Woche 5. Die erste gemeinsame Zeit.

Tag 32, 22.01.2024 – Der Finne ist da.

Gegen drei Uhr erreichte der Bus, nachdem ich während der Fahrt noch mehrfach aufwachte, endlich Albrook. Den Busbahnhof kannte ich mittlerweile in- und auswendig, daher machte ich mich nach dem Aussteigen und Bezahlen der Fahrtgebühr auf den Weg zur regionalen Bushaltestelle in Richtung meines Hotels, wovon in wenigen Minuten eine Abfahrt bevorstand. Ein Bus meiner benötigten Linie wartete schon mit laufendem Motor und, da man sich auf die bei Google angegebenen Zeiten nicht verlassen kann, fuhr gerade los. Mit einem kleinen Sprint und dem beidhändigen Winken machte ich den Fahrer auf mich aufmerksam und konnte ihn so tatsächlich zum Anhalten bewegen. Lust auf ne Stunde warten beziehungsweise die ungefähr 45 Minuten durch die dunklen Gassen der Hauptstadt zu laufen, hatte ich nicht. So durfte ich etwa fünfzehn Minuten im nahezu leeren Bus verbringen, der mich wenige Minuten Fußweg von der Hosteltüre ausspuckte. Während der letzten Meter rief mir sogar noch eine Prostituierte hinterher, doch dafür waren mein Budget und die verbleibenden Stunden Schlaf, bis ich mich in die Metro zum Airport setzen musste, zu knapp. Ne, mal im Ernst, diese Berufsgruppe in allen Ehren, aber käufliche Liebe ist eine Sache, die ich nie verstehen werde. Nach der Nachricht in die Heimat, dass ich mich im sicheren Hostelbett befinde, schloss ich meine Augen und wachte viel zu früh gegen halb Acht wieder auf. Doch ich musste noch meine Sachen packen, frühstücken und mich frisch machen, denn meine Begleitung ungeduscht abholen wollte ich nicht. Mit allen abgehakten Sachen auf der ToDo-Liste ließ ich meinen Rucksack noch im Hostel stehen und machte mich auf den Fußweg zur Metrostation “Santo Tomás”. Dort holte ich für den Empfang noch einige Empanadas mit Käse, die, so war meine Hoffnung, bis zur Umarmung nicht von mir angefasst werden. Mit der Metro musste ich bis zum ersten Umstieg in “San Miguelito” etwa eine halbe Stunde fahren, anschließend ging es bis “Corredor Sud” und von dort die letzten beiden Stationen mit der erst im März 2023 eingeweihten oberirdischen Bahn. Für die Gesamtfahrt werden 0,85 Dollar fällig. Ein Witz. Von der vorletzten Station sah ich sogar, soweit recherchierte ich bei Flightradar, den Anflug der aus Bogotá kommenden Maschine von Mikael. Also sollte zeitlich alles recht gut passen. Mit meinem präparierten Schild, auf dessen Inhalt ich nicht eingehe, platzierte ich mich nun am “Arrival”-Ausgang des Terminals und wartete etwa eine halbe Stunde, bis der Finne mir vor die Linse lief. Und das Ganze zu meinem Schock mit einer Umhängesporttasche. Der wohl einzige Backpacker, der diese Tasche zum Verstauen seines Zeugs nutzt. Nach langen Wiedersehensumarmungen und dem ersten Austausch machten wir uns auf den Weg zur Bahn und fuhren den selben Weg den ich gekommen war wieder zurück. Das Ziel war unser gemeinsames Hotel, in dem wir hofften, auch zwei Stunden vor dem offiziellen Check-in seine Tasche abstellen zu dürfen, denn bereits nach wenigen Schritten wusste er, dass seine Wahl schlecht und unhandlich war. Aber damit muss er nun die nächsten Monate leben müssen. Der Empanada hatte es geschafft zu überleben, und so wurde er zur Stärkung direkt verspeist, bevor wir das Hotel erreichten. Die Tasche abgestellt machten wir uns bei über 35 Grad auf den Weg nach Casco Viejo, der Altstadt von Panama-City. Und das entlang des Wassers mit einer überragenden Aussicht. Meine Begleitung war sichtlich begeistert und tat dies auch oft kund, lediglich die Temperaturen machten uns zu schaffen. Als wir am Unabhängigkeitsplatz angekommen waren, entschieden wir uns zuerst etwas zu Essen, bevor wir das Sightseeing weiter machen wollten. Also ging es zum Restaurant hinter dem Asia-Markt, das ich an meinem ersten Tag nach der Free-Walking Tour besuchte. Auch diesmal fanden wir super leckeres und preiswertes Essen vor. Reis, Linsen, Patacones, Salat und für Mikael noch irgendein Fleisch. Dazu jeweils zwei gekühlte Getränke und das für insgesamt fünfzehn Dollar. Mit den üppigen Portionen setzten wir uns vor die Kathedrale in den Schatten und genossen die Auszeit. Anschließend gab ich ihm eine Führung durch die sehenswerte Umgebung und wir besprachen den weiteren Plan für die kommenden Tage. Wir konnten heute tatsächlich direkt sicher den Länderpunkt für ihn eintüten oder aber noch den Kanal besuchen. In der Theorie hätte beides klappen können, wäre aber sehr stressig gewesen. Da der Finne aber genauso nen Fußballgeier wie ich ist, entschied er sich für den alleinigen Besuch des Zweitligaspiels und gegen den Besuch des Panamakanals und hoffte darauf, dass wir das morgen noch unterbekommen würden. Für mich war dieser Revisit vollkommen in Ordnung, da ich darauf hoffte, mit der frei gewordenen Zeit nochmal an dem Wasserfall in La Chorrera, wo das Spiel stattfand, vorbeizukommen. Da ich mein Gepäck noch im Hostel hatte, führte unser erster Gang, der ganz bewusst an der Stelle vorbeiführen sollte, an dem ich ausgeraubt wurde und damit abzuschließen, in das Hostel, um meinen Rucksack zu holen und unsere Wasserflaschen am Hahn aufzufüllen. Bei den Temperaturen empfahl es sich übermäßig zu trinken und da die Wasserpreise etwas höher sind als ich es in Deutschland gewohnt war, hab ich mich mittlerweile zum Auffüllen entschieden, da das ohne gesundheitliche Probleme möglich ist. Mit gesatteltem Rucksack und vollen Flaschen ging es nun die etwa 20 Minuten zu Fuß in die neue Unterkunft, in der wir nun den offiziellen Check-In hinter uns brachten und das Doppelzimmer betraten. Aus dem kurzen ins Bett legen wurde eine halbe Stunde, ehe wir uns wieder aufrafften den Weg zum Busbahnhof anzutreten. Dorthin ging es via offiziellem Linienbus und von dort in den nächsten Chickenbus in die Stadt des Wasserfalls. Aufgrund von Stau und der Route über die Interamericana war es leider nicht mehr möglich, diesen zu besuchen. So entschieden wir uns für einen entspannten Rundgang durch das Städtchen, kauften an einem lokalen Bäcker nochmal Empanadas und bekamen sogar eine Art Eiskaffee geschenkt. Dieser war erfrischend, die Empanadas echt gut und daher können wir für die “Panaderia Cesarin” nur eine Empfehlung aussprechen. Das klingt gekauft, oder? Influencer incoming. Der letzte Akt vor dem Stadion war nochmal das Auffüllen der Getränkereserven und so liefen wir in den nahegelegenen Supermarkt und deckten uns dort ein. Damit ging es zum Stadion, über das ich bereits geschrieben habe. Diesmal standen sich mit “AC Academie ACE” und “C.D. Atletico National” zwei noch nicht gesehene Teams gegenüber. Die Gäste kommen, soweit meine Recherche, aus der Hauptstadt und sind der 1995 gegründete Polizeisportverein, der sich mittlerweile umbenannt hat. Man spielte in seiner Geschichte auch schon einige wenige Jahre in der ersten Liga, ist aber seit 2020 in der Liga Prom, also der zweiten Liga. Zum Gastgeber habe ich leider nichts gefunden. Die etwa 125 Zuschauer, darunter mehr als die Hälfte Gastanhang, fanden sich zu diesem Spiel ins “Estadio Agustín “Muquita” Sanchez ein, und sahen einen stärkeren Beginn der Gastgeber, doch ausser einem Pfostenschuss nach etwa zehn Minuten resultierte daraus nichts, besser machten sie es nach 25 Minuten.Nach einer Ecke und dem anschließenden Tohuwabohu im Strafraum mit dem dritten Nachschuss konnte man etwas glücklich aber verdient in Front gehen. Und auch das 2:0 lag ihnen schon auf dem Fuß, als man mit vier Stürmern auf einen Verteidiger und den Keeper zulief. Diese Überzahl im gegnerischen Strafraum ließ man aber liegen und traf nur den Innenwinkel, von dem der Ball raus sprang und geklärt werden konnte. Dies schien in den Gästen etwas auszulösen, denn plötzlich übernahm man die Überhand und fabrizierte Chancen, ließ diese aber ebenfalls aus. Natürlich kam es, wie es kommen musste, und kurz vor der Halbzeit wurde man ausgekontert, 2:0. In der Halbzeit gab es die lang ersehnte Länderpunktrunde an Kaltgetränken, darauf auf finnisch erstmal “Kippis”. Die zweite Hälfte startete direkt gut. Nut wenige Minuten nach dem Anstoß gab es den Anschluss ganz im Sinne der Sportfreunde Stiller. “Flanke, Kopfball, Tor, ja so stelln wir uns unsere Mannschaft vor.” Der Flugkopfball des Stürmers nach einer mustergültigen Flanke fand den Weg ins Tor und damit war der Bann gebrochen. Nur vier Minuten später gab es nach einer Freistoßflanke wieder einen platzierten Kopfball und den Ausgleich. Der Gästemob am Eskalieren. Doch man gab sich mit diesem Punkt zufrieden und stellte das Spielen erstmal ein. Dies nutzten die Gastgeber, trafen aber erstmal wieder den Pfosten. Zum dritten Mal. Doch eine Viertelstunde vor dem Ende wurde Ihnen ein Elfmeter zugesprochen. Über das Foul gab es keine Diskussion, letzter Mann, den Stürmer klar abgeräumt. Doch die Berührung war ausserhalb, also hätte es statt Elfer und Gelb eher Freistoß und Rot geben sollen. Was ist da besser? Der Elfer wurde souverän verwandelt und so war nun das Heimteam wieder in Front. Doch nach einem Schlag mit dem Ellenbogen dezimierte ein Spieler das Team vor dem Ende. Diese Überzahl konnte der Bullenverein nutzen und erzielte das 3:3, klar per Kopfball. Der Treffer wurde wieder vor dem Anhang gefeiert, die klar lauter waren als die vereinzelt sitzenden Heimzuschauer. Allerdings hingen auf beiden Seiten keine Zaunfahnen oder wurden musikalische Untermalungen angestimmt. In der Nachspielzeit wurde es nochmal wild, beide spielten mit offenem Visier und wollten den Sieg, aber dieser blieb keinem gegönnt. Leistungsgerecht und spektakulär trennte man sich so mit einer Punkteteilung. Für uns hieß der Abpfiff nur wieder den Bus in Richtung unserer Unterkunft suchen. An derselben Position, die mir in der Vorwoche bereits eine Mitfahrt beschert hat, standen diesmal auch wieder zwei Personen. Wir gesellten uns dazu und nur wenige Augenblicke später hielt bereits ein Sammeltaxi, das uns zum Platz des fünften Mai bringen sollte. So steuerte der Fahrer, mit seinem Handy am Ohr, das mit 18 Personen um zwei Passagiere überladene Minibussle über die aufgrund eines Staus angefahrenen Umleitungsstraßen und schaffte es noch zu hupen um weitere Fahrgäste zu akquirieren. So langsam liebe ich es hier. Und auch Mikael, der sich neben mir in der letzten Reihe befand, hatte sichtlich Spaß. Diese, aufgrund des Staus, gut einstündige Fahrt hat sich definitiv bei uns beiden eingebrannt. Nie waren Angst und Freude so nah beieinander. Doch wir stiegen unbeschadet an der Endhaltestelle aus und liefen die gute halbe Stunde durch die dunkle Stadt gemeinsam ins Hotel und fielen todmüde ins Bett. Was ein gemeinsamer Start.

Tag 33, 23.01.2024 – Wo sind die Faultiere?

Das Hotel bot uns bis um 09:00 Uhr Frühstück. Da wir gegen Achte aufwachten, nutzen wir die Möglichkeit nach dem frisch machen direkt. Das Rührei und die Toast mit Butter waren zwar echt nicht viel, aber zumindest besser als nichts und dazu vegetarisch. Der Plan für den Tag bestand aus vielen Punkten. Zuallererst musste geklärt werden, ob wir wieder unsere Taschen hier lassen dürfen, denn ein weiteres Hotel in Panama-City hatten wir nicht. Am Ende des Tages sollten wir per Nachtbus weiterziehen. Und das durften wir auch. Mit deutlich weniger Gewicht auf dem Rücken beziehungsweise der Schulter, liefen wir entspannt eine grobe Stunde bis zum Eingang des “Metropolitan Parks”, einem städtischen Nationalpark, dessen Fläche zu etwa 75% mit tropischem Regenwald bedeckt ist. Dementsprechend beherbergt er unzählige Tiere und dient als Reservat. Der Eingang des 1985 eröffneten Parks war nicht schwer zu finden, allerdings verläuft eine Straße zwischen dem Haupthaus und einem Teil des Parks, so dass wir uns erstmal an dem Hinweisschild orientieren mussten. Gleichzeitig kam aber schon eine Rangerin auf uns zu und verwies auf die Zahlung des Eintritts und der Aufnahme unserer Namen und Nationalität für die Statistik. Nachdem die humanen vier Dollar Eintrittsgebühr pro Person über die Theke geflossen waren, erhielten wir mal wieder ein schönes Armbändchen, welches wir tragen sollten. Das Land ist aufgebaut auf Armbändern. Überragend. Im Park selber sahen wir vor allem viele Vögel, einmal überquerte ein überdimensioniertes Meerschweinchen, dessen lateinischen Fachbegriff leider nicht mehr zur Hand habe, direkt vor uns den Weg und säuberte sich an einem kleinen Flusslauf. Allerdings war die Hauptattraktion, das Faultier, uns nicht vor die Linse gekommen. Wir liefen langsam alle Hikes ab, fragten die Ranger auch, an welchen Stellen man besonders aufmerksam in die Baumkronen schauen muss, damit man die höchste Wahrscheinlichkeit hat, eines dieser Tiere, mit denen Mikael sich identifiziert, beobachten zu können. Doch es war uns nicht vergönnt. Als wir den höchsten Punkt des Hikes, eine schöne Aussichtsplattform, erreicht hatten, ließen wir uns etwas Zeit fürs erstmalige Posieren für die Kamera. Die Kulisse gab das aber auch her. Für den Rückweg wurde ein von uns noch nicht bewanderter Weg eingeschlagen, auf dem wir an einem von zahlreichen Schildkröten bewohnten Teich vorbeikamen. Auch hier beobachteten wir das Wild-Life einige Zeit, ehe wir uns zum Ausgang bewegten. Alles in allem kann man diesen Abstecher in den Norden der Stadt definitiv machen, das Geld ist gut investiert und alle Hikes kann man in gut zwei Stunden ablaufen. Wir wollten uns nun um die Essensaufnahme, die Herstellung von mobilem Internet für meinen Reisepartner und um das Ticket für die nächtliche Weiterreise in den Nord-Westen des Landes kümmern. Das alles konnten wir vom bereits bekannten Busbahnhof Albrook, etwa 25 Minuten Fußweg vom Park entfernt, erledigen. Nachdem ich dem SIM-Karten Vertreter erklärt hab, was Mikael braucht, ging ich weiter zum Fenster des Ticketverkaufs nach David. Ab 22:00 Uhr fährt drei Mal, jede Stunde, ein Nachtbus an unsere Destination. Wir entschieden uns im Vorhinein für den Bus um Elf, damit wir einerseits nicht zu früh und mitten in der Dunkelheit ankommen und andererseits in der Hauptstadt nicht unnötig Zeit totschlagen müssen. Nachdem ich Mikaels Pass noch holen musste, hatte ich die beiden Tickets in der Hand und wir hatten insgesamt zwei Sorgen weniger, denn auch das Internet auf dem Smartphone des Finnen lief. Nun ging es noch an die Essensaufnahme. Wir entschieden uns für den einfachen Weg zum Supermarkt und füllten den Magen mit Brot und Käse. Old but gold. Die Location hatte aber noch einen weiteren Vorteil, denn von hier aus fuhr auch der direkte Linienbus nach Miraflores, dem Ort, an dem das Besucherzentrum des Kanals steht. Dieses sollte heute besucht werden, nachdem wir uns gestern davon losgelöst hatten. Recht zügig fanden wir die richtige Linie und standen so bereits 20 Minuten später vor der Einfahrt des Tourispots. Mit Shuttlen kann man natürlich bis vors Loch gefahren werden, doch als sparsame Backpackerschwaben läuft man den Kilometer bis zum Eingang lieber. Trotz der mal wieder heftigen Temperaturen ging das super klar. Durch eine weitere App, einen Schiffsradar, konnte ich schon feststellen, dass ein Kreuzfahrtschiff zum Zeitpunkt unseres Eintreffens geschleust werden würde. Da wir aber keinen Eintritt für das Museum, den Film und die Terrasse zahlen wollten, blieben wir unterhalb davon stehen und sahen trotzdem genug. Am Ende ist es einfach nur ein großes Schiff, das geschleust wird. Nach der Prozedur warteten wir noch ein wenig und konnten so gute Bilder der Abfahrt machen und verabschiedeten uns dann wieder in Richtung Innenstadt. Einen Besuch ist das Zentrum schon mal wert, allerdings nichts zwanghaftes. Wie ich letzte Woche aber schon geschrieben habe, man kann nicht in Panama gewesen sein, ohne den Kanal besucht zu haben. Da die Zeit schon fortgeschritten war und sich der Sonnenuntergang so langsam andeutete, entführte ich meinen Kollegen auf die mir bekannte beste Position für eben diesen. Die Halbinsel Amador. Der Stau dorthin zog sich so enorm, dass wir erst beim Peak des Untergangs am gewünschten Spot standen und daher den Spaziergang am Wasser entlang im Dunkeln genießen konnten. Nichtsdestotrotz entstanden schöne Aufnahmen, die Mikael bei sich veröffentlichen wird. Vorbei an all den kleinen Essens- und Getränkeständen breitete sich beim Finnen mal wieder Hunger aus. Da kam eine Beobachtung von mir von einem bespielten Fußballfeld gerade recht. Einige geparke Busse, schreiende Fans und wuselnde Kinder auf dem Kunstmuru machten einen belebten Eindruck. So war auch die Gastro beim “Copa del Canal”, einem internationalen Jugendturnier, das an diesem Tag eröffnet wurde, geöffnet. Mein Mitstreiter entschied sich für irgendwelche überteuerten Fingerfood Chickenstrips, die er in seinem bodenlosen Spanisch bestellte. Einen Lacher war es wert. Mit gefülltem Magen ging es bis zur nächsten Bushalte und von dort auf direktem Wege zum Hotel. Meine Planungen mit der Metrocard sollten genau aufgehen, deshalb wollte ich kein Geld auf der Plastikkarte über lassen. Bei noch 0,20 Dollar Gebühr für den Eintritt ins den Abfahrtsteil des Busbahnhofes und noch insgesamt 1,40 Dollar Guthaben, konnte jeder noch einmal Bus und einmal Metro fahren, deshalb musste der Fußweg von Amador auf den Festlandteil angetreten werden. Ging aber alles glatt, nur ein paar bellende Hunde verschreckten den Reisepartner. Vorbei an einem aufgebauten Festivalgelände, welches für irgendeinen Kulturteil vom 26.Januar bis 04.Februar unter dem Namen “Verano Canal” stattfinden sollte, fanden wir irgendwann die Haltebucht. Nachdem der erste für uns mögliche Bus ohne anzuhalten vorbeibretterte, konnten wir den Zweiten besteigen und in Santo Tomas gegen halb Zehn wieder verlassen. Mit unseren abgeholten und gesattelten Taschen ging es nun in Richtung Metro, doch zu unserer Überraschung war der näher an uns gelegene Eingang bereits verschlossen. Meiner Überzeugung nach fuhr die Metro aber bis um Zehne abends, daher wollte ich es am anderen Eingang auch noch testen. Dieser war geöffnet und so standen wir nach dem Hinhalten der Karte noch bei einem Restguthaben von 0,20 Dollar und konnten entspannt in Albrook noch warten. Ein Bäcker war noch geöffnet und so nutzte ich die Chance, an ein gutes Abendessen mit zwei Käseempanadas zu kommen. Die Wartezeit verging wie im Flug und ehe wir uns versahen, konnten wir bereits den Bus nach David besteigen. Ich schlief sofort ein und bekam die Abfahrt nicht mehr mit. Das ich früher als gedacht den Bus wieder verlassen durfte, ist Teil des morgigen Tages, denn außer etwas Geschnarche von neben mir, passierte nichts mehr.

Tag 34, 24.01.2024 – Baden unterm Wasserfall.

Gegen Zwei Uhr vernahm ich ein Rütteln an der Schulter, zumindest sagte mir die Uhrzeit mein Handydisplay nach dem Aufwachen. Wir müssen den Bus verlassen, verkündete mir Mikael, dieser habe einen Defekt. Die bereits aus dem Doppeldecker strömenden Einheimischen wirkten wenig entspannt, haben doch auch alle bis gerade gepennt. Nach der Aussage meines Reisepartners standen wir schon etwa eine halbe Stunde an dieser Stelle, auch die Bullen sicherten den Bus schon ab, was mich angesichts der Verhältnisse auf dem Highway doch etwas wunderte. Das die Masse den Bus verließ nachdem er bereits so lange stand, sollte aber bedeuten, dass ein Ersatzbus demnächst kommen sollte. Und so war es auch. Ein baugleicher Bus hielt nur wenige Augenblicke nach unserem Verlassen, allerdings war dieser auch schon gefüllt. Die werden sich dabei schon etwas gedacht haben. Die Einheimischen drückten sich alle vor die Einstiegstür und als diese nach einigen Minuten geöffnet wurde, entstand eine heiße Schlacht um den Einstieg. Für uns, die die europäischen Verhältnisse gewohnt sind, ein lustiges und ungewohntes Bild. Die Busagentur kann uns ja nicht stehen lassen, daher ganz entspannt. Naja, nachdem alle Sitzplätze belegt waren, wurde die Schlafkabine der Fahrer geöffnet und für vier Leute bedeutete dieses Liegeabteil das Zuhause für die nächsten Stunden. Noch immer stand eine zweistellige Anzahl an Passagieren allerdings vor den Bustüren. Nun wurde vorne geöffnet und ein Ehepaar durfte sich neben dem Busfahrer setzen und der Rest, joa, für den hieß es nach oben gehen und Stehplätze einzunehmen. Bitte was? Es waren noch mehr als vier Stunden Fahrt. Als Alternative wurde auf die Treppe zwischen dem unteren und dem oberen Stock gezeigt. Zum Glück schaltete ich mal wieder schnell und nutze die Nische zwischen der letzten Sitzreihe und der Treppe, um mich dort lang zu machen. Mikael legte sich in den Gang vor mir und so gingen, zumindest für mich, die nächsten Fahrstunden einigermaßen angenehm rum. In David angekommen machte sich aber mein Rücken bemerkbar, doch für Mimosen blieb keine Zeit, wollten wir doch noch weiter nach Boquete, einem Dörfchen am Fuße des Vulkans Barú, mit vielen Möglichkeiten zum Wandern und entspannen. Unser erster Plan war in der Provinzhauptstadt von Chiriqui zu frühstücken, doch nachdem das erste uns anhupende Bussle direkt nach Boquete weiterfuhr, mussten wir diese Möglichkeit am Schopfe packen. Nach der groben Stunde Fahrt suchten wir uns eben in dem von Touristen bevölkerten Ort ein Frühstücksrestaurant, mussten aber aufgrund der selbst für europäische Verhältnisse hohen Preise tief schlucken und zogen in ein etwas Heruntergekommenes weiter. Dort fanden wir Empanadas, Rührei, Hojaldo und andere Leckereien vor. Ausserdem lernten wir einen etwas komischen Kauz kennen, der sich als Arzt vorstellte, gleichzeitig aber auch Autor war und hier ein Hotel mit seiner Frau, von der er sich während Corona geschieden hatte, besaß. Er wäre Deutsch-Norweger, sprach aber sehr amerikanisch. Allgemein laberte er ziemlich viel Müll, aber es war recht witzig ihm zuzuhören, und da wir um halb Acht in diesem verschlafenen Dörfchen nichts zu tun hatten, ließen wir den Mann mal quatschen. Doch er schien tatsächlich gut vernetzt, denn er zeigte uns unaufgefordert Bilder vom heutigen Sonnenaufgang vom Barú, dessen Besteigung mein Plan für die Nacht war. Seine Bilder kamen von einer anderen deutschen Touristen, die zufällig im selben Hostel wie Mikael und ich war. Zu diesem machten wir uns auch nach dem Frühstück auf und hofften trotz eines erst späteren Check-Ins bereits unseren Krempel ablegen zu können, damit wir den ersten Hike, einen mit drei Wasserfällen, angehen können. Unser Hostel lag echt fernab vom Schuss, gut eine halbe Stunde mussten wir vom Ortszentrum laufen, aber dafür war für die Nacht absolute Ruhe angesagt. Mir brachte das aufgrund meiner geplanten Aktivität wenig, aber für meinen Reisepartner war es pure Erholung. Am Hostel angekommen fanden wir zwar keinen Host, dafür aber einige Gäste vor, die uns erlaubten, unser Gepäck in Ihrem Zimmer zu deponieren. Dort trafen wir dann auch auf eine Angestellte, die kritisch nachfragte aber sonst nichts unternahm. Sie meinte nur, dass jemand anders nachher den Check-In übernehmen würde. Während des Gesprächs fanden wir noch einen weiteren Mitstreiter für den Wasserfall-Hike, einen aus Frankreich stammenden Reisenden, der ebenso wie wir als Backpacker unterwegs war. Arnaud und die Mädels, die ebenfalls in seinem Dorm schliefen und aus dem Baguetteland kamen, machten uns noch darauf aufmerksam Badezeug mitzunehmen, denn in den Seen unter den Wasserfällen kann man baden. Mit eingepacktem Handtuch und Shorts ging es also los, zuerst zur Bushalte etwas unterhalb der Unterkunft und von dort per Taxi zur Startpunkt des Hikes. Die 20 Minuten Fahrt, nahezu komplett bergauf, wären zu Fuß schon mies anstregend gewesen und hätten uns viel Zeit gekostet. Am Hike angekommen überquerten wir erstmal eine Hängebrücke, durften einen schlammigen Aufstieg erklimmen und anschließend in einem Garten, der mich etwas an die Hobbits erinnerte, die Eintrittskosten blechen. Zehn Dollar wollen sie für die etwas mehr als zweistündige Wanderung, die an drei Wasserfällen vorbeiführen sollte. Der zumeist schlamige unebene Weg ist nichts für Anfänger, gerade ein Part, an dem sogar Seile aushingen, an denen man sich hochziehen musste, war in unseren Sneakern schwer zu erklimmen. Doch mit genug Vorsicht und Körperbeherrschung wurde jedes Hindernis erklommen und alle Wasserfälle mitgenommen. Am Dritten entledigten wir uns unseren Klamotten und sprangen ins wirklich verdammt kalte Nass. Auch wenn es echt erfrischend war, die Kälte tötete meinen Organismus. Doch für Fotos posieren ist manchmal wichtiger und wann hat man schon nochmal die Möglichkeit, so ungestört an einem Wasserfall zu baden. Sage ich jetzt. Wahrscheinlich kommt das während unseres Trips noch weitere Male vor. Egal, jede Möglichkeit nutzen. Der Weg wieder zurück war nochmal schwieriger, da es oft bergab geht. Ohne Profil auf rutschigem Schlamm muss man sich schon des öfteren Mal Haltepunkte aus Ästen suchen, aber auch das klappte ohne Hinzufallen. Alles in allem ein super Erlebnis und ein guter Start in den Tag voller Wanderungen. Nur wenige Minuten Fußweg vom Ausgang dieses Trails, fing bereits der Nächste an. An diesem Punkt klinkte sich Mikael aber aus, da er die Wanderungen nicht so genießen konnte. Die “Pipeline”, ein mehr oder weniger ebener Fußweg durch den Dschungel mit der Möglichkeit auf viel Wildlife, wenn man sich die Zeit lassen will. Ausserdem kommt man an einem mehr als 1.000 Jahre alten Baum vorbei und endet an einem weiteren Wasserfall, der bei uns allerdings nicht viel mehr als getropft hat. Gelohnt hat sich dieser Weg mehr als Workout, trotzdem war es schön mehr Natur zu sehen. Nervig ist nur die Pipeline, nach der dieser Weg benannt ist, da dieser sich unter und neben dem Weg durch den Wald gräbt. Als wir gerade wieder das Ende erreichten und an der Bushalte vor dem Start der beiden Trails standen, fuhr schon ein Collectivo vor, sodass ein Taxi überflüssig war. Allerdings fuhr dieses Bussle gefühlt einmal um die Welt, bevor es wieder in Boquete Halt machte. Für Arnaud und mich ging es nach der Ankunft in einen Supermarkt um uns mit Lebensmitteln einzudecken. Er für die kommenden Tage, ich für den Abend und mit Snacks für die kommende Nacht. Mit nun bereits mehr als 15 Kilometern in den Beinen wollte ich zumindest vor meinem Verlassen der Unterkunft etwas ruhen, damit ich die knapp 30 Kilometer auf den Vulkan und zurück problemlos durchstehe. Damit ich das Ganze nach der Absage von Mikael nicht alleine machen musste, suchte ich über “Hostelworld”, eine Plattform zum Buchen von Unterkünften aber auch mit Chatfunktion, weitere Mitstreiter. Bis auf ein Mädel aus den Niederlanden fand sich aber niemand. Nach dem Fußweg aus der Stadt ins Hostel buchte ich für mich und sie ein Shuttle zum Start des Aufstiegs und war erleichtert, nicht alleine die Wanderung angehen zu müssen, auch wenn ich es getan hätte. Der Abendplan bestand aus dem Backen von mit Käse gefüllten Maisrohlingen, dem anschließenden Verspeisen dieser und dem Schreiben von den restlichen Tagen Bericht, allerdings nicht zu lange, da mein Wecker um kurz vor halb 12 schon wieder zur Abholung klingelte. Gegen kurz nach Neun fand ich den Weg ins Bett und wachte sogar schon vor dem Wecker auf. Mikael neben mir schnarchte wie ein Weltmeister und auch Carlos, der Mitarbeiter des Hostels der uns den Transfer organisierte, war ganz entsetzt über die Geräusche, die mein Mitstreiter von sich ließ. Das kann für die Zukunft noch spannend werden. Naja, Carlos wollte mir nur Bescheid sagen, dass der Pick-Up zur Abholung da stand und so schulterte ich meinen bereits vorbereiteten Rucksack. Alles andere an Stuff habe ich in Tüten verpackt, da unser Check-Out in der Unterkunft um Elf war, meine Rückkehr aber sicher später sein würde. So plante ich eventuell kommenden Problemen aus dem Weg zu gehen. Ich machte mich also auf den Weg zur Straße, die als Treffpunkt ausgemacht war, fand aber keinen Pick-Up vor. Ich schrieb meiner Begleitung für die Wanderung, ob sie schon abgeholt wurde, aber bekam auch von ihr nur eine negative Antwort. Da es aber noch wenige Minuten bis Halb war, wartete ich geduldig. Aus der Auffahrt, aus der ich gelaufen kam, fuhr dann der Shuttle heraus. Da die Straße als Treffpunkt ausgemacht war, lief ich an diesem Pick-Up komplett vorbei. Mea culpa. Der Holländerin konnte ich Entwarnung geben, die Abholung war auf dem Weg und kurz darauf befanden wir beide uns auf der Rückband des Privatautos. So viel zu Shuttle und andere Wanderer, da wurde sich auf den Nacken der Gringos wieder die Tasche vollgemacht. Für nen Zehner pro Person aber auch einigermaßen fair, denn die Fahrt zum Einstieg zog sich ziemlich dahin. Auch ein im Vorhinein angefragtes Taxi wollte 20 Dollar, was damit auf denselben Gesamtpreis hinausgelaufen wäre.

Tag 35, 25.01.2024 – Sonnenaufgang.

Kurz vor 12 standen wir dann am Eingangsschild des Aufstiegs. Die Tore waren offen, niemand konnte uns daran hindern, den eigentlich verbotenen nächtlichen Aufstieg auf den ruhenden Vulkan zu starten. Schnell stellten wir fest, dass mein Tempo über ihrem lag, kompensierten das aber mit regelmäßigen Pausen. Diese waren sowieso notwendig, da die mehr als 1800 Höhenmeter, die wir während dieses Aufstiegs gewannen, sich bei zu wenig Akklimatisierung in Kopfweh ummünzen könnte. Daher beschlossen wir jede Dreiviertelstunde etwa fünf bis zehn Minuten zu pausieren. Nahezu der komplette Weg war aufgrund des strahlenden Vollmondes gut beleuchtet, daher war eine Taschenlampe mehr doer weniger unnötig. Direkt bei der ersten Pause, nach etwa zweieinhalb Kilometern, begegnete uns ein mit zwei Stirnlampen ausgestattetes weiteres Wanderpaar. Eine Schweizerin mit ihrem panamaischen Lebensgefährten, die in schnellem Tempo den steinigen Untergrund erklommen. Ich gab ihnen den Tipp mit den Pausen und mit dem Verzicht auf die Lampen auf den Weg und machte sie darauf aufmerksam, dass wenn sie weiter in dem Tempo aufsteigen würden, einige Zeit auf den Aufgang warten müssten, denn dieser kündigte sich erst gegen kurz nach Sechs an. Das berücksichtigten die beiden auch ab jetzt. An Kilometer Sieben, sowohl wir als auch das zweite Pärchen, machten gerade Pause, schloss eine Vierergruppe auf uns auf. Ein Ami mit seiner panamaischen Frau, eine junge Dänin und ein Guide. Dies erfuhr ich aber erst später. Auch ihnen gab ich den Pausen-, Licht- und Zeittipp auf den Weg, was sie direkt umsetzten. Die nächsten Kilometer wurden die Gruppen wild gemischt, jeder fand unter den nun insgesamt acht Wanderern jemanden in seinem Tempo und daher machte der Hike mit den Unterhaltungen richtig Spaß. Da ich von all den Leuten aber immer noch am schnellsten unterwegs war, verabschiedete ich mich teilweise für eine gute halbe Stunde von der Gruppe und nutzte die dann resultierende Pause von etwa zehn bis fünfzehn Minuten zum Musikhören und alleinigen Genießen der Stille. Das tat sowas von gut. Wenn ich mit anderen lief, dann waren das meine niederländische Startbegleitung sowie die Dänin. Gemeinsam quatschten wir während der Zeit echt viel über alles Mögliche und machten den Aufstieg so echt zu einem sehr angenehmen Erlebnis. Gegen kurz vor Fünf kamen wir an einem Zeltplatz an, an dem wir nochmal gut 30 Minuten Pause machen konnten, bevor die letzte halbe Stunde bis auf den Gipfel angegangen werden musste, um rechtzeitig für den Aufgang am Kreuz zu stehen. Als gerade auch die letzten der achtköpfigen Gruppe eingetrudelt sind, hörten wir Motorengeräusche. Für viel zu viel Geld kann man sich auch eine Tour nach oben buchen, die mit Geländetrucks durchgeführt wird. Insgesamt sieben Stück bretterten an uns vorbei. Krank. Wir machten uns dann an den letzten Aufstieg, ich hatte wieder Lust meinen Körper herauszufordern und sprintete voran. Außerdem, so ehrlich bin ich, mag ich es, bei solchen Challenges als Erster etwas erreicht zu haben. So erreichte ich die Plattform mit der Aussicht über David, der Sicht bis nach Costa Rica und auf den Pazifik zuerst, wenn man die Cheater aus den Autos abzieht, und wartete auf die Ankunft der restlichen Wanderer. Nach etwas mehr als zehn Minuten kam der panamaische Freund der Schweizerin, nach weiteren fünf auch diese. Wenige Minuten später erreichten die Holländerin und die Dänin das Ziel, so dass wir uns gemeinsam auf die letzten Meter zum Gipfelkreuz gemeinsam aufmachten. Dieses war nur über felsiges Terrain zu erreichen und so unterstützten wir uns beim Klettern gemeinsam. Alle zusammen erreichten wir den obersten Punkt und fotografierten uns während des wirklich schönen Sonnenaufgangs den Wolf ab. An sich ist natürlich das Gesamterlebnis aus Weg, Gruppe und dem Blick das Ziel, aber alleine für diesen Sonnenaufgang hat es sich mehr als gelohnt. Gegen halb Acht, etwas mehr als zwei Stunden nachdem ich den Gipfel erreicht hatte, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Oben wurde es aufgrund des Windes echt kalt und unangenehm, außerdem hatten wir alles für uns Wichtige gesehen. Den Rückweg traten wir wieder in verschiedenen Gruppen an. Die Dänin und die Niederländerin schlossen sich mir an und wir gaben gut Gas bis nach unten. Nach etwas mehr als drei Stunden standen wir kurz vor dem Ausgang, als der Dänin einfiel, dass sie ihren Guide noch bezahlen muss. So wartete sie an einem guten Pausenplatz und wir beiden Verbliebenen marschierten die letzten Meter zum Ausgang und nahmen das erste Taxi in die Ortsmitte. Von dort lief ich mal wieder die drei Kilometer ins Hostel und kam dort um kurz nach Zwölf an. Nach der erfrischenden Dusche machte ich mir noch etwas zum Essen, ehe Mikael und ich uns wieder auf den Weg ins Ortszentrum machten, um den nächsten Bus nach David zu nehmen. Dort befand sich einerseits unsere Unterkunft für die Nacht, andererseits war auch ein Spiel geplant. Während der etwa einstündigen Busfahrt nickte ich etwas ein und wachte so zerstört auf, dass der Plan des Sightseeings in David erstmal verschoben wurde. Lieber Check-In im Hostel und dem Körper nach mehr als 40 Kilometern wandern, und nein lieber Daniel, nicht mit dem Schrittzähler meines alten Handys gezählt, sorry für den Insider, etwas Ruhe zu geben. Der zehnminütige Fußweg zum Hostel verlief entspannt, bis auf wenige komische Blicke der Einheimischen, und so konnten wir entspannt einchecken und unsere beiden Einzelbetten probeliegen. Da wir noch etwas mehr als zwei Stunden Zeit hatten, bis wir zum Fußball aufbrechen mussten, entschieden wir uns für ein wenig Siesta. Als wir aus Dieser wieder erwachten, stellten wir einen Plan für eine schnelle Runde durch die Stadt mit Halt an einer Imbissbude auf. Über die Kathedrale ging es zum Marktplatz und von dort in eine Lokalität am Stadion. Das diese natürlich gerade zumachte, als wir einliefern, war typisch. So wurde es nur ein kleiner Snack am Supermarkt und wir entschieden uns nach dem Spiel für Nahrungszufuhr. Im “Estadio San Cristóbal”, einem 1999 eröffneten Stadion, welches 2018 mit zwei neuen Tribünen ausgestattet wurde, trafen heute am ersten Spieltag der panamaischen Frauenliga die Damen von “Deportivo Chiriqui” auf die von “Mario Mendez FC”. Zu Beginn des Spiels wurde neben dem Stadion eine Batterie an Feuerwerkskörpern geleert, was uns sehr erfreute. Außerdem hatten die Gäste ein kleines Orchester dabei, welches sich mit kleinen Zaunfahnen über einem Aufgang platzierte. Die Damen von “Mario Mendez”, einem Akademieverein eines ehemaligen panamaischen Fußballnationalspielers aus der Region Chiriqui, starteten in dieses Derby besser. Bereits nach zwei Minuten ging man per Distanzschuss vom Sechszehnereck in den Winkel in Führung. Die Keeperin war für den Strahl einfach zu klein. Ihre Körpergröße wurde auch beim zweiten Tor für die Gäste, einem Elfer in der 25sten Minute, bei dem sie im richtigen Eck war, aber nicht an den gut platzierten Ball kam, zum Verhängnis. Noch in der ersten Halbzeit lagen die Gastgeberin mit 0:4 zurück, doch den Fans hinter dem Stadion war das egal, denn man zündete wieder eine Batterie. Während ich im Verlauf der zweiten Hälfte nach Restaurants suchte, erhöhten die Gäste bis zur Siebzigsten auf ein halbes Dutzend. Dann kam aber der Anschluss, der wie ein Tor in der Schlussminute des Champions-League Finales gefeiert wurde. Erst wurde eine Gegnerin provoziert, in dem zu ihr gerannt wurde und vor ihr gejubelt wurde, anschließend ging es vor die Fans und das Wappen wurde geküsst, ehe man sich noch bei einer Macht im Himmel bedankte. Grandios. Dass kurz darauf der alte Abstand wiederhergestellt wurde, macht dem Gefühl der Torschützin wohl nichts aus. Alles in allem befand man sich hier wieder in einem wunderbaren Pöbelpublikum, das bei jeder Szene am Bruddeln war. Die etwa 200 Zuschauer konnten nach dem Schlusspfiff noch eine dritte Einlage an Feuerwerkskörpern beobachten und auch dem Orchester nochmal lauschen. Für uns bedeutete der letzte Pfiff der Schiedsrichterin aber auch das Zeichen zu gehen, denn wir entschieden uns für Pizza. So suchten wir eine bekannte Kette auf, die gerade für nur sechs Dollar Familienpizzen im Angebot hatte, von denen wir uns jeder eine einverleibte. Beziehungsweise etwas für den Folgetag als Frühstück übrig ließen. Die grobe halbe Stunde Fußweg in der Nacht vom Restaurant, wenn man das so nennen darf, bis zum Hostel fühlten wir uns nicht unsicher, da aber auch allgemein recht wenig auf den Straßen Davids los war. Am Hostel angekommen, wartete bereits eine weitere Person am Eingang. Die nette Besitzerin war wohl schon eingeschlafen und ihre als Klingel fungierenden Hunde, die sie von der Straße aus aufgenommen hat und alle wohlerzogen sind, hatten wohl keine Lust sie zu wecken. So musste ich erst über den ersten Zaun klettern, um einen der Doggos zu animieren und hereinzulassen. Dies klappte auch erstaunlich gut, so dass wir gegen Elf im Bett lagen und, zumindest ich, sofort einschlief.

Tag 36, 26.01.2024 – Das letzte Spiel in Panama.

Den nächsten Morgen wollten wir einigermaßen entspannt angehen, auch wenn wir wieder große Pläne hatten. Doch zuerst stand wieder das Fertigmachen und Frühstücken auf dem Plan. Die übrige Pizza vom Vortag wurde unter den Augen der Hunde verspeist und anschließend zwei Babykatzen beim Spielen zugeschaut. Neben mich setzte sich einer der Hunde und selten verspürte ich so ein schönes Gefühl. Mit einem Hund zusammen zwei Babykatzen beim Toben zuzuschauen ist was Tolles. Aber auch in diesem sehr tollen Hostel, klare Empfehlung ans “PaCasa Hostel” in David, war die Zeit nach nur einer Nacht vorbei und es ging weiter nach El Empalme, einem Ort zwischen Almirante und Changuinola, der für nichts außer seinem großen Baseballstadion bekannt ist. Der Busbahnhof von David war uns bereits bekannt und auch die die Haltestelle der Abfahrt nach Changuinola haben wir bereits am Vortag aufgesucht. Zufälligerweise stand bereits ein Bussle abfahrbereit da, in das wir nur noch hineinfallen mussten. Keine Minute später startete der Motor und die etwas mehr als vierstündige Reise konnte beginnen. Und wow, die Landschaft auf dieser Strecke gibt so viel her. Berge, Seen, Natur ohne Ende. Der Großteil der Straße ist zwar eine absolute Ruckelpiste. doch trotzdem schaffte es unser Fahrer an einer Senke von den regionalen Bullen gelasert zu werden. Stark. Das innerhalb des 16-Sitzers aber niemand angeschnallt war, war dem Uniformierten vollkommen egal. Nach der groben Hälfte der Strecke machten wir an einem Restaurant Pause und gönnten uns etwas Reis mit Gemüse, allerdings war die Umgebung etwas komisch, denn ständig wurde man von Kindern im Grundschulalter angebettelt. Wir waren nach dem Essen froh wieder im Bussle zu sein. Als wir in den Ankunftsort einfuhren, thronten die Flutlichtmasten des Stadions über dem Dorf. Doch auch viele Container des Bananenproduzenten “Chiquita” begegneten uns sofort. Auch ein Bus mit dem Logo des Konzerns fuhr uns entgegen. Also befanden wir uns wohl in der Nähe der Plantagen des Unternehmens. Da sich bei meinem Reisepartner schon wieder der Hunger bemerkbar machte, suchten wir zuerst wieder ein lokales Restaurant auf und er verspeiste wieder nen Hähnchen mit Reis und Gemüse für genau kein Geld. Von dort aus spotteten wir das Baseballstadion, in dem am heutigen Abend sogar eine Partie der Jugendliga ausgetragen werden sollte, und schauten anschließend am Fußballstadion vorbei, da der Ground werder bei europlan, noch in der Norwegerapp und auch nicht bei Google Maps erkenntlich war. Da es sich um einen erst vor einem Jahr errichteten Neubau handelt, wollten wir lieber so früh wie möglich alles abchecken, bevor wir in einen anderen Ort fahren müssen und aufgrund dann auftretender Zeitknappheit das Spiel verpassen. Doch die Tribüne stand, auch ein Mannschaftsbus war bereits vorgefahren und die groben zwei Stunden bis zum Anpfiff konnten wir nun gemütlich im Ort verbringen. Wir fingen damit an, den erstbesten Minisuper anzulaufen, um uns ein Eis zu gönnen und vertrieben uns dann die Zeit auf einem mit Wandmalereien zur Vielfalt und Migration verzierten Marktplatz, ehe wir in Richtung Kirche liefen. Während des kurzen Weges fing es aber sowas von heftig an zu regnen, dass wir gut durchnässt waren. Sparen wir uns schon das Waschen der Klamotten. Doch nach dem kurzen Schauer kam die Sonne wieder heraus und innerhalb des Weges von der Kirche zum Stadion, nicht länger als fünfzehn Minuten, waren wir wieder trocken. Am Sportplatz mit Tribüne angekommen, verstand die Dame am Eingang erstmal nicht, was wir wollten. Nur das Jugendspiel? Gibts hier nicht, entweder alles oder gar nichts. Vor dem Spiel der ersten Mannschaft von Bocas FC traten noch die jeweiligen U18 Teams in der ersten Jugendliga, der Liga Juvenil, aufeinander. Da uns das besser in den Zeitplan passte, suchten wir uns dieses Spiel heraus. Mit gezahlten drei Dollar Eintritt und ungewöhnlicherweise ohne Armband ging es in den nach Pelé genannten Ground. Nach kurzer Zeit kam die Dame vom Einlass auf uns zu und übergab uns zwei blaue Armbänder, die wir natürlich sofort umbanden. Noch bevor der Kick startete, kam sie aber nochmal auf uns zu und drückte uns jedem einen Dollar in die Hand, da wir ja früher gehen würden. Das ist mal ehrlich und wirklich cool. Kurz darauf liefen die beiden Mannschaften ein, Gegner war die U18 von “Veragues United”, deren erste Herrenmannschaft ich am Sonntag in Atalaya besucht habe. Nach der Hymne legten die Gastgeber direkt los, Angriff über links und der Stürmer schloss aus schlechter Position flach ab. Kein guter Schuss, doch der Ball rollte unter den Armen des Hüters hindurch, der noch versuchte hinterher zu hechten. Doch dies misslang und die frühe Führung für die Hausherren war auf der Anzeigetafel. In der 25sten Minute dann das 2:0, als eine Flanke des Aussenverteidigers nach einer kurzen Ecke immer länger wurde und über allen hinweg an den Innenpfosten und von da ins Tor segelte. Traumtor. Nach diesem Tor kam ne Ladung Spielermütter auf die Tribüne, die jede Aktion laut kommentierten und wie wild rumschrien. Alter, war das Gekreische nervig. Zum Glück passierte in der ersten Hälfte ansonsten nicht mehr viel. In der Halbzeit musste allerdings erstmal noch ein Tornetz geflickt werden, damit kein Phantomtor á la Stefan Kiesling passiert. Nachdem der Kabelbinder fest gespannt war, konnte es mit dem Spiel weitergehen. Nach 65 Minuten das 3:0 nach einem direkten Freistoß der halbhoch aus 25 Metern an allen vorbeiflog, der Keeper der Gäste spekulierte auf eine Berührung eines Mit- oder Gegenspielers und sah dementsprechend verdutzt aus, als das Leder im Netz einschlug. Auch das 4:0 fiel noch, diesmal per Eigentor nach einem Pass im Fünfmeterraum, den ein Verteidiger ohne Bedrängnis selbst reingrätschte. Wir machten uns nach dem Abpfiff wieder auf den Weg zur Bushalte, um nach Almirante, gut eine halbe Busstunde entfernt, zu machen. Und fiel im Ground auf, dass wir noch keine Unterkunft für die Nacht gebucht hatten, sondern nur darüber geredet hatten, als Booking mich nicht mehr buchen lassen wollte. Da außerdem, so ergab meine Recherche, die letzte Fähre von Almirante nach Bocas del Toro, entweder um 18:00 Uhr oder 18:30 Uhr fuhr, war uns das Risiko einer Buchung auf der Insel nun zu groß. Da wir den Bus erst um Sechs bestiegen, machte ich mich daran, die Bewertungen der Hotels in Almirante, die allesamt weder bei Booking noch sonstigen Plattformen buchbar waren, zu lesen. Schnell entdeckte ich eine billige Bleibe, die wir nach der Ankunft im Ort ansteuern wollten. Da man uns ansieht, dass wir Touristen sind, ließ uns der Busfahrer etwas vor dem eigentlichen Busbahnhof raus und wir wurden direkt von Einheimischen umlagert, die uns noch für nen besonderen Tarif auf die Insel bringen wollten. Dies lehnten wir ab, da wir andere Pläne hatten. Nur eine Person, Anita, blieb bei uns und fragte, wie denn unserer weiterer Plan aussah. Ich verkündete ihr, dass wir keine Hilfe benötigten, da wir bereits ein Hotel hätten und alles andere spontan machen wollten. Doch sie ließ nicht locker, begleitete uns auf ihrem Fahrrad zur Unterkunft und beobachtete wie ich den Vorgang der Buchung mit der Dame an der Rezeption abwickelte. Nachdem wir den Schlüssel in der Hand hatten, machte sie sich vom Acker, vielleicht bekommt sie vom Hotel jetzt ne Provision, weil sie uns dorthin gebracht hat. Wer weiß. Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten, machten wir uns nochmal auf den Weg in das kleine Dorf, dass zu großen Teilen vom Tourismus und dem Hafen, an dem Chiquita seine Bananen verschifft, lebt. Wir suchten wieder ein Restaurant auf, in dem es eine vegetarische Alternative gab und trafen dabei auf einen in den USA aufgewachsenen, aber hier geborenen und wieder zurückgekommenen Local. Er fragte uns, was wir zur späten Stunde, es war kurz nach Sieben, noch hier machen würden und wir erklärten ihm, dass wir das Restaurant ihm gegenüber besuchen wollten, da es auch etwas Vegetarisches auf der bei Google hinterlegten Karte stehen hatte. Da das Restaurant aber mittlerweile geschlossen hatte, suchten wir eine Alternative. Er überlegte kurz und meinte, dass es als Vegetarier sehr schwer sei, er aber noch Reis mit Bohnen oben hätte, die er mir mitgeben will. Auch wenn ich zuerst dankbar ablehnte, ließ er sich davon nicht abbringen und holte eine ToGo-Schale mit dem versprochenen Essen heraus. Ihm durften wir im Gegenzug nichts Gutes tun, seine Freude ist, wenn die er uns Helfen konnte. Sehr dankbar über diese Begegnung suchten wir nun also das erstbeste Restaurant auf, das Mikael ansprach. Als wir gerade über einen Laden sprachen, radelte eine altbekannte Dame auf uns zu. Anita. Diesmal bat ich sie, uns das beste Chicken-Restaurant zu empfehlen, damit Mikael auch wirklich gut speisen konnte. Sie tat ihren Dienst und kurz darauf saßen wir auf Platikstühlen mit ner Coladose und zwei Mahlzeiten vor uns. Für den Gastgeber war es kein Problem, dass ich mein eigenes Essen dabei hatte. An meinem Reisepartner machte er trotzdem ein gutes Geschäft. Und das Trinkgeld ging an Anita, die neben der Verwachsenheit im Ort auch Touren an Touristen verkauft. Diese bot sie uns aber während des gesamten Gesprächs nicht einmal an, was ich sehr schätzte. Deshalb fragte ich sie von mir aus nach den Routen, die sie im Angebot hatte und machte Fotos davon. Mikael und ich überlegten uns tatsächlich eine dieser Touren zu buchen, da wir es einfach super sympathisch fanden, dass sie uns damit nicht von sich aus auf den Leim gegangen war. Mit gefülltem Magen zogen wir uns in die Unterkunft zurück und schliefen recht bald ein.

Tag 37, 27.01.2024 – Es geht mal wieder auf ne Insel.

Nachdem wir am Vortag nicht allzu spät ins Bett gegangen waren, wachte ich bereits gegen Sieben auf und klappte meinen Laptop auf, um endlich einige ToDos abzuarbeiten. Dies machte ich knappe zwei Stunden, ehe wir das Hotel in Richtung eines uns empfohlenen Frühstückrestaurants verließen. Dies war nur wenige Meter von uns entfernt und bot neben Empanadas auch Hojaldos, die mir die Dame mit Käse belegte, auch wenn das so nicht auf der Karte stand. Für quasi kein Geld wurden Mikael und ich hier satt, ich holte im danebenliegenden Supermarkt noch ne kalte Schokomilch und anschließend unser Gepäck ausm Hotel. Die paar Schritte zum Fähranlieger wollten wir extra von hinten angehen, damit wir den Tourifängern vom Vortag aus dem Weg gehen würden. Doch auch auf dieser Seite stand José bereit, der uns zum Stand seiner Familie lotste. Der von ihm aufgerufene Preis war genau der, den wir auch online überall fanden, daher kamen wir mit. Am Pier angekommen buchten wir das Hin- und Rückfahrticket für uns beide und mussten einige Momente warten, bis das Boot ready war. In der Zeit checkte ich mein Instagram und stellte fast, dass das am Samstagabend der Vorwoche besuchte Spiel zwischen San Miguelito und Arabé Unido, welches regulär 2:2 ausging und vom Fanaufkommen das Spektakulärste in Panama war, nun mit 0:3 an die Gäste gewertet wurde, da das Heimteam einen nicht auf dem Spielberichtsbogen erwähnten Spieler eingesetzt hat. Balingen Vibes. Irgendwann konnten wir die Fähre dann besteigen und mit umgehängter Rettungsweste ging es ungefähr eine halbe Stunde über den Ozean bis nach Bocas del Toro. Dort angekommen überraschte uns erstmal die schlechte Straße, denn alles war matschig. Von anderen Touristen hatten wir bereits mitbekommen, dass das Wetter die letzten Tage alles andere als gut war, aber das die Infrastruktur dann auch noch nicht mit dem Festland mithalten kann, hatten wir nicht erwartet. Nichtsdestotrotz ging es, die wieder einmal zahlreichen Schritte, zur Unterkunft, an der wir gut eine Stunde vor Check-In mal wieder aufgrund eines Schauers völlig durchnässt ankamen. Sachen abgestellt und ans Meer setzen. Weltklasse. Für den heutigen Tag gab es wenig Pläne, wir wollten lediglich entspannen, auf besseres Wetter hoffen und nochmal die halbe Stunde Richtung Stadt laufen, um in einem Supermarkt für die kommenden Tage einzukaufen. Dies machten wir nachdem sich das Wetter gebessert hatte auch und fanden dabei noch ein ansprechendes Restaurant, in dem wir gut speisten. Die Kellnerin konnte sogar gutes Englisch, was in dieser Touristenhochburg aber wahrscheinlich auch Pflicht ist. Auch der Gang an einen ATM war leider wieder geplant, da das Bargeld schon wieder zur Neige ging. Nach der Runde durch den Hauptort machten wir uns über den Strand auf den Weg zum Supermarkt und verpassten diesen, da uns das Beobachten eines Pferds am Strand irgendwie wichtiger war. So mussten wir wieder einige Minuten zurücklaufen, konnten uns aber dann mit Toast, Käse, Nudeln und Tomatensauce eindecken. Zwar gab es auch unterhalb unseres Hostels kleine Restaurants, doch diese waren unverschämt teuer. Kein Wunder, wenn man so am Arsch der Welt wohnt und nur Touris dort essen. Bereits am Abend machten wir uns die erste Hälfte des Megapacks Toast mit Käse, machten noch etwas Sport am Strand und verpissten uns dann recht zügig ins Bett, da wir am Folgetag bei hoffentlich gutem Wetter baden gehen wollten.

Tag 38, 28.01.2024 – Nicht nachmachen.

Recht früh waren wir also wach und lauschten von unseren Betten dem auf das Dach prasselnden Regen. Soviel zu besserem Wetter. Das war uns aber egal, wir machten uns fertig, frühstückten die andere Hälfte des Toastpakets mit dem übrigen Käse und packten unser Zeug für einen Strandtag. Zu Fuß ging es zum “Playa Bluff”, einem enorm langen Strandteil, der direkt neben einem Dschungelabschnitt liegt. Die gute Stunde zu Fuß bei mittlerweile Sonne machte Laune auf die Abkühlung am kalten Nass. Eine erste Kostprobe davon machten wir direkt am ersten Strandabschnitt, der menschenleer war. Wir kletterten auf umgestürzte Palmen, schossen instagramtaugliche Fotos und wateten durch das angehneme Wasser, vorbei an Palmen, kleinen Klippen und moosigen Felsen, bis wir einen perfekten Spot zum Ganzkörperbaden gefunden hatten. Die nachfolgenden Zeilen sind mir tatsächlich unangenehm, aber sie sollten ein warnendes Beispiel sein. Es ist alles gut ausgegangen. Macht das nicht nach, nirgends auf der Welt. Die Wellen schienen gut zum Surfen und ich erinnerte mich an Tage in der Türkei, an denen ich meinen Körper waagrecht auf den Wellen kurz vor dem Brechen bugsierte und so mit dieser Richtung Strand getragen wurde. Dies probierte ich hier auch mehrfach, nachdem ich in einige Wellen herein sprang. Doch plötzlich wurden diese Wellen immer größer und ich befand mich gut 50-100 Meter weg von Mikael, der richtigerweise sehr vorsichtig geblieben ist. Jede Welle ließ mich nun Richtung Meeresboden zirkulieren und raubte mir Kraft ohne Ende. Nach der ungefähr zwanzigsten übergroßen Welle, ich konnte alles, aber nicht mitzählen, und geschätzten 10 Minuten im Wasser erkannte ich die Gefahr viel zu spät. Ich war hier mitten im Ozean gefangen und kam, so hatte ich das Gefühl, nicht mehr ohne Hilfe raus. Eine Welle nach der anderen brach über mir herüber und ich fühlte mich verloren. Ertrinken muss ein so grausamer Tod sein, dass schoss mir durch den Kopf. Ich versuchte meine Kraft zu bündeln, auf die Krone der geschätzt vier Meter hohen Wellen zu kommen und mich von denen in Richtung des rettenden Ufers treiben zu lassen. Dies misslang einmal. Ich schluckte Meerwasser und zirkulierte wieder mit dem ganzen Körper in der Kraft des Meeres. Dies misslang ein zweites Mal und ich fühlte nichts mehr. Doch etwas in mir war noch nicht bereit aufzugeben. Ich rief, so laut ich in diesem Moment konnte, “Help”, und sah einige hundert Meter von mir einen Surfer und dachte mir, dass ich das auch kann. Mein Ruf erstickte zwar in der Geräuschkulisse des tobenden Meeres, es gab mir nochmal einen Ruck. Die nächste Welle erwischte ich, wie auch immer perfekt. Und auch die nächste brachte mich näher an den Strand, von dem Mikael schon entgegen gerannt kam. Er konnte nach der dritten Welle, die mich in den Bereich brachte, an dem es mir möglich war zu stehen, meine Hand greifen und begleitete mich in eine einigermaßen sichere Zone, in der ich mehr oder weniger zusammenbrach. Noch nie hatte ich meinen Körper so kraftlos gefühlt. Noch nie spürte ich so wenig und konnte nicht reden. Ich legte mich auf die Seite und wollte nicht mehr. Per Handzeichen zeigte ich meiner Begleitung auf, dass ich Wasser brauche. Man mag es kaum Glauben, aber ich war eine Zeitlang beim DLRG und hatte deshalb meine Fähigkeiten im Wasser überschätzt. Vielleicht hat mir das aber auch wieder die Rückkehr an das sichere Ufer beschert, da ich das Wissen gebündelt und instinktiv angewendet habe. Ist am Ende auch egal. Mikael brachte mir Wasser und träufelte dieses mir vorsichtig in den Mund, den ich nur im Liegen und halb öffnen konnte. Ich war wirklich am Arsch. Schlucken funktionierte kaum, so dass die ersten Tropfen direkt wieder hinaus flossen. Zum Glück gab es keine Aussenstehenden, die hätten sich zurecht gefragt, wer so dumm ist. Mit der Zeit kam etwas Kraft zurück. Das erste Wasser hatte sich den Weg in meinen Magen gebahnt und löste dort ein Unbehagen aus. Da ich an der ersten Position, an der ich mich noch immer befand, mittlerweile zwei Mal von kleinen Wellen unterspült wurde, brachte mich Mikael dazu, auf allen Vieren eine Position etwas höher einzunehmen. Nach diesem, in dem Moment für mich unglaublichen Kraftakt, legte ich mich selbst in die stabile Seitenlage und übergab mich mehrfach. Keine Ahnung, wie viel Salzwasser ich in der Zeit aufgenommen hatte, aber mein Körper wollte es loswerden. So beauftragte ich Mikael immer weiter, mich mit Wasser zu versorgen, damit alles durchgespült werden kann. In dieser Position fing auch meine Nase wie wild an zu tropfen, was für mich ein Zeichen dafür war, dass die Flüssigkeit hilft, das Salz aus meinem Körper zu spülen. An Position eins und zwei lag ich kumuliert über eine Stunde ohne mich wirklich zu bewegen und noch immer schlug mein Herz wie verrückt. Ich spürte aber langsam wieder Kraft in mich kommen und schaffte es, nachdem das Wasser auch die Liegeposition, in der ich mich gerade befand, wieder unterspülte, aufzustehen und zu unserem Klamottenspot zu laufen. Doch noch immer war ich alles andere als stabil. Wieder legte ich mich hin und meinte mit einem Lächeln zu Mikael, der von Notarzt bis Taxi alles rufen wollte, dass er mir noch ne halbe Stunde geben soll und wir dann wieder zu Fuß ins Hostel laufen können. Sein “you are crazy man“ brachte mich zwar zum Nachdenken, aber nicht zur Vernunft. Meinem mittlerweile schwitzender Körper konnte ich nun unbegrenzt Wasser zuführen, auch mehrere Schlücke auf einmal klappten, so dass ich in dieser halbe Stunde mehr als zwei Liter zu mir nahm. Zum Glück hatten wir gemeinsam vier Liter dabei. Nach dieser angesprochenen Wartezeit wusch ich mir den Sand von Armen und Beinen und wir machten uns durch den Dschungel wieder auf den Weg zum Hostel. Natürlich kam es, wie es kommen musste, und der Regen kam zurück. Doch dies tat meinem zurückgekehrten Lebenswillen keinen Abbruch und nach etwas mehr als fünf Kilometern meldete sich vor allem der Harndrang. Ich hoffe sehr, dass meine Nieren von dieser Action nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, aber das sollte nach dem Drama vielleicht nicht meine größte Sorge sein. Am Hostel angekommen, wurde erstmal ausgiebig geduscht, bevor wir uns wieder dem regulären Tagesplan widmeten. Kochen. Die Nudeln mit Tomatensauce waren zügig gemacht und nachdem mein kraftloser Körper jede einzelne dieser Nudeln benötigt hat, zog ich mich erstmal für zwei Stunden Mittagsschlaf in mein Bettchen zurück. Und holy musste ich danach pissen, das habe ich noch nie erlebt. Aber wohl auch verständlich. Mikael hatte sich an den Strand des Hostels zurückgezogen und laß sein Buch, während ich meinen Laptop aufklappte und weitere Sachen von der ToDo-Liste abarbeitete. Währenddessen lernte ich zwei Berliner kennen, die mir gute Tipps für Guatemala geben konnten, mich aber gleichzeitig auch vom Schreiben abhalten. Machste nix. Gegen Elfe viel ich komplett kaputt ins Bett, musste mein Kopfkino, gefangen im Meer mit den Wellen auch echt lange bekämpfen, bis ich zur Ruhe kommen konnte. Vielleicht kann ich ab sofort einen zweiten Geburtstag feiern.

Bilder:

Sammelsurium zwei Tage Panama City mit Mikael Boquete Sightseeing Vulkan Barú Wanderung David Sightseeing David Spiel El Empalme Spiel Bocas del Toro Sightseeing Bilder mit Hut am Strand

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Julián

    Ich weiß es nicht von wo du so viel Kraft findest um so eine lange Wanderung nachts zum Vulkan zu machen. Und nochmal am Ende du machst unsere Herzen kapputt mit deine schwierigkeiten am Meer! 🙂

    1. Freeezy1893

      Hi Julián, ich glaube einfach, dass ich was wandern angeht gerade einfach gut in Form bin. Da wird auch die nächsten Wochen mehr kommen. Und die Situation im Meer war kritisch, defintiv. Aber ist zum Glück nochmal gut gegangen.

  2. Maria WRW

    Oh Felix Du forderst Deine Schutzengel ganz schön heraus Gott sei Dank haben diese bis jetzt einen guten Job gemacht und Dein Körper auch- weiterhin eine beschütze Reise- schon irre was Du so alles erlebst-liebe Grüße

    1. Freeezy1893

      Hallo Maria,
      danke dir! Meine Schutzengel haben tatsächlich allerhand zu tun gehabt, aber ich versuche sie nun auch ein wenig Urlaub machen zu lassen. 🙂

  3. Maria WRW

    Happy Birthday lieber Felix, 25 das ist doch eine Ansage!!!! Alles erdenklich Gute zum Geburtstag weiterhin eine tolle Reise, immer eine helfende Hand, eine mega leckere oder kreative vegetarische Speise, tolle Begegnungen, Erlebnisse die prägend sind und vor allem G e s u n d h e i t- und immer Flügel die Dich beim Fallen abfangen – hab eine tollen Tag und lass Dich „ Hoch“ leben ganz herzliche Grüße aus Plieningen- eins, zwei, drei im Sauseschritt läuft die Zeit wir laufen mit( Zitat aus Wilhelm Busch) 🙂 🙂 🙂

    1. Freeezy1893

      Hallo Maria,
      vielen Dank für deine Glückwünsche! Ich habe definitiv das Beste aus dem Tag herausgeholt! Und auch in Zukunft wird alles gut laufen, da bin ich mir sicher!

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