Mit dem Deutschland-Ticket nach Bulgarien.

Es gibt Trips, bei denen ohne akribische Planung und ständiges Kontrollieren der Eckpunkte alles schief gehen würde. Man muss auf alles vorbereitet sein, jede Eventualität eingeplant haben und sich auch darauf vorbereiten enttäuscht zu werden. Doch von Anfang an. Die Planungen dieses Wochenende starteten mit den Facebook Beitrag eines bulgarischen Drittligisten. Spartak Plovdiv bedankte sich bei der Stadt, dass sie noch ein weiteres Jahr im Stadium Plovdiv, einer heruntergekommenen Riesenschüssel an der Maritsa, dem Fluss der durch die europäische Kulturhauptstadt von 2019 fließt, spielen werden. Das Stadion, in dem einst Metallica live spielte, sollte bereits im Vorjahr dem Bau einer Autobahnauffahrt weichen. Besucht wurde das Stadion von mir bereits 2021, allerdings fand das angesetzte Spiel nicht statt, so dass ich mich damals lediglich der Verranztheit widmen konnte, ohne das Kreuz zu setzen. Dies sollte sich nach der Veröffentlichung des Spielplans für die dritte Liga Südost (Yugoiztochna Treta Liga), ändern, da nur ein Wochenende wirklich in Betracht kam, um der Stadt mit den zwei Hügeln einen weiteren Besuch abzustatten. Da man nicht alleine reisen wollte entschied man sich, den fleißig an seinem eigenen Projekt arbeitenden Heilbronner anzufunken, ob er sich mit mir erbarmt. Da sein Projekt, die Vervollständigung der ersten vier deutschen Liga, aka „die Top 4 Challenge,“ aber nicht auf Pause steht, musste ein Rahmenprogramm erstellt werden, dass beiden Vorstellungen entspricht. Ein Freitagabendspiel in Burghausen, bei dem mit Ansbach sogar eine kleine Szene zu Gast war, passte da gut ins Programm. Der Samstag hingegen war lediglich im Norden interessant. Und hier bot sich mit dem DE-Ticket sogar eine kostengünstige Fahrt in die Hansestadt Hamburg an. Lediglich eine ICE-Teilstrecke musste man zwischenbuchen, damit man von pünktlich um 13 Uhr bei den Amateuren des HSV stehen konnte. Und dann ging per Carsharing oder dem Nutzen von netten Kontakten, Gruß nach Trier, noch der Doppler in Drochtersen-Assel. Von dort sollte der Deutschland-Ticket Plan dann weiter nach Berlin gehen, denn von dem Hauptstadtairport ging für den schmalen Taler ein Flieger nach Sofia. Der nötige Mietwagen wurde ebenso direkt gebucht wie der Rückflug am Montagmorgen nach Memmingen. Und von dort kann man per DE-Ticket wieder in die Landeshauptstadt kommen um den Montagmittag in den Geschäftsräumen des Arbeitgebers produktiv zu gestalten. Mitgekommen? Um es jetzt noch komplizierter zu gestalten gehe ich auf den ersten Satz des Berichts ein. Unvorhergesehene Ereignisse, wie das Abstellen von Nationalspielern, führten zu einer Absage von Hamburgs Amateuren, so dass der Plan in den Norden zu fahren erstmal gestorben war. Das gesuchte Alternativspiel fand sich im Herzen des Vogtlands mit einem Aufstiegskanidaten in die Regionalliga Nord-Ost. Der ansäßige VFC Plauen empfing mit der BSG Chemie Leipzig einen sehr attraktiven Gegner, und so wurde auch hier die Fahrt vom Hinterland Bayerns in die sächsische Provinz recherchiert und beschloss, dass die Fahrt mit dem Deutschlandticket unumgänglich war. Danke an die deutsche Politik für dieses Meisterwerk. Damit sollte der Tourplan für das Wochenende stehen, Burghausen, (B)Plauen, Berlin, Bulgarien. Beeindruckend. Billig.

Nachdem der Vormittag im Geschäft gut verbracht wurde und Sack und Pack bereits im Auto gelagert wurden, machte ich mich gegen 12:50 Uhr auf den Weg nach Wendlingen, um die mehr als perfekte Direktverbindung nach Ulm auszunutzen. Dank diversen Baustellenampeln und unfähigen Autofahrern, die komplette Ampelphasen blockieren, weil sie durch den Rückstau der anderen Seite nicht in die von Ihnen gewünschte Einfahrt kommen, und dadurch ein noch größeres Chaos verursachen, da eben dieser Rückstau nicht abfließen kann, WEIL DIE BAUSTELLE EINSPURIG IST UND DU ALLES BLOCKIERST, schwang ich mich in die Tür des Zuges mit Abfahrt. Ich war kaum gestresst und aggressiv, nein nein. Zum Glück konnte es ab jetzt entspannter zugehen. Die halbe Stunde nach Ulm betete ich inständig nach meinem olympiawürdigen 400 Meter Sprint nicht direkt alles vollzusaften, wenn ich die nächsten 3 Tage nicht duschen kann. Klappte einigermaßen. Mit Ankunft in Ulm wurde der Kontakt mit einer Einzelperson der Sektion Hohenlohe gesucht, der sich mit seinem Auto bereits positionierte. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt durch die Domstadt ging es über die Landesgrenze nach Bayern in Richtung Memmingen. Dort stellten wir das Auto ab, um am Montag nach Landung am Allgäuairport direkt wieder abzudüsen. Das Fahrzeug gut zwischen Airport und Bahnhof parkiert, machten wir uns auf den 20-minütigen Marsch zum Zug, der uns über München und andere Ortschaften ins hinterletzte Kaff vor Österreich bringen sollte. Burghausen. Der Traum jedes Hinterwäldlers und nur aufgrund seines ehemaligen Zweitligisten überregional bekannt. Genau dieser Zweitligist sollte an diesem Abend für uns das Ziel sein. Die Deutsche Bahn machte wieder den Klassiker und so durften wir aufgrund einer kleinen Verspätung bereits durch den Bahnhof München rennen, um unseren Anschluss zu erreichen. Auch der nächste Umstieg klappte nur, da der Anschlusszug wartete. Entspannung war keine mehr zu spüren. Grob eine Dreiviertelstunde vor Kick-Off fuhr die Bummelbahn dann endlich ein und nach einem Abstecher in einem lokalen Supermarkt machten wir uns auf den kurzen Marsch in die 10-Tausend Zuschauer fassende Wacker-Arena. Vor dem Eingang wurde noch entspannt zu Ende gevespert, ehe man den Ground enterte. Wie wenig man bei Ticket- und Einlasskontrollen aufpassen kann ist schon bewundernswert. Also auf die Tribüne und das Spektakel genießen. Der Gästeblock war noch leer, in der Heimkurve sangen sich grobe 50 Mann die Stimmbänder wund. Auch ein Überhänger der befreundeten „UvdA“ wurde erspäht, allerdings war nicht erkennbar, ob sich hier hierbei um einen Fetzen für Marcel handelt. In dem Sinne, „Niemals aufgeben Marcel“. Nach diversen Spielehrungen, unter anderem für das Tor der Saison in der Regio Bayern, wurde der Kick bei Temperaturen um den Gefrierpunkt endlich angepfiffen. Und die Gäste waren immer noch nicht anwesend. Enttäuschung machte sich bei meiner Begleitung und mir breit, da man die „Rezatbande“ aus Ansbach bis jetzt immer sehr geschätzt hat. Doch noch vor der fünften Spielminute hörte man von der von uns aus rechten Richtung, der Seite des Gästeblocks, leise Schlachtrufe und eine Trommel. Und tatsächlich erstürmte eine Neunerbesatzung den Gästeblock und hing erstmal alles auf, was die Taschen hergaben. Schönes Bild. Nach der vergangenen ersten Viertelstunde zogen etwa 25 Personen auf der Seite der Spielvereinigung ihren Stiefel durch und es machte durchaus Laune ihnen zu lauschen. Zum Spiel brauche ich keine Worte verlieren. Bitte steigt einfach beide ab. Beim Duell des Elften gegen den Dreizehnten konnte es keinen Gewinner geben. Kein Team, kein Zuschauer, kein Hopper. Nicht mal der von meiner Begleitung hoch gelobte Trommler der „Ultas Black Side“, die in diesem Jahr ihr 20 jähriges Bestehen feiern, zeigte sein Können. Support von eben jener Gruppe war okay, aber wirklich nichts Besonderes. Um die 80ste Minute entschlossen wir uns von den Plätzen auf der Haupttribüne loszueisen und den Gang auf die gegenüberliegende kleine Stehplatztribüne anzutreten, damit wir die Haupttribüne in voller Pracht sehen können. Es ging hinter dem ursprünglich wohl provisorisch errichteten Stahlrohrkonstrukt, auf dem sich die Gruppierung des Gastgebers niederlässt, vorbei auf die Gegentribüne. Das Spiel wurde dort nicht besser, lediglich die Lautstärke der Kurve nahm man besser wahr. Die letzten fünf Minuten drängte Burghausen noch auf den Führungstreffer, ließ von von Ansbach einmal, bis auf den Torabschluss, mustergültig auskontern, aber alle Bemühungen und Hoffnungen waren vergebens und so marschierten wir zwar mit einem neuen Kreuz, aber einem schönen 0:0 wieder Richtung Bahnhof.

Die Wartezeit von ungefähr 30 Minuten verbrachten wir in einer Filiale der HypoVereinsbank und beschäftigten uns mit unserer genauen Wegstrecke, um so wenig Zeit wie möglich draussen verbringen zu müssen. Alle Möglichkeiten einer kostengünstigen Übernachtung wurden angefragt, aber abgelehnt, und so blieb uns nichts anderes übrig erstmal wieder in Richtung München zu fahren. Von dort ging es mit einem weiteren Zug nach Augsburg. Dort war ein Ersatzbus nach Treuchtlingen geplant, der allerdings nicht kam. So ging es nach einer Stunde Wartezeit in der kalten Bahnhofshalle mit dem nächsten Bus gegen halb Vier nach Donauwörth. Zwei Stunden Busfahrt später, die nahezu vollständig verschlafen wurden, mussten wir noch zum RE nach Nürnberg rennen, da die nette Fahrerin wohl irgendwo auf der Strecke massig Zeit verloren hat. Gegen Sieben Uhr waren wir dann im Fränkischen und machten uns von dort über Hof auf den Weg nach Plauen. Und eins kann ich sagen, ich habe es selten erlebt, dass ein Bahnsteig so glatt war. Beim Aussteigen aus dem Zug legten wir beide uns gleichzeitig fast auf den Boden. Eine bereits am Gleis wartende Gruppe von 12-14 Jähriger Kinder amüsierte sich mit dem „Schlittschuhlaufen“ und am Ende des Bahnsteigs fing ein Mitarbeiter der Bahn gerade mit dem Streuen an. Wie schön will ein Morgen noch sein. Im letzten Zug des nächtlichen Abenteuers wurde nochmal geschlummert, ehe man gegen halb Zehn in Plauen eintrudelte. Und wow hat mich die Innenstadt, die kleine Burg, das Panorama auf dem Aussichtsturm abgeholt, ich habe wenig erwartet und viel bekommen. Ich empfehle absolut sich auch einmal die Räumlichkeiten der zentralen Sparkasse anzuschauen. Zum Glück musste mein Kumpane Geld abheben, sonst wäre uns dieser museumswürdige Raum wohl entgangen. Mit der Stadtbahn ging es, nachdem wir noch einige Christen in Ihrer Straßenmission beobachteten, wieder in Richtung Hauptbahnhof, da wir von dort die grobe dreiviertel Stunde zum Stadion laufen wollten. Der Mob der Chemiker war zu diesem Zeitpunkt, danke an die zuverlässige Quelle, an der Talsperre mit zahlreicher Bullenunterstützung grillen, so dass wir uns sicher waren, dass am Bahnhof nichts los sein würde. Und genauso war es auch. Eine kurze Kraxelei auf den Bärenturm und der Genuss der Aussicht auf die Stadt und den Stadtpark später, befanden wir uns auch schon im Marschtempo Richtung Vogtlandstadion. Der Einlass war super entspannt, man konnte sich sofort frei im offenen und weiträumigen Ground bewegen und sah bereits die Choreovorbereitungen der Badkurve Plauen, sowie der Diablos auf Gästeseite. Die Freude auf ein Fußballfest war groß. Mit dem altbekannten Kartentrick schmuggelten wir uns noch auf die bereits sehr volle Haupttribüne, um die Show bestens genießen zu können. Und sowohl die Anhänger der Leutzscher, als auch die Fans aus der Badstadt gaben von Anfang an Gas. Eine schöne Choreo mit Mottoschals auf der Heimseite und eine Rauchshow mit Spruchband von Gastseite begleiteten die Teams aus den Katakomben. So hatten wir uns das vorgestellt. Die Lautstärke der Kurve um die Diablos war echt sehr stabil, zum Liedgut muss man keine Worte verlieren. Mit der Varianz kann deutschlandweit kaum jemand mithalten. Ein absolutes Fest für die Ohren. Die Badkurve zeigte sich mit den Freunden aus Nordhausen auch sehr gut aufgelegt und konnten zumindest teilweise mithalten. Im Gegensatz zur eigenen Mannschaft. Die erste Hälfte war ein absoluter Akt der Dominanz vom Regionalligisten. Der eventuell designierte Aufsteiger konnte nur doch Konter die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. So ging es schmeichelhaft mit lediglich 0:1 in die Halbzeit. Wir veränderten in der Pause unseren Platz und zogen auf die überdimensionierte Gegentribüne. Und sahen ein komplett anderes Spiel. Plötzlich drückte Plauen den Favoriten in die eigene Hälfte. Es entwickelte sich ein wirklich spannendes Fußballspiel und der Underdog nutzte seine Überlegenheit in diesem Spielabschnitt gnadenlos aus. Erst unter großem Jubel der Ausgleich und anschließend die Führung. Da wir nun näher an der Gästekurve waren, konnten wir die Gesänge bei Lebkuchen und Punsch deutlich besser genießen, nahmen aber auch die Verwunderung über den unerwarteten Verlauf der zweiten Halbzeit wahr. Die BSG aus Leutzsch wurde bei melodischen Gesängen, wovon mein Reisepartner 70% auswendig konnte, weiter angefeuert, aber es half nichts. Man musste sich dem Underdog, dessen Stadionsprecher jede vergangene Minute der Nachspielzeit wahrhaftig zelebrierte, geschlagen geben. Die Ekstase im Vogtlandstadion war bei den Fans des Oberligisten zu spüren. Der Gastanhang nahm sich lieber die Mannschaft zur Brust. Vorallem das Derby am darauffolgenden Wochenende wurde angesprochen. Wenn man sich dort genauso kampflos zeigte wie in diesem Pokalspiel, dann befürchteten die Fans einen Schmach. Die eindrücklichen Worte des Capos schienen zu wirken, den die Mannschaft stand mehr als 5 Minuten vor der Kurve und hörten zu. Das am Ende bei „Derby immer X“, wissen wir als DWIDS-Kids natürlich, aber trotzdem war es interessant zu sehen, wie die Diablos ihre Mannschaft auch nach dieser unnötigen Niederlage und damit dem Ausscheiden aus der einzigen DFB-Pokal Chance zu pushen versuchte. Auf der Gegenseite feierte die Badkurve ihre Mannschaft und den Einzug ins Viertelfinale.

Für uns ging es mit ein wenig Luft im Rücken die 45 Minuten Fußweg Richtung Bahnhof, jedoch nicht ohne vorher im Supermarkt noch das Abendessen zu besorgen. Über den besonderen Umstiegsbahnhof Mehltheuer, an dem wir mit ungefähr 30 Leutzschern auf den Anschluss nach Leipzig warteten, muss erwähnt werden. Unser Ziel am Ende des Tages war der Airport Berlin, und das mit dem Deutschland-Ticket. Eine sich spontan ergebende Übernachtungsmöglichkeit in Cottbus wurde wieder abgeblasen, so dass wir über Leipzig, in dessen Hauptbahnhof wir dank eines im Moment der Ankunft am Nebengleis abfahrenden Anschlusszuges einen längeren Aufenthalt als geplant hatten, und Potsdam dann gegen Mitternacht am Vorzeigeflughafen der Bundeshauptstadt ankamen. Im zweiten Stock neben dem Ruhe- und Gebetsraum fand sich ein super ruhiger Platz zum Abliegen und so wurde bis kurz nach Fünf ordentlich Kraft getankt. Anschließend ging es durch die Sicherheitskontrolle und ans Gate, an dem es sich ein weiteres Mal gemütlich gemacht wurde und auch die Möglichkeit der Stromzufuhr für die mobilen Endgeräte nutzt wurde. Selbstredend wurden sich wieder Plätze in der Front der Maschine gesucht, was angesichts des nahezu vollen Fliegers unmöglich war. Trotzdem kamen wir recht gut nach der Landung wieder raus, so dass wir überpünktlich am Mietwagenstand von Europcar auftauchten. Unsere Karre, die uns die rund anderthalb Stunden nach Plovdiv bringen sollte, stand bereits bereit. Für die rund 50 EUR inklusiver aller Versicherungen konnte man nicht meckern. Bei dem Daytrip habe ich es lieber so, als nachher für einen Kratzer zu zahlen, den ich nicht verursacht habe.

Das Auto wurde eingerichtet, die richtige Musik per Bluetooth eingestellt und so ging es den Highway in die europäische Kulturhauptstadt von 2019. Jedoch nicht ohne vorher noch nach einem weiteren Spiel Ausschau zu halten. Dies fand sich, zumindest bis zum Vortag, im 25 Kilometer nördlich entfernten Rakowski. Mit Ankunft am Ground stellen wir aber erstaunliche Leere fest und kontrollierten nochmal die Website. Um 30 Minuten nach hinten verschoben. Geil. Da es mit dem Hauptspiel, Spartak Plovdiv im Stadion Plovdiv eh schon knapp war, entschieden wir uns gegen diesen Kick und machten lediglich eine kleine Bilderrunde, während die ersten Spieler zum Aufwärmen den Rasen betraten. Die gammlige Tribüne, die völlig verlassenen Stufen auf der Gegenseite und das Panorama des verranzten Gästeblockes hatten einen besonderen Charme, der in der Sammlung leider weiterhin fehlt. Auf dem Weg Richtung Hauptspiel wurde, mit einem Stop an einer Bäckerei im Ort, sowie einer Tourirunde durch Rakowski und dem Besuch eines lokalen Markts die nun frei verfügbare Zeit gut genutzt. Das Burek bei der älteren Frau, deren Laden ich in Maps leider nicht gefunden habe, werde ich mir definitiv wieder holen, wenn der Ground in diesem beschaulichen Ort dann irgendwann fällt.

Mit Ankunft an dem Objekt der Begierde des dieswöchigen Trips, wurde erstmal die klassische Groundrunde ausserhalb abgearbeitet. Mit einer knappen Stunde zum Anpfiff, waren wir sehr überpünktlich aber auch erleichtert, dass wir bereits Securitys an dem einzigen mir bekannten Haupteingang sahen. Zuerst ging es zu den Eingängen auf den Oberrang, die Treppenstufen waren offen und zugänglich. Das Tor in das Stadion hingegen war dann verschlossen. Bilder wurden trotzdem geschossen. So verbrachten wir rund 25 Minuten nur um einmal ums Stadion von aussen zu laufen und diese Schüssel zu bewundern. Und dann ging es hinein. Ich will nicht so viel Schwärmen, aber wenn mich jemand fragt, ob es sich lohnt für ein bulgarisches Drittligaspiel nach Bulgarien zu fliegen, dann muss ich heftig nicken. Was. eine. Schüssel. Das einzige bulgarische Stadion mit einem zweiten Rang (bis 2023 das neue Stadion von Botev Plovdiv fertig gestellt wurde), eröffnet 1950, erneuert 1980. Genutzt vorrangig für Leichtathletik aber auch Konzerte, unter anderem Metallica 1999, aber selten für Fußball. Wunderbar verfallen mit gesperrtem Oberrang, zu dem es aber nun mindestens zwei bekannte Zugänge gibt. Das Spiel hier drin war zweitrangig, aber bevor die Schüssel der kommenden Autobahnauffahrt weichen muss und platt gemacht wird, muss man hier irgendwas anschauen. Mit Spartak Plovdiv traf der Tabellenführer der südostlichen Staffel der viergleisigen dritten Liga auf ein Team aus dem Tabellenmittelfeld mit Rozova Dolina Kazanlak. In diesem Sinne Gesundheit. Die für ehemals 55.000 Zuschauer eröffnete Schüssel musste heute nur grob 100 Fans beider Teams beherbergen, was angesichts des weitreichenden Ausbaus schon etwas traurig wirkte. Aber schon mehr Bewegungsfreiheit für den Hoppermob, der nach Groundrunden lechzt. Zum Spiel kann ich leider nicht viel beitragen. Ging am Ende 3:0 für den Favoriten und Gastgeber aus, ein Tor habe ich gesehen, zum Rest muss ich passen. Dafür wurden wir zwei Mal vom Ordner des Oberranges verwiesen, als wir unsere Bilderrunde auf eben diesem weiterführen wollten. Der Blick auf die Flutlichtmasten und die massive Anzeigetafel ist einfach zu schön, um es nur von unten zu fotografieren. Sorry not sorry, daher hat sich jede verbotene Aktivität innerhalb dieser Schüssel gelohnt. Mit dem nahenden Spielende wurde man auch mutiger und wagte sich in Richtung der oberen Seite der Haupttribüne, ehe man auch hier verscheucht wurde. Allerdings nicht ohne die gewünschten Bilder auf der SD-Karte zu haben. Perfekt. Ich denke bei einer weiteren Kletteraktion wären wir wohl des Stadions verwiesen worden, aber manchmal muss man schwammige Grenzen auch ausnutzen. Mit dem Abpfiff trennten sich die Wegen zwischen der im Ground getroffenen, bereits vorab bekannten in seit dem Vortag in Plovdiv verweilenden Reisegruppe aus der Heimat, und uns. Für die beiden ging es mit den Zug und einigen Bier im Kopf noch heute zurück nach Sofia, wir verbrachten den Abend in Plovdiv und wanderten zuerst auf einen der beiden Hügel, genauer den „Youth Hill“ um den Sonnenuntergang in ruhiger Atmosphäre zu genießen. Das war für mich in all dem Reise- und Planungsstress Erholung. Mit der untergegangenen Sonne im Rücken ging es in die Innenstadt und ich gab meiner Begleitung eine kleine Stadtführung durch die historischen Überbleibsel. Zum Essen ging es in die historische und schöne Altstadt. Das ausgesuchte Restaurant hatte leider geschlossen, so dass eine touristischere Alternative herhalten musste. Das Bier, beziehungsweise die alkoholfreie Alternative, war gut. Mein ausgesuchtes Essen namens „Patatnik“ konnte auch überzeugen. Bestehend aus Kartoffelstampf, Zwiebeln, Pfefferminz und einigem anderen eingebackenem Gemüse machte es wirklich gut satt und schmeckte in Ordnung. Meine Begleitung war mit seiner fleischhaltigen Gemüsepfanne leider etwas unzufrieden. Nach einigen Getränken machten wir uns trotzdem glücklich und nicht wirklich ärmer auf zum am Stadion geparkten Auto. Ungefähr 45 Minuten den Fluss, die Maritsa, entlang und dann ging es mit dem Auto in Richtung bulgarischer Hauptstadt. Am Auto angekommen schauten wir noch nach einem kleinen Rastpunkt, an dem wir die Nacht noch in dunkler und ruhiger Umgebung verbringen und zumindest 3 Stunden Schlaf mitnehmen konnten. Dieser wurde erfolgreich gefunden und angesteuert. Nach dem Nap wurde noch in Flughafennähe, also grob 30 Kilometer vorher, der Mietwagen vollgetankt und ein Frühstück zu sich genommen. Das Geld reichte nahezu genau, lediglich 4 „Lewa-Cent“, blieben von unserem Bargeldbestand übrig. Als hätten wir es kalkuliert.

Mit abgestellter Mietkarre am Airport ging es zum Security-Check und anschließend zum Gate. Unsere Hopperkollegen aus der Heimat ließen sich erst 20 Minuten später blicken und machten auch keinen fitten Eindruck. Und die Vermutung wurde bestätigt, es gab billiges Bier. Auf dem Flug wurde entspannt geschlummert, ehe man nach der Landung im Allgäu zum am Freitag abgestellten Auto schlenderte. Der Zug in Ulm wurde natürlich easy erreicht und so konnte nach dieser Tour auch noch der Nachmittag im Geschäft unter ,mit dem Kopf schüttelnden Mitarbeitern, verbracht werden. Dafür, dass man mit so vielen Unplanbarkeiten rechneten, ging das Wochenende doch recht gesittet von der Hand. Mein körperlicher Gesamtzustand ließ zwar zu Wünschen übrig, aber irgendeinen Tod muss man sterben. Danke auch nach Heilbronn fürs spontane Mitkommen und die schönen Tage voller Tourstress!

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