Tag 60, 19.02.2024 – Geburtstagstour ins Ungewisse.
Die Woche startete früh morgens am Laptop. Ich wollte die nächsten Tage planen, mich über die Einreise nach NIcaragua schlau machen und auch ansonsten ein paar ToDos erledigen. Während ich frühstückte kam Mikael dann aus dem Zimmer und sag mir ein kleines Ständchen, verkrümelte sich dann aber wieder im Bett um am Handy zu gammeln. Anstatt den Geburtstag mit mir mit Sightseeing in Cartago, der alten Hauptstadt, und Turrialba bei einem Zweitligaspiel zu verbringen, plante er lieber seine Europatour, die ab dem darauffolgenden Mittwoch starten sollte. Er hatte keine Lust mehr auf Mittelamerika und bevor wir unsere Freundschaft aufs Spiel setzen, da eine Person deutlich aktiver und kommunikationsfreudiger ist als die andere und sich so deutliche Interessenskonflikte anbahnen, zog einer die Reißleine. Trotzdem fand ich einen Mitstreiter für das Spiel am Jubiläumstag. Kevin, einer der anderen Gäste aus dem Hostel, war erst am Vortag angekommen, fand die Idee eines Fußballspiels aber nice. Das mein Geburtstag war, verschwieg ich ihm, da es für den Tagestrip an sich auch nicht relevant war. So ging es also um kurz nach Neun zu Fuß zum Busterminal, dass ich am Vortag auch mit Mikael besucht hatte, um zum Spiel zu kommen. Den Weg kannte ich noch grob aus dem Kopf, allerdings machte ich für den Neuankömmling gleich eine kleine Stadtführung mit ein paar Umwegen daraus, damit er auch was von San José sieht. Nach einer groben Stunde waren wir dann am Bus angekommen und konnten uns direkt in einem Express niederlassen, der kurz darauf abfuhr. So standen wir vollkommen überraschend schon um kurz vor Elf in Cartago, was uns dazu verleitete, erstmal was zum Essen zu holen. An einem lokalen Imbiss zog er sich irgendwas mit Hähnchen, während ich meinen mit Käse gefüllten Empanada bevorzugte. Jedes Mal aufs Neue wieder lecker. Die Sightseeingtour startete mit einem Spaziergang durch die die Markthalle der Stadt mit ungefähr 150.000 Einwohnern. Dort schauten wir uns ein wenig um, gingen aber recht schnell zu den bekannten Ruinen. An der Stelle dieses Relikts sollte mehrfach die Kirche des Apostel Jakobus gebaut werden, allerdings wurde der Bau einige Male von Erdbeben zerstört. 1841 sogar komplett, so dass ein Neubau geplant wurde. Dieser wurde mehrfach unterbrochen und erst 1910 entschieden, dass man es sein lässt und das Gemäuer so stehen lässt, wie es zu diesem Zeitpunkt aussah. Man entschied sich etwas weiter östlich eine Basilika zu errichten, die wir bei unserem Stadtrundgang anschließend besuchten. Diese ist wirklich sehr prunkvoll eingerichtete Wallfahrtskirche beherbergt eine schwarze Marienstatue, zu der viele Gläubige auf Pilgerwegen aufbrechen. Für uns war das Ganze nicht so wichtig, darum verabschiedeten wir uns nach dem Besuch des letzten Highlights auch wieder aus der Stadt. Dazu mussten wir allerdings ein wenig auf den Bus warten, denn obwohl Turrialba eine recht große Gemeinde ist, gibt es nur eine stündliche Verbindung. Diese hatten wir knapp verpasst und warteten am Terminal dann die verbliebene Zeit ab. Dabei trafen wir auf Marc, einen ziemlich zerdatschten US-Amerikaner, für den ich den Übersetzer spielen musste. Um Geld zu sparen wollte er statt den Direktbus von San José nach Puerto Viejo über die ganzen Käffer fahren. Kartago, Turrialba, Siquirres, Limón. Eine wahre Weltreise, dazu noch ohne Spanischkenntnisse. Aber okay, sein Bier. Wir verquatschten die Zeit auf dem Weg nach Turrialba recht gut, genossen die Aussicht aus den Busfenstern und konnten eine Gemeinsamkeit feststellen. Er hat mittlerweile alle College-Football Stadien in den USA besucht und deshalb ein besonderes Faible für Stadien. Ich erzählte ihm dann von meinem sehr ähnlichen Hobby, was er feierte. Er überlegte sich sogar, falls er von Turrialba nicht nach Siquirres weiterkommen sollte, dem Spiel beizuwohnen. Doch das hielt ich für unrealistisch. Am Busbahnhof trennten sich die Wege und wir gingen in das kleine Städtchen. Nach einem Besuch eines Friseurs, Kevin brauchte einen günstigen Schnitt und wir hatten mehr als genug Zeit, liefen wir eine schöne Runde durch den Ort, machten in einem Park halt und genossen die Ruhe am Fluss. Wir beobachteten einige vorbeifliegende Vögel, hielten Ausschau nach Echsen und anderen Tieren und hatten einfach eine gute Zeit. Auf dem Rückweg der Runde hielten wir noch an einem Supermarkt und deckten uns mit Snacks für den Fußballabend ein. Doch auch der große Hunger musste vor Anpfiff noch gestillt werden, also machten wir in einem Soda halt und ließen uns bedienen. Mein Casado mit Reis, Bohnen, Salat und Kochbananenstreifen kostete mich am Ende nur knapp unter drei Dollar. Was ein perfektes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei mittlerweile leichten Nieselregen liefen wir den Kilometer zum Stadion und freuten uns wie Kinder, als wir die hell erleuchteten Flutlichtmasten des Estadio Rafael Ángel Camacho entdeckten. Der darin spielende 1940 gegründete A.D. Turrialba, zur Zeit Tabellenletzter ihren Staffel in der zweiten Liga, hat insgesamt 16 Jahre in der ersten Liga gespielt, war aber bereits in den 1960er und 70er Jahren als Fahrstuhlmannschaft bekannt. Mittlerweile ist man aber komplett abgestürzt und kämpft um den Verbleib im semiprofessionellen Fußball. Gegner des heutigen Montagsspiels waren die Escorpiones aus Bélen, einen Verein, denn ich nun zum dritten Mal sah. Meine Connection dorthin spielte aber leider durch Krankheit nicht, was uns vor ein Problem stellte. Ich erwartete seine Familie wieder, diese nahm uns bereits aus Aserri mit und auch hier hoffe ich auf einen Ride. Der letzte Bus in Richtung San José verließ die Stadt um 21:00 Uhr, also mit dem Abpfiff. Aber dieses Problem sollte uns erst nach dem Fußball beschäftigen. Während wir also mittlerweile unser Ticket gezahlt, es gab sogar Papierkarten, und es uns auf der Tribüne gemütlich gemacht hatten, fing es richtig an zu schütten. Das sollte nach dem Anpfiff den Favoriten aus Bélen vor gewaltige Probleme stellen, denn sie konnten ihr gewohntes Spiel nicht aufziehen. So war es wenig überraschend, dass die Aussenseiter nach zwölf Minuten das erste Mal netzten. Ein Verteidiger der Gäste verschätzt sich nach einem langen Ball, so dass der heranstürmende Angreifer den Ball aus etwa sechzehn Metern über den Keeper lupfen kann. Dieser kommt zwar noch mit den Fingerspitzen dran, kann aber nicht verhindern, dass ein mitlaufender Stürmer die Murmel dann unbedrängt einschiebt. Auftakt nach Maß. Der Schiri lässt auf dem wohl sehr rutschigen Rasenplatz aber insgesamt viel laufen und lässt den Spielfluss unberührt, was die Partie sehr anschaubar macht. In der 24sten der Ausgleich nach einer überragenden Seitenverlagerung des Linksverteidigers auf den rechten Flügelstürmer, der den Ball unbedrängt annehmen kann und in die Mitte flankt. Dort wartet am zweiten Pfosten ein Stümer, der mit dem Kopf den Ausgleich erzielt. Fußball kann so schön sein. Ab dann ist es ein Spiel auf ein Tor, in dem Turrialba sich kaum entlasten kann. Nach vorne kommen sie nur mit langen Bällen, die aber auch mehr Befreiungsschlag als wirkliche Angriffe sind. Wenn sie durch einen Freistoß oder nach einem Schuss doch mal vorne waren, eskaliert der Stadionsprecher am Mikrofon und spielt speziell dafür konzipierte Jingles über die Lautsprecher ab. Sehr witzig zu beobachten, nach dem dritten Mal allerdings nervig. In der Halbzeit wird auf dem Rasen von Teilnehmnern einer Challenge ein wenig der Ball jongliert, während ich versuche unsere Rückfahrt zu organisieren. Ein Mitglied der Gastmannschaft verspricht sich der Sache anzunehmen, da alle Privatautos voll sind. Er meint, dass eventuell im Mannschaftsbus noch Platz sei und wir dann einfach bei denen mitfahren sollen. So konnte die zweite Hälfte recht entspannt angeschaut werden, in der wir bei den Toren für Bélen natürlich mitjubelten. Davon schossen sie nach dem Start der zweiten Hälfte gleich zwei. Man merkte, dass der Regen aufgehört hatte und sie ihren technischen Vorteil nun besser ausspielen konnten. Das begeisterte die 10 mitgereisten Gäste, die sich unter die etwa 250 Zuschauer mischten. Nach der komfortablen Führung ließen die Escorpiones die Gastgeber mal kommen und blieben passiv, was zu einigen Chancen führte, die vom Keeper allerdings gut pariert werden konnten. In der 83sten gabs dann nach einem überharten Einsteigen noch nen Feldverweis fürs Heimteam, was aber zu keiner Ergebnisveränderung mehr führte. Wir warteten noch auf eine Antwort des Vereinsverantwortlichen, sahen ihn aber nach einem kurzen Gespräch recht zügig das Stadion verlassen, ohne sich bei uns zu melden. Also ging ich selber kurz in den Innenraum und sprach vor dem Kabinentakt mit dem Trainer, der sich allerdings weigerte uns gestrandete Fans mitzunehmen. Auch meine Bitte aufgrund der persönlichen Bekanntschaft zu einem seiner Spieler wurde abgelehnt, so dass wir nun rund 2,5 Stunden von unserem Hostel feststeckten. Ich überlegte alle Optionen, bestellte ein uber, welches uns gerade pünktlich zur letzten Abfahrt eines Busses von Kartago nach San José zum Terminal in der vorher besuchten Stadt bringen sollte, doch nach kurzer Wartezeit sagte der Fahrer die Fahrt ab. Damit blieb nur die Möglichkeit einer kompletten Fahrt zum Hostel in der Hauptstadt oder wir warten hier bis zur Abfahrt des ersten Busses um 03:45 Uhr. Wir entschieden uns erstmal zum Busbahnhof zu laufen, um zu schauen ob nicht doch Kleinbusse den Weg auf sich nehmen. Mit Ankunft fanden wir einen nahezu verwaisten Bereich vor, lediglich ein paar wenige Personen warteten auf noch abfahrende Busse ins Umland. Nachdem auch diese abfuhren, waren wir mit einigen Obdachlosen alleine. Wohl fühlten wir uns nicht, weshalb wir wieder in die kleine Innenstadt liefen, um es mit dem Herausstrecken des Daumens zu probieren. Nach einer Stunde gaben wir es auf und suchten uns eine Kneipe, in der wir bis zum Rausschmiss saßen. Da war es halb zwei. Deshalb geht es jetzt mit dem Folgetag weiter.
Tag 61, 20.02.2024 – Champions-Cup von ganz oben.
Nachdem wir die Bar verlassen mussten und unsere konsumierten Getränke beglichen hatten, überlegten wir, wie wir weitermachten. Wir mussten noch gut zwei Stunden rumbringen, was in einer Stadt voller Drogenjunkies, die uns direkt nach dem Betreten der Straße ansprachen und Geld wollten, nicht ganz so cool war. Unsere Überlegung war, dass wir zu einer nahegelegenen 24/7 Tankstelle gehen und uns nach Rücksprache mit dem Tankwart dort niederlassen. Der angesprochene Verantwortliche erkannte unsere Situation und verwies uns in eine Ecke seines Grundstücks und machte uns nochmal klar, dass es hier auf der Straße gefährlich sei. Während Kevin und ich so hinter einem Stapel Reifen ein bisschen vor uns hinschlummerten, fertigte der fleißige Arbeiter seine Kunden ab. Starke Szenerie. Etwa 30 Minuten vor Abfahrt unseres Busses machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, zogen unser Ticket, welches wir tatsächlich im Voraus kaufen mussten und warteten mit einigen Berufspendlern auf den Bus. Dieser zeigte sich irgendwann, ließ uns aber erst wenige Momente vor Abfahrt einsteigen. Für mich verging die Fahrt wie im Flug, ich habe bereits mit Verlassen des Terminals in Turrialba geschlafen und musste in San José von meinem Begleiter geweckt werden. Fußläufig ging es noch 45 Minuten ins Hostel, wo wir um kurz nach Sechs aufschlugen. Fertig von dem Erlebnis ging es noch bis Elf ins Bett, während Kevin sein Zeug packte um weiter an die Karibikküste zu fahren. Danke für deine Begleitung und sorry für die Begleitumstände. Aber wir habens beide gefeiert. Nachdem ich einigermaßen ausgeschlafen war, setzte ich mich wieder an den Laptop, um nahezu alles noch Offene zu erledigen. Da Mikael und ich eigentlich eine Wanderung geplant hatten, ist er mit einem anderen aus dem Hostel in die Stadt gegangen und kam erst um kurz nach Vier wieder. Das war allerdings kein Problem, da ich genug zu tun hatte. Endlich konnte ich wirklich mal was wegschaffen und Sachen organisieren. Doch auch am Abend stand noch ein Highlight an. Champions Cup, die Champions League Nordamerikas. Einer der beiden Costa-Ricanischen Vertreter, Deportivo Saprissa, spielte gegen Philadelphia Union, den letztjährigen Halbfinalisten der MLS-Play-Offs. Mit unseren Freunden aus dem Hostel ging es um kurz vor Acht zum Stadion, bei Neun Uhr Kick-Off zwar sportlich, aber da die Familie in der Nähe des Stadions Verwandtschaft hat, musste man sich nicht um die langwierige Parkplatzsuche kümmern. So stellten wir eine halbe Stunde vor dem Start der Partie die Möhre ins Wohngebiet und liefen die letzten Meter zum Eingang. Wir hatten Karten für den Hintertorbereich, in dem auch die Barra von Deportivo stand. Mikael wollte unbedingt Teil des Stimmungsblocks sein, während ich lieber versuchte auf einen besseren Platz auf einer der Seitentribünen zu kommen, um alles zu Beobachten. Dies klappte auch super gut, ohne wirkliche Kontrollen stand ich nach weniger als fünf Minuten mittig ganz oben auf der Haupttribüne und freute mich auf die bereits erspähte Choreo. Auch die Hintertorseite, auf der sich Mikael befand, hatte etwas geplant und machte schon gut Radau. Mit Fahnen, Regenschirmen und Doppelhaltern fügte man dem Support vor Spielbeginn sogar noch einen visuellen Stempel auf. Sah echt gut aus! Mit dem Einlaufen der beiden Mannschaften entrollte sich dann die Choreo und das ganze Stadion hielt Plastikfolien in Weiß und Lila in die Höhe. Auf der Gegentribüne wurde ein Tier hochgezogen und mit der Überschrift “Rey de los Monstruos“ versehen. König der Monster, dazu Flügel in Weiß und Rot und Plastikfolien in denselben Farben, die von der Mitte ausgehend wie Sonnenstrahlen um das hochgezogenen Viech herumgehen. Sah gut aus, hatte ich nicht erwartet. Mit guten zehn Minuten Verspätung ging die Partie des 1962 erstmal ausgetragenen Turniers dann los. Regen und Wind machten es beiden Teams schwer das Spiel aufzuziehen, aber das Wetter spielte dem Aussenseiter Saprissa wohl eher in die Karten. Jede Aktion der Gastgeber wurde vom Anhang des ausverkauften Stadions frenetisch gefeiert. Gästefans erkannte ich keine. Innerhalb der ersten 20 Minuten erspielte sich Saprissa einige gute Chancen und war sogar spielbestimmend. Dies trug zur guten Atmosphäre auf jeden Fall bei. Getragen von den Fans drückte man weiter und erzielte so in der 28sten Minute das 1:0. Wenn auch kurios. Ein Eigentor des Innenverteidigers, der aufgrund des Pressings zum Keeper zurückspielen will. Der Ball verrutscht ihm und landet so aus 35/40 Metern als aufsetzende Bogenlampe im Tor. Der Keeper wusste nicht so richtig, ob er mit der Hand hingehen kann und probierte so einen Kopfball, während die Kugel über ihn hinweg segelte. Ganz interessantes Ding. Der Jubel im Rund war aufgrund dieser Kuriosität nicht ganz so geil wie ich ihn mir vorgestellt hatte, da jeder etwas ungläubig war. Aber trotzdem klatschte ich mit meinen Sitznachbarn ab und freute mich für sie. Die Gäste aus den USA waren im Laufe der ersten Hälfte noch ziemlich viel am Meckern und sahen dafür die ein oder andere Verwarnung, ansonsten passierte nichts mehr. Der Start in die zweite Hälfte gehörte auch wieder Saprissa, deren Barra übrigens heute die große Zaunfahne nicht anflaggte und auch während des Spiels keine visuellen Dinge mehr zeigte. Das war alles nur vor dem Spiel sichtbar. In der 55sten dann der Ausgleich für Philly. Flanke, Kopfball, Tor. Recht einfach und wirklich schlecht verteidigt. Das ab dann offene Spiel wurde hitzig und emotional. Union bereits mit Zeitspiel, während Deportivo weiter anrannte. Umso unverdienter war dann das 1:2 etwa fünfzehn Minuten vor dem Ende. Der Angriff selbst war super schön über links herausgespielt, tolle Passstafete mit Kurzpässen und einem scharfen Ball in die Mitte, wo er souverän und ohne große Bedrängnis verwertete werden kann. Und nur wenige Minuten später kommt es für die Zentralamerikaner noch dicker. Ein Angriff von Saprissa wird super stark mit nur einem Vorwärtspass ausgekontert. Der Ball nach dem Festmachen an der rechten Sechzehnerkante zwei Mal mittiger gelegt und eingeschoben. Unverdient aber effektiv. Der Frust auf der Tribüne machte sich breit und mir bereits bekannte Beleidigungen fallen im Sekundentakt. Trotzdem wird der Support nicht eingestellt und weiter mit Trommel und Gesang versucht die Mannschaft an sich Glauben zu lassen. In der 88sten dann die große Chance auf den Anschluss, muss das 2:3 sein. Dieses fällt in der Nachspielzeit mit einem platzierten Schuss aus etwa zehn Metern. Das ganze Stadion ist nun wieder dabei und auch die Mannschaft dreht richtig auf. Philly mit Mann und Maus in der eigenen Hälfte am Verteidigen. Trotzdem spielt Deportivo sich Chancen heraus, kann diese allerdings nicht verwerten. Mitten in einer Drangphase dann der Abpfiff. Und die absolute Stille aus dem Nichts. Enttäuschung und Wut machte sich breit. Und erst als die Spieler in Richtung der Fans laufen, auch Stolz. Man hat sich so gut verkauft. Nur das Spielglück war heute nicht Teil der Mannschaft. Nun wurde laut applaudiert. Das Rückspiel in der kommenden Woche sollte gewonnen werden. Mit zwei Toren Abstand, da hier noch die Asuwärtstorregel gültig ist. Spoiler, das Spiel endete nach 90 Minuten mit 2:3 für Saprissa. In der Verlängerung schoss Philly das 3:3 und kam somit eine Runde weiter. Wirklich sehr schade. Ich redete noch mit ein paar Einheimischen und versuchte mir wieder ein Papierticket zu organisieren, was auch nach ein wenig mentaler Aufbauarbeit für einen enttäuschten Fans funktioniert hat. Per uber ging es nach einer längeren Wartezeit wieder ins Hostel. Das Einbahnstraßensystem wie in den USA macht mich hier fertig. So denkt man sich, dass man eine gute Position für die Abfahrt gewählt hat um dem Stau zu entgehen und dann muss der Kutscher erstmal wenden, weil es die falsche Fahrtrichtung ist. Abschaffen. Nach Ankunft im Hostel ging es recht zügig in die Kiste, dann am Folgetag wurde die Hauptstadt endgültig verlassen.
Tag 62, 21.02.2024 – Christian, was ist mit dir?
Nach dem Frühstück wurde der Blog aktulisiert, ehe ich mit gepacktem Rucksack und allen meinen Habseligkeiten bereits für Mittagessen am Ausgang des Hostels stand. Gemeinsam mit Mikael und Alan, einem anderen Gast des Hostels, mit dem mein Finne am Vortag in der Stadt war, sollte es nochmal in ein Soda gehen, bevor sich die Wege dann trennten. Auf dem Weg zum Busbahnhof kehrten wir in ein einheimisches Restaurant ein, in dem wir drei Casados bestellen. Leider wurde meine Bitte auf das Fleisch zu verzichten nicht gehört, so dass ich das an die beiden abtrat und im Gegenzug Kochbanane bekam. Auch okay. Nach dem Bezahlen ging es zum Terminal 7-10, von dem Mikael und ich damals auch nach La Fortuna gefahren sind. Nach kurzer Wartezeit und der emotionalen Verabschiedung vom Finnen ging es in den Bus, in dem ich vorerst alleine in meiner Reihe saß. Nach einer halben Stunde Fahrt musste ich meinen Rucksack allerdings auf den Schoß nehmen und ein weiterer Passagier genehmigte sich den Fensterplatz. Ist ja okay. Er suchte nach einer Weile den Kontakt zu mir und verwickelte mich in ein Gespräch. Irgendwann zeigte er mir auf seinem Handy seinen Pass um mir zu verstehen zu geben, dass er kein Costa-Ricaner ist sondern aus Nicaragua kommt. Ist ja okay, hättest mir auch sagen können. Es ging weiter mit Videos einer Zerspanungsmaschine, um mir zu symbolisieren, dass er als Zerspaner arbeitet. Ja, toll Christian, danke. Weitere Bilder und Videos von Frau, Enkel, Haus und Garten folgten, ehe er den Bogen abschoss. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er zeigte mir erst eine Facebookgruppe der anonymen Alkoholiker, ehe er wieder in seine Galerie wechselte und das Bild einer Glock präsentierte und dabei dann auf seinen Rucksack tippte. Dafuq, sonst noch was? Als wäre es das Normalste der Welt, holte er anschließend Chips aus eben diesem Gepäckstück und bot sie mir an. Ne, danke Christian. Nächstes Mal vielleicht. Ich steckte mir meine Kopfhörer ein, mimte ein Telefonat und versuchte das Gespräch zu beenden. Klappte sehr gut, so dass ich mich bei meinem Ausstieg in Ciudad Quesada, oder San Carlos, noch per Handschlag von ihm verabschiedete und meines Weges ging. Da es bereits kurz nach Fünf war, sollte meine erste Priorität bei der Suche nach einer Unterkunft für die Nacht sein. Über Maps hatte ich bereits einige Hotels herausgesucht, die ich nun Stück für Stück ablief. Hotel eins, was den günstigsten Eindruck machte, war bereits voll. Das Zweite zu teuer, er verwies mich auf ein anderes günstiges. Es war das Erste. Bei der dritten Bleibe angekommen stieß ich auf eine geschlossene Tür und leichte Abrissvibes. Das Vierte bot mir ein recht teures Zimmer an, welches ich versuchte runterzuhandeln. Doch nach einem Telefonat mit dem Chef war auch diese Option versiegt. Erst bei Hotel Nummer fünf erhielt ich meinen gewünschten Preis von maximal zwanzig Dollar. Nach den Bezug des Zimmers und einer kurzen Phase der Erholung ging ich in Richtung des 1966 erbauten Estadio Carlos Ugalde Álvarez, Heimspielstätte von AD San Carlos, die an diesem Mittwoch CS Cartaginés empfingen. Kurz bevor ich am Stadion ankam zog ich meine Weste über, suchte den Presseeingang und marschierte herein, als würde ich dazugehören. Niemand sagte was, niemand wollte was. Dieses Ding ist ein Gamechanger. Ich suchte mir einen Platz auf der Hintertorseite, nahm das Leibchen wieder ab und genoß die guten 25 Minuten bis zum Anstoß in dem ich das Treiben auf den Rängen beobachtete. Viel los war nicht, es gab nur Quittungsbelege als Tickets und man konnte sich frei bewegen. Das machte ich mir noch vor Anpfiff zu nutze und drehte eine Stadionrunde zum Bilderknipsen. Mit dem Einlaufen stand ich auf Höhe der Mittellinie und ging auch noch auf die unüberdachte Gegentribüne, auf der sich auch das Kamerapodest befand. Die drei anderen Tribünen sind alle überdacht, was mich auch dazu verleitete nach dem Start des Spiels dort niederzulassen, da der Wind durch den Ground zog. Die Konstruktion erinnerte mich an Grounds in Holland oder Belgien. Etwas verwundert stellte ich bei einer Ecke plötzliche Trommelgräusche und Sprechchöre fest, die vorher noch gänzlich fehlten. Diese wurden natürlich künstlich eingespielt. Nervig. Es gab keine supportwilligen Fans, Gästefans erkannte ich sogar garkeine unter den knapp 600 Zuschauern. Nach weniger als zwanzig Minuten war die Partie für einen Spieler der Gastmannschaft auch schon gelaufen, nach einem Fehler im Spielaufbau setzte er dem Konter von San Carlos im Strafraum mit einer schlecht getimten Grätsche ein Ende. Doppelbestrafung, Elfer und Rot. Die lange Diskussion kam mir zu Gute, denn mein Nebensitzer hatte den Livestream auf dem Handy offen und so konnten wir uns die Situation nochmal anschauen. Eine Berührung war definitiv da, aber Rot ist da zu hart. Egal. Der Elfer wurde stark pariert, so dass es mit einem 0:0 weiterging. Die Unterzahl bemerkte man über den Verlauf der ersten Hälfte nicht, so ging es torlos in die Kabine. Ein Kuriosum zeigte sich kurz vor dem Ende der Nachspielzeit. Da innerhalb dieser Zeit eine weitere Behandlung eines verletzten Spielers hinzu kam, zeigte der Assistent mit seiner Tafel eine weitere Minute an. Das habe ich auch noch nie gesehen. Was ich recht cool fand, waren die Sitzschalen auf der Hintertorseite, auf denen die Namen der Dauerkarteninhaber aufgedruckt waren. Ausserdem die Anzahl der gesehenen Spiele. Von welchem Stand diese sind kann ich leider nicht sagen, aber Eddy war mit 294 Partien schon recht weit vorne. Coole Idee, Norwegerapp auf Costa-Ricanisch. Als Halbzeitspiel gabs nen Sprintduell zweier Kinder gegen einen Erwachsenen, die zwei Runden um den Kunstrasen laufen mussten. Vollkommen überraschend gewann der Erwachsene mit weitem Abstand. Das Kind an letzter Stelle wurde dabei noch vom Maskottchen im Stieroutfit gejagt. Vollkommen kurios. Mit Beginn der zweiten Hälfte legten die “Torros del Norte” richtig los, 57te das verdiente 1:0 nach einer Flanke von rechts und dem Einschub des Balles ohne Begrängnis im Fünfmeterraum. Gute Jubelszenerie, schöne Lautstärke, die aber nach dem Wiederanpfiff direkt wieder vergeht. Schade. Der Stadionsprecher startete sogar noch einen Versuch des Wechselgesangs mit der Zuschauerschaft, doch da wird nur halblebig mitgemacht. Während in der 70sten das 2:0 fällt, läuft ein Forograf durch die Reihen der Zuschauer und macht von jedem, aber wirklich jedem Zuschauergrüppchen ein Bild. Warum? Komplett krank. Das angesprochene zweite Tor war ein Schuss aus zehn Metern durch die Beine des Keepers. Machste nix. Die 1965 gegründeten Gastgeber konnten so einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf einfahren. Erst 2019 wurde man in der langen Vereinsgeschichte das erste Mal Meister, vorher war man ein wenig Fahrstuhlmannschaft, konnte sich bis auf eine lange Zeitspanne in den 80ern und 90ern nie wirklich lange in der ersten Liga halten. Die Partie war nach dem Ausbau der Führung eigentlich gelaufen, die Gäste hatten sich aufgegeben und die Heimelf brauchte nichts mehr zu machen. So verließen einige Zuschauer ab der 85sten Minute das Stadion und verpassten bis auf einen Pfostentreffer nach einem Flugkopfball auch nichts mehr. Für mich ging es nach Abpfiff wieder fußläufig in die Unterkunft und ins Bett. Ich recherchierte noch ein wenig welche der Optionen für meine morgige Fahrt nach Samara, eine Küstenstadt in der Region Guanacaste, die Beste sei und entschied mich dann, es spontan nach Wohlbefinden zu machen.
Tag 63, 22.02.2024 – Risikofahrt zur Strandparty.
Erst um halb Acht erwachte ich aus meinem sehr erholsamen Schlaf im Doppelbett. Nach etwas Zeitvertreib auf dem Smartphone und den alltäglichen Hygienetodos packte ich mein Zeug und verließ das Hotel in Richtung Busbahnhof. Ich hatte zwei Optionen. Die Fahrt mit dem Bus nach San José und dann Umstieg in einen Direktbus nach Nicoya, was definitiv die sichere Variante war. Da sich der Weg nach Nicoya aber mit dem Weg von San Carlos zurück in die Hauptstadt kreuzt, entschied ich mich bereits in Naranjo auszusteigen, von dort mit dem Bus nach San Ramón de los Palmares zu fahren und auf einen vorbeifahrenden Bus nach Nicoya zu warten. Mit Ankunft in Naranjo stieg die Nervosität, denn ob dieser Plan funktioniert und der Bus tatsächlich anhielt oder noch Plätze hatte, war vollkommen fraglich. Außerdem waren die Zeiten der Busfahrten vollkommen willkürlich, so dass es durchaus sein könnte, dass ich lange warte, vielleicht gar nicht angekomme und den Rückweg nach San José antreten muss, um am Folgetag dann in Richtung Strand zu fahren. Doch nun saß ich nach der kleinen Sightseeingrunde in Naranjo bereits im ÖPNV nach San Ramón und stieg an der Kreuzung zwischen Innenstadt und Interamericana 1 aus. Die Bushaltestelle für die Weiterfahrt in die Regionen Puntarenas und Guanacaste war nur wenige Meter entfernt auf der anderen Straßenseite. Dort warteten auch schon einige Personen, von denen Teile in einen nur kurz darauf haltenden Bus nach Puntarenas einstiegen. Nach fünf weiteren Minuten fuhr ein weiterer Bus heran, der tatsächlich Nicoya angeschrieben hatte. Zwar wollte der Fahrer 5.000 Colón Fahrpreis haben, aber das war mir egal. Ich wusste, dass ich es bis zum Sonnenuntergang an den Strand schaffen würde. Im Bus angekommen, stellte ich bereits einige stehende Fahrgäste fest. Shit, also stellte ich meinen Rucksack ab und mich auf drei Stunden stehen ein. Glücklicherweise verließen nach guten 45 Minuten einige Personen den Bus, so dass ich dann einen Sitzplatz hatte. Bei einer Pause quatschte ich eine ebenfalls nach Touristen aussehende Frau an, und fragte sie, ob diese Fahrt bis Nicoya oder Samara gehen würde, da auf dem elektronischen Schild bereits die Küstenstadt angeschrieben war. Sie nahm mir aber meine Hoffnung und meinte, dass es dort nicht hingeht. Trotzdem redeten wir einige Minuten und tauschten am Ende der Fahrt auch Nummern aus, sie wohnt nämlich in Nicoya und da ich dort für den Samstag ein Spiel geplant hatte, brauchte ich noch eine Abendplanung. Was gibt es da besseres als einen halben Local, der mir vielleicht sogar noch eine Übernachtungsmöglichkeit bieten kann. Mit Ankunft in Nicoya stellte ich enttäuscht fest, dass der Bus nur alle zwei Stunden fährt und der Letzte vor ungefähr einer Viertelstunde den Busbahnhof verlassen hat. Scheiße. Da es aber noch vor Drei Uhr war, genoss ich die Zeit bei ein wenig Sightseeing, kaufte mir Cookies und Kaltgetränke und wartete bis zur Abfahrt dann am Busbahnhof. Auch hier musste ich mir das Ticket im Vorhinein besorgen und gab es nach der Einfahrt des Kutschers an ihn ab. Die gute Stunde über eine schlecht ausgebaute Landstraße verging recht zügig, ehe ich kurz vor Sonnenuntergang am Strand ankam. Schuhe aus und genießen. Mit Rucksack und meinen Taschen lief ich so über den Strand in Richtung meines Hostels und fing bereits an zu entspannen. Nachdem ich am Strand erstmal genug gesehen hatte, checkte ich ein und bekam direkt ein Silent-Disco vorgeschlagen, dessen Flyer ich auch schon am Strand gesehen hatte. Silent-Disco ist nice, aber ich wusste nicht, ob es mir die umgerechnet zehn Dollar Eintritt wert waren. Ausserdem wollte ich noch meine Arbeitsstunden für den Nebenjob vollmachen, deshalb wollte ich überlegen. Ich packte erstmal mein Stuff ins Zimmer, zog mich für einen Sprung ins Meer um und bekam direkt Gesellschaft. Eine junge Frau aus Frankreich checkte ebenfalls ein, zog sich um und überzeugte mich, zur Disco am Strand mitzugehen. Also, lets go. Es hieß anfangs, dass die Veranstaltung bis etwa Zehne gehen könnte, da sie zum ersten Mal stattfand und niemand genau wusste, wie gut der Anklang war. Da es ehemalige Volunteers aus meinem Hostel organisierten und auch die Technik vom Hostel gestellt wurde, traf ich also direkt auf viele Gäste und Begleiter für die nächsten Tage. Der Vibe war super cool, eine der Organisatorinnen, Marie, war mit ihrem Freund, den sie hier kennengelernt hatte, zusammengezogen. Ihr Freund war der DJ des Abends, auf dem anderen Channel lief eine zusammengestellte Spotify-Playlist. Bei Lagerfeuer am Strand, guten Beats und einem richtig nicen Vibe schlossen wir um halb eins den Strand quasi ab und halfen noch beim Abbau des Setups. Was ein top Abend und gut investiertes Geld. Nach einer kurzen Dusche ging es vollkommen müde ins Bett, während aus der Kascheme gegenüber des Hostels noch die immer Donnerstags stattfindende Reggae-Night in vollem Gange war. Mit Kopfhörern in den Ohren ging es dann aber einigermaßen, so dass ich um kurz nach Eins am Träumen war.
Tag 64, 23.02.2024 – Entspannung.
Gegen acht Uhr erwachte ich aus meinem Komatösen Schlaf und fühlte mich definitiv nicht bereit zu Arbeiten. Anna, die französische Zimmergenossin, hatte heute ihren ersten Tag als Volunteer, und konnte dementsprechend noch nicht an den Strand gehen. Ich wollte in der Zeit ihrer Beschäftigung dann mein Stuff am Laptop erledigen und schaffte es tatsächlich, alle Arbeitsstunden vollzumachen. Mal sehen wann die Bezahlung kommt. Mit dem Zuklappen des Laptops ging ich in den nahegelegenen Supermarkt, kaufte mir Lebensmittel für die kommenden Tage und bereitete mir auch gleich ein einfaches Mittagessen bestehend aus Reis, Mais und Tomatensauce zu. Mit diesem im Magen setzte ich mich zu Marie und Evan, dem DJ, und quatschte mit ihnen eine Ewigkeit. Wir machten auch gleich Pläne für den Samstagabend, auch wenn ich eigentlich in Nicoya sein wollte. Doch da ich mir hier sehr familiär fühlte, nahm ich die knapp zwei Stunden längere Fahrt in Bussen auf mich um mit Evan und anderen aus dem Hostel eine vegane Lasagne zu machen und anschließend beim nächtlichen Lagerfeuer am Strand zu chillen. An die Italienerin aus Nicoya dachte ich zwar im Hinterkopf auch noch, aber da musste viel zusammenkommen, dass wir uns wirklich sehen. Dachte ich. Nachdem es mittlerweile drei Uhr war, die Schicht der Französin vorbei und wir beide motiviert waren an den Strand zu gehen, packten wir alles zusammen und liefen an ein schattiges Plätzchen, an dem wir bis zum Sonnenuntergang verweilten und redeten. Holy war das entspannend. So fühlt sich also Urlaub an, lange habe ich dieses Feeling nicht mehr gehabt. Mit Rückkehr ins Hostel nach dem Sonnenuntergang gingen wir noch gemeinsam in den Supermarkt und kauften für sie ein, da ihr Volunteering in Samara ungefähr einen Monat geht. Der Gentleman hilft natürlich beim Tragen, ist doch klar. Das anschließende Essen wurde von einem langen und sehr lustigen Spieleabend mit Scharade und UNO abgeschlossen, ehe es um kurz nach eins ins Bett ging. Jedoch nicht ohne den Aufenthalt im Mariposas zu verlängern. Was ein top Hostel mit einer richtig guten Gemeinschaft. Ausserdem verabredete ich mich noch mit einer Zimmernachbarin zum Sonnenaufgang schauen. Um kurz vor Sechs. Mein Schlaf kommt hier wirklich zu kurz.
Tag 65, 24.02.2024 – Fiebertraum am Sandstrand.
Reisetag. Zumindest so halb. Früh am morgen wachte ich dank meines Weckers auf und stellte das leere Bett über mir fest. Die sind doch nicht etwa schon gegangen? Also schnell umziehen und ab zum Strand. Um 5:45 Uhr stand ich so am Wasser und bewunderte die aufgehende Sonne. Tatsächlich kamen die anderen erst etwas später, aber rechtzeitig um die ersten Strahlen hinter den Bergen hervortreten zu sehen. Was eine Atmosphäre hier. Dankbar für den Moment gingen wir eine gute Stunde im Sand spazieren, ehe ich mich für eine Rückkehr ins Hostel entschied, um vor meiner Fahrt nach Nicoya zum Spiel noch zu entspannen. Über moovit fand ich leider nur eine Verbindung um 10:15 Uhr nach Nicoya, was für den Spielbeginn um 15:00 Uhr echt früh war. Die spätere würde aber erst um genau Drei in Samara abfahren, was dementsprechend zu spät war. Also nach etwas entspannen, Frühstück, netten Gesprächen und dem Besuch des lokalen Samstagmarkes mit Anna zur kleinen Bushalte, an der ich mein Ticket orderte und etwas verdutzt feststellte, dass auch ein 12:30 Bus angeschrieben war. Ich fragte danach und bekam zu hören, dass dieser auch fahren würde. Da ich mein Ticket aber schon hatte und eh nicht so motiviert war noch ins Wasser zu gehen, redete ich mir die Wartezeit in der Stadt mit etwa 30.000 Einwohner schön. Kirche, Park, was Essen und dann ins Stadion schleichen. Wird schon klappen und nicht langweilig werden. Die Gruppe vor mir plante mit dem Bus einen Besuch des auf dem Weg liegenden Wasserfalls, was ich mir spontan auch noch überlegte. Doch nach dem Betreten des Busses war dieser Gedanke bereits verflogen. Die Italienerin, Elena, die ich auf dem Weg von meinem improvisierten Stop nach Nicoya getroffen hatte, und eine eventuelle Abendplanung für heute vorhatte, saß in diesem Bus und bot mir den Platz neben ihr an. Sie fragte recht zielstrebig was aus heute Abend wird, doch aufgrund meines Lasagnedates und des verlängerten Aufenthalts in Samara musste ich hier absagen. Würde aber nichts machen, meinte sie, sie wollte morgen mit einer Freundin eh in Samara baden gehen, vielleicht kommen sie beide hierher und übernachten direkt. Alles klar, warum nicht. Während wir nun also die gesamte Stunde Fahrt quatschten und sie mir gute Orte in Nicoya vorstellte, die ich besuchen sollte, freute ich mich auf den Abend mit veganer Lasagne und Lagerfeuer am Strand. In der Stadt angekommen, liefen wir gemeinsam Richtung Park, ehe sich die Wege trennten. Sie musste nun arbeiten gehen und wollte mir später Bescheid geben, wie es heute Abend aussehen würde. Also erledigte ich das Sightseeing, ging in einem empfohlenen Lokal für viel zu viel Geld essen, aß dort aber mit “Tortillas de Queso” eine Spezialität der Region. Nicht vergleichbar mit den mir bekannten Tortillas, eher etwas dicker und ähnlich zu dicken Pancakes. Trotzdem, zusammen mit der Aguadulce auf Wasserbasis ein guter Snack. Nachdem ich bereits die ersten Fans auf dem Weg zum Stadion gesehen hatte, machte ich mich auf den Weg dorthin, um die Gegend zu erkunden. Heute stand kein geringes Spiel auf dem Plan, als das Saisonhighlight jedes kleineren Vereins. Die Partie gegen den Rekordmeister mit der größten Fanbase des Landes. Deportivo Saprissa. Mein drittes Spiel mit ihnen, allerdings das erste Auswärtsspiel. Die Fans des kleinen lokalen Erstligisten waren gehypt und einige bereits drei Stunden vor dem Anpfiff in der Area rund ums Stadion. Während ich meine Runde drehte, fiel mir eine gute Position zum reinkommen auf, die ich auch direkt nutze und schon die ersten Fotos aus dem Innenraum schoss. Vermutlich der TV-Eingang, denn einige der hier arbeitenden Leute verkabelten gerade Zeug. Ich verließ das Stadion wieder und ging in Richtung der normalen Zuschauereingänge, wo mir Karten angeboten wurden. Originalpreis umgerechnet 20 EUR, was sie auf dem Schwarzmarkt wollten, kann ich nicht sagen. Da es bis Anpfiff noch immer eine Ewigkeit war, setzte ich mich lieber in den etwa zehn Minuten entfernt liegenden Park und genoss den Schatten. Eine gute Stunde vor Anpfiff sneakte ich mich mit meinem Leibchen wieder durch den bereits im Vorhinein gescouteten Eingang ins Stadion und wurde vom Ordner herzlich begrüßt. Ich ging auf die oberen Schattenplätze der unüberdachten Gegentribüne und wartete auf den Start der Partie. Während sich die Ränge füllten, lief ein Leguan über die Tribüne und wurde von einem fleißigen Ordner verscheucht. Was ein Bild. Auf der Haupttribüne hatten sich die Fans der Heimmannschaft mit einem Banner “Furia de la Pampa” bereits breit gemacht, die lokale Barra supporte schon eine halbe Stunde vor Anpfiff und spannte zwei Bänder in den Vereinsfarben Grün und Rot, ausserdem wurde eine kleine Fahne geschwenkt und vier Zaunfahnen neben der Tribüne gespannt. Beim Einlaufen der Mannschaften wurde ausserdem eine Blockfahne in den Vereinsfarben hoch und wieder heruntergezogen. Sah ganz cool aus, aber nichts besonderes. Die Gäste von Saprissa machten es sich unter mir bequem, so dass ich sie perfekt im Blick hatte. Bis kurz nach Anpfiff hingen sie ihre insgesamt sechs Zaunfahnen auf, wobei die Zahl im Laufe der ersten Halbzeit auf Elf anstieg. Dazu überstiegen sie auch die Abtrennung, die die für die TV-Übertragung verantwortlichen Mitarbeiter zwischen Tribünenbereich und Media-Area gespannt hatten und zogen so etwas Ärger auf sich. Schien ihnen aber nichts zu machen, denn die Zaunfahnen brauchen einen guten Platz. Den besten Platz hatten wohl die Zuschauer außerhalb des Stadions. Auf Zäune oder Podeste waren einige geklettert und dem Spiel zumindest so beizuwohnen. Ground zählt aber nicht. In dem Pressebereich werde ich noch von einem Security angesprochen, da ich kein Umhängeding habe, dass hier wohl nötig sei. Nachdem ich ihm meine im meine Tasche gestopfte Weste zeige, gibt er aber wieder Ruhe und sucht sich wichtigere Aufgaben. Nach zwei Minuten Spielzeit versammeln sich die Schiedsrichter im Mittelkreis und verharren dort für eine Minute. Ich versuchte die Situation zu verstehen, doch bekam den Auslöser erst am Folgetag gesagt, daher kommt die Auflösung im Bericht des Folgetages. Ich war sehr verwirrt und umso froher, dass die Partie nach dieser Minute fortgesetzt wurde. Die “Ultras de los Pavas”, eine Gruppe von Saprissa, gab im Rund den Ton an und gingen gut und melodisch ab. Über den gesamten Verlauf der ersten Hälfte wurden nur drei Lieder angestimmt und diese über die komplette Zeit auch laut und deutlich gesungen. Dabei wurde natürlich der Zaun bestiegen und mit Trommel und Trompete untermalt. Richtig gut. Die etwa 250 Gästefans sorgten für gute Atmosphäre. Von Gegenüber bekam ich lediglich die nervige Trompete mit. Außerdem sah man die Klatsch- Hüpf- und Pogoeinlagen des Heimhaufens. Auch dort war wohl gute Laune angesagt, aber an kam sie bei uns nicht. Das Spiel selber dümpelte so vor sich her, Saprissa stärker aber wohl im Schongang um die Spieler für die Aufgabe am Mittwoch gegen Philadelphia nicht zu überlasten. Bei den über 35 Grad war das Spielgeschehen echt langsam und mein Fokus definitiv beim Support. So ging es mit einer Nullnummer in die Halbzeit, in der das Maskottchen im vollen Outfit bei den Temperaturen einige Elfmeter halten durfte. Bin ich absolut nicht neidisch. In der zweiten Hälfte kamen die Gastgeber besser ins Spiel und haben auch die größte Chance des Spiels bisher, doch sowohl Keeper als auch Verteidiger von Deportivo retten in größter Not. Ab der 70sten dürfen die Gastgeber dann noch in Unterzahl antreten. Nach einem vermeintlichen Foul tritt der Heimspieler nach und wird dafür vollkommen zurecht vom Platz gestellt. Unter großem Jubel versuchen die Anhänger des Hauptstadtclubs ihr Team, dass nun anfängt aufzudrehen und die Partie in ein Spiel in eine Richtung verwandelt, zu pushen und zum Sieg zu schreien. In dieser Drangphase quatsche ich auch mit einem Local aus Monteverde, der mir vom Familienhotel in der Touristenhochburg erzählt. In diesem Trip schau ich da nimmer vorbei, aber vielleicht in der Zukunft. Doch ein Tor will in diesen Minuten nicht mehr fallen, so geht es mit dem zweiten 0:0, beide bei Ligaspielen von Saprissa, wieder in die Innenstadt von Nicoya. Wobei ich vorher noch von meiner Weste Gebrauch mache und ein paar Bilder der Zaunfahnen im Innenraum knipse. Während des Spiels hatte ich noch eine Nachricht von Elena offen, der Italienerin. Sie kommt zu meinem Bus um 18:30 nach Samara und ist bei Lasagne und Lagerfeuer mit dabei. So verbringe ich die verbliebene Zeit bis zur Abfahrt wieder im Park, kaufe mir mein Ticket für den Bus mit Münzen und bringe so die Verkäuferin ein wenig zum verzweifeln. Sorry, aber ich muss die vor dem Verlassen des Landes loswerden. Als Elena dann am Busbahnhof ankam, half ich gerade zwei Backpackern den Weg nach Nosara zu erleichtern. Dorthin fuhr um diese Zeit kein Bus mehr, also empfahl ich ihnen Samara und am Folgetag dann nach Nosara zu gehen. Dies taten sie dann auch. Mit der Italienerin quatschte ich die Stunde Fahrt wieder durch, ehe es zum Hostel ging und sie eincheckte. Währenddessen connectet ich schonmal mit den anderen Mitessern und stellte fest, dass mein Einkäufer, Evan, noch nicht da war. Er ließ sich ordentlich Zeit, was aufgrund des kommenden Feuers am Strand problematisch wurde. Dafür konnte ich, wie es der Zufall wollte, mit einem Mädl quatschen, die in meinem Hostel in La Fortuna die Volunteer war. So viele Begegnungen mit bekannten Gesichtern sind schon witzig. Irgendwann war Evan mitsamt der Lebensmittel dann am Start, ich schnibbelte Tomate, Zwiebel und Zucchini, während er sich um das Pesto aus Samen und Tofu kümmerte. Anschließend ließen wir alles etwas köcheln, machten die Pastaplatten bereit und fingen an die Lasagne zu bauen. Nach einer halben Stunde im Ofen genossen wir das wohl beste Mahl meines bisherigen Trips mit insgesamt fünf Leuten. Unglaublich gut. Dafür hatte es sich gelohnt nochmal herzufahren. Nachdem der Abwasch zügig erledigt war, schlossen wir uns dem Rest des Hostels an, die bereits am Strand am Feuer saßen. Bei Vollmond ein wirklich schönes Bild und eine besondere Atmosphäre. Nach etwa einer Stunde mit ein paar gesungenen Liedern gesellte sich ein auf den ersten Blick vollkommen verrückter US-Amerikaner zu uns, der mit einem Bongo, einer Flöte und seinen erzählten Storys ein hervorragendes Programm darbot. Dazwischen immer wieder philosophische Weisheiten. Irgendwann kamen Einheimische die versuchten Bier an uns zu verkaufen, aber kein Rückgeld für große Scheine hatten. Nun wurden Freunde von den Verkäufern angerufen, um Wechselgeld zu bringen. Zeitgleich kamen Bekannte des US-Dudes, und er fing an, an unserem Feuer Geschichten über Freundschaft zu erzählen und Zigaretten zu schnorren. Und das bei Vollmond am Strand in Costa Rica. Was ein Fiebertraum. Elena und ich entschieden uns dazu ins Hostel zurückzugehen da es bereits Einse war und wir uns den weiteren, eventuell unangenehmen Part des Abends lieber sparen würden. Recht zügig wanderten wir in unsere separaten Betten und ich schlief schnell ein.
Tag 66, 25.02.2024 – Busfahrpläne in Costa Rica. Schmeckt.
Nachdem ich bereits gegen Sieben wach wurde, aber nichts zu tun hatte und mein Zimmer nicht aufwecken wollte, gammelte ich bis zum Erwachen des nahezu ganzen Raumes noch am Handy. Irgendwann startete ich mit dem Packen meiner Habseligkeiten, denn wiedermals wollte ich den Bus um 10:15 Uhr nach Nicoya nehmen, um dann nach Liberia weiterzureisen. Dort fand heute mein letztes Spiel in Costa Rica statt. Außerdem war es die nördlichste Stadt mit einem Erstligisten, daher der perfekte Plan für die Weiterreise nach Nicaragua, die am Folgetag stattfinden sollte. Nachdem ich meinen Topf mit meinem Essen zum Frühstück leer machte und auch ansonsten alles erledigte, begann ich ab halb Zehn, mich von allen zu verabschieden. Obwohl ich nur drei Nächte hier geschlafen hatte und eigentlich nur einen Tag hier voll verbracht hatte, waren die Leute mir ans Herz gewachsen. Ein wirklich toller Ort und definitiv mein Favorit in Costa Rica. Instagram wurde ausgetauscht, dazu viele Umarmungen und nette Gespräche zum Ende. Mit dem ein oder anderen gibt es vielleicht noch Reiseplanüberschneidungen, ansonsten ist es wohl wie meistens, man hat für einen kurzen Zeitraum eine grandiose Zeit, sieht sich danach aber nie wieder. Mit der Italienerin aus Nicoya und ihrer Freundin ging es noch gemeinsam zum Strand, ehe ich mich auch von ihnen verabschiedete und zur Bushaltestelle watschelte. Ticket gekauft, in den Bus und wieder in die Stadt. Dort musste ich das Terminal wechseln und etwa 400 Meter in den Norden gehen. Von dort fuhren etwa halbstündlich bis stündlich die Busse nach Liberia, der Hauptstadt des Bezirks Guanacaste. Etwa 65.000 Einwohner leben hier, dazu hat man einen recht guten Airport mit Verbindungen in die USA. Wusste ich erst, als wir mit dem Bus daran vorbeigefahren waren. Doch zurück an die Haltestelle. Ich traf wieder zufällig eine mir bekannte Person, ein deutsches Mädl, dass ich auf Bocas in einem Hostel getroffen hatte. Nun sah man sich zwei Länder weiter wieder. Kannste keinem erzählen. Wir quatschen einige Zeit, ehe wir in den Bus einsteigen durften und uns dort unserer jeweiligen Musik im Ohr widmeten. Während der Fahrt fing ein Senior an zu betteln, das bei der Ruckelpiste auf einem Stock. Er hangelte sich von Stange zu Stange und stürzte fast. Unglaublich. In der Stadt angekommen, ging ich aufgrund der recht knappen Zeitlage, es war kurz nach Zwei, direkt zum Stadion. Etwa 25 Minuten Fußweg auf denen ich mehrere angebundene Pferde in den Straßen entdeckte. Eines trabte auf der Stelle, was sehr traurig aussah. Ich hatte die Vermutung eines Pferdefestivals, als mehrere Reiter in einer Kolone vor einem Laden standen. Fast richtig. Doch erstmal zum Spiel. Mit meinem Leibchen bekam ich wieder ohne Rückfragen Zutritt in den Innenraum und knipste ein paar Bilder vor dem Anstoß. Auch auf die beiden Tribünen, Haupt- und Gegengerade kam ich ohne Probleme und konnte während des Einlaufens der Mannschaften gute Bilder machen. Auf jeder der beiden Tribünen befand sich eine kleine Barra, auf der überdachten Gegengerade ganz aussen mit Zaunfahne “Furla Blanca”, dazu Trommeln aber kein Gesang. Auf der überdachten größeren Haupttribüne machte sich eine Gruppe mit Rasseln und Trommeln breit und ließen auch melodischen Support verlauten. Die Zaunfahne “Los Coyotes” sah ich erst nach einem Standortwechsel, da sie sich hinter der Werbebande versteckte. Nach einer Minute gab es auch hier die Unterbrechung durch den Schiedsrichter. Ich fragte einen ebenfalls am Spielfeldrand stehenden Journalisten, was es damit auf sich hatte, den bereits am Vortag war mir diese Unterbrechung aufgefallen. Er erklärte mir, dass die Schiedsrichter in Costa Rica gerade gegen den Verband protestieren und dies ihr Streik ist. Solidarität aus Deutschland, für oder gegen was auch immer. In der ersten Hälfte bis zur Trinkpause gammelte ich im Innenraum und sah so das frühe 1:0 für die Gastgeber gegen die vollkommen überforderten Gäste von Sporting San José aus nächster Nähe. Direkter Freistoß an den Innenpfosten und von dort ins Netz. Gutes Ding. Das 2:0 nur wenige Minuten später per Volley nach einer Flanke von rechts. Anschließend flachte das Spiel ab, bis zur Trinkpause, in der ich mir aus einem Kühlschrank auch einen Eistee genehmigte, da es wirklich verdammt heiß war. Die Barra auf der Haupttribüne fing noch an ein Band zu spannen, allerdings nicht wirklich wegen der optischen Komponente, eher zum Sonnenschutz. Auf eben dieser Haupttribüne haben sich auch wenige Gastanhänger niedergelassen, allerdings ohne ganzheitlich aufzutreten. Lediglich Trikotträger zum Fußball schauen. Die Halbzeitshow bekommt von mir diesmal das Prädikat „Weltklasse“. Kleiner Parkour mit Slalom, Hüpfen über Hindernisse und dem anschließenden Drehen um einen Kegeln, gefolgt von einem Schuss von der Strafraumkante. Alles nur mit Erwachsenen, keine Kinder. Und holy war das witzig. Jeden Einzelnen hat es mies gebrettert, alle fandens top, niemand hat sich verletzt und alle hatten Spaß. So muss es sein. Ich ging nach dem Spektakel wieder in den Innenraum, machte ein paar Fotos und verfolgte das Spielgeschehen. Ab der 70sten Minute befanden sich die bis dahin etwas stärker werdenden Gäste in Unterzahl, da ein taktisches Foul, wenn man bereits vorbelastet ist, vielleicht etwas dumm ist. In den letzten Minuten gab es von Seiten von Municipal Liberia, 1977 gegründet und vorallem in den 2010ern durch ordentlich Scheiße gegangen, nur noch Ballgeschiebe. Dieses wurde vom Trainer des Vereins auch noch befeuert, in dem er die Zuschauer aufforderte bei jedem erfolgreichen Pass zu jubeln. Geile Szenerie. Die Scheiße durch die der Verein ging, waren Ausgliederung, Namensumbenennung mit dem Namenszusatz eines Zoos des Besitzers, Insolvenz. Doch vorher holte man 2009 noch die Meisterschaft, da das viele Geld leider doch Tore schießt. Nach einem Umzug nach Heredia wurde die Lizenz des Franchises vom Verband entzogen und alle Spiele mit 0:3 gewertet. Damit waren die 90% des Vereins, die ausgegliedert waren, wertlos. Der Präsident des Muttervereins, dem noch 10% gehörten, beschloss eine Lizenz in der zweiten Liga zu kaufen und sich daran wieder aufzubauen. AD Municipal Liberia gehört nun zu 100% dem öffentlichen Sportverein und ist nicht mehr von Investoren abhängig. 2015 stieg man erstmals wieder in die erste Liga auf, allerdings 2018 wieder ab. Mittlerweile hat man die höchste Spielklasse wieder erreicht und trägt seine Heimspiele im 1977 erbauten Estadio Edgardo Baltodano Bricano aus, das knapp 6.000 Zuschauer fassen kann. Zum heutigen 2.0 Heimsieg kamen aber nur etwa 1.000. Nach dem Abpfiff verließ ich das Stadion, sicherte mir noch ein schönes Papierticket und machte mich auf den Weg zum Busbahnhof. Ich wollte heute noch einige Meter in Richtung Grenze machen und hatte deshalb, noch im Plan mit Mikael, eine Unterkunft abseits der Stadt gebucht, in der wir gut und günstig schlafen können. Während des Weges lief ich an einer Sporthalle vorbei, aus der Pfiffe und lautes Geschrei kam. Das ist doch nicht etwa Futsal. Doch, tatsächlich. Da ich aber lieber rechtzeitig im Hotel bin und den Fahrzeiten der Moovit-App nicht so ganz vertraue, entschied ich mich direkt zum Terminal zu gehen. In Liberial gibt es davon zwei in direkter Nachbarschaft. Beim ersten war ich angekommen, von dort sollte laut App der Bus auch abfahren. Ich fragte mich bei anderen Passagieren durch, doch niemand wusste etwas von diesem Bus. Eine Verkäuferin meinte, dass ich es beim anderen Terminal versuchte sollte, und siehe da. Alles gut. Zumindest fast. Der letzte Bus dorthin war um Vier gefahren. Also konnte ich meine Unterkunft nur noch per Taxi erreichen. Ne danke. Ich entschied mich für den Hostelweg in der Stadt und lief das Erste an. Dies war bereits voll. Beim Zweiten hatte ich mehr Glück und wurde nach Verhandlungen des Preises in das noch leere Zimmer der Herberge geführt. Ich machte es mir bequem, duschte und kochte anschließend meine noch übrigen Nudeln mit Reis, ehe ich mich an die Planungen für Nicaragua machte. Dann kam der erste Zimmergenosse, ein Brasilianer hinzu, der sich aber recht schnell auf den Weg zu einer im Umkreis liegenden Partie machte. Kurz darauf erschien Brandon, ein US-Amerikaner, der gerade am Flughafen in Liberia gelandet war und auch Nicaragua geplant hat. Wir redeten etwa eine Stunde und verabredeten uns für den morgigen Grenzübergang, da er auch noch zu diesem Festival gehen wollte. Ich hatte bereits die Gedanken an die in der Stadt herumlaufenden Pferde verloren, also verabschiedete ich ihn und legte mich nach getaner Planung ins Bett und freute mich auf den Grenzübertritt nach Nicaragua am Folgetag.
Bilder:
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