdigkeiten ansehen könne. So war der Plan. Naja, wenn nach längerer Wartezeit an der Rezeption aber niemand auftaucht, dann gehe ich halt. Zwar mit schlechtem Gewissen, da meine Rechnung für die Nacht noch nicht beglichen war, aber ich dachte mir, dass man das sicher über Booking regeln kann. So lief ich am Stadion vorbei in Richtung der Innenstadt, machte noch einige Bilder und marschierte dann auf dem zentralen Park auf. Dieser, die Statuen, die Kirche, sowie ein Graffiti in der Umgebung wurden abgelichtet, ehe ich mir bei einem Stand zwischen der Innenstadt und dem Strandbereich wieder frische Baleadas holte. Damit ging es zum Wasser, genauer auf einen Pier, der sich in das karibische Meer streckte. Darauf genoss ich mein Frühstück, während um mich herum die ersten Einheimischen anfingen zu Angeln. Was eine Umgebung. Auf der rechten Seite des Piers thronte eine Hotelanlage, dazu sah man eine Kirchturmspitze. Auf der anderen hingegen sah es eher nach ärmlichen Verhältnissen und etwas kaputten Häusern aus. So nah können Gegensätze sein. Die Baleadas waren verspeist, etwas Zeit noch vorhanden und so setzte ich mich nach einem weiteren Fußmarsch in Richtung der Bushaltestelle nochmal an den Strand und genoss das Rauschen des Meeres. Das ist Urlaub. Die etwa zehn Minuten hier gaben mir auch Klarheit, dass ich lieber den einfachen und entspannten Weg für den weiteren Verlauf des Tages wählen sollte. Nachtbus nach Guatemala und dort in aller Ruhe einchecken und Fußball schauen. Bevor man wieder ewig diskutiert, hetzt, und am Ende etwas nicht klappt. Gleichzeitig machte ich meine Aufstieg auf den Acatenango, beziehungsweise den Sichtpunkt auf den aktiven Vulkan Fuego in Guatemala, für die Nacht von Montag auf Dienstag fix. Dort war kein Fußball, also kann man sich ohne Probleme auf die Natur einlassen. Mit dieser Gewissheit stieg ich unbekümmert in meinen Bus nach SPS, verließ diesen nach fünf Stunden fahrt, inkludiert war wieder die halbstündige Pause auf halber Strecke sowie der bereits auf der Hinfahrt erlebte Stau bei El Progresso. In den gut drei verbliebenen Stunden Tageslicht, ich wollte nicht nachts durch die ehemals gefährlichste Stadt der Welt laufen, entdeckte ich einige Sighteeingpunkte, aber vor allem das spotten des Stadions von Espana, begeisterte mich. Wieder so eine verfallene Schüssel, dazu ein überragender Blick auf die Berge und die Stadt, wenn man sich nach ganz oben auf die Tribüne stellt. Danke an den Security fürs reinlassen, das hat meinen Tag besser gemacht. In der Innenstadt wurde, wie bereits in Comayagua, ein Event vorbereitet. Daher war einiges abgesperrt, was mich aber nicht davon abhielt vom zentralen Platz, der Kirche und anderen Punkten, wie dem lokalen Markt, Bilder zu machen. Auf diesem kaufte ich mir auch mal wieder ne Tüte Mangos, bei denen mir leider das beste Stück herunterfiel. Traurig. In einem auf dem Weg zum Busbahnhof liegenden Supermarkt deckte ich mich noch mit Snacks und Getränken für die anstehende lange Nachtfahrt aus, und führe meinen Weg zum Abfahrtsort dann fort. Ich habe extra noch etwas Bargeld übrig gelassen, damit ich mir nochmals Baleadas kaufen kann, doch muss nach der Ankunft um kurz nach Sechs enttäuscht feststellen, dass der Stand bereits zu hat. So hatte ich meine letzten Stücke dieser Köstlichkeit am Morgen in La Ceiba. Da Geld habe ich allerdings behalten und nicht noch sinnlos auf den Kopf gehauen, da ich eine Rückkehr nach Honduras, wahrscheinlich nicht auf diesem Trip aber in der Zukunft, für sehr wahrscheinlich halte. Ich platzierte ich dann in einem abgelegenen Warteraum, in dem ich vollkommen alleine war, und ließ die Zeit bis zur Abfahrt vergehen. Ehe um 19:00 Uhr, also nach nur einer Stunde, ein Wachmann auf mich zukam und meinte, dass ich gehen muss. Ich sprach ihn auf meinen abfahrenden Bus ab, doch er führte mich zu einem überfüllten Bereich etwas ausserhalb des Gebäudes, das aussah wie ein Verkaufsbüro eines anderen Busunternehmens und meinte, dass ich hier mit den anderen Passagieren warten soll. So setzte ich mich auf den Boden und dachte über mein Leben nach. Was mache ich hier? Nachts in Honduras am Busbahnhof gammeln und warten. Naja. Meine Kekse wurden schnell leer, und noch vor dem Anstehen am Bus, was gegen halb Elf startete, wanderte die leere Verpackung im Müll. Nach dem Anstehen und dem Einstieg im Bus, wobei mein Ticket nicht kontrolliert wurde, gemeinsam mit wieder sehr vielen Venezuelanern, fuhr der Kutscher seinen Wagen mit etwas Verspätung ab und ich landete schnell im Land der Träume.
Tag 86, 16.03.2024 – Stau. Stau. Stau. Und Gedanken.
Gleich mehrfach stoppten wir in der Nacht und ich bin mir sicher, dass ich jedes Mal aufwachte. Doch nur vereinzelt checkte ich mein Handy und war jedes Mal entsetzter über die gefahrene Route. Als mein Navi irgendwann eine Ankunft von 10:00 Uhr anzeigte, ich rechnete mit nicht mehr als zehn Stunden Fahrt und hatte einen Doppler um 11:00 Uhr und 17:00 Uhr geplant, wurde ich nervös. Aber was willste machen. So döste ich wieder etwas und wurde nach zwei Stunden wieder wach. Ankunft 11.30 Uhr. Was machte der Fahrer? Die Route war vollkommen gestört und die Grenze hatten wir noch immer nicht passiert. Erst gegen Sieben kamen wir an dieser an, damit verschwand die Hoffnung auf den Doppler. Kurz vor dem Ausstieg um mir die nötigen Stempel für die Ein- und Ausreise zu holen, wurde mir mein Ticket abgenommen und versprochen für die Fahrt von hier bis nach Guatemala-City ein Neues auszuhändigen. Etwas misstrauisch drückte ich dem Mitarbeiter des Busunternehmens den Papierwisch in die Hand und ging zum Gebäude der Grenzpolizei. Dort erhielt ich ohne Murren beide Stempel, so einfach hatte ich es mir nicht vorgestellt. Während der große Rest der Businsassen den Weg durch den Wald suchte und daher nicht in der Schlange stand, suchte ich wieder nach dem Buspersonal, um ihn zu fragen, wie es nun weitergehen sollte. Doch ich fand niemanden. So stellte ich mich mit anderen Insassen vor einen anderen Bus und wir warteten. Ich fühlte mich ehrlich gesagt nicht gut und etwas gescammt. Nach guten fünfzehn Minuten kam der Mitarbeiter allerdings auf einem Motorrad angefahren und verteilte die neuen Tickets. Mit diesen bekam man Zutritt in einen vollkommen überfüllten Bus, da an der Grenze wohl mehrere Fahrten zusammengefasst wurden. Stark. Ich ergatterte einen Platz in Reihe eins, meinen Rucksack vor mir, Beinfreiheit gab es nicht. Und so die nächsten vier Stunden. Mindestens. Geil. Auch einige der im vorherigen Bus gespotteten Venezuelaner steigen kurz vor Abfahrt ein, haben sogar ein Frühstück in der Hand. Etwas neidisch schaue ich hinterher, verdränge meinen Hunger aber wieder. Direkt nach der Grenze wurde in einem Restaurant gestoppt. Dies bot aber nahezu nur Fleischgerichte, dazu hatte ich noch keine Scheine der nun heimischen Währung. Ich tausche ein paar einer Scheine aus Honduras zu einem okayen Kurs gegen das Monopolygeld aus Guatemala, entscheide mich aber lieber auf das Essen in der Hauptstadt zu warten. Nach einer guten Stunde Fahrt dann die nächste Pause, allerdings diesmal von den Bullen. Nach was auch immer sie suchen, denn jeder muss seinen Pass vorzeigen, allerdings keinen Einreisestempel oder Ähnliches. So bleiben alle geschleusten Venezuelaner im Bus, auch ohne Einreisepapiere. Freut mich für sie. Nach einer weiteren Stunde gibt es Kontrolle Nummer zwei, auch wieder Bullen, diesmal auf der Suche nach Drogen. Nach etwa zehn Minuten Standzeit geht es aber auch hier weiter. Ich plane währenddessen meinen Trip weiter und höre den Sieg des VfB im Liveradio. So macht Busfahren Spaß. Naja, bis auf den Stau und die immer später werdende Ankunft. Hinzu kam mittlerweile, dass der Bus nicht in der Innenstadt endete, sondern vollkommen ausserhalb im Nord-Östlichen Ende der Stadt. Mein Plan mit Check-In im Hostel und Loswerdens des Rucksacks war damit passé. Ich fand einen lokalen Bus ins Zentrum, bezahlte diesen mit meinem glücklicherweise getauschten Geld und plante meine Fahrt nach Mixco, etwa eine halbe Stunde ausserhalb der Hauptstadt. Ich fand einen Bus, der aus dem Stadtzentrum bis kurz vors Stadion fuhr, allerdings musste ich vorher noch einen Geldautomaten ansteuern um auch die Barmittel für das Ticket zu haben. Mit der Endstation des Busses in der Innenstadt von Guatemala-City lief ich zur Haltestelle des Überlandbusses nach Mixco. Auch dafür reichte mein kleiner Vorrat an Quetzales zum Glück aus. Mit meinem Rucksack, vier Litern Wasser in einem kleinen Kanister und meiner Schultertasche quetschte ich mich so auf einen Sitz und versuchte die Fahrt zu genießen. Ging so. Vorallem wenn man wieder ewig im Stau steht. Eine wahnsinnige Blechkolonne schob sich über die Stadtautobahn in Richtung Mixco, warum auch immer. Mehr als anderthalb Stunden dauerte es, bis der moderne Bus die Abfahrt nehmen konnte. Ich entschied mich den Bus nun vorzeitig zu verlassen und den Rest des Weges zu Fuß zu gehen. Mein Navi sagte mir eine Ankunftszeit von 16:50 Uhr, was zwar gut klang, aber mit dem Stop am Geldautomaten und dem Klären über den Verbleib meines Rucksacks verdammt eng war. Nun ging es erstmal den Berg in Richtung Stadtpark, an dem sich ein ATM befinden sollte, hinauf. Dort angekommen war erstmal absoluter Trubel. Verkleidete Kinder, darunter auch welche mit absolutem KKK-Kostüm, liefen in einer Art Umzug über die Straßen. Die große prunkvolle Kirche und das Rathaus waren schön geschmückt. Was war hier los? Lange geisterte mir diese Frage nicht durch den Kopf, denn der Raum mit dem Geldausgabeautomaten wurde schon gespottet. Doch dieser gab mir auch beim zweiten Versuch kein Geld. Du Ficker. Also hieß die Mission nun ohne Geld, dafür mit Rucksack und vier Litern Wasser ins Stadion kommen. Geil. Zum Glück hab ich da so nen Ausweis, die Pressekarte. Damit klappte es zum Glück, ich erhielt sogar ein abgerissenes Papierticket und machte den Securitys am Eingang klar, dass ich meinen Rucksack benötige. Nur gegen meine Flaschen und Wasservorräte hatten sie etwas. Diese stellte ich dementsprechend im Eingangsbereich in meiner Schultertasche ab und bat die Männer und Frauen darauf aufzupassen. So war ich wenige Minuten vor dem Anstoß drin. Yes, Länderpunkt. Nachdem ich einige Fotos der schönen moderenen Tribüne gemacht habe, spotte ich einen kleinen Haufen Bullen und positioniere meinen Rucksack in deren Nähe, so dass ich ohne diesen meine Runde weitermachen kann. Das klappt gut, den zum Einlaufen der Mannschaften gibt es eine kleine Luftballonchoreo auf eben dieser Haupttribüne. Zum Glück habe ich mich hinter einem der Tore positioniert. Gegenüber davon stand eine Barra, die sogar mit Zaunfahne am Start war. Der Name “Los Fieles Skandalose”, was haben die alle mit ihrer Treue? Leider ist die Fahne gedruckt und nicht gemalt, aber dafür gab es ein schönes Intro mit Rauchtöpfen. Auch Schwenker und die klassichen Instumente waren wieder am Start. Der sehr leise Gesang kam aber weder gegenüber, noch auf der Hauptribüne richtig an. Von eben dieser Haupttribüne kamen aber noch einige Böllerschüsse. Der Gastgeber als Tabellendritter ging als Favorit in diese Partie gegen den Sechsten. Mit einem Sieg kann man sogar auf Rang zwei springen. Dafür war das Gekicke aber verdammt langweilig. Das Highlight auf dem Platz war die Schwalbe eines Gastspielers mit einer gelben Karte als Folge. Nach eben dieser Stunde ging es aber rund. Erst flog der Gästekeeper nach einer misslungenen Abwehraktion im Strafraum vom Platz. Dies sah aber nur der Schiedsrichter so, nichtmal die Heimelf reklamierte irgendwas. Nach langer Diskussion konnte Mixco dann endlich zum Elfer antreten, jedoch musste vorher noch der Mediziner, der den auf dem Boden liegenden und vom Feld verwiesenen Torhüter behandelte, weiter motzen, so dass auch er die rote Karte erhielt. Wer kümmert sich dann bei weiteren Verletzungen um die Gesundheit der Spieler? Ich erinnere mich, dass diese Situation auch mal bei Hansa Rostock vorkam. Naja, der Elfer wurde versenkt, gut gefeiert, wieder mit Böllerschüssen aber anschließend kehrte wieder schnell Ruhe im Ground ein. Keine fünf Minuten später, als ich mir gerade eine Schokobanane für umgerechnete 50 Cent bestelle, gibt es den zweiten Elfmeter. Diesmal flog keiner der Spieler vom Platz, dafür aber der Gästetrainer von der Bank. Stabile Quote hier. Auch dieser Strafstoß fand den Weg in die Maschen, jedoch wurde etwas anders gejubelt als zuvor, denn es entwickelte sich eine stabile Rudelbildung, bei der ein Akteuer der Heimmannschaft mit gelb-rot des Feldes verwiesen wurde. So ging es nun auf dem Kunstrasen mit zehn gegen zehn weiter. In der 80sten wurde noch weiter augedünnt, nach einer Schwalbe im Strafraum sah auch der Stürmer der Gastgeber noch die Ampelkarte. Was ein Trottel. Die nun in der Überzahl befindlichen Gäste erhöhen den Druck, doch Mixco ließ nichts mehr anbrennen. Ich positioniere mich schonmal in Richtung des Ausgangs, da ich wieder Böller erwarte und werde nicht enttäuscht. Was eine Ladung hier von den Fans angezündet wurde, war nicht mehr normal. Wirklich stark. Anschließend ging es über das kleine Dorffest zurück an die Hauptstraße und zum Bus. An der Haltestelle angekommen werde ich gefragt, wo ich den hinwolle und enttäscht, dass die von “moovit” angezeigten Busse nicht mehr fahren. Dies bestätigt mir auch ein etwas später vorbeifahrerender Fahrer eines anderen Busses. So entscheide ich mich nach Rücksprache mit einem Chickenbus-Fahrer für die Mitfahrt bei ihm, werde meine restlichen Münzen los, und laufe von meinem Drop-Off-Point die gute halbe Stunde in mein Hostel. Dabei passiere ich etliche Geldautomaten, die aber entweder geschlossen sind oder unerhörte Gebühren verlangen. Was willste machen? Ich entscheide mich für den Weg zum Hostel und eine eventuelle Kartenzahlung, doch werde dort mit acht Prozent Gebühr überrascht. Naja, dann doch zum gegenüberliegenden ATM im Casino, die guten anderthalb Prozent schlucken, und bar zahlen. Ich brauchte aber für die Teilnahme an der Wanderung zum Acatenango eh Bargeld, da ich diese am morgigen Sonntag auch bar im Office des Veranstalters in Antigua bezahlen würde. Nachdem ich die Scheine in Empfang genommen hatte und mein Bett beziehen durfte, erledigte ich noch einige ToDos im funktionierenden WLAN am Laptop, ehe ich den Weg in die Heia fand.
Tag 87, 17.03.2024 – Festliche Aktivitäten.
Das Verlassen des Bettes zog sich an diesem Morgen wieder etwas. Doch da ich früh in Antigua sein wollte und dazu auch noch eine gute halbe Stunde zum Busbahnhof laufen musste, entschied ich mich, nach dem inkludierten Frühstück, bestehend aus Pancakes, Früchten und etwas Müsli, direkt abzuhauen. Die Haltestelle am unübersichtlichen Kreuz Trebol fand ich nicht direkt, sodass ich einen Local fragte, der mich auf die andere Seite lotste. Vielen Dank dafür. Mit Einstieg im Bus geht der wilde Ritt auch schon los, überraschend viele gut gekleidete Einheimische begleiten die gut einstündige Fahrt. Allerdings ging es nicht ins Zentrum von Antigua, denn bereits kurz vor der Ortseinfahrt wurden für den Bus Absperrungen geöffnet, so dass die Fahrgäste den Bus dort verlassen können. Auch hier war die Stadt wieder festlich geschmückt und zahlreiche verkleidete und maskierte Menschen unterwegs. Hatte meiner Recherche nach wieder was mit Christus zu tun, zumindest kam er mir, nachdem ich mich mit meinem Rucksack mitten in die Parade begeben habe, auf einer Art überdimensionierten Trage, die von etwa 50 Personen gehalten wurde, entgegen, samt Kreuz. Spannend, aber trotzdem würde ich gerne in mein Hostel, um meinen Rucksack abzulegen. Nachdem sich diese Gruppe vorbei geschunkelt hat, kam die nächste mit Instrumenten. Und so ging es weiter. Ich steckte in dieser Traube an Menschen fest, es gab kein Vor- und zurück mehr. So schaute ich mir die Show etwa zehn bis fünfzehn Minuten an, ehe ich aus dem Chaos endlich ausbrechen und meinen Weg fernab der Hauptstraße fortsetzen konnte. Am Hostel angekommen wollte ich nur die Last meines Gepäcks abwerfen und direkt zum Sightseeing weiterziehen. Solche lokalen Veranstaltungen sind mega nice, nicht falsch verstehen. Aber nicht mit fünfzehn Kilogramm auf dem Rücken. Während der Runde durch die Stadt beglich ich auch gleich meine Schulden für den am Folgetag anstehenden Hike zum Acatenango. Noch hatte ich etwas Zweifel, ob die Agentur tatsächlich existierte, denn den Kontakt hatte ich nur über WhatsApp und instagram. Aber nachdem der Mann im Office meinen Namen auf der Liste hatte, ging ich deutlich beruhigter weiter. Die Stadt hat an jeder Ecke eine alte Sehenswürdigkeit zu bieten, so dass man mit dem knipsen gar nicht mehr hinterherkommt. Der Einfluss stammt aus der spanischen Kolonialzeit, die Gebäude wurden alle nach einem großen Erdbeben im Jahr 1773 erneut aufgebaut. Allerdings verlor man nach dieser Naturkatastrophe den bis dato geltenden Einfluss als Hauptstadt. Diese wurde in das Gebiet der nun existierenden Hauptstadt Guatemala-City vergeben. Auch im Jahr 1976 gab es ein weiteres großes Erdbeben, nachdem aber nicht alle Gebäude wieder errichtet wurden. Trotzdem gibt es in Antigua sehr viel zu sehen, absolute Empfehlung! Der Marktplatz, die große Kirche, alles war komplett überlaufen und voller Verkaufsstände mit lokalem Essen. Richtig schön, aber leider alles mit Fleisch. Mhm. Stattdessen entschied ich mich dann, den Weg zum nächstgelegenen Supermarkt anzugehen, mir Toast, Ei, Käse und Kekse zu kaufen, um mir in der Küche des Hostels ein Mittagessen und den Proviant für den Hike vorzubereiten. Mit dem Einkauf in der Tüte ging es also in die Küche der Unterkunft, in der ich mich erstmal mies mit einem Deutschen und einem Italiener verquatschte, während ich vier der neun gemachten Grilled Cheese bereits verdrückte. Einen tauschte ich mit dem Deutschen gegen einen seiner Burritos, der auch echt gut schmeckte. Doch mit der Zeit im Nacken spülte ich schnell alles ab, packte die restlichen Sandwiches ein und verließ das Hostel wieder schnellen Schrittes. Es stand noch ein Spiel auf dem Programm. Um Vier sollte eine Nachwuchsmannschaft von GFC Antigua im Stadion Pensativo, welches 1959 erbaut wurde und 10.000 Zuschauer fassen kann. Bei nur einer überdachten Tribüne und sehr weitläufigen Kurven ist das auch kein Wunder. Trotzdem finde ich es überraschend, dass die Nationalmannschaft auch hier bereits Länderspiele ausgetragen hat. Sei es drum. Wenige Minuten vor dem Kick-Off trudelte ich also durch das offene Eingangstor und sehe mich nur als einer von sechs Zuschauern. Stark. Durch den etwas verspäteten Beginn, der Schiedsrichter pfeift erst um fünf nach an, trudeln noch ein paar Begeisterte pünktlich ein, trotzdem steigt die Zahl der auf der Tribüne befindlichen Personen nicht über 50. Zum Spiel brauch ich nichts schreiben, die U21 von Antigua fertigte ihren Gegner aus Coatepeque mit 12:1 ab, wobei das Tor der Gäste auf ein Eigentor nach den 1:0 zurückzuführen ist, dass die Gastgeber aus Fairplay erzielt hatten, da sich einer ihrer Gegenspieler während der Torentstehung verletzt hat. Kurios und noch nie live gesehen. Nach der Demütigung verließ ich den Ground recht zügig, suchte mir mit dem Cerro de la Cruz noch einen kleinen gemütlichen Hike zur Vorbereitung auf morgen aus und kaufte mir auf dem Weg dorthin noch einen Empanada mit Ananasfüllung. Sehr erfrischend und lecker. Nach dem kleinen Hike ging es wieder in die Stadt, einmal durch den Trubel ins Hostel, in dem ich in der Küche auf eine größere Gruppe Deutsche traf, die gefühlt fürs ganze Hostel gerade Nudeln mit veganer Sauce zubereiteten. Ich quatschte etwas mit der aus Bochum stammenden Clique und wurde zum Essen eingeladen. Stark, danke nochmals! Dafür übernahm ich nach dem Essen der großen Portionen, es blieb natürlich ordentlich was übrig, den Abwasch. Anschließend spielte ich das erste Mal das Kartenspiel Wizard und zeigte ihnen wie man als Anfänger gewinnt. Auch die Gespräche, egal ob mit der Gruppe oder den Einzelpersonen waren sehr angenehm. Trotzdem ging es gegen halb Elf ins Bett, denn für die lange Wanderung am Folgetag wollte ich gut vorbereitet sein.
Bilder:
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