Das heimische Stadion mit einem Glücksgefühl zu verlassen ist immer ein gutes Zeichen. Doch dieses Mal ist es ein wirklich Besonderes. Nicht nur, dass wir den 1.FC Köln gerade mit 3:0 aus dem Stadion gefegt haben und, wie der Spielstand es schon sagt, dabei auch ohne Gegentor geblieben sind, nein, dieser Sieg war ein so wichtiger vor dem direkten Abstiegsduell mit den Königsblauen am darauffolgenden Samstag. Seit Wolfsburg am 11.12.2021 haben wir in der Liga auswärts keinen Sieg mehr einfahren können. Mit Normalbedingungen ohne Corona müssen wir sogar an den Jahresanfang 2020 gehen. Mein letzter gefeierter Auswärtssieg in der Liga ist nun knapp mehr als 3 Jahre her und fand in direkter Nachbarschaft von Schalke statt. Montags, 17.02.2020 in Bochum. So ein wichtiger Sieg für den Kopf. Und dieser Kopf wird die nächsten 29 Stunden noch mehr Siege feiern. Gemeinsam mit weiblicher Begleitung ging es, nach dem Feiern der Mannschaft, ungläubigen Kopfschütteln und dem obligatorischen Toilettengang im Entenmarsch zum bereits an der Parkhausausfahrt abgestellten Auto. Grobe 30 Minuten nach Abpfiff wurde so der Bleifuß ausgereizt und der Airport Memmingen angesteuert. Nach einer kurzen Pause im Supermarkt, in dem sich mit Backwaren, Frischkäse und Alkohol eingedeckt wurde, fand man sich so gegen 19:30 bereits angetrunken im Wohngebiet Memmingerberg wieder. Das Attribut „angetrunken“ wird hier auch nur für den weiblichen Teil der Besatzung verwendet.
Den Fußweg vom Wohngebiet zur Startbahn kann jeder süddeutschen Hopper mit geschlossenen Augen laufen und so fand man sich 35 Minuten vor Abflug an der Sicherheitskontrolle ein. Als einzige und für diesen Tag letzten Passagiere durchquerten wir den Sicherheitsbereich und mussten tragischerweise den Frischkäse ungeöffnet wieder abgeben. Beim letzten Mal ging er noch durch. Schade. Da kommt mein Schwabe durch, sinnloses Invest. Naja, abhaken, die 1,50 EUR kann ich wohl noch verschmerzen. Nachdem sich der Anhang im Duty Free mit Sekt eingedeckt hat, die Passkontrolle hinter sich gebracht wurde und der Rest der nun siebenköpfigen Reisegruppe durch lange Umarmungen und romantische Zeit im Raucherkasten vorstellig geworden ist, musste man noch ein erstes Gruppenfoto vor der, mit einer Emma verzierten BUZZ-Maschine, knippsen. Der Flug mim irischen Rainer nach Sofia fand so in einer polnischen Maschine statt. Wir lieben Globalisierung. Solange sie billig ist. Der Flug verlief mehr oder weniger Ereignislos, lediglich die Zeit war uns im Nacken. Laut Maps ist die letzte Bahn Richtung Zentrum um 23:45 angesetzt. Landung 23:20. Das man, wie beim Rainer üblich quer übers Flugzeug veteilt sitzt ist glaube keine Erwähnung wert, da ein No-Brainer. Das der Flieger dann aber auch ausgebucht ist und man sich nicht da hinsetzen kann wie man es will war dann wieder unnötig. Zumindest ein Platz in Reihe 1 und Reihe 2 konnte ergattert werden und so auch ein nettes Gespräch mit Bulgaren, die uns eine eher unbekannte Bar in der Innenstadt empfiehlten.
Nach überpünktlicher Landung und weiterer Passkontrolle und Pipipause kam wie es kommen musste, 23:30 in voller Gruppenstärke an der Haltestelle, aber „No Trains anymore.“ Egal, muss wohl das Taxi herhalten. Da ich durch eine vorherige Reise bereits mit Bargeld versorgt war, konnte mich unser Taxifahrer, auch wenn er es versucht hat, nicht übers Ohr ziehen. Nächstes Mal lieber doch den Taxameter anmachen du Hund. Leider hat Taxi 2 mit der dortigen Besatzung mehr Glück gehabt und den ausgemachten Betrag im doppelt so starken Euro bekommen. Aber auch das ist an diesem Abend nicht mehr wichtig. Die letzten Meter Fußweg vom Vasil-Levski-Stadion, zur Bar wurden mit Geld abheben, Geburtstagsgrüßen, den das war der Anlass des kleinen Trips in die bulgarische Hauptstadt und dummem Geschwätz verbracht. So lieben wir es.
Für absolut faire 5 Lew, also grobe 2,50 EUR, hat sich die fleischessende Fraktion noch eine Gyros gegönnt, bevor man fast den schon den falschen Laden betrat. Doch die Verwechslung wurde zum Glück früh genug erkannt. Man muss wohl wirklich in eine der dunklen Gassen um zu dieser unbekannten Bar zu gelangen. Trauen wir dem Ehepaar aus dem Flieger? Was erwartet uns hier? Das Komitee kam zusammen und entschied eine Vorhut loszuschicken. Am Ende des dunklen Gangs erwartete uns eine Pressspanntür, Musik drängt nach aussen. Klingel oder Türknauf war keiner ersichtlich. Nach einem kleinen Blickkampf, ob man jetzt klopfen sollte oder nicht, wurde sich für ein lautes Hämmern an der Tür entschieden. Und sie wurde uns geöffnet. Drinnen erwartete uns eine ganz klassische Bar, aber alles war besetzt. So waren wir in der Mitte des Raumes etwas verloren. Man erkannte klar, dass es sich um eine ehemalige Scheune handelte, wie auch immer die hierher gekommen war, mitten in der Innenstadt Sofias. J An einem Tisch, der normalerweise für 6 Personen ausgelegt war, wurde gerade etwas frei und so drängt sich der Mob an diesen Tisch. Das am Tisch verbliebene, natürlich nach Rücksprache etwas abgeschreckte, Pärchen verzog sich keine 5 Minuten nach unserer Ankunft und so konnte eine Runde nach der anderen hier konsumiert werden. Die Standartbestellung umfasst 5 Bier, ein Weißwein und für den Berichteschreiber und Geburtskind eine Cola. Für den wirklich sehr humanen Preis von 22.80 BGN, also grobe 12 EUR, konnte man die Runde vom der Barfrau mitnehmen. Eine Regelung die mir sehr wichtig ist, nennt sich „Handystapel“. Niemand geht an sein Handy, alle Geräte liegen in der Tischmitte. Wer hingeht zahlt die nächste Runde. Nach ca. 2 Stunden gekonntem Kippen machte sich bei einem Gespann der Hunger bemerkbar und der nur einige Schritte entfernte Gyrosladen wieder besucht. Auch die vegetarische Alternative mit Pommes im Fladen konnte sich sehen lassen und verschwand für 4 BGL im Schlund. Auf dem Weg wieder zurück in die Pinte kam uns schon ein wesentlich angetrunkenerer Teil der Gruppe entgegen und suchte ohne Handy nach dem nächsten Kippenautomat. Das erstbeste bulgarische Pärchen wurde angesprochen und nach deren Wegweisung verschwanden die beiden in der Dunkelheit Bulgariens. Mein Essenspartner und ich gingen, nachdem wir die Pressspanplatte wieder kaputt klopfen durften, wieder an den Tisch zu den Verbliebenen. Die Geselligkeit machte sich nach einiger Zeit bemerkbar und erst nach grob 90 Minuten weiterem, wie ein guter Hamburger Freund der in diesem Bericht nicht unerwähnt bleiben darf es nennen würde, schnacken, fiel uns das Fehlen der beiden Raucher auf. Wir hofften, dass sie lediglich übereinander hergefallen sind und nun die Feindschaft zwischen Baden und Württemberg durch diesen Akt aufgehoben sei. Wie in früheren Zeiten, als Streitigkeiten zwischen Königshäusern durch eine Hochzeit jeweiliger Kinder bei Seite geschoben wurden. Als wir gegen 4 Uhr und weiteren Runden als Letzte den Laden abschlossen, machten wir uns immer noch Sorgen um die Verlorenen. Der Anfängliche noch sehr spaßige und humorvolle Umgang mit der Situation schlug langsam in Realität um. Die beiden sind vielleicht in einer Stadt lost, die sie beide nicht kennen. Die Handys haben wir. Was machen wir jetzt? Soll jemand hier vor der Bar warten, bis die Beiden auftauchen? Geht der Rest in der Stadt suchen? Unser aller Liebling, Mister Sozialarbeit, rief aus reiner Verzweiflung auf dem immer noch dunklen Weg von Bar zur Seitenstraße den Namen seines Lieblingsbadenzers als dieser zusammen mit seiner württembergischen Begleitung tatsächlich uns Eck kam. Leider haben wir es bei Baden mit einem Großherzogtum zu tun und mit dem will man bekanntlich nix zu tun haben, also sind auch die Beiden, zu unser aller Enttäuschung, nach eigener Aussage nicht näher gekommen und haben lediglich Wodka E getrunken und eine bulgarische Kioskbesitzerin abgefuckt.
Der Wodka E machte sich bei einer der beiden Personen, man braucht glaube ich nicht lange nachdenken bei wem, bemerkbar und wie ein Flummi wurde von Straßenseite zu Straßenseite gesprungen und gehüpft. Eine kleine Stärkung beim Gyros später wurde mit einer Googlesuche der nächste Laden, ein Rockcafé, angesteuert. Der Bier (6 BGN) und Colapreis (2 BGN) war in Ordnung, nur für Madame Württemberg, die nach dem alleinigen Abenteuer in Sofias Innenstadt noch nicht genug hatte, musste es natürlich ein doppelter Jacky Cola sein, der mit 24 BGL den Rahmen eines vernünftigen Preises komplett sprengte. Die Musik war okay, die Gespräche gut und nachdem wir auch hier eine gute Stunde später und durch einen besoffenen Badenzer mit vielen Eiswürfeln im Bier auch nicht mehr willkommmen waren, musste die nächste Bar herhalten.
Nach guten 20 Minuten Fußweg, natürlich am mittlerweile geschlossenen Gyros vorbei, erreichten wir eine Lokalität die leider geschlossen erschien. Doch nach einer kurzen Wartezeit torkelten 3 Leute aus einer etwas versteckten Seitentür und wir nutzen die Chance um Zutritt zu bekommen. Eine Runde mit den oben bereits erwähnten Getränken wurde geordert, lediglich Mr. Sozialarbeit stieg aufgrund seines doch sehr schnell steigenden Pegels auf etwas Alkoholfreies um. Ausserdem waren er und die bisher noch nicht erwähnte dritte Person der Sektion Stuttgart, nennen wir sie „Lady Wine“, als Älteste der Gruppe, seit mindestens 3 Stunden überfällig um ins Bett zu gehen. Dem Wunsch, auch wenn er mehrfach geäußert wurde und sich bereits Hotels angeschaut wurden, wurde natürlich nicht stattgegeben, da sinnlos. In der dritten Nachtdestination wurden wir pausenlos von einem walisischen Briten, der jetzt in Sofia wohnt und ziemlich deep in jeglicher Verschwörungsscheiße steckt, vollgelabert. Auch Madame Württemberg wurde, so war zumindest unser Eindruck, von einem ranzigen Bulgaren angemacht und gebeten mit ihm vor die Tür zu gehen. Plötzlich war ich also mit ihr in einer Beziehung, damit er die Biege macht. Das klappte kurzfristig, aber nicht wirklich auf Dauer. Seine Zeichen wurden immer kruder, bis wir verstanden, dass er uns aus dem Schuppen werfen will. Wirklich penetrant stand er ungefähr noch 30 Minuten neben unserem Sofa, auf dem wir es uns gemütlich gemacht haben. Nur, der ebenfalls noch namentlich genannte Heilbronner der Gruppe, den ich jetzt auch einfach weiter so nenne, hat mal für 2 Minuten seine Kräfte gebündelt und nen Nickerchen gemacht. Irgendwann mussten wir uns dann aber tatsächlich aus der Lokalität verabschieden, auch weil unser nächster Stop gut 40min Fußweg entfernt lag. Hauptbahnhof Sofia.
Unser Ziel war die etwas nördlich gelegene Stadt Vratsa, Luftlinie etwa 70 km entfernt. Der Weg dorthin verlief ohne weitere Zwischenfälle, ausser das dank mir jetzt in jeder zweiten Seitengasse ein Bäumchen besonders gut wachsen wird. Auch einige Schilder sind jetzt mit schönen weiß-roten-Bebbern markiert, die, das muss man anmerken, vom Lieblingsbadenzer dort platziert wurden. Am Bahnhof angekommen kümmerte ich mich erstmal um die doch etwas komplexere Ticketbeschaffung. Im Vorhinein habe ich es online schon versucht, bin aber kläglich gescheitert. Die Ticketdame war etwas verwirrt, dass ich alleine aufkreuze und 7 Tickets benötige, aber für kumuliert 39 BGN konnte ich die Tickets in Empfang nehmen. Wieder in der Gruppe angekommen suchten wir unser Gleis auf und standen 8 Minuten vor Abfahrt neben dem schon sehr verranzten Zug. Wirklich ein Träumchen. Doch auf einmal machte sich Panik auf. Die beiden Mädels fehlten. Der linke Liebling, so nenne ich den verbliebenen, noch nicht genannten Bestandteil der Gruppe und ich rannten die Bahnhofshalle, das Gleisvorfeld und alles ab aber die beiden Damen waren nicht mehr zu erspähen. Als ob deshalb der Zug flöten geht… Ein gefühlte Ewigkeit später, es waren aber tatsächlich wohl nur 3, tauchten die beiden Köpfe über die Rolltreppe auf und grinsten uns an. „Wir waren nur kurz aufm Klo, wir haben doch Zeit“. Ja genau, und wir haben Panik ey. Kurzes Gruppenbild vorm Zug und ab ins Abteil. Zu Siebt quetschten wir uns auf die Bänke und machten es uns gemütlich. Sonderzugatmosphäre. Der badische Teil der Reisebesatzung machte dementsprechend auf das Partyabteil aufmerksam, welches aber nicht angesteuert wurde. Stattdessen wurden äußert forsch unsere Zugfahrkarten kontrolliert. Die Dame der bulgarischen Bahn darf allerdings nochmal lernen bis sieben zu zählen. Hat erst beim zweiten Mal funktioniert und wir wurden entsprechend auf bulgarisch angekackt, dass wir wohl ein Ticket zu wenig hätten. Seis drum. Ne Viertelstunde später lagen wir eh alle quer über- und untereinander im Land der Träume und ließen die Hauptstadt hinter uns. Ein paar verliebene Käpsele, also der württembergische Teil der Gruppe, hat sich einen Wecker gestellt und so klingelte es um kurz nach 9 sehr laut. Niemand ausser der Mr. Sozialarbeit und mich schien das aber zu stören und so wurde deeply weitergeschnarcht. Die wären wohl bis nach Widin an die rumänische Grenze weitergefahren, hätten wir nicht mehrere Weckmanöver gestartet. Ungefähr 3 Minuten vor Einfahrt in den aus 3 Gleisen bestehenden Bahnhof von Vratsa klopfte die unfreundliche Schaffnerin auch noch an die Tür und machte uns auf den nächsten Halt aufmerksam. Zählen kann sie nicht, aber wo wir raus müssen kann sie sich merken. Respect from Turkey! Madame Württemberg war noch so in Träumen verloren, dass wir sie erst wieder aus dem komatösen Zustand befreien konnten, als der Zug schon stand. Dementsprechend durfte sie auch nur unter eingehakter Begleitung den Bahnhof verlassen. So nah an den Gleisen waren alle Sinne, auch der des Gleichgewichts, von Nöten.
Raus aus dem Bahnhof, rein in die Innenstadt. Der Blick auf die Bergkette, die sich nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt aufgetan hat war, wie Heilbronn es nennen würde, Ü-BER-RA-GEND! Und dann dazu dieses perfekte Wetter. Keine Wolke am Himmel, die Sonne am ballern. Kurzer Marsch zum Supermarkt im sogenannten Stadtzeitrum. Gefühlt jeder Bewohner hatte seinen eigenen Flohmarktstand aufgebaut und verkaufte jegliche scheiße. Ausserdem fand auf dem Marktplatz wohl die bulgarische Schachmeisterschaft der Ü60 Senioren statt. Was für ein Anblick. Im Supermarkt wurde sich von Seiten der Besatzung mit Wasser, Alkohol, Backwaren und Bananen eingedeckt, nur Lady Wine und ich blieben draussen und genossen die Sonne. Was ein Wetter. In dieser Situation kam auch der erste Geburtstagsanruf rein, Gruß an Tim, hat mich sehr gefreut. Die Einkäufer kamen zurück, Lady Wine hat geschlafen und der Plan für die nächsten 6 Stunden wurde geschmiedet. Zur Auswahl stand eine Wanderung zu einer kleinen Burg oder zu einem Wasserfall in der Nähe. Der Mehrheitsbeschluss entschied sich für den Wasserfall und damit verbundenen ca. 60 Minuten Wanderung. Ein schöner Platz mit Statue von Hristo Botev, der Name wird uns später noch begegnen, wurde hinter uns gelassen und eine schöne Aussichtsplattform über der Stadt in Angriff genommen. Nach der groben Hälfte der doch wirklich unzähligen Treppenstufen, entschieden sich der Badenzer und Lady Wine für ein entspannteres Programm und ließen uns weiterziehen. Die beiden wurden von zwei bulgarischen Straßenhunden vorzüglich ersetzt und nachdem Madame Württemberg beide auch noch streichelte, hatten wir berechtigte Angst, dass die uns bis ins Stadion folgen werden. Weiter im Text, ich will ja auch mal fertig werden. Aussicht war schön, Shirt vollgeschwitzt und die beiden Hunde plötzlich aggressiv. Zum Glück nicht uns gegenüber, sondern einer Dame mit einem Mops. Wir konnten die Hunde zum Glück durch stehen bleiben bzw. laufen in die entgegengesetzte Richtung wieder auf uns lenken, aber so ganz Ziel der Sache war das nicht. Nachdem sich der Stress in Luft aufgelöst hatte und das vorhandene Dixi genutzt wurde, konnte man den eigentlich geplanten Wanderweg nutzen. Anfangs machte uns die noch eine starke Steigung auf Asphalt, später der etwas flachere und rutschige Lehm/Kieselunterboden zu schaffen. Ein entgegenkommender Wanderer machte uns auf unser schlechtes Schuhwerk aufmerksam und meinte, dass es nun wesentlich rutschiger wird. Und wir müssen nen Fluss überqueren. Na Halleluja. Den Anstieg bis zur Flussüberquerung hinter uns gebracht, machten wir erstmal ne kleine Pause. Die Nacht war ja auch wirklich hart. Das Madame Württemberg hier nicht schon wieder weggeratzt ist war alles. Die Überquerung des kleinen Baches, gestaltete sich doch einfacher als gedacht. 2 große Schritte mit Steinen als Insel genügten und man war der anderen Seite, die aber noch steiler und rutschiger war. Auch hier verabschiedete sich nach einigen Schritten ein weiteres Mitglied. Der Sozialarbeiter hat wohl noch ne Zukunft und wollte das doch nicht ungefährliche Spiel nicht weiter mitspielen. Man merkt, dass der Mann im Kopf erwachsen ist. Wer ihn kennt, kann jetzt mit Lachen aufhören. Wir, als verbliebene Truppe bestehend aus 4 Leuten, waren nun högschd motiviert es bis zum Wasserfall zu schaffen. Ungefähr 5 Minuten Wanderung immer das gleiche Bild, links und rechts Wald, mittig ein kleiner mit Kieseln, Steinen und Wurzeln ausgemachter steiler Wanderweg und ab und zu eine Kurve. Vor uns machte sich aber nun ein Felsbrocken auf, an dem wir zuerst gar nicht richtig vorbeikamen. Nach mehrfacher Bemühung und gegenseitigem Helfen standen wir aber am Ende alle darauf und entschieden uns für Bilder von hier. In dem Moment haben sich die Hunde, die uns bis hierher begleitet haben, von uns getrennt. Ein Wanderer mit besserer Ausrüstung als NB und ner Umhängetasche stiefelte recht zügig nach oben und die Hunde ließen von uns ab. Machts gut. Wir machten auf diesem Felsbrocken Bilder von uns, von der Landschaft, von mitgenommenen Textilfetzen. In allen Variationen. Auch das Umkehren wurde beschlossen. Einerseits aufgrund der Wegverhältnisse, andererseits aufgrund des Spiels, das uns noch bevorstand.
Der Weg nach unten war schwieriger, gerade weil man ständig damit rechnen musste sich den Arsch auf dem rutschigen Weg dreckig zu machen, aber wir kamen alle heil unten an. Ungefähr eine Stunde vor Anpfiff waren wir jetzt also noch 30 Minuten vom Stadion entfernt und mussten noch den Rest wiederfinden. Eine kleine Bruchbude aus der Sowjet-Zeit, in Fachkreisen wohl ein „Lost-Place“ wurde noch angeschaut, aber angesichts der Müllberge und des Uringeruchs schnell wieder die Biege gemacht.
Im Umfeld des Grounds angekommen wunderten wir uns über die wilden Wege, den kleinen Parkplatz und das schnuckelige Tickethäuschen. Nach kurzen Kommunikationsschwierigkeiten aufgrund von Alkoholismus fand man den Badenzer wieder. Zum Glück hatte er Lady Wine bei sich, die noch einigermaßen klar denken konnte. Auch der Sozialarbeiter konnte wieder ausfindig gemacht werden und für 10 BGN durften wir ohne Taschenkontrolle die Hristo-Botev-Arena betreten. Keine Taschenkontrolle ist wichtig, denn im der legendären „Airport Memmingen“-Jutebeutel befand sich noch eine Flasche Sekt vom Duty-Free Bereich des Selbigen. So stand für die beiden Damen nichts mehr gegen den gepflegten Konsum im Stadion.
Die Bilderrunde wurde als Erstes abgeschlossen. Natürlich handelte man sich direkt wieder Ärger ein, da man den Pufferbereich zwischen neutraler Sitzplätze und dem wirklich sehr gefährlich wirkendem Gästeanhang von CSKA 1948 Sofia, nicht zu verwechseln mit dem tatsächlich schlagkräftigem Anhang von CSKA Sofia, betrat. Oberkörperfrei. Das Bild für Mike wurde geschossen und so trat man wieder glücklich den Weg in den neutralen Bereich an. Bis zum Einlaufen und Anpfiff natürlich. Da müssen wieder Bilder aus der besten Perspektive, aka ausm Pufferblock geschossen werden. Iwann war es den Bullen zu dumm jedes Mal zu uns Trotteln zu laufen und sie positionierten einen der hiesigen Securitys mit Hund in der Mitte des Blocks. Wir hatten aber schon alle Bilder im Kasten und konnten uns auf das Spiel, für 6 der 7 Personen der Länderpunkt, konzentrieren. Vratsa mit kleiner Szene am Start, Zaunfahnengame war okay. CSKA 1948 mit vielleicht 20 Mann im Block, quer verteilt. 3 Zaunfahnen, eine Trommel. Wenn man was hörte dann nur „CSKA“-Rufe. Von Vratsa kamen sogar mehr als nur Schlachtrufe, wirklich melodisches Liedgut stimmte man an. Aber das Spiel lief auch sehr gut für die Heimmannschaft. Eine kurze Zusammenfassung gibts, obwohl wir nicht wegen des Spiels hergekommen sind. Ne mal ehrlich, wen juckt des Spiel? Der Weg ist das Spiel und in dem Sinne Gruß nach Lippstadt. Als Tabellen-13. empfing man den Dritten und ging schon nach 20 Minuten in Führung. Nach einer guten halben Stunde verursachte der Heimkeeper einen wirklich dummen Elfer, den er aber glänzend parierte. Als dann Ende der ersten Hälfte auch noch ein Spieler von Vratsa aufgrund zweier wirklich dummen, ja fast noch dümmer als der Keeper, Fouls die Gelb-Rote Karte sah, erwartete man eine torreiche zweite Hälfte. Nicht unerwähnt sollte der mehrfache VAR Einsatz sein, den Heilbronn mit seinem FCK VAR Shirt jedes Mal im negativen Sinne zelebrierte. Hälfte zwei startete mit klarem Übergewicht der Favoriten, wirklich verfolgt haben wir es aber nicht. Wir kümmerten uns darum den Sekt möglichst leise aufzubekommen. Man merkte nur an der Atmosphäre und den ständig vergebene Torchancen von CSKA 1948, dass das Spiel zu kippen droht. Aber mitnehmen konnte der spielerisch bessere Verein aus der Hauptstadt nichts. Endstand 1:0. Man könnte jetzt noch auf die Historie der beiden Vereine eingehen und erklären warum es 2 verschiedene CSKAs in Sofia gibt, aber das wäre heuchlerisch und nur für den Bericht recherchiert. Ich will nur erwähnen, dass CSKA 1948 im Jahre 2016 von Fans des eigentlich bankrotten CSKA gegründet wurde nachdem dieser von einem Geschäftsmann übernommen wurde. Die Fanszene fährt zum Ursprungsverein, hier supportet, bis auf wenige Ausnahmen, niemand. Als die 3 Minuten Nachspielzeit beendet wurden, sieh an, wir haben doch aufgepasst, wurden noch ein paar Erinnerungsfotos geschossen und sich auf den Weg zum Bahnhof gemacht.
Der Plan des restlichen Tages war neben der Fahrt nach Sofia auch noch der Besuch eines lokalen Restaurants mit guter bulgarischer Küche. Ein Teil der Reisegruppe stoppte noch am Supermarkt und deckte sich für die Zugfahrt mit Wasser und Keksen ein, der andere Teil besorgte die Tickets für den Zug. Selbes Spiel, selber Preis. Wenn man die DB gewöhnt ist, ist es schon sehr geil für nen schmalen Taler pünktlich von A nach B zu kommen. Am Gleis standen allerdings noch viele weitere Personen, die alle nach Sofia wollten. Unsere Hoffnung auf gemeinsames sitzen und schlafen wie auf der Hinfahrt war recht schnell zunichte gemacht. Die pünktliche Einfahrt des Zuges und der anschließend übervolle Waggon in den wir einstiegen überraschte uns nicht. Gruß auch an Benni, der seinen Gratulationsanruf auf den Moment der Zugenterung wählte. Super gemacht mein Lieblingsginger! Die Koordination zwischen Telefonat und Gruppe zusammenhalten ging schief und so erreichte mich kurz nach Abfahrt des Zuges ein Hilfeschrei von Lady Wine, die in einem anderen Abteil war. Unsere Tickets waren schon kontrolliert, und da ich alle bei mir hatte, war sie etwas verunsichert was ihre Kontrolle anging. Aber auch dieses Problem konnte gelöst werden. Ein nicht gelöstes Problem war die Platzfrage. Als Gruppe marschierten wir nun durch den Zug, der allerdings kaum freie Plätze aufwies. Also in ein Zwischenabteil an einer Zugtüre. Dieser Bereich wurde eingenommen und bis auf Ausnahme von mir, auch nicht mehr verlassen. Ich hab mich im Sitzabteil daneben niedergelassen und mir ne Stunde Schlaf abgeholt. Schließlich muss ja auch jemand dafür sorgen, dass wir alle wieder gesund und pünktlich nach Hause kommen!
Kurz vor Endhaltestelle hab ich mich dann wieder zu den anderen gesellt, als natürlich der am meist ersehnteste Anruf des Tages eintrudelte. 2 Minuten vor Ausstieg, auch wieder ein klasse Timing. Aber egal, Henri hat die Tür, wenn auch mit Mühe, alleine aufbekommen während ich mir meine Glückwünsche abgeholt habe und der Mob bestehend aus uns und vielen Bulgaren erstürmten das Gleis. Mein Kontakt am Telefon bekam die Aufregung um uns mit und dementsprechend kurz war das Gespräch leider. Hat mich trotzdem sehr gefreut, dass wir uns hören konnten!
Nun wieder auf das hier und jetzt am Bahnhof konzentrieren. Ein bulgarisches Restaurant, nur 10 Fußminuten entfernt wurde als Destination ausgesucht und sich auf den Weg gemacht. Vor dem Gebäude, welches sehr liebevoll gestaltet und dekoriert war, wurden natürlich ganz tourilike Bilder gemacht und anschließend der Gastraum betreten. In einem Hinterzimmer durften wir Platz nehmen und wirklich sehr angenehmer Musik lauschen. Die zweisprachige Speisekarte war verdammt groß, sowohl von der Aufmachung als auch von der Wahl der Gerichte. Eigentlich kein gutes Zeichen, aber hier waren die Zeichen auf grün. Alles passte. Als Vorspeise musste, das war verpflichtend, jeder einen Schopska-Salat bestellen. Es gibt nichts Besseres als Salat mit Käse! Die Hauptspeise varierte vom vegetarischen Grießauflauf mit Hirtenkäse über ein Risotto, Hähnchen mit Pommes und auch Schweinefleisch wurde bestellt. Jeder war happy, der Badenzer, neben seinem Hauptjob als Arbeitsloser auch nebenberuflich anscheinend bulgarischer Musiker, gab ein paar Einschätzungen zur Musik zum Besten. Wirklich ausgelassene Stimmung am Tisch, bis wir mal die Uhr checkten. 20:25 geht der Flieger, es war jetzt ca. 18:30. Die Metro braucht ca. 30 Minuten von der nächstgelegenen Station, die allerdings wiederum 15min Fußweg entfernt liegt. Also pronto. Rechnung geordert, knapp 220 BGN für 7 Getränke, 7 Salate und 7 Hauptspeisen ist absolut überragend. Wir kommen wieder!
Der Weg zur Metro war geprägt durch meinen Jubel über das Los im Pokal. Ja, der glorreiche VfB darf noch im Viertelfinale antreten! Wie mein mehrfach verkündeter Wunsch es wollte, spielen wir auswärts in Nürnberg. Einfach top. Was nicht top war, war der Kauf der Metrotickets. Einige Teile der Gruppe ließen ihr Kleingeld als Trinkgeld aufm Tisch im Restaurant liegen und so mussten wir doch mit Scheinen die 7 Tickets lösen. Natürlich gibt es auch keine Sammelbestellung und so durften wir verflixte 7 Mal das Prozedere durchspielen. Irgendwann hatten wir es alle durch die Schranken geschafft, und ja, man könnte sie auch mit Kreditkarte öffnen, aber egal. Die nächste Bahn zum Flughafen hatte in 5 Minuten Abfahrt und so war man gegen 19:30 dort. Knapp aber schaffbar. Ein Teil der Besatzung nutzte die Zeit für einen Powernap, Gruß an die in Sofia nachts verlorene Raucherecke, der Rest betete, dass wir den Flug bekommen. An der Endstation der Metro angekommen fand ich mich zuerst auf der Toilette ein, während andere schon zum Security-Check durchliefen. Die Schlange an diesem war mit etwa 10 Minuten schon etwa so lang wie erwartet. Anständig wie ich bin, habe ich mich nach meinem Besuch der Örtlichkeit für ein Vordrängeln zu den anderen entschieden. Ist ja klar. In unserem Gepäck wurde am Ende natürlich nichts gefunden, wenn wir mal die Monsterdose von Madame Württemberg bei Seite lassen. Wie kann man so was vergessen? Unter Zeitdruck drängelte sich dann auch noch ne Familie mit Kinderwagen vor einen Teil der Besatzung und auch die Grenzer in ihren komischen Häuschen hatten Bock auf nen Schichtwechsel, so dass wir erst um ca. 20:00 Uhr auf der Luftseite ankamen. Mit Schließung des Gates um 19:55 ein bisschen kritisch. Auch, dass unser Gate das hinterste im Bereich B war ist typisch, aber der Sprint des Heilbronners dorthin offenbarte, dass das Boarding schon lief, aber noch nicht weit fortgeschritten war. Das der Badenzer und ich zu diesem Zeitpunkt noch im Duty-Free einkehrten um für daheimgebliebene Kippen zu kaufen, sei auch kurz erwähnt. Wir entschieden uns aber nach kurzer Beratschlagung und angesichts der längeren Schlange vor der Kasse doch lieber für die Sicherheitsvariante ohne Joker und liefen in schnellerem Tempo zum Gate. Natürlich war noch Zeit für einen Toilettengang und eine melancholische SMS.
Das Boarding zog sich hin, aber um Punkt 20:30, also nur mit kleiner Verspätung saßen wir alle im Flieger und rollten auf die Startbahn. Wir organisierten uns zu dritt, Heilbronn, Lady Wine und ich, die Reihe 2 und mussten uns lediglich zum Start nochmal verteilen. Weil die 150 Kilo weiter vorne einen Flieger beim Starten auch aus dem Gleichgewicht bringen, jaja. Nach dem Erlieschen des Anschnallzeichens machten wir uns also wieder auf den Weg in Reihe 2, legten unsere Köpfe auf unsere Schultern und schliefen bis zur Landung durch. Was eine Erholung. Wirklich zerstört stiegen wir keine 25 Stunden nach Abflug in Memmingen am selben Ort wieder aus und hatten eine verdammt geile Zeit gehabt. Die letzte Grenzkontrolle war nur noch ein Akt der Selbstverständlichkeit und so hatten wir um kurz nach halb 10 offiziell deutschen Boden unter den Füßen. Der Sozialarbeiter wurde am Airport von der Family abgeholt, der Rest machte sich wieder auf den bekannten Weg ins Wohngebiet um die dort parkierten Autos wieder in die jeweilige Heimat zu steuern. Das Bett war um kurz nach Mitternacht in Beschlag genommen und bis zum Klingeln des Weckers am darauffolgenden Morgen auch nicht verlassen. Danke an alle Begleiter, die geilen Storys des Trips, eure Geschenke, eure Zeit. Der nächste Geburtstagstrip kommt!
Add-On aus der Sektion Karlsruhe:
Nachdem auf der A7 Höhe Ulm allen Autobesatzungen ein Schwertransport das Überholen unmöglich gemacht hat, erwischte es die Sektion KA besonders hart. Nachdem der Badenzer zuhause abgesetzt wurde, und sich der linke Liebling auf die restlichen Kilometer bis zum sehnlichst erwarteten Schlafdomizil machte, krachte es auf der Landstraße mit einem Hasen. Nach der Aussage des Mordfahrers klang die Aktion des Wildtiers aber schon sehr suizidal. Als Hase in Baden auch verständlich. Spaß bei Seite, sind wir froh, dass nichts ernsteres passiert ist und wir alle heil im Bett angekommen sind.
Wieder ein schöner Bericht! Tipp: Bilder einfügen, vieles ist so interessant, dass man es gerne sehen würde. 🙂
Der Text ist dann auch angenehmer zu lesen (Abwechslung).
Danke dir für den Tipp, ich schau mal, was ich für akzeptable Bilder noch finde und füge sie jeweils in die Berichte hinzu. In den neuen kommen bald die Verlinkungen auf instagram, sind allerdings auch ohne Account dort ansehbar.